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kulinbildung zu ktmotra < *ki>matra < lat. commdtrem'. Dazu gehdrt auch die sorbische Bezeichnung des Patenkinds: os. kmotřik, mot(k) m., mot(k)a f., ns. kmotśik. Ihre Zahl betriigt mindestens drei, gewdhnlich aber mehr; nach der alten Sitte wahlt man eine ungerade Zahl von Paten, so daB bei einem Knaben die Zahl der mannlichen Paten um eins grofler ist als die der weiblichen, bei einem Madchen die Zahl der weiblichen Paten um eins grofier ist 1 2 . Heute nimmt man es mit der Zahl und der Verteilung nach Geschlechtern nicht mehr so genau, doch legt man auf eine stattliche Zahl von Paten Wert, die nicht selten zwolf betriigt. — In Burg hat man heute entweder nur mann- liche Paten (bei Knaben) oder nur weibliche (bei Knaben oder Miidchen) oder mannliche und weibliche. Nach Abraham Frenzel 3 werden bei den Sorben um 1700 „zu des Kinds Taufe als Zeugen gemeiniglich ihrer drei gebeten, welche das Kind zur Taufe bringen, und tragt die jiingste von den Frauen- zimmern das Kindlein“. Zur Patenschaft bittet dieHebamme. Friihertrug sie hierbei ein schwarzes Stabchen in der Hand, wenn sie die Geburt eines Knaben anzeigte, aber ein weiBes Stabchen, wenn es sich um ein Madchen handelte 4 . Bei den katholi- schen Sorben ging die Hebamme mit einer griinen Rute einladen und schlug diejenigen damit, denen sie die Einladung zur Patenschaft iiberbrachte 5 . Sobald die Paten am Tauftage (meist am 3. Tag oder am Sonntag nach der Geburt) in das Haus der Wochnerin eintreten, sprechen sie einen Gliick- wunsch aus, der zu Schmalers Zeiten lautete: Daj bdh zbožje, zo by wam waś młody synk strowy a čerstwy narostl (młoda džowka strowa a čerstwa na- rostla)! Daj tež bdh zbožje waśim śjesć ńedželam, zo byśće strowa była a strowa a weseła 2 nich wujśla! »Gebe Gott das Gliick, daB Euch Euer junger Sohn (junges Madchen) gesund und frisch aufwachse! Gebe Gott auch Euren Sechswochen Gliick, daB Ihr gesund bleibt und gesund und munter davon aufsteht« 8 . Die verheirateten Paten erscheinen in ihrer Sonntagstracht, Miidchen kom- men in der Hochzeitstracht (als Ziichtjungfern) und spenden den ledigen Paten entweder einen StrauB, strusk, kiinstlicher Blumen oder ein Tuchlein ins Knopfloch je nach den iiblichen Hochzeitsriten. Dafiir werden sie von den Burschen im Gasthaus freigehalten. Nach einem kleinen Imbifi im Taufhaus iibergibt man den Taufling ge- wohnlich der jiingsten Patin. Einen Knaben iibergibt man vielfach dem jiingsten Paten 7 . Um Schleife (Slepo) tragt die alteste Patin den Taufling zur Kirche, die jiingste nach Hause. Er ist in ein weifies Bettchen gehullt, das von bunten Bandern umwunden ist, dariiber legt man ein buntes Tuch 1 Berneker, EWb. I, 662. — 2 Schmaler, Volksl. II, 249; Hortzschansky, op. cit. I, 127; Imiš, op. cit. 38. — 3 Historia populi, Hs. 548. — * Hortzschansky I, 127; Schmaler, Volksl. II, 249. — 5 Hebamme Frenzel, Crostwitz (Crćsćicy). m. — 6 Schmaler, Volksl. II, 249. — 7 Imiš, op. cit. 37: Osling (Woslink).