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Zu Ende ist alles Leid, Nun bin ich Gottes Kind, Durch Christi Blut auch Erbin Bei Gottes heiligem Thron. Alles I.eid dieser Zeit (des Erdenlebens), Ist nichts gegen die Fiille, Die unvergangliche Schonheit, Die ich jetzt im Himmel geniefie. Striezow (Střažow), Niederlausitz 1 . SchluBbemerkung iiber die Totenbrauche 57. Auf keinem Gebiete des Brauchtums haben sich altererbte Anschau- ungen und Brauche so zah erhalten wie im Begrabnisritual. Das gilt fiir alle V61ker der Erde und das gilt in unserem Falle auch fiir die Totenbrauche der Wenden. Bis in die indogermanische Zeit diirften auf Grund vergleichsweiser Betrachtung zuriickreichen: Das Legen des Sterbenden auf die Erde, Offnen des Fensters fiir die davonflatternde Seele, Waschung und Aufbahrung der Leiche, MaBnahmen zum Schutz der Lebenden gegen das Nachziehen durch den Toten (Wecken der Schlafenden, SchlieBen des Mundes und der Augen des Leichnams, Hinaustragen mit den FiiBen voran, Verbot des sich Um- sehens im Leichenzug, Trauerkleidung — urspriinglicher Zweck: Unkennt- lichmachung —, Eile auf dem Heimweg), Brauche, um den Toten zu schiitzen und die Seele zu erfreuen (Axt, Lichter, Wasser neben dem Sarg, Totenwache, Beigaben, Totenhochzeit, Opfer und Leichenschmaus), MaBnahmen, um die Seele zu verscheuchen und die Riickkehr des Toten zu verhindern (Umwerfen des Hausrats, Schliefien der Tiir nach dem Hinaustragen, Blut auf der Schwelle, Nachwerfen von Erde, Umkreisen des Grabes, Grabhiigel, Werfen von Zweigen auf das Grab Ermordeter: „toter Mann“), Brauche, die aus dem Glauben an die Unreinheit des Toten fliefien (Vernichtung der Waschsachen. des Leichenstrohs, Wegwerfen der Wagenleitern, Lustrationen nachderHeim- kehr), Seelenkult. Die indogermanische gesungene Totenklage ist bei den Wenden erloschen — wahrscheinlich unter kirchlichem EinfluB — ein Relikt derselben ist viel- leicht der noch von Hortzschansky 2 erwahnte Brauch, dafi auf dem Leichen- wagen hinter dem Sarg eine Anverwandte oder die Grabbitterin sitzt. Urslawisch ist das Weifi als Trauerfarbe, wahrend die Sitte der Grab- spriiche auf deutsches Vorbild zuriickgeht. Auf dem Gebiet der Totenbrauche zeigt sich wiederum, dafi sie bei den Niedersorben und Heidebewohnern altere Ziige aufweisen als im Siiden. 1 Die Grabspriiche 15—18 und 20—22 sind in gotischer Schnft geschrieben, in der Niederlausitz allgemein. — 2 Op. cit. 250