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rianten in ganz Europa wieder 1 . Sie entspringt der alten volkstiimlichen Vorstellung, daB ein gottliches Liebespaar (Wachstumsgeister) im Friihling einen Bund schliefit, der befruchtend einwirkt auf das vegetative und ani- malische Wachstum auf Erden (vgl. Adonis und Aphrodite). In dieselbe Reihe gehort vielleicht das junge Brautpaar im sorbischen Weihnachtsumzug (P. 81) und das Konigspaar beim Erntefest. Sie alle sind irdische Abbilder des gdttlichen Paares, menschliche Verkdrperungen der Wachstumskraft. Christi Himmelfahrt 107. Os. stupjenje do njebjes, Bože spĕće, ns. stupny sweźeństupny stwortk. Nach Abr. Frenzel 2 wurde 1524 in den Kirchen zu Bautzen zum letztenmal die Auffahrt Christi in den Himmel gegenstandlich dargestellt, indem man eine Christum darstellende lebensgroBe Figur (Frenzel nennt sie »Fladen- gotzen«) durch Weihrauchdampfe hindurch zur Kirchendecke hinaufziehen liefi. Auch aus katholischen Kirchen ist der Brauch heute geschwunden, in der armenischen soll er noch leben 3 . An diesem Tage soll man nicht arbeiten, vor allem nicht nahen. Wer ein am Himmelfahrtstage genahtes Kleidungsstiick tragt, kann leicht vom Blitz erschlagen werden 4 . Ein sorbisches Sprichwort lautet deshalb: Stož so na Bože spĕće šije, Do teho Bože njewjedro bije. »Was zu Chr. H. genaht wird, In das schlagt Gottes Blitz ein.« Dieses Verbot ist in Deutschland weit verbreitet 5 . Die Angst vor dem Blitzschlag wurzelt wohl in dem Glauben, dafi sich an diesem Tage der Him- mel offne, und in der Erfahrung, daB Eisen den Blitz anzieht. Pf ingsten 108. Os. swjatki, ns.swĕtki, eigentlich »Feiertage«, zuursl. *sv<;ti> »heilig«, vgl. čech. svatek »Feiertag«, poln. świqtki »Pfingsten«. Der Pfingstsonntag heiBt os. swjatkownička, ns. swĕtkownica. — Im Kalauer Dialekt heifit Pfingsten biře oder biry pl. t. (aus ahd. fira, dieses aus 1. feriaej*. Nicht bloB die Hauser werden mit Birkenreisern geschmiickt, sondern auch dieKirchen. Abraham Frenzel 7 berichtet iiber die Pfingstbrauche seinerZeit: „An dem ersten Pfingsttage ist in etlichen Gemeinden der iibrige Gebrauch, daB die Leute, gleich wenn der Segen des Herrn gesprochen worden, von den 1 Mannhardt, WFK. I, 422 ff. — 2 Historia, Hs., S. 473. — 3 Albers 212. — 4 Schma- ler, Volksl. II, 259; Schulenburg, W. V., 145. — 6 Sartori, SB. III, 188. — 6 Mucke, Wb. s. v. biře. — 7 Historia, Hs., S. 99.