Volltext Seite (XML)
Der sächsische Erzähler Wette ». LVVL die NM'cht ein. daß der frühere öfter- retchische Oberleutnant Mattasich, ver mutlich En Begleitung eine» Redakteur- au» Wien, In Dresden oder dessen Umgebung weile. Er be- abflch^gr, dir bekanntlich in der Piersoa'schrn Heilanstalt in Coswig untergebrachte Prinzessin Luise von Koburg bet passender Belegenheit im Automobil zu entführen. Die politische Abteilung der Dresdner Kriminalpolizei fahndete letzter Tage auf den Benannten, konnte jedoch seinen Aufenthalt nicht entdecken. Wie verlautet, wurde der BefretungSplan von einem in da» Ge heimnis gezogenen Gastwirt verraten. Werdau. (Troßsrurr.) Dem „Werdauer Tageblatt" nach brannte am Sonnabend vormittag in dem benachbarten RuppertSgrün die Vigogne spinnerei von Bergner L Walther völlig nieder. Der Schaden wird auf ungefähr eine halbe Million Mark geschätzt. Hohenstein-Ernstthal. (Befreiung von Gemeindeabgaben.) Die städtischen Kollegien beschlossen, di« Kriegsteilnehmer (32 Personen) mit einem jährlichen Einkommen bi- einschließlich 700 Mk. in Zukunft von den Brmetndeanlagen zu befreien. Brambach t. V. (Tod eine- Veteranen.) Hier ist am Montag einer der letzten Veteranen, die an der Erstürmung der Düppeler Schanzen trilgenommen haben, der pensionierte Bahnwärter Christoph Getpel, mit allen militärischen Ehren zur letzten Ruhestätte geleitet worden. Deutsches Reich. Die Nachrichten über die Mittelmeerreise de- Kaiser- sind in den letzten Tagen wieder spärlicher elngrlaufrn. Auch über den mehrtägigen Aufenthalt de- hohen Reisenden in Messina berichtet der Telegraph nur in sehr lakonischer Weise. Am Karfreitag fand vormittag» Gottesdienst auf der „Hohenzollrrn" statt, wobei der Kaiser die Liturgie abhielt. Der Kaiser hat auch noch dir Osterseiertage in Messina verlebt. Am Ostersonntag nachmittag ging der Monarch mit Gefolge an Land und begab sich mit seiner Begleitung zu Wagen nach dem Campo Santo, von der Bevölkerung unter wegs mit stürmischem Jubel begrüßt. Nach der Besichtigung deS Campo Santo nahm Se. Maje stät den Tee In der Villa deS Herrn R. Sandersen rin und kehrte dann mit einer Pinasse an Bord der „Hohenzollrrn" zurück. Am Montag nach mittag empfing der Kaiser den Besuch der Damen der Gesellschaft von Messina aus der „Hohen- zollern", wobei der hohe Herr seine Gäste selber durch die Räume deS Schiffes führte. — Die „Rordd. Allg. Ztg." erklärt nochmal- gegenüber ausländischen Meldungen über den angeblich un günstigen Gesundheitszustand des Kaisers, daß dessen Befinden andauernd ein vorzügliche- sei. Berlin, 2. April. Der Kaiser hat als Zeichen seiner besonderen Befriedigung mit den Leistungen deS Norddeutschen LloyddampferS „König Albert" während der Seereise von Bremerhaven nach Neapel, sowie allen sür die Bewohnung durch den Kaiser und das allerhöchste Gefolge auf dem Schnelldampfer getroffenen Ein richtungen den WohltätigkeitSanstalten sür die Angestellten des Norddeutschen Lloyd die Summe von 15,000 Mk. gespendet. Berlin, 2. April. Der „Staatsanzeiger" meldet: Der Kaiser verlieh den Trlegraphensrkretären a. D. Ernst Trunert zu Borna (Bezirk Leipzig) und Karl Meißner zu Tlauchau den Kronrnorden 4. Klasse, sowie dem pensionierten Oberbrtrsträger Karl Burkhardt zu Dresden und dem pensionierten Obrrpostschaffnrr Frtrdrtch Borrmann da» Allge meine Ehrenzeichen. Der deutsche Kronprinz trifft am 8. April in Kopenhagen ein, um dem König Christian anläßlich seine» 8S. Beburt»tagr» die Glückwünsche Kaiser Wilhelm» au»zusprrchrn. In den inneren Angelegenheiten de» Reiche« und Preußen» macht sich die österlich« Ruhepause fortgesetzt stark geltend; wenig genug de» bemerkenswerten liegt da vor. In Sicht kommt allmählich dir neue preußisch« Kanal- oder wafsrrwtrtschaftliche Vorlage, die dem Landtage al»bald nach Ostern zugrhrn soll. Wie verlautet, belaufen sich die Kostenanschläge der au» mehreren Gesetzentwürfe« bestehenden Vorlage auf insgesamt 600—700 Millionen Mark. Mancherlei Nach- richten betreff» der Neubesetzung de» infolge de» iAblebrn- de» Grafen Waldrrsr« erledigten Posten» »ine» Generalinspektrur» der dritten Armee-Inspektion Durchliefen jüngst die TagrSprcsse. U. A. wurde Dierbet auch der bisherige Kommandeur de» 11. Elrmrrforp», General v. Wittich, welcher am 1. Mpril in den Ruhestand getreten ist, al« mut maßlicher Nachfolger des Brafrn Waldersee in den genannten hohen militärischen Posten genannt. Dem gegenüber wird von unterrichteter Berliner Seite versichert, vaß rin Entschluß des Kaiser» über die Wirderbrsetzung der dritten Armee-Jn'piktion noch nicht gesoßt sei, wahrscheinlich weide aber dieser Posten in den nächsten zwei Jahren über haupt vakant bleiben. Al» möglich gilt e», daß denselben später der jetzige Chef de« Troßen Genrralstabe», General Traf Schlieffen, erhält. Zu den Meldungen vom Verkauf de» Dampfer» „Fürst Bismarck" der Hamburg. Amerika-Linie wird von zuständiger Stelle mttgeteilt, daß Verhandlungen über den Verkauf des Dampfer» an eine aus wärtige Privatfirma schweben, die dicht vor dem Abschlüsse sind. — Diese Nachricht de» Wols'scheu Bureau» läßt sich ohne Schwierigkeit mit folgender Meldung de» „B. T." in Einklang bringen: Der Verkauf de» Schnelldampfer» „Fürst BiSmarck" an Rußland bewahrheitet sich trotz de» Dementi». Der Preis beträgt vier Millionen Mark. Der Dampfer traf bereit» in Libau ein. Auf dem Felde der inneren Angelegenheiten herrscht noch immer österliche Stille. Im Reichs tage ist soeben der von der Thronrede ange kündigte neue Gesetzentwurf, betr. die Bekämpfung der Reblaus, ausgegeben worden. — Die Nach richten der „Braunschw. LandeSztg." über die Vorgänge am Kopenhagener Hofe und die ge scheiterten Annäherungsversuche de» Kaiser» an den Herzog von Cumberland werden jetzt auch von welfischer Seite bestätigt. — Handwerker der Militärwerkstätten in Spandau werden dieser Tage nach Südwestafrika abgehen; sie haben die Aufgabe, die Fahrzeuge, die Ausrüstungs gegenstände in stand zu halten und unsere Truppen auf ihren Expeditionen gegen die Herero» zu be gleiten. — In Berlin tagte vom 2. bi- 5. April der 13. deutsche Turntag. Am BtSmarck-Denkmale wurden am ver gangenen Karfreitage, am 89. Geburtstage de» Altreichskanzlers, mehrere Kränze niedergelegt. Drei Offiziere de» Kürassier-Regiment» Nr. 7 „v. Seydlitz" brachten einen Lorbeerkranz mit Schleifen in den gelb-weißen RegimentSfarbrn und der Widmung „Seinem unvergeßlichen Chef". Der Deutsche Ostmarkenverein widmete seinen Kranz „Dem großen Kanzler", dir Loge BiSmarck zur deutschen Eiche „Ihrem hohen Protektor". Der Kranz de» Berliner BtSmarck-AuSschuffe» trug auf schwarz-weiß-roter Schleife die Aufschrift „Dem Schöpfer deS Deutschen Reiche»", der der Kamerad schaftlichen Vereinigung „Fürst Otto v. BiSmarck" auf grün-weiß-gelber Schleife dieselbe Widmung, ein Kranz ohne Namen auf schwarz-weiß-roter Schleife die Widmung „dem großen Kanzler unsere» alten HeldenkaiserS". Die Kieler Zeitung veröffentlicht einen Bericht deS Prinzen Christian von Schleswig-Holstein, worin derselbe sich der Verwahrung deS Herzogs Ernst Günther gegen die Regelung der Thronfolge im Großhrrzogtum Oldenburg wegen Verletzung der Rechte der älteren Sonderburger Linie an schließt. Auch sein Sohn Albert zu Schleswig- Holstein, Rittmeister im Leibgarde-Husarenregtment, hat sich der Verwahrung de» Chef» der Linie Sondrrburg-Augustenburg angeschlossen. Erfurt. (Verbot der Etnzelkelche.) Der Temeindekirchenrat der hiesigen AndreaSgrmrtnde hatte beschlossen, an Stelle de» gemeinsamen Kelche» kleine Einzelkelche etnzuführen, da« Kon sistorium hat jedoch hierzu die Genehmigung nicht erteilt. In seiner Billa in Sachsenhausen verstarb in der Nacht zum Dienstag der Chef der Welt firma Johann Liebig L Co. in Retchenberg (Böhmen), da» HerrenhauSmitgltrd Heinrich Frei herr v. Liebig, im 6b. Lebensjahre. Die ln jüngster Zett aufgrtauchten Blätter meldungen, daß nach Abgang der letzten sür Deutsch-Südwestafrtka bestimmten Truppen abteilung, der am 7. April stattfindet, noch weitere Verstärkungen der gegen die aufrührerischen Herero» zu Felde stehenden deutschen Streitkräfte geplant seien, erwiesen sich al» unzutreffend. Der Gouverneur Oberst Leutwein hat keine neue Ber- stärkuag»sorderung gestellt, und eine solche Forderung allein könnte Veranlassung bieten, den Gedanken einer Verstärkung in» Auge zu fassen. Selbst- verständlich ist e» nicht unmöglich, daß der Gouverneur weitere Forderungen erhebt, vielleicht erweist sich eine Verstärkung der Schutztruppe nötig, nicht sowohl infolge einer Schwächung der vorhandenen Streitmacht, durch Gefechte mit den Herero», al» vielmehr infolge einer Verringerung der Zahl der kampffähigen Truppen durch klimatische Einflüsse und die Malaria, die namentlich bei der not wendigen Zusammrndrängung größerer Truppen massen leicht einen nicht unerheblichen Teil der Truppen außer Gefecht setzen könnte. Indessen wird abgewartrt werden müssen, ob diese Möglich keit rintritt und in welchem Umfange sie «intritt. Erst dann würde der Gouverneur mit neuen Forderungen kommen, und da» Kolontalamt sich mit der Frage der Verstärkung der Schutztruppe beschäftigen können. — Die Wetter in der Presse aufgrtauchten Meldungen über eine nahe bevor stehende Aenderung im Oberkommando in Süd- wrstafrtka, sind ebenfalls unzutreffend. Oesterreich. Die Verhandlungen der beiderseitigen Regierungs delegierten sür den neuen deutsch-österreich ischen Handelsvertrag sollen Mitte April beginnen. Die Verhandlungen finden in Wien statt. — In dem österreichischen Seebad Abbazta starb Prinz Maximilian von Schaumburg-Lippe. Die Beisetzung de» Verstorbenen erfolgt voraus sichtlich in Nachod (Böhm.). Italien. Da» wunderliche Gerücht von einer angeblich in Südamerika entdeckten anarchistischen Verschwörung gegen den Papst wird jetzt von der ösfiziösen „Jtalte" al» ganz unbegründet bezeichnet. Da« nebenher laufende Gerücht von einem geplanten Komplott italienischer Anarchisten gegen Kaiser Wilhelm dürste wohl auch in da» Gebiet müßiger Erfindung gehören. — In Corato in Unteritalten versuchten Sozialisten eine religiöse Prozession zu stören: r» kam hierbei zu einem er bitterten Handgemenge zwischen den Ruhestörern und der Polizei, wobei mehrere Personen ver wundet wurden, eine von ihnen tödlich. Schließlich mußte Militär zur Wiederherstellung der Ruhe rinschrriten. Rom, 5. April. Die lateinische An sprache, mit welcher gestern der Papst die Zentrumsabordnung begrüßte, und worin er die Verdienste de» deutschen KatholietSmuS einer seits und de» deutschen Kaiser» und Reich» ander seits rückhaltlos pries, hat hier Sensation erregt. Niemals hat ein Papst wärmere Gefühle für Deutschland an den Tag gelegt und vor aller Welt kundgegeben. Diese Aeußerung ist um so bedeutungsvoller, als sie am Vorabend der Rom- sahrt d«S Präsidenten Loubet erfolgte und den neuen Kur« deS Vatikans in denkbar schärfster Weise charakterisierte. BalkanhalVinsel. In Serbien sind eine Anzahl weiterer in die Verschwörung gegen Alexander und Draga verwickelter Offiziere in der Umgebung König PrterS ihrer Posten enthoben worden. — Nach einer Mitteilung de» Teneraltnspektor» Hilmi-Pascha haben sich die Führer der letzten aufständischen Bewegung im albanestschen Gebiete von Djakowa, Sletman, Batuscha und Schaba», unterworfen. Hiermit erscheint die Bewegung rndgtlttg beendigt. Die Differenzen zwischen den Botschaftern der Ententemächte und der Pforte wegen de» mazedonischen GendarmerirkorpS sind noch immer nicht beseitigt. Die Botschaften haben auf die Antwort der Pforte vom 29. vor. Monat» ein Promemorta überreicht, in welchem sie an ihrem Standpunkt bezüglich der Forderungen für die Gendarmerie-Reorganisation einschließlich der ge forderten Zahl an Offizieren und Unteroffizieren festhaltrn. — In den Verhandlungen zwischen der Pforte und Bulgarien über die mazedonischen Angelegenheiten soll wieder eine ungünstige Wen dung eingrtreten sein. BalgartschrrseitS werde« die türkischen Behörden von Monastir der un gesetzlichen Verhaftung de» Professor» für türkisch« Sprache am dortigen Gymnasium, Dvreff, eine» Bulgaren, beschuldigt. Konstantinopel. Die Zivilagente« tele graphierten den Botschaftern der Ententemächte, daß die Nachrichten über die Vorfälle von Ptschinja im Bilajrt Kossowo übertrieben zu sein scheinen. Nach Mitteilungen de» Grneraltosprktor» Htlmt Pascha habe die Untersuchung ergeben, daß nur unbedeutende Verwundungen vorkamen, aber kein« Plünderungen und keine Vergewaltigungen von Frauen. Rußland. Der russische Justtzminister Murawirw, der Delegierte Rußland» bet der Verhandlung der venezuelanischen Angelegenheit vor dem Haager Schird»grricht»hof, hat hierüber dem Zaren einen eingehenden Bericht erstattet. Am Schluffe de»- selben äußert sich Murawte» wie folgt: Er habe die Ueberzeugung gewonnen, daß dieser inter nationale Gerichtshof zur Entscheidung aller Streitfragen geeignet ist, in welchen die reinen Recht»«l«mente vorherrfchrn und Fragen de» politischen und nationalen Leben» der Staaten