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zu schiitzen, gibt man in Schleife (Slepo) ersterer eine Handvoll barbjeńk (Vinca major) und den pdžytk »Nutzen« genannten Teil der Nachgeburt zu fressen 1 . Die iibrige Nachgeburt, posledk, poslednje (=»das Letzte«) laBt man drei Tage im Stalle liegen, damit die Hexen dem Kalb nicht schaden konnen; man gibt ihm ein auch in der Apotheke kauf liches, aus verschiedenen Krautern bestehendes Nutzpulver ein, und zwar gleich mit der ersten Milch 2 . Durch neun Tage wird nichts verborgt, auch kein Dunger gefahren. Wer von den Hausbewohnern das Kalb zum erstenmal sehen will, muB vorher ins Feuer blicken und sich dreimal mit Wasser zwischen den Augen waschen, zo by so wot njeho ćeleću „njenadostalo“, »damit das Kalb nicht vom bosen Blick leidet«. Von der ersten Milch (syra »Biestmilch«) nach der Geburt des Kalbes wird eine Art Pfannkuchen gebacken, jajko genannt (Heide), weil die Speise einem Eierkuchen ahnelt. DaB es sich um eine alte Opferspeise handelt — Dankopfer fiir die gliickliche Geburt —, ist daraus zu ersehen, dafi alle Haus- genossen davon essen, aber ja kein Fremder, und dafi sie kein.Messer (Eisen- gerat!) dabei verwenden diirfen. Wiirden sie das tun, dann gabe die Kuh Blut statt Milch, und auch das Kalb wiirde zugrunde gehen. In Nochten (Wochozy) glaubt man, daB der Gebrauch des Messers Aufspringen des Kuh- euters zur Folge hatte. Auch die erste Butter nach dem Kalbe mufi im Hause gegessen werden, man darf sie nicht verschenken oder verkaufen, auch iiber keine Grenze tragen’. Auch im Schonhengstgau in Nordmahren buk man von der ersten Milch das Beifi-Fiillsel, im friiheren Schlesien den Biefikuchen. Davon darf nichts weggegeben werden, man gabe sonst den Nutzen weg 4 * * . Das Abgewdhnen des Kalbes geschieht Sonntag friih’, wahrend die Kirchenglocken lauten (Glocken vertreiben bose, feindliche Machte!). Wer es anbindet, soll dabei schweigen und Brot kauen, damit das Kalb gut frifit und nicht nach dem Muttertiere brullt’. Das Abgewdhnen soll bei zunehmen- dem Mond geschehen. Nach Schmaler 7 soll man das Kalb mit einem Tischtuch bedecken und riickwarts (Verbot des Umsehens!) zu der Krippe bringen, an die man es an- binden will. In Nochten hat man friiher das Kalb nach dem Anbinden mit einem Handtuch abgewischt und dieses dann an einen Baum gehangt, damit das Kalb so gedeihe wie der Baum 8 . Das stimmt zu dem oben (P. 3) be- sprochenen Brauch, das Badewasser des Kindes stets an einen und denselben Baum zu schiitten und ihm den Namen des Kindes beizulegen. 1 Auch im ehemaligen Schlesien gab man der Kuh diesen Nutzen zu fressen, da- mit sie den Nutzen nicht verliere: Drechsler II, 100. — * Schulenburg, W. V., S. 161. — 3 Handrik 122; H. Funke, Kdnigswartha (Rakecy), m.; F. Petrik, Nochten (Wochožy), m.; Schulenburg, W. V., 115. — * Drechsler II, 101. — ’ Also an einem Fleischtag, damit es das Fleisch behalt. Vgl. auch Drechsler II, 102; Sartori, SB. II, 138, Lit. — “ Funke, Kdnigswai tha, m.; Handrik 123: Schleife (Slepo). — 7 Volksl. II. 261. — 8 Frau Petrik, m.