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Die erwahnte Feststreu zu Johanni bildet ein interessantes Gegenstiick zu der am Balkan und in Osteuropa noch lebendigen Weihnachtsfeststreu. Auch fiir allerhand Zauber ist die Johannisnacht geeignet. Wer sein Vieh von der Behexung befreien oder fiir das ganze kommende Jahr davor bewahren will, der soll in dieser Nacht von drei Nachbarn Krauter oder Halme vom Strohdach stehlen, gut mischen und dem Vieh zu fressen geben 1 . Andere sammeln zwischen Johanni und seiner Oktave von neun verschiedenen Grenzen eine Handvoll Gras, trocknen sie und geben sie den Kiihen, um mehr Milch und Butter zu haben. In dieser Zeit soll man auch nicht Heu schobern. In der Angst vor Behexung wurzelt das Verbot, zu Johanni etwas zu ver- borgen 2 . Uber Maibaumbrauche zu Johanni wurde bereits oben gesprochen, das hier und da zu Johanni iibliche Hahnschlagen wird im Rahmen desErnte- festes behandelt werden. Wasserbrauche und Bader zu Johanni, die uns sonst in Europa haufig begegnen 3 , lassen sich bei den Sorben nicht mehr nachweisen. Diese Brauche scheinen sich bei ihnen auf das Osterwasser konzentriert zu haben. Auch bei den Deutschen in der Niederlausitz spielt das Johanniswasser keine Rolle, blofi aus Gubinchen bei Guben ist die Sitte bezeugt, dafi man um Mitternacht Wasser schopfte und es dem Vieh iiber den Riicken gofi 4 . Nach Abraham Frenzel 5 fand um Johanni das „SchieBen nach dem Schdps“ statt. Es bestand in einem Preiskegelschieben, bei welchem dem ersten Sieger ein Schops zugesprochen wurde. Musik und Trinkgelage er- hohten die Festfreude. — Verkegeln eines Hammels ist in manchen deutschen Gegenden zu Pfingsten iiblich 6 . Im Braunschweigischen fanden friiher eben- falls zu Pfingsten Wettlaufe der Madchen um einen Hammel statt 7 . Jakobus (25. Juli), J akub 112. Das Gebot, an diesem Tage die ersten Kartoffeln zu graben 8 , beruht meiner Meinung nach auf dem Gleichklang des Namens Jakob und dem Sor- bischen kopaś, »graben«. Den Deutschen ist dieser Glaube fremd. Vgl. hierzu den aus dem Waldeckschen bezeugten Brauch, zu Jakobi mittags 11—12 von jeder Kohlpflanze ein Blatt zu nehmen und zu sprechen: „Jakob Dickkopp, werd’ so dick wie mein Kopp!“ Der Brauch wurzelt in dem Gleichklang Jakob — Kopp, Kopf 9 . Abdon (30. Juli) 113. An diesem Tag soll man Disteln jaten. Jeder Baum verdorrt, wenn man dreimal mit der Axt gegen ihn schlagt und ruft: „Abdon, posuš", »A., 1 Handrik irn CMS. 54 (1901), 120: Schleife (Slepo); nianche tun dasselbe in der Walpurgisnacht, s. oben P. 105. — 2 Schulenburg, W. V., S. 254; dasselbe Verbot galt in Schlesien: Drechsler I, 144. -—■ 3 Sartori, SB. III, 223, wo Lit. — 4 K. Gander in den Niederl. Mitt. VI, Heft 1 (1899), 30. — 5 Historia, Hs., S. 165. — 6 Sartori, SB. III, 212. — 7 Andree, Braunschweiger Volksk. 355. — 8 Veckenstedt 443. — 8 Mannhardt, WFK. 2 , I, 277.