Volltext Seite (XML)
Winter - Der Weihnachtstisch 99 et chorizando conveniebant, quod detestabile erat et malum.“ Die Sitte habe in Rom, Ravennq, Mailand bestanden. Die Christnacht heiflt boža noc, der Christtag boži dźeń, hodozunička, ns. godowny swedźeń, der letzte Tag im alten Jahr stare leto, der Neujahrstag nowe leto, der Dreikdnigstag tři krale, třo kralojo. Die Zwolften 70. Die Zwolften, os. mjez hodami, ns. mjaz(y) godami, »Zeit zwischen den Festen«, sind bei den Sorben wie bei allen Christen die gefahrlichste Zeit des Jahres. Mundus patet, die Geisterwelt ist entfesselt. Verschiedene Verbote wurzeln in dieser Angst vor feindlichen Damonen: Man darf am 24. Dezember nichts verleihen und nichts verkaufen x , wohl deshalb, damit mit diesen Dingen wahrend der Zwolften kein Schadenzauber getrieben wird. (Angst vor Behexung verbietet das Verleihen und Verkaufen auch vor der Walpurgisnacht 1 2 .) Man darf nicht spinnen (heute gilt das Verbot fiir das Gesinde nicht mehr so streng), sonst kommt die Murawa 3 und straft einen, oder die Schafe bekommen die Drehkrankheit (Analogieglaube). Be- sonders streng gilt das Verbot fiir Miitter, denen Kinder gestorben sind. In den Spinnstuben werden die Rocken bis 23. Dezember abgesponnen, und aus diesem Anlafl wird ein kleiner Festabend veranstaltet. Er heiflt ns. dopalo- wak (zu paliś, »brennen«) oder dolamowak (zu łamaś, »brechen«), weil denen, die nicht fertig werden, die Rocken angebrannt oder zerbrochen werden. Ferner darf man keine grofle Wasche waschen, wenigstens nicht mit Asche (Preilag [Pśilug] bei Peitz [Picń]), wohl wegen des friiher damit verbundenen Schlagens mit dem Waschepracker. Verboten ist in dieser Zeit ferner das Dungerfahren und Arbeiten, die mit Larm verbunden sind, wie Holz- hacken, Stampfen u. a. 4 5 . In einigen Gegenden ist es auch verboten, wahrend der Zwdlften Bohnen (in Werben = Werbno) oder Erbsen (Schleife = Slepo) zu essen 6 . Aus dem Scheinen der Sonne an den zwolf Tagen prophezeit man Ereignisse im neuen Jahr 6 . Der Weihnachtstisch 71. Im Mittelpunkt der Hausfeier steht der Weihnachtstisch. Ziige des alten Opfermahls schimmern bei den Sorben bloB durch, wahrend sie bei den Sud- und Ostslawen noch stark und deutlich hervortreten. So ist fur das 1 Schmaler, Volksl. II, 260. — 2 Sartori, SB. III, 172. — 3 Der Name dieses alp- artigen Damons ist etymologisch verwandt mit č. mura, p. zmora, r. mora, aksl. mora, ahd. mara. Etymologie dunkel (Bruckner, Sł. E. 655.) Sagen von der mćrawa bei Cerny, Myth. byt. 409. —• 4 Faralielen bei Sartori, SB. III, 23; Niederl. Mitt. I, 489. — 5 Schulenburg, W. V., 134. Parallelen: Niederl. Mitt. I, 489: Deutsche in der Nieder- lausitz; Sartori, SB. III, 25; Schneeweis, Weihn. Skr. 141. — 6 Schulenburg, W. V. 250.