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Anlage zu Ar. 34 des sächsischen Lrzählers Bischofswerda, den 24. März 1VV4. Abonnements -Einladung. Zum Quartalwechsel crinneru wir unsere geehrten Leser an die rechtzeitige Erneuerung des Abonnements, damit in der Zusendung unseres Blattes keine Unterbrechung eintritt. Auch die neu hinzutretenden Abonnenten ersnchen wir ergebenst um zeitige Anmeldung, da eine Nachlieferung von Exemplaren nur ausnahmsweise geschehen kann. Der MM- D wird auch sernerhin seine gemäßigte und objektive Haltung beobachten und den Lesern von allen interessanten Ereignissen des In- und Auslandes so schnell wie möglich, zum Teile durch telegraphische Berichterstattung Kenntnis verschaffen. Die besonders wichtigen Tagesfragen werden wie bisher in den regelmäßigen Leitartikeln eingehende sachliche Besprechung finden. Bei den Nachrichten aus dem Königreich Sachsen sollen hauptsächlich die Ortschaften des Landgerichts- und amtshauptmannschaftlichen Bezirks Bautzen, sowie insbesondere die der Meißner Erblande berücksichtigt werden. Nm auch den unterhaltenden Teil unseres Blattes möglichst interessant und mannigfach zu gestalten, bringt die belletristische Sonntags beilage nur gediegene Neuheiten anerkannt tüchtiger Schriftsteller. Der vierteljährliche Abonnementspreis beträgt 1 Mark 50 Psg. Inserate, die gespaltene Zeile 10 Pfennige, finden bei der großen Auflage des Blattes die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung. Bestellungen nehmen sämtliche kaiserliche Postanstalten, sowie die bekannten Blattboten entgegen. Die Redaktion und Expedition des „sächsischen Erzählers". Vom Landtage. Dresden, 22. März. Die Erste Kammer trat heute mittag 12 Uhr zur 33. öffentlichen Sitzung zusammen, welcher auch der Kronprinz beiwohnte, und bewilligte in Ueberetnstimmung mit der zweiten Kammer auf Antrag der zweiten Deputation die Im außerordentlichen Etat für 1904/05 geforderten Summen von 500,000 Mk. als dritte und letzte Rate zur Herstellung des zweiten Gleises von Wilkau bis Wiesen burg an der Linie Schwarzenberg-Zwickau und 800,000 Mk. zu Arealrrwerbungen. Nächste Sitzung: Mittwoch, den 23. März, mittags 12 Uhr. — Tagesordnung: Etatteile und Petitionen. Die heutige 73. öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer nahm im Beisein der StaatSmintster vr. Rüger und vr. v. Seyde- wttz um 10 Uhr ihren Anfang. Zunächst standen vier Kapitel deS ordentlichen Etats für 1904/05 zur Beratung, betreffend das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, unmittelbare Dependenzrn, das evangelisch-lutherische Landes konsistorium, die katholischen geistlichen Behörden und die öffentlichen Kirchen. Die Finanz- Deputation beantragte die Bewilligung der tn den Kapiteln eingestellten Summen. In der Debatte beklagte Vizepräsident vr. Schill-Leipzig (aatl.) den Umstand, daß den Vertretern der politischen Gemeinde gegenüber der Kirchengemeinde in bezug auf finanzielle Fragen kein größerer Ein fluß zustrht und bemerkt, daß das Publikum über den Bau von Kirchen vielfach ungünstig urteile. Er wünsche eine Aenderung dieses Zustandes, ohne entsprechende Vorschläge zu machen. Staatsminister vr. v. Seydewitz erklärt sich bereit, an maßgebender Stelle dies zur Kenntnis zu bringen. Abg. Gräse-Annabrrg (wildl.) tritt für eine Erhöhung der Gehälter der Geistlichen ein. Abg. Träber-Arltsdorf (kons.) wünscht Aus kunft, ob Schritte zur Beseitigung des Pfründen- SystemS der evangelischen Geistlichen gemacht worden sind. Abg. Schulze-Dresden (natl.) wies den tn der Ersten Kammer vom Kammerherrn vr. v. Frrge erhobenen Vorwurf zurück, daß die evangelische Geistlichkeit der Sozialdemokratie nahe stände. StaatSmintster v. Seydewitz dankt den Abgg. Gräfe und Schulze fü» ihre Ausführungen, teilt mit, daß die schwierige Frage der Beseitigung deS Pfründen - Systems bereits im Flusse ist, jedoch erhebliche Schwierigkeiten bereiten werde und daß die Regierung einer Erhöhung der Gehälter der Geistlichen sympathisch gegrnüberstehe, jedoch ange sichts der Finanzlage des Staate» von greifbaren Vorschlägen abgesehen habe. Abg. Ulrich-Chemnitz (kons.) wünscht, daß die Geistlichen tn Zukunft keine politischen Erklärungen mehr erlassen möchten, um nicht falsche Anschauungen zu «wecken. Danach fanden die DrputattonSanträge ein stimmige Annahme. Wetter erfolgte die Schluß- beratung über 9 Kapitel de» ordentlichen Etat» für 1904/05, betreffend das Departement der Finanzen. Die Finanzdrputatlon beantragte, die geforderten Summen zu bewilligen. Die Kapitel betreffen da» Finanzministerium nebst un mittelbaren Dependenzrn, die Verwaltung der Staatsschulden, den Köntgk. tzofgarten zu Dresden, die Forstakademie zu Tharandt, die Landeskultur- und AltrrSrrntenbank, die Straßen- und Wasser- bauverwaltung, die Hochbau-Verwaltung, die Bau- verwaltrrrt und verschiedene bauliche Zwecke. Der Deputationsantrag fand nach längerer Debatte einstimmige Annahme. Nächste Sitzung: Mittwoch vormittag 10 Uhr. Sachsen. Bischofswerda, 23. März 1904. — Vom 1. April ab werden durchgehende Rückfahrkarten mit 45tägiger Gültigkeit von Dresden, Hauptbahnhof, nach Basel, badischer und schweizerischer Bahnhof, eingeführt, die aus folgenden Reifewegrn beliebig benutzbar sind: über Hof- Heidelberg, über Leipzig—Halle—Kassel oder Chorbetha—Bebra—Frankfurt und Heidelberg oder Mannheim, Leipzig—Erfurt—Suhl—Heidelberg. Der Preis beträgt in I. Klasse 109 Mk. 50 Pf., in II Klasse 82 Mk. 20 Pf. und in III. Klasse 57 Mk. 30 Pf. Ferner werden von jetzt ab auf dem Dresdner Hauptbahnhose auch Rückfahrkarten II. bis IV. Klasse und einfache Fahrkarten II. und III. Klasse nach JrserSgrün (Linie Zwickau—Oels- nttz i. V.) auSgegebcn. — Die für den Bereich der sächsischen StaatS- bahnen bestehenden lOtägigrn Rundretsekarten, die am 22. März und an den folgenden Tagen gelöst werden, gelten bis zum 15. April; die Gültigkeit erlischt um Mitternacht des letzten GcltungStagcS. Eine gleiche Verlängerung der Geltungsdauer tritt für die außerdeutschen Strecken im Verkehr aus Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen und solchen der Böhmischen Nordbahn, der Lokalbahn Friedland i/B.—Hermsdorf i/B. und der französischen Nordbahn (Paris über Aachen) ein. Die Rückfahrkarten nach der Schweiz und Paris über Hof behalten für die außer deutschen Strecken ihre tarifmäßige Benutzung-- frist, werden also von der Gültigkeitsverlängerung zu Ostern nicht berührt. — Auf eine juristische Kalendermerk- würdigkrit macht die „Deutsche Jurtstenzeitung" aufmerksam. Nach § 565 deS Bürgerlichen Ge setzbuches muß bet Grundstücken und Wohnräumen (8 580) die Kündigung deS Mtetverhält- nissrS — mangels einer besonderen vertraglichen Bestimmung —, sofern der Mietzins mindesten» viertrljährlsch entrichtet wird, spätestens am dritten Werktage des Vierteljahres erfolgen, tn dem da» Mtetverhältnis endigen soll. Ein eigentümlicher Zufall hat eS gefügt, daß der dritte Werktag deS bevorstehenden Quartals erst der sechste Tag (6. April) ist. Denn am 1. April ist Karfreitag, mithin der 2. April der erste Werktag; dann folgen die beiden Osterfesttage (3. und 4. April), so daß der zweite Werktag der 5. und der dritte Werktag der 6. April ist. Besonders günstig ge staltet sich In diesem Falle auch die Protestfrist sür den Wechselschuldnrr. Angenommen, der 31. März ist der ZahlungStag, so wahrt der Gläubiger noch die Frist, wenn er am 5. April den Protest erhebt, denn dieser Tag ist «st der zweite Werktag nach dem ZahlungStagr (Art. 41 ^0). * — Der diesjährige Bundestag de» Säch sischen Radfahrer-Bunde» findet Mitte Juli tn der Hauptstadt de» sächsischen Bogtlandr» statt. Die Behörden Plauen» und die Bürgerschaft dieser gastfreundlichen Stadt stehen dem Unter nehmen sehr sympattsch gegenüber, sodaß bei der rührigen Tätigkeit der den besten Kreisen Plauen- angehörigen Herren de» FestauSfchussrS ein glanz volle» Gelingen de» Feste» al» gesichert ange nommen werden darf. Dresden. Der Görlitz—Breslauer Nacht-Perfonenzug «wartet den Anschluß von Berlin—Röderau auch fernerhin und erreicht den hiesigen Hauptbahnhof infolgedessen erst 9 Uhr 37 Mtn, den Neustädter Bahnhof 9 Uhr 47 Min. und kommt, durch Beschleunigung nur 2 Minuten später al» gegenwärtig, d. t. 10 Uhr 39 Min., nach Bischofswerda, von wo er erst 10 Uhr 48 Mtn. nach Bautzen—Görlitz (Ankunft 12 Uhr 27 Min.) weiterfährt. Während der neunminuttgen Aufenthaltszeit in Bischofswerda nimmt er von dem Dresden—Zittauer Schnellzuge Anschluß auf, der bei unverändertem Abgänge auf hiesigem Hauptbahnhofe Bischofswerda schon abends 10 Uhr 45 Mtn. und Zittau nacht» 12 Uhr 22 Min. erreicht. Für die Anwohner der Strecke Bautzen—Görlitz wird dadurch nicht nur der von hiesigem Hauptbahnhof abends 10 Uhr, von DreSden-N. 10 Uhr 7 Min. abgehende Zittauer Schnellzug, sondern auch der aus dem Westen Deutschlands kommende Schnellzug, welcher Leipzig Dresdner Bahnhof abends 8 Uhr 25 Min. verläßt, benutzbar. Bet dieser Verbindung beträgt die Fahrtdauer von Leipzig bis Bautzen 2 Stunden 47 Min., bis Löbau 3 Stunden 21 Mtn. und bis Görlitz 4 Stunden 2 Min. ES ist damit eine ganz vorzügliche Abendvrrbindung I —III. Klasse hergestellt worden, für die man gewiß dankbar sein wird. Tharandt. Die Frequenz der Forst- Akademie zu Tharandt hat im Winter 1903/04 mit 44 Studierenden (etnschl. 4 Hospitanten) ihren tiefsten Stand erreicht. Der Besuch der forstwirt schaftlichen Hochschule gestaltete sich tn de« voraus« gegangenen Semestern wie folgt: Winter 1901/02: 54 Studierende (einfchl. 3 Hospitanten); Sommer 1902: 47 Studierende (etnschl. 4 Hospitanten); Winter 1902/03: 55 Studierende; Sommer 1903: 45 Studierende (etnschl. 7 Hospitanten). Leipzig. Dem Präsidenten des Zentralvor« standrS vom Gustav-Adolf-Berein, Geh. Kirchenrat v. Pank In Leipzig, wurde vom Könige von Preußen der Kronenorden 2. Klasse verliehen. — Der Leipziger KrriShavptmann hält, wie das „Leipz. Tagebl." berichtet, dir Lag« der Leipziger Aerzte in ihrem Streite mit der Ortskrankenkasse für äußerst gefährdet. — Die seit dem 22. Dezember vermißte TischlerSehrfrau Martha Teschner geb. Reichert, die in der Ktrchstraße in BolkmarSdorf wohnhaft gewesen war, wurde bet Leißling al» Leiche aus der Saale gezogen. Bon ihrem acht Jahre alten Töchterchen Martha, das sie mit sich nahm, fehlt noch jede Spur, doch ist anzunehmen, daß auch da» Kind den Tod tn den Fluten gesunden hat. Leipzig, LI. März. Die offene AuSfprache deS Herrn KretShauptmann v. Eh reust ein gegen- über einem Redakteur de» „Leipziger Tageblattes" tn Sachen de» Aerztestrrtte» erregt tn den ärzt lichen Kreisen da» größte Aufsehen, denn der KretS hauptmann gibt ihre Sache offenbar verloren und stellt sie vor die Alternative: Entweder Unter werfung unter die neuen Bedingungen der siegreichen Kasse oder — wirtschaftlicher Ruin! Wie wird die Organisation der Aerzte diesen Schlag parieren? Daß die Kasse «tt 7b Distrikt»- ärztrn (an Stelle der bisherigen 250 Kaffenärzte) auf die Dauer auskommen kann, glaubt ganz ge wiß auch die Regierung nicht, aber da sie für die Existenz fast der Hälfte der am I. April auS- scheidenden 250 Aerzte fürchtet, muß sie überzeugt sein, daß die Kasse noch gegen 50 auswärtige DistriktSärzte in potto hat und nach und nach die genügende Anzahl zufammenbringrn wird. Wie der KretShauptmann sagt, habe er bisher auf streng« Auswahl unter ven sich anbietrnben Aerzteu gedrungen. Maa darf gespannt fein, welche Schritte nunmehr di« Kassenärzte unternehmen