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Teilnahme des Geistlichen Flurprozessionen, wobei vier Kirchenfahnen vor- angetragen werden 1 . Beim Kartoffelsetzen hilft einer dem andern einen leeren Sack auf die Schulter heben und tut so, als ob er voll und schwer ware 2 . Dasselbe tun sie, wenn sie einen Apfelbaum pflanzen. Von hier aus ist dieser Analogiezauber wohl auf die „Erdapfel“ iibertragen worden. — Man setzt die Kartoffeln ge- wohnlich bei Vollmond, am liebsten im Zeichen des Lowen, und vermeidet es im Zeichen der Zwillige, der Fische und des Krebses 3 . Wenn man beim Legen der Gurkenkerne lange Schuhe tragt, werden die Gurken ebenso lang 4 . Lang werden sie auch, wenn man einen gefundenen Strick in Stiicke zerschneidet und in die bliihenden Gurken legt 5 . Damit die Hasen nicht ins Krautfeld gehen, soll man die Rauchfleischstabe hinein- stecken'. — Um zu verhindern, dafl die Sperlinge die ausgesate Hirse aufpicken, soll man Sand beimischen, den man um Mitternacht von einem frischen Grabe geholt hat 7 . Wer Raupen aus dem Kohlfeld vertreiben will, soll sie mit einem Besen nach einer vorbeikommenden Leiche hin herunterkehren und rufen: „Nimm mit, nimm mit!“ 8 Die ersten Friichte eines Obstbaumes diirfen nicht gestohlen werden, sonst tragt er angeblich nichts mehr 9 . Aus diesem Verbot spricht der uralte Glaube an den Baumgeist, der die Friichte entzieht, wenn man ihn beleidigt. Anderseits kann er wieder zum Tragen gezwungen werden, wenn man ihn zu Weihnachten mit der Axt bedroht 10 . — Ein Nuflbaum gibt gute Friichte, wenn man ihn auf einen viereckigen Stein gepflanzt hat 11 . Wahrend in der Heide der oben angefiihrte Analogiezauber (Heben des leeren Sackes) beim Pflanzen eines Obstbaumes geiibt wird, werden im Spree- wald die ersten Friichte in einem ViertelmaB gemessen, dann in einen grofien Sack getan und von einem Kind (oder Erwachsenen) auf den Boden ge- schleppt 12 . Ernte und Erntefest 125. Vor Beginn des eigentlichen Mahens findet manchmal ein Probemahen statt 13 , wie es auch aus der Altmark und aus Litauen bezeugt ist 14 . Die Ge- treidemahd eroffnet der alteste Knecht mit der altesten Magd als Binderin. Sie schmiickt ihm Sense und Hut mit Straufichen, die er dann aufhebt. Wah- rend des Mahens gefundene Doppelahren steckt der Schnitter an den Hut, denn sie bringen Gliick (Lohsa) 15 . 1 J. Rentsch, Crostwitz (Crosćicy), m. — 2 Kirchendiener Funke, m.: Lohsa (Łaz). -— 3 Heidebewohner. — 4 Veckenstedt 475. — 5 Schulenburg, W. V., 116: Burg. — 6 Schmaler, Volksl. II, 261. -— 7 Schulenburg, W. V., S. 242. — 8 Schulenburg, ib. 242. — 0 Schulenburg, W. V., 117. — 10 Parallelen bei Sartori, SB. II, 119; Schnee- weis, Weihn. Skr. 114. •—• 11 Veckenstedt 475. — 12 Schulenburg, W. V., S. 242. — 13 Veckenstedt 443. — 14 Sartori, SB. II, 74. — 15 Parallelen bei Sartori, SB. II, 79; Bystroń, ZŽ. 215.