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grofien Myrtenkranz und Flitterwerk uberwuchert ist 1 . Vorherrschend sind dort die Farben schwarz, weiB und griin. Die Kopftracht der Brautjungfern war und ist der der Braut sehr ahnlich. In der Niederlausitz tragen sie ebenfalls den Hupac, in der Ober- lausitz trugen sie bis vor kurzem die Borta 2 , heute aber besteht der Kopf- schmuck der katholischen Brautjungfer aus drei riickwarts an dem Haar befestigten Maschen: die unterste ist weifi und gestickt, die mittlere griin und auffallend schmal, beide iiberragt die groBe Masche aus Rosaseide, deren Mittelstuck haubenartig um das gescheitelte Haar gebunden und befestigt ist’. Die Hochzeitstracht der slońka (bei den Katholiken der Oberlausitz) unterscheidet sich fast gar nicht von der gewohnlichen Sonntagstracht: schwarze Haube mit breiten Spitzen iiber Stirn und Schlafen, cankata mĕca, unter dem Kinn ein weifigesticktes Latzchen, riickwarts eine groBe schwarze Masche mit tief herabhangenden Bandern, Fehlen des Brustschmucks. 17. Vielfach spielt beim Ankleiden der Braut die Backdose, os. dźtźa, ns. źježa, eine magische Rolle. Nach Schmaler 4 war es in der Nieder- und in der Oberlausitz Sitte, daB sich die Braut wahrend des Aufputzens eines Backfasses als Sitzplatzes bediente. Bei Schulenburg 5 heifit es: „Wenn der Kopfputz fertig ist, soll die Braut in ein BackfaB, dźtźa, treten. Dann wird ihr (friiher in Schleife, jetzt noch z. B. in Miihlrose = Miloraz) ein Stiick Leinwand auf den bloBen Leib gebunden. Dann wird sie im Backfasse stehend angezogen, und ist sie fertig angezogen, so mufi sie mit einem Satze aus dem Backfasse herausspringen. Dann braucht sie bei der Entbindung keine Hebamme, baba. Kommt sie aber nicht mit einem Sprunge aus dem Backfasse heraus, so bringt es Ungliick." Bei der Deutung dieses Brauches ist meiner Meinung nach von der magi- schen Kraft auszugehen, die den Teig zum Schwellen bringt: Wenn sie in der Niederlausitz mit der Kuh vom Stier zuriickkommen, geben sie ihr etwas Sauerteig zu fressen, damit sie ein Kalb bringt’. Damit die Pferde dick werden, soll man ihnen am Weihnachtsabend etwas Teig geben, den man von der Brotschaufel abgekratzt hat 7 . Die serbischen Grenzer in der Lika geben einem gekauften Schweinchen zuerst Sauerteig, dann wird es schwellen und wachsen wie der Teig. In Var- varin (Ls. Temnič, Serbien) besteht die Sitte, daB sich die Miidchen am Weih- nachtsabend nach dem Essen versammeln und unter magischen Zeremonien um einen Sauerteig tanzen und singen. Jede bekommt ein Stiickchen, welches sie in die Brust steckt und die ganze Nacht dort lafit. Alle bleiben bis friih wach und hiiten den Weihnachtssauerteig. Er ist heilkraftig bei Schwan- gerschaft und bei Viehkrankheiten 3 . In ahnlicher Weise huteten die Bul- 1 Bilder bei Tetzner, Abb. 132, 133; Farbige Bilder bei Kuba, Ctenl o Łužici, Abb. 57, 58, 59. — ’ s. Tetzner, Abb. S. 309. — 3 Farbige Bilder bei Kuba, op. cit., Abb. 7, 11, 36, 38. — ’ Volksl. II, 244. — 6 W. V. 120. — • Guhrow (G6ry), Frau M. Kroll, m. — 7 Schulenburg, W. V. 129: GroB-Schulzendorf bet Zossen. — ’ Mu- seumsdirektor N. Zega, Belgrad, m.