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' zstkoPtkivNtN aufgenonmelt. — We >M-S«n. söll tm nächstes Mimck em vor trag überr „Der unlautere Wettbewerb" veranstaltet werden; X VIschdfsMrda, 23. Sept. Am gestrigeii Mittwoch hielt der Kaufmännische Verein zu Bischofswerda im kleinen Saale des Schützen- Hauses einen Familienabend ab. Nach Begrüßung der zahlreich erschienenen Mitglieder mit ihren Angehörigen seitens des Vorsitzenden fand ein Lichtbitdrrvortrag über eine „R«se an der Küste d«S Mittelmeeres", veranstaltet von Mitgliedern des Vereins, statt, der allseitigen Beifall erregte. Ein fidelrS Tanzkränzchen hielt die Mitglieder noch recht lange zusammen. — Der LandeSkulturrat für das Königreich Sachsen wird seine diesjährige Plenar- sitzung am 4, S. und 6. November im Sitzungs saale der Zweiten Kammer im Ständehause zu Dresden abhatten; Außer der Erledigung einer umfangreichen Registrande, der Prüfung der Iah- rcSrechnungen deSLandeskulturrats und der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, der Aufstellung des Etats des Landeskulturrats und -er Festsetzung der Jahresbeiträge — auch für den Ausschuß für Gartenbau — steht die Beratung einer ganzen Reihe landwirtschaftlicher und volks wirtschaftlicher Fragen auf der erwähnten Ple narsitzung in Aussicht. -^ Wohnungswechsel und Post. Beim Woh nungswechsel, der zum 1. Oktober in der Regel einen größeren Umfang annimmt, wird dringend empfohlen, die neue Wohnung nicht nur dem Briefträger genau anzugeben, sondern auch dem Postamt, zu dessen Bezirk die bisherige Wohnung gehört, damit die Wohnungsänderung beim Ver teilen der Briefsendungen berücksichtigt werden kann und Verzögerungen in der Bestellung tun- lichst vermieden werden. — Die zur Ableistung ihrer Militärdienst- Pflicht demnächst «»treffenden Personen, die der JnvalidenversicherungSpflicht unterliegen und nach ihrer Entlassung voraussichtlich wieder hier in Stellung treten, können ihre OuittungS- karten bei der Ortskrankenkasse liegen lassen. Damit solche Quittungskarten nicht verfallen, empfiehlt es sich, der Kasse die Einberufung zum Militär mittelst Postkarte anzuzeigen und die Verlängerung der Kurte nach ß 135 des Jnva- liden-VersicherungSgesetzeS zu beantragen. Eine solche Anzeige mutz über den vollen Namen, Ge- burtStag und letzten Arbeitgeber Aufschluß geben. » > ' > ! Krr Krrirrhntk. Humoreske von Rudolf Nawrocki. Mit unermüdlichem Drängen suchte Frau Bräficke ihren Mann dahin zu bringen, daß er sich zur Ruhe setzte Sie hatte ihre Gründe da- für. „Aks Rentjöh 'spielfte Ne janz/andere Rolle, Fritzeken", schmeichelte sie. „Hast et ooch jarnich nötich, bis in alle Ewichkeit Hintern Ladentisch zu stehen un jeden Fatzke een halbet Pfund Jo hacktet oder 'n paar Knobländer zu verkoofen... Daderfür find wer uns amende doch zu jut... Un wozu haste denn det Ville Jeld uff de Bank, wenn de dir für deinen Lebensabend nich was JuteS jönnen willst. .. Un denn de Frida! Mit de feine Bildung, die wir ihr haben lernen lassen, iS et ihr doch man schanierlich, in diese Umjebung zu leben. Für'n jewöhnlichen Stand hab«» wie se nu doch einmal nich erzogen, un wat Feinet traut sich ja in diese olle Fettbude nich rin..." So lag Frau Bräficke ihrem Mann tagtäglich in den Ohren, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Das Geschäft wurde verkauft, und der bisherige Schlächtermeister erwarb eins der schönsten Häu ser in der Maaßenstraße. Hier lebte er nun als Rentier und Hausbesitzer einen schonen Tag, wie seine Frau ihm einzureden suchte . . . Anfangs wußte Fritz Bräficke nicht recht, was er Mit seiner Zett anfangen sollt«. Er war eben zur Arbeit geboren und erzogen worden, und so einen Tag wie den anderen im Nichtstun herum- zulungern, das ging ihm allzusehr gegen die Na tur. Gutmütig, wie er war, ließ er sich von seiner Frau in Theater, Konzerte, ja sogar in die lite rarischen Abende der „Klause" schleppen, aber Ge- fallen fand er an seiner jetzigen Lebensweise nicht. ES gab Tage, an denen er mißmutig umher schlich und Essen und Trinken verschmähte. . . Er fiel ordentlich ab und bekam ein krankhaftes Aussehen. Der Doktor meinte, der Mangel einer geregelten Tätigkeit wäre schuld daran. . eS müßte für entsprechende Beschäftigung gesorgt werden... »Wie wär'S, Herr Bräficke, wenn Sie täglich eine Stunde Hotz hackten oder sägten?" schlug ''^'Dlffchenr^hü- -r» Dreimarkstücken. Die Dreimarkstücke mil dem Bildnis des Königs Friedrich August find stärker, als die mit dem Bild Kaiser Wilhelms II. ES wird gewiß noch wenig bekannt sein, daß 2V sächsische Dreimarkstücke, aus- einandergelegt, eine Säule genau so hoch wie 21 preußische ergeben. Darum Vorsicht beim Häu feln von Dreimarkstücken. Im Gewicht ist aber keine Differenz Vorhand«,. — Schützet die Obstbäume vor Hasenfraß! ES ist eine auffällige Erscheinung, daß wilde Kanin- chen und Hasen gerade zur Herbstreit mit Bor- liebe die Rinde der jungen Bäume annagen. Bo vorzugt find Aepfelbäume, die von den Nagern abgeschält werden. Natürlich erleidet der Baum ein empfindliches Hemmnis in seinem Wachstum. Man versehe darum frühzeitig genug seine Obst bäume mit Schutzmaßregeln gegen diese ungebete nen Gäste. - Die Oekouomischr Gesellschaft im König reich Sachsen hat ihr Programm für den herankommenden Herbst und Winter so festgesetzt/ daß am Freitag, den 12. November, den 3. Dezbr. 1909, den 7. Januar, den 4. Februar und den 4. März 1910, nachmittags 4 Uhr, in der „Deutschen Schänke Zu den Drei Raben" in Dresden Vor- tragsvsrsammlungen stattfinden. In diesen Ver sammlungen werden sprechen Professor vr. Klim- mcr (Dresden) über „Die Rindertuberkulose und ihre Bekämpfung", Geh. Hofrat Opitz (Treuen) über „DaS neue Wasserrecht im Königreich Sach sen", Professor vr. Jmmendorf (Jena) über „Ta- geSfragen auf dem Gebiet der Düngerlehre", vr. v. Kahlden (Dresden) über „Die Landarbeiter- frage" und Professor vr. Howard (Leipzig) über „RentabilitätS- und ProduktiönSkostenrechnun- gen in der Landwirtschaft". Die Ausstellung sächsischer Braugersten mtt anschließen- der Prämiierung der besten Produkte wird am 12. November in Dresden abgehalten. — Fabriken und Fabrikarbeiter in Sachse». Nach den Berichten der Königlichen Gewerbeauf- sichtsbeantten bestanden am 1. Mai vorigen Jah res im KLnigreich'Sachsen 26271 Fabriken oder diesen gleichgestellte Anlagen, in denen insgesamt 692895 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt waren. Gegen das Jahr zuvor waren dies 1539 Betriebe und 7518 Arbeiter mehr. — Wie daS MonatSblatt der Norddeutschen MisfionSgesellfchast in seiner September-Nummer mitteitt, find erfreulich« Aussichten auf weitere Unterdrückung des BrauutweiuhandelS in den deutsche» Kolonie« vorhanden. In einem auf der Arzt vor. „DaS bringt daS Blut in Wallung und lenkt die Gedanken ab . . ." „Natürlich mußte dir Bewegung machen, Fritze ken", sekundierte Frau Bräficke eifrig. „Es wird dir jewiß jut tun, wenn de mir alle Tage in'n Wiler so'n bisken Brennholz für de Küche klein hackst .. ." „Oder wir wär'S, wenn Sie sich eine Hobel bank aufftellten und täglich ein paar Stündchen daran hantierten?", meinte der Doktor. „Det wär'S schlechteste noch nich!" pflichtete Frau Bräficke bei. „Wenn't for de Gesundheit iS, Fritzeken." „Warum nich lieber jleich Steene uff'n Bau schleppen oder Schnee schippen!" brauste Fritz Bräficke geärgert auf. „Darum bin ick nicht Rent- jöh un HauSbefitzer gewor'n, wenn ick mir so'n Hundeleben inrichten soll. . . Srbeeten, jewiß, det will ick, aber..." „Ja, dann ist Ihnen nicht zu helfen und ich stehe für nichts." Damit empfahl sich der Doktor. „Jeh spazieren, Alter! Besuch deine Freunde! Klopp ab und zu mal 'n ordentlichen Skat, oder leiste dir sonst was JuteS, damit de endlich bald wieder 'ne anderes Gesicht uffsteckst", drängte Frau Bräficke. ES verschlug alles nichts. DaS Sinzigs woran Fritz Bräficke Vergnügen hatte, bestand darin, daß er sich öfter, ohne daß seine Frau eine Ahnung davon halt« stundenlang auf — dem Viehhof umhertrieb. Seine Laune wie sein Aussehen verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Da kam sein Geburtstag heran. Ohne sein Vorwissen hatte Frau Bräficke für den Abend einige gute Freunde eingeladen. Sie wollte wieder einmal wie in früheren Jahren ein großartiges Eisbeinessen g^em Die Ueberraschung mußte ihren Mann aufheitern, ihn auS seiner Lethargie reißen ... Insgeheim richtete sie alle- dazu her. Gegen Abend schickte fie ihren Gatten auf kurze Zeit fort. „Daß de mir aber ja zuM Abendbrot wieder da bist, Männe!" rief fie ihm nach. Sie wollte ibn bei seiner Rückkehr ganz unvorbereitet in die Mitte seiner Freunde und an die in alt hergebrachter Weise hergerichtete Tafel führen. dem Xil. Internationalen Kongreß gegen den AlkoholiSmuS über „Internationale Abmachun-' gen zum Schutze der Eingeborenen vor dem Alko holiSmuS" gehaltenen Vortrag erwähnte der Bremer Großkaufmann I. K. Victor, daß der Gouverneur von Kamerun, Seitz, im Mai bei Ge legenheit einer Sitzung des Vereins westafrika nischer Kaufleute sich folgendermaßen geäußert habe: „Nach längeren Verhandlungen sind die Kamerun-Kaufleute an der Küste ganz daniit ein verstanden, daß die Regierung die Einfuhr von Spirituosen verbietet. Doch hat ein solches Ver bot nur Zweck, wenn es auch die Nachbarkolonien mitmachen. Das wird wohl einige Schwierigkei ten haben, da Slldnigerien im letzten Jahre rund 16 Millionen Mark an Spirituosenzöllen verein nahmt hat. Jedenfalls werden wir mit der eng lischen Regierung in Verbindung treten mrd we nigstens zunächst ein« Erhöhung des Spirituosen zolles und eine Vergrößerung der Zone erstreben, in der laut den Brüsseler Beschlüssen mit Schnaps überhaupt nicht gehandelt werden darf. Wenn ich auch selbst kein Abstinent bin, so muß ich doch un bedingt für ein Verbot des Branntweinhandels in unseren Kolonien eintreten, da ich gesehen habe, wieviel Unglück durch ihn unter den Eingeborenen angerichtet wird." Bantzeu. Die SpreeverlegungSarbeiten an der Waggonfabrik schreiten rüstig vorwärts. Die obere Breite des neuen Flußbetts beträgt an nähernd 80 Meter. Der neue Promenadenweg ist in der Hauptsache fertig aufgeworfen und zum Teil auch schon beschottert. Gegenwärtig ist man auch am neuen Flußbett mit den Gründungs arbeiten für die Pfeiler der neuen Brücke für die Zufahrtsstraße nach der Waggonfabrik beschäftigt. Bacchen, 23. September. Der mit der Jn- terimsverwaltung der Amtshauptmannschaft Lö bau beauftragte Herr Regierungsrat v. Polenz ist vom 1. bis mit 10. Oktober dieses Jahres be urlaubt. Er wird während dieser Zeit durch Herrn Rcgierungsrat vr. Schulze, in Kirchen sachen durch Herrn Regierungsassessor Kegel bei der Amtsh äüptmannschaft Löbau vertreten werden. Klrinsaubernitz. Der Arbeiter Pietsch aus Wartha wurde in der hiesigen Brikettfabrik mtt einer schweren Schädelverletzung besinnungslos aufgefunden. Da P. das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt hat und sich auch nicht genau fest stellen läßt, auf welche Weise er sich die Verletzung zugezogen hat, so ist es nicht ausgeschlossen, daß dieser Fall noch die Staatsanwaltschaft beschäf tigen wird. Bald kamen die ersten Gäste. Schnell über flog sie noch einmal das Tischarrangement. Zu ihrem Entsetzen bemerkte sie erst jetzt, daß drei zehn Gedecke auflagen . . . „Herjott! da stirbt einer . . ." murmelte sie bestürzt. „Wenn'S nur nich Bräficke selber is . . . Er kommt mir jetzt immer so miesepetrich vor. . ." Ein namen loses Angstgefühl packte sie. Was tun? Eine Absage ließ sich auf keinen Fall mehr anbrin gen .. . Jemand so ohne weiteres von der Straße hereinzunötigen, war doch auch nicht gut möglich. Es war zum Verzweifeln. Wieder ka men einige Gäste. Sie empfing sie wie geistes abwesend ... Da kam ihr ein Gedanke. Der Musiker im vierten Stock! Dem Manne ging'S nicht allzu gut. Wenn sie ihn einlud . . . Der nähme gewiß gern an . . . Rasch schickte sie nach oben. Wenige Minuten später kam der Musiker, Frau Bräficke atmete erleichtert auf. Nun waren es wenigstens vierzehn Herren. Das Unheil war abgewendet. Wenn nur ihr Mann schon da wäre! Während sie noch mit dem Musiker plaudert«, klingelte es. Sie öffnete. Der Lehrbursche von Raschke wär'S: „Der Meester kann nich kommen. Seine Braut aus Weißenlee iS mit ihrer Mutter da, un er muß mit se in- Theater . . ." Frau Bräficke wär'S, als höre sie ihr Todes urteil. Trotz deS Musikers blieb'S nun doch bet der UnglllckSzahl der Tischgäste. Und ihr Mann mußte jeden Augenblick kommen, dann war er der — dreizehntel Eine Todesangst überfiel sie. Der Musiker muß wieder fort! DaS war die ein zige Rettung. In fliegender Hast teilte sie sich ihm mit. „Na, dem Unglück ist leicht abzuhelfen, Fran Bräficke", tröstete dieser mit süßsauerem Lächeln, denn innerlich schmerzte es ihn, an dem gewiß lukullischen Mahle nicht teilnehmen zu sollen. „Ich drück' mich einfach wieder . . ." „Ach, wenn Se so jut sein wollten, Herr Dreier", bat sie mit verschämtem Lächeln. „ES soll Ihr Schade nich find. Ick pack' Ihnen 'n schö net Häppken in, det nehmen Se mtt nach oben.. Verlegen wehrte Herr Dreier ab. „Ne, ne, lassen Se man!"