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Der sächsische «vzü-ter. Gelte ». LV»L TraurrsallrS den Gefühlen herzlichster Mtttrauer und tiefster Anteilnahme unserer Stadt durch Telegramm an Se. Maj. den König Friedrich August Ausdruck verliehen worden war, (Wortlaut s. vor. Nr. d. Bl.) ging daraufhin folgendes Telegramm rin: Herrn Bürgermeister Or. Lange, Bischofswerda. „Seine Majestät der König lassen dem Rat und Stadtverordneten zu Bischofswerda für die ausgesprochene Anteilnahme und das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue herzlich danken." Seiner Majestät des Königs Kämmerer. I. V.: von dem BuSsche. BtschosSwerda, 19. Oktober. Laut Inserat findet morgen Donnerstag im kleinen Saale der neuen Schule eine Trau erfrier für Se. Majestät unseren hochsrligen König Georg statt, bet welcher Herr Lehrer Strunz die Gedächtnisrede halten wird. T Bischofswerda, 19. Okt. „Recht gut!" lautete die Zensur, die unserer freiwilligen Feuer wehr erteilt wurde bei ihrer Hauptübung, die am Sonntag vormittag halb 11 Uhr unter der bewährten Leitung ihres Kommandanten, Herrn Panzer, vor den städtischen Behörden zur Vor führung kam. Derselben wohnten an Herr Bürgermeister vr. Lange, der Vorsitzende des Löschausschusses Herr Stadtrat Huste, der Brandmeister Herr Stölzel, der stellvertretende Brandmeister Herr Stadtrat Vogel, Mitglieder der städtischen Collegien und viele Ehrengäste und Einwohner. Vor Beginn der Uebung richtete Herr Bürgermeister vr. Lange an die Mannschaft eine kurze aber erhebende Ansprache, in der er mit wehmütigen Gefühlen aus die tiefe Trauer hinwies, die über das ganze Sachsenland durch das Ableben unseres geliebten Fürsten und Landesvatcrs, Sr. Majestät des Königs Georg, heretngebrochen sei und betonte, daß durch diesen Tod auch Sachsens Feuerwehren ihren größten Schirm- und Schutzherrn verloren hätten, was gewiß bet allen Kameraden innige Teilnahme hecvorgrrufen habe. Infolge de« Ablebens ihres Protektors hatten sämtliche Führer laut Beschluß des LandesauSschussrs Trauerzrichen, Flor um den linken Oberarm, angelegt. Nach dieser er hebenden Ansprache, die auf alle Anwesenden einen ergreifenden Eindruck machte, begannen die Uebungen mit dem Fußdienst,diesem folgten die Schulübungen der Spritzen- und Hydrantenzüge, sowie die des Steigerzuges am Steigerturm und Schiebelriter. Hierauf versammelte sich das Korps in der Turn halle, wo wiederum Herr Bürgermeister vr. Lange das Wort ergriff und namens der städtischen Behörden der Mannschaft seinen Dank aussprach für die Leistungen, die er heute gesehen, sie seien gut gewesen und die Angriffsübung, die noch folge, werde gewiß auch zufriedenstellend auSsallen. Die heutigen Uebungen gaben Zeugnis von stetem Fleiß und treuer Pflichterfüllung aller Kameraden; auch freue es ihn, heute wieder 6 wackere Mit glieder für langjährige Dienste mit Diplomen und Dirnstauszrichnungen bedenken zu können. Diese waren: Sanitäter Jakob (20 Jahre), Steiger Hartmann und Schlauchleger Stiffel (10 Jahre), sowie Führer Gnauck, Tambour Gnauck und Spritzenmann Reichert (5 Jahre). Nach diesem trat die Mannschaft wieder an dir Geräte und bereitete sich zum Sturmangriff vor. Zu diesem war daS HauS des Herrn Kausmann C. F. Gnauck, Kirchstraße, ausersehen, welches derselbe in größter Bereitwilligkeit dazu überließ. Auf gegebenes Signal trafen die einzelnen Züge mit Geräten im Sturm laus an der Brandstelle ein, wo sie auf Befehl des Kommandanten ihre Positionen mit Ruhe und Sicherheit etnnahmen. Nach dem vom Hauptmann auSgegrbenen EituationSplan wurde angenommen, daß im Lagerraum im Hofe rin Feuer entstanden sei, das bet Ankunft der Wehr sich bis in den Laden ausgedehnt habe, der dabei entstehende Rauch schneidet den Bewohnern im ersten Stockwerk den AuSgang nach unten ab und müssen sie sich ins zweite Stockwerk flüchten, von wo auS sie mittels Rettung-- schlauch gerettet werden. Die hierbei zum Löschen benutzten Hydranten wurden, um Wasser zu sparen, nur markiert, eS wurde auch angenommen, daß die selben versagten und so mußte, um zu löschen, das Wasser aus der Wesenitz hrrbetgeschofft werden, was mit Einstellung einer zweiten Spritze auf der Ktrchgasse ermöglicht wurde durch eine Schlauch, lrttutig von über 200 Metern. Auch kamen dir Sanitäter in Tätigkeit, eine Person vom Personal war beim Retten im Lagerraum durch den Rauch in Ohnmacht gefallen, an welcher Wiederbelebung durch künstliche Einatmung markiert wurde, rin Steiger mußte die Person unter Benutzung der Rauchhaubr dort aussuchrn und in- Freie befördern. Da» „Ganze halt!" beendete den gewiß für all« Anschauer interessanten Sturmangriff. vom Herr« Brandmeister Stölzel erfolgte sodann dir Kritik. Die einzelnen Zensurgrade lauteten: Fußdienst sehr gut, Parademarsch sehr gut, Schulübungrn der Spritzenzüge sehr gut, Schulübungrn der Hydranten- züge sehr gut, Schulübungrn der Steiger am Steigerhaus und Schiebelriter sehr gut, Sturm angriff sehr gut, Kommandos der Führer sehr gut, SanitätSübung sehr gut. Wasser wurde vom gegebenen Signal In 4 Minuten vom Hydrant aus und von der Wesenitz aus in weiteren 5 Minuten gegeben, daS Retten der Menschen ging in 6 Minuten vor sich. ES wurde ferner vom Brandmeister der Wunsch ausgesprochen, daß dir Mannschaft in ihrem Eifer so sortfohren möchte. In diesem Sinne sprach sich auch Herr Stadtrat Huste aus. Infolge der Landestrauer wurde dir 38. Stiftungsfeier vertagt. Wie wir hören, soll die selbe nächsten Mittwoch, den 26. Oktober, im Hotel „König Albert" mit Konzert und Ball statlfinden. Hoffentlich werden sich die werten Ehrengäste zu dieser Frier recht zahlreich etnfinden, brr Wunsch der Feuerwehr würde dadurch erfüllt werden. 8 Bischofswerda, 17. Oktober. Zum heutigen Vieh markt waren in den Stallungen der hiesigen Hotels und Gasthöfe 216 Stück Rinder und 89 Stück Kälber zum Verkauf gestellt. Zum Auftrieb gelangten hiervon jedoch nur 67 Stück Rinder und 28 Stück Kälber, während der übrige Teil schon vor Beginn deS Vieh- Marktes von den Händlern an den Mann gebracht wurde. Außerdem war der heutige Vtehmarkt mit 54 Stück Läuserschweinen und 125 Stück Ferkeln, Pferden aber nicht betrieben. Jedoch waren 28 Stück Berkaufspferde ebenfalls in den Stal lungen hiesiger Hotels und Gasthöse zum Verkauf gestellt. Der Auftrieb zum heutigen Viehmarkte war etwas stärker als der zu den vorhergehenden Vichmärkten und infolgedessen auch die Kauflust eine regeie. Der nächste Vtehmarkt findet am 21. November statt. * Bischofswerda, 19. Oktbr. Ueber Post hilf stellen wird uns folgendes mitgeteilt: Post- hilfstellen dienen dem ländlichen Postverkehr. Die Wahrnehmung der Geschäfte gilt als Ehrenamt. Dem Inhaber der Posthilsstelle und seinem Ver treter liegt die gewissenhafte Beobachtung des Briefgeheimnisses ob. Die Posthilsstelle besorgt den Verkauf von Postwertzeichen usw., die An nahme und Aufbewahrung von Postsendungen und, falls bei der Posthilsstelle eine öffentliche Fern sprechstelle besteht, auch die Annahme von Tele grammen und die Vermittelung von Gesprächen. Dem Inhaber übergebene Postanweisungen, Wert- und Einschreibsendungen werden in rin Annahme buch eingetragen. Der Einlieserungsschein, den die Postanstalt ausstellt, wird vom Landbriefträger bei seinem nächsten'Bestellgange überbracht. Zur Annahme von Postanweisungen, Wert- und Ein schreibsendungen ist der Posthtlsstellentnhaber nicht verpflichtet. Bei den dem Postamt Bischosswerda unterstellten Posthiliftellrn werden in der Regel folgende Postwertzeichen und Formulare vorrätig gehalten: 10 Briefmarken zu 2 Pfg. 20 „ „ 3 „ 30 „ „ 5 „ 30 „ „ 10 „ 10 Postkarten „ 2 „ 38 „ „ 5 „ 5 Antwortpostkartrn zu 10 Pfg. 20 Postanweisungen „ 10 „ 20 Paketadressrn. Andere Wertzeichen oder größere Bedarse würden gegen Vorausbezahlung durch die Landbriefträger zu bestellen sein, welche bei dem nächsten Bestell gange dir Wertzeichen usw. kostenfrei zu bringen haben. — In einigen Tagen werden in ganz Sachsen allen denjenigen Steuerpflichtigen, welche mut maßlich über 1600 Mk. Jahreseinkommen haben, behufs Einschätzung zur StaatSrinkommensteuer für das Jahr 1905 Deklarationen ihres Ein kommens zugehen. Diese Aufforderungen sind innerhalb einer Frist von drei Wochen, vom Tage des Empfanges der Aufforderung an gerechnet, von jedem Ausgesordertrn, auch wenn dessen Ein kommen hinter einem Betrage von 1600 Mark zurückbleibt, bet den zuständigen Stadtsteurr- ämtrrn oder den OrtSstrurretnnahmen Vorschrift»- gemäß au-gefüllt rinzurrtchrn. ES ist statthaft, Deklarationen unter Couvert, wenn solche» mit vollständigem Namen und der Wohnung de» Deklaranten versehen ist, abzugebrn. Bon den Steuerbehörden stad in den letzten Jahren durch schnittlich 20 Prozent aller Reklamationen wegen Nichtbeachtung der Deklarationen oder Frtstver- säumnt» zurückgelegt worden. Da bet Außer achtlassung der gesetzlichen Vorschriften und haupt sächlich bet Nichtbeachtung der vorgeschrtebenen Fristen alle Rechtstitel gegenstandslos werden, kann nicht genug die Beobachtung der Fristen empfohlen werden, zumal in manchen Fällen recht empfindliche Seldrinbußen aus der Bersäumnt» entstehen. — Wie daS bereit» geltende neue sächsische und daS in nächster Zelt in Kraft tretende neue preußische Lottrriegesrtz ihre Wirkung auf die ver schiedenen kletnstaatlichen Lotterien auSübrn, beweist eine Meldung au- Neustrelitz. In diesem Glückshasen aller Lotterten machen sich diese Ver bote besonders bemerkbar. Sämtliche Lotterie- Geschäfte, etwa 60 an der Zahl lösen sich auf, und dir Inhaber müssen sich einen neuen Erwerbs- zweig suchen, ebenso wird eine ziemliche Anzahl junger Kaufleute brotlos werden. Sogar die Post kann in Neustrelitz ihre Beamtenzahl, weil die Brtrfsendungen abgenommen haben, um fast ein Dutzend verringern. — Hoffnung! Das tägliche Leben ist reich an Enttäuschungen. So mancher arme Teufel könnte mit unserem Schiller ausrusen: Was sind Pläne, was sind Entwürfe, die der Mensch, der vergängliche, baut! Und doch darf die Hoffnung nicht aufgegeben werden! DaS Sprichwort sagt zwar „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren", aber eS wäre kein Leben mehr, wenn keine Hoffnung mehr wäre. Der Wille zum Leben und zwar zu einem möglichst glücklichen Leben steckt in jedem normalen Menschen, und vamit ist zugleich die Hoffnung gesetzt, daß wenigstens eine annähernde Verwirklichung deS Ideals zu erreichen sei. Der konscqaente Pessimis mus mit seiner düsteren Hoffnungslosigkeit ist etwas Unnatürliches und dazu etwas UnchrtstltcheS. DaS Christentum sagt: Hoffnung läßt nicht zu schänden werden! Hoffnung ist die treibende Kraft, wenn rin Mensch seine Arbeit in den Dienst eine bestimmten Berufes oder einer guten Sache stellt. Man streiche diese HoffnungSfrrudtgkeit, und das Arbeiten wird zur Qual, zur Hölle. Hoffnung läßt einen armen Kranken geduldig alle Medizinen nehmen, und die Angehörigen, der Arzt und sie alle, die mit ihm zu tun haben, sorgen, daß dem Leidenden nur ja die Hoffnung erhalten bleibe. Hoffnung kann die menschlichen Kräfte verdoppeln, Hoffnung kann unter Tränen lächeln, Hoffnung kann Großes, Wunderbares zu stände bringen. Freilich, unsinnige Utopien darf man nicht mit dem christlichen Hoffnungsgrdanken vermengen. Nicht jeder plötzliche Einfall verdient mit einem Hoffnungsziele zusammengebracht zu werden. Nicht jedes Wünschen und Wollen ist innerlich berechtigt, und man kann durchaus nicht immer sagen: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Ein alt kirchlicher Schriftsteller hat einmal den treffenden Satz geschrieben: Der Glaube ist der Grund der Hoffnung und die Hoffnung die Herrlichkeit deS Glaubens. Der christliche Glaube weiß, daß alle menschliche Hoffnung nur durch und mit Gott ihre Entfaltung und Verwirklichung finden kann. Da gibt der Christenhoffnung etwas Starke- und doch Bescheidenes, Demutsvolles. Man kann da hoffen, auch wenn eS gegen die rein menschlichen und persönlichen Wünsche geht. Bon solcher demütigen Hoffnung ist jede- wahre Bittgebet ge tragen, und wir verstehen'-, wenn ein Dichter unserer Tage sreudig bewegten Herzens tröstet: Sehnsucht, aus den Knien schaust du himmelwärts; einzelne Wolken ziehen, kommen und entfliehen — ewig hofft da- Herz! — Evangelischer Bund. Bei der General versammlung deS Evangelischen Bunde- in Dresden sind über 1200 Festkarten verkauft worden und gegen 350 BeitrtttSanmrldungen zum Dresdner Zwetgvcrein erfolgt, dessen Gesamt mitgliederzahl aus rund 3000 gestiegen ist, eine Zahl, wie sie außer Berlin und Leipzig keine andere deutsche Stadt aufzuwetsrn hat. Der ge wöhnliche Beitrag ist jährlich 3 Mk. Dafür wird das monatlich erscheinende Hauptorgan des Bünde-, die „Kirchliche Korrespondenz", kostenfrei zugrsandt. Höhere Beiträge sind um der großen und steigenden Aufgaben de» Bunde- willen sehr erwünscht. Zu der großen Liebesgabe für die evangelische Bewegung in Oesterreich, die Herr Psarrer Blanckmristrr am BegrüßungSabend in Höhe von 15 000 Mk. dem Zentralvorstande überreichte, hat der Dresdner Verein vor dem Fest 4473 Mk. aufgebracht und aus den Ueber- schössen des Feste- noch 2500 Mk. htnzugesügt, so daß er im ganzen rund 7000 Mk. dafür ge« spendet hat. Jnsolge dieser nachträglichen Zu wendungen und anderer Spenden ist nun die Ge samtsumme von 15000 auf über 20000 Mk, ge stiegen, rin fchöneS Zeichen für den opferfreudigen, evangelische« Sian der sächsischen Bevölkerung und seiner Residenzstadt.