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14» Der sächsische Erzähler. Wette ». »SGL Die Erklärungen des Reichskanzlers über die Zolltarif-Vorlage. Der Reichskanzler Traf Bülow hat e» sich nicht nehmen lassen, die am Montag im Reichs« tag« begonnene erste Lesung der Zolltarifvorlage persönlich durch eine Reihe von Erklärungen zu dieser bei Weitem bedeutsamsten gesetzgeberischen Aufgabe des neuen Abschnittes der laufenden RrichStagSsrsfion einzuleijen. In der betreffenden knapp und dabei doch klar und bestimmt gehaltenen, rednerischen Kundgebung brachte der Kanzler zwar nichts sonderlich Neue- oder UeberraschendrS zu dem Alles beherrschenden zollpolitischen Problems vor, immerhin erfuhren durch sie die Absichten der verbündeten Regierungen in der Zolltarifpolitik nochmals eine treffende Beleuchtung, die jedenfalls zum Anfang der parlamentarischen Kämpfe um den neuen Zolltarif den Freunden wie den Gegnern desselben nur willkommen sein kann. Die Dar legungen des Grafen Bülow waren auf den Srundton gestimmt, daß die ReichSregierung mit dem neuen Zolltarif zwar allen Interessen der deutschen Erwerbsstände möglichst gerecht werden wolle, daß er indessen vor Allem der noch immer mit harten Daseinsbedingungen ringenden Landwirth- schäft zu Hilfe kommen solle. Diese Grundbedeutung der Zolltarifvorlage hob der Kanzler wiederholt hervor, dazwischen wies er auf die Nothwendigkett hin, aus der Basis des ZolltarifentwurseS einen Ausweg aus dem hierbei sich zeigenden Widerstreit der Meinungen und Forderungen zu finden, und < bekundete seine Zuversicht auf das Gelingen dieser Aufgabe, wenn die deutsche Volksvertretung die Regierung bei deren Lösung unterstütze. Des Weiteren versicherte er, daß die deutsche Regierung durchaus bereit sei mit dem AuSlande zu ander weitigen Handelsverträgen zu gelangen, falls das selbe für Deutschland annehmbare Bedingungen stelle, denn durch eine solche Politik glaubten die verbündeten Regierungen, den breiten Massen in Stadt und Land Arbeit und Verdienst zu sichern und damit das Volkswohl zu fördern. Gegen Ende seiner Ausführungen richtete der Reichs kanzler an den Reichstag die warme Aufforderung, in den nunmehr begonnenen Erörterungen der Zolltarisvorlage bei allem Zwiespalt der Meinungen und Interessen den gesunden nationalen Egoismus hoch zu halten und in seinen Beschlüssen und Kundgebungen zur Zolltarisfrage immer wieder den nationalen Gedanken hervorleuchten zu lassen, nur dann vermöge die Regierung dem Auslande stark und entschieden entgegenzutreten. Diese EinführungSrede des leitenden Staats mannes zu den nun im Gange befindlichen ReichS- tagSdebatten über die neue Zolltarisvorlage be kräftigt in ihrem Kernpunkt, waS schon bislang osfiziöserseitS versichert und erklärt worden ist, daß nämlich der geplante künftige Zolltarif in erster Linie der deutschen Landwirthschaft zu Gute kommen soll, um ihr durch die vorgeschlagenen er höhten Zölle auf die hauptsächlichsten landwirth- schastlichen Produkte einen ausgiebigeren Schutz zu gewähren. Selbst in den Kreisen deS Handels und der Industrie unseres Vaterlandes ist vielfach die Meinung anzutreffen, daß die Landwirthschaft noch immer am härtesten mit der Ungunst der Zeiten kämpsen müsse und daß ihr darum recht wohl durch eine angemessene Zollerhöhung unter die Arme gegriffen werden könne. Aber freilich, eS kann den Vertretern von Handel und Industrie im deutschen Reichstage kaum zugemuthet werden, über die in der Regierungsvorlage enthaltenen, schon ansehnlich erhöhten, Zollsätze für die land- wirthschastlichen Produkte hinauSzugehen und für die jetzt vom Bunde der Landwirthe ausgestellten Tarisforderungen einzutreten. Sollten die parla mentarischen Verfechter der letzteren an denselben festhalten, so ließe sich allerdings nicht absehrn, auf welche Weise die goldene Mittellinie im Streite der Interessen beim Zolltarif zu erreichen sein würde, auf welche Graf Bülow soeben in feiner ReichStagSrrde wieder hingewirsen hat. ES werden sich darum alle Reichstagsparteien, denen ehrlich am Zustandekommen einer Verständigung über den neuen Zolltarif liegt, zu bemühen haben, Sondrrforderungen und Sonderpestrebungrn den Rücksichten auf da» allgemeine Wohl unterzu ordnen, wie da» der Reichskanzler den Volksboten ja auch deutlich genug anempsohlen hat. Hoffent lich beherzigt ferner der Reichstag auch die Mahnung deS Kanzler«, in den Verhandlungen über den Zolltarif immer die nationale Würde und den nationalen Gedanken zu wahren, denn erst dann wird die deutsche Regierung einen kräftigen Rückhalt im Reich-Parlamente bei den bevorstehenden neuen Handelsvertrag-Unterhand lungen mit den fremden Staaten besitzen. Betreffs der Möglichkeit eine» Scheitern» der Zolltarifvor- lage und der sich hieraus ergebenden Folgen hat sich der Reichskanzler jetzt mit Recht nicht de» Näheren ausgelassen, vorläufig gilt eS, in der parlamentarischen Behandlung de» neuen Zoll- tariirntwurfr« immer den VerständigungSgedanken hochzuhaltrn. H Deutsche» Reich. Dresden, 4. Dezember. Se. Majestät der König hat die Reise nach Leipzig zur Jagd auf Ehrenberger Revier aufgegrben. Dafür begab sich heute Abend Se. königliche Hoheit Prinz Georg nach Leipzig, um morgen die Jagd abzuhalten. In der Begleitung deS Prinzen befinden sich Oberstallmeister v. Haugk, Hofmarschall v. d. BuSsche-Streithorst und Rittmeister und Adjutant de» Prinzen v. Mrtzsch-Reichenbach. Dresden, 5. Dezember. Se. Majestät der König wird zu dem großen Appell, welcher an läßlich der 200jährigen Feier deS Bestehens de» 5. königlich sächsischen Jnfanterie-RegimentS Nr. 104 am nächsten Sonnabend, den 7. Dezember, in Chemnitz stattfindet, dorthin reisen. Der Monarch reist am gleichen Tage wieder zurück. Dresden, 5 Dezember. Allerhöchstem Befehle zu Folge werden am Königlichen Hofe an dem be vorstehenden NeujahrStage Beglückwünschung»- Couren und die AssemblSe, am 8. Januar und 11. Februar 1902 große Hofbälle abgehalten werden, bei welchen Gelegenheiten Vorstellungen angemeldeter Damen und Herren erfolgen können. Außerdem finden zwei Kammerbälle statt, und zwar am 22. und 29. Januar. Ueber den Zeitpunkt der übrigen Hofsestlichkeiten sind noch keine Bestimmungen getroffen. Bischofswerda, 6. Dezember. Ein Luft ballon von ziemlicher Größe bewegte sich gestern in mächtiger Höhe über unsere Stadt in südöstlicher Richtung. Jedenfalls war eS einer der im Dienstagsblatt stgnalisirten BallonS, welche wissenschaftlichen Zwecken dienen. Ob der Ballon bemannt war, konnte man wegen der kolossalen Höhe nicht erkennen. Bischofswerda, 6. Dezember. Gestern in den Vormittagsstunden wurden von auswärtigen und hiesigen Milchhändlern von einem dazu be rufenen Nahrungsmittel-Chemiker, im Beisein deS Herrn Polizeiwachtmeisters Kästner, Milchproben zur Untersuchung entnommen. Die Resultate dürsten s. Zt. bekannt gegeben werden. Jedenfalls ist dies als eine von der Polizeibehörde getroffene segensreiche Einrichtung zu bezeichnen. — 5. Dezbr. Der Geschirrführer Förster aus Neudörfel bei Stolpen, welcher in der Nähe deS Gasthofes „zum goldnen Löwen" am Montag verunglückte, ist seinen Verletzungen im Stadt krankenhause erlegen. — Am Dienstag ver unglückte ein am Bahnbau beschäftigter italienischer Arbeiter durch vorzeitiges LoSgehen eines Spreng schusses. Derselbe trag schwere Verletzungen an beiden Armen davon, die linke Hand mußte amputirt werden. Derselbe fand im hiesigen Stadtkrankenhause Aufnahme. — 6. Dezbr. Die Temperatur ist während der vergangenen Nächte wieder unter den Ge frierpunkt gesunken und hielt sich diesem auch tagsüber nahe. — Die jetzt auftretenden Ostwinde sind die gefährlichsten für alle Lungenleidenden und für die, welche dazu geneigt sind. Sie stehen im Winter und Frühjahr oft sehr lange und bedürfen betreffs der Gesundheit der Beachtung. Sie sind die Er zeuger vieler Hals- und Lungenkrankheiten und die Zeit, in welcher die Aerzte stets am meisten srrquentirt werden. Ihre Charakteristik ist die Trockenheit der Lust. Diese macht, daß man bei ihnen nicht erst zu forschen braucht, woher sie kommen, sondern, wer sich beobachtet, fühlt gleich beim HinauStreten den Ostwind durch da» Gefühl der Unbehaglichkeit, da» er erzeugt, besonder» im Halse, das ist in der Luftröhre. Tritt der Wind wechsel bei schon vorhandenem Schnee ein, so sind sie nicht so auffallend, weil die Berdunstung Feuchtigkeit an die Lust abgiebt. Bei trockne« Boden, wenn sich wie gewöhnlich noch der Staub zu ihnen gesellt, sind sie gefährlich. Ersten» ver meide man, wenn man inklinirt zu Hal»- und Lungenaffrktionen ist, da» unnöthige HinauSgehen und dann da» Sehen gegen den Wind, dann athme man zu ihrer Zeit nicht mit offenem Munde, sondern schütze den Mund. Bet Heiserkeit, Husten, Schnupfen lasse man die Kinder nicht in den kalten Nord- und Ostwind HinauSgehen. Ferner gleiche man die Trockenheit der Luft draußen au» durch durch feuchtete Luft in der Stube, da» geschieht durch Aufsitzen von mit Wasser gefüllten offnen Töpfen. Denn im Allgemeinen ist auch die Stubenluft zu trocken, weil die Gegenstände fehlen, welch« au»- dünsten. Der, welcher sich stet» beobachtet, wird finden, daß «r sich in feuchter Lust wohler befindet. MW- Beftellmrae« auf den „GSchfischerr Erzähler" für den Monat Dezember nehmen alle Postanstalten und Landbriesträger, sowie alle Ausgabestellen und Austräger unsere» Blatte» entgegen. Der „Sächsische Erzähler" kostet monatlich nur SV Psg — Bon den Turnern Sachsen» wird mit großer Freude und Dankbarkeit die Einstellung von 60,000 Mk. zu Um- und Erweiterungsbauten der Igl. Tarnlrhrerb'ldungSanstalt zu Dresden im außerordentlichen Etat für 1902/03 begrüßt werden. Die kgl. Staatsregierung hat sich eine eingehende Begründung dieser Forderung Vorbehalten, doch ist man in der Lage, schon heute mittheilen zu können, daß vor allen Dingen ein großes Lehr- zimmer, ein Lese- und BersammlungSzimmer, zwei genügend große und modern eingerichtete Garderoben, ein Brausebao für 16 gleichzeitig badende Turner, eine vorrheilhafte Verbindung zwischen der Turn halle und den UnterrichtSräumen und schließlich in allen den Unterrichtszwecken dienenden Räumen eine Zentralheizung projektiert worden ist. Der Umbau ist eine Nothwendigkett, denn schon seit Jahren hat sich bei der starken Benutzung der Anstalt durch Schulen, Turnvereine und Turn gesellschaften, sowie durch Vermehrung der Theil- nehmer an den Turnlehrer- und Turnlehrerinnen- Kursen rin großer Mangel an Raum störend fühlbar gemacht. i. Großharthau. Mit Ende dieses Jahre scheiden gemäß der gesetzlichen Bestimmungen die Herren Gemrindevorstand Gäbler, GutSbel. Aug. Schreier, RahrungSbes. Wilh. Venus und Mühlen besitzer Jul. Tietze aus dem Kirchenvorstande aus. Die genannten Herren sind wieder wählbar. E» ist daher eine Ergänzungswahl vorzunehmen, welche Sonntag, am 3. Advent (15. Dezbr.) Borm. von 1/211—11 Uhr in der Sakristei statt finden soll. Alle Hausväter der evang.-luth. Kirchgemeinde, die da« 2b. Lebensjahr erfüllt haben, werden aufgrfordert, sich bis Mittwoch, den 11. Dezember, Abends 8 Uhr, bei Herrn Ge mrindevorstand Gäbler mündlich oder schriftlich anzumelden, da sie nur nach vorgängiger An meldung und Aufnahme in die Wählerliste zur Theilnahme an der Wahl berechtigt sind. Bautzen, 5 Dezbr. In Steinigtwolmsdorf ist am 3. d., Nachts halb 12 Uhr, das Wohnhaus mit eingebautem Stall des NahruugSbesitzerS Käufer, Kat.-Nr. 64, gänzlich niedergebrannt; daS Vieh ist gerettet, alles übrige Mobiliar, welches nicht ver sichert war, ist mit vernichtet worden. ES wird Brandstiftung vermuthet. (Btzn. N.) Dresden, 4. Dezember. Die hiesige Spar und Borschußbank hat heute Vormittag ihren Kon kurs angemeldet, nachdem gestern die seit mehreren Wochen gepflogenen Unterstützungsverhandlungen mit hiesigen größeren Bankinstituten ergebnißloS verlaufen sind. Leipzig, 4. Dezember. Die Leipziger Freie Studentenschaft beabsichtigt, entsprechend dem Vor gehen der Berliner Freien Studentenschaft, ein ArbeitSnachweiSbureau für Studenten einzurichten. Leipzig, 4. Dezember. DaS Schwurgericht verurtheilte den Rechtsanwalt vr. JameS Breit- Leipzig , der hier am 16. August den stuck jur. Richard Oettinger aus Stuttgart in einem Duell erschossen hat, wegen vor dem Duell begangenen Hausfriedensbruches zu 3 Wochen Gefängniß und wegen Zweikampfes mit tödtlichem AuSgange zu dreieinhalb Jahren Festungshaft. Leipzig. DeS ruhmreichen Tages von BillierS-Brie wird in unserer Armee fort und fort in besonderer Weise gedacht, und so war denn die Rekrutrnvereidigung bei dem Jnfanterie-Regi- ment Nr. 107, welches damals neben dem Schützrnregiment so furchtbar litt, auf den 2. Dezember verlegt. Die Militärvereine der Regi menter 106, 107 und 108 hatten gutbesuchte Feiern veranstaltet. — Bom Kgl. Amtsgericht ist am Montag der PrüfungStermin für die Forde rungen an dir Leipziger Bank — rund 11,000 Gläubiger kommen in Betracht — geschlossen worden. Bon dem verschwundenen früheren Kon- kurSvrrwalter Justizrath vr. Barth fehlt bislang noch jede Spur; herzlich ist die Antheilnahme der Bevölkerung an dem traurigen Geschick seiner Gattin und Kinder. — Der 50jährigen Frau Sprengler aus Erfurt sind auf dem Magde burger Bahnhöfe beide Beine abgefahren worden. ES ist noch nicht festgestellt, ob Unglücksfall oder Eelbstmordabflcht vorliegt. Leipzig. Dem von reichen Leipziger Bürgern früher mehr al» jHt geübten Brauche entsprechend, hat Herr Konsul Beckmann für eine große Anzahl gemeinnütziger Institute und Einrichtungen der Stadt Leipzig namhafte Summen, im KPWLL betrag« Gesam Dem durch, Hose t glücklir sehr b< Cf Schwu zum T Aescho Tagrbl leben»! De schon wesen« zunächs in Mol Herr 0 writerr dem N Dezeml D. Deut dem 2. debatte Vorlage kett dil denn a örterun so daß sich die entwur dürfte, sichten bislang sich die kratisch gegen l kommt Oppofl so beso erster j Partei abgeord Rede zi recht e äußert, Anfchar er verw letzterer liche Ei Regier» Graf B dowsky leugbar Die verhal wurde t geordnei seine un Zustimv künftige! die Notl über de> durch e eignete! in die l deutsch« einen v folgende sinnigen Rede di überzeug bei natü Vorlage und klar befürwoi bekannte Regirrui Einzelhe Hoffnun de» neu« Handelsi vom Ta die Notl die Laut stimmun, nicht zu Der Berabsch haushalt Plenarsi! anderen «tat» de» sowie de> neuen R Di-