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1t». entsetzt und wollte nicht zahlen. Doch der Beamte winkt« dem Schutzmann und drohte dem Czechen, ihn abführen zu lassen. Verstört und ieufzrnd bezahlte nun der Czeche seine Hartnäckigkeit und stieg wehmütig in den Zug. Leipzig, 1. Oktober. Zur Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Errichtung de» Reich», gericht» versammelten sich heute abend im Palmen« garten über 200 Personen, Richter und Rechts anwälte de» RrichSgrricht« mit ihren Damen zu einem Festessen. Al» Gäste erschienen der Ober- bürgermetster, der Dekan der juristischen Fakultät der Universität und viele ehemalige Reichsgericht». rät«. Der Präsident de» Reichsgericht» vr. Tut. brod brachte einen Trinkspruch aus den Kaiser und den König von Sachsen au», Staatspräsident Dr. Lorwenstrin aus die Stadt Leipzig und die juristische Fakultät und OberretchSanwolt vr. Ol». Hausen aus die ehemaligen Mitglieder de» Reich», gericht». Der Großherzog von Baden sandte rin Telegramm und vom RetchSkanzlrr traf rin Glück wunschschreiben ein. Leipzig. Der neue Ratskeller unserer Stadt ist am Sonnabend dem Verkehr übergeben worden. Er weist ganz erstaunliche Größrnvrr« hältnisse auf. SO ui lang und 13 ru tief, beträgt seine Gesamtfläche etwa 1040 gm; 700 Plätze laden zum Sitzen ein, die Bogenspannung zwischen seinen 14 runden Säulen ist je 6 m lang. Die Abteilungen der Weinkelleret liegen zu beiden Seiten eine» 114 ru langen Ganges. Da» Weiß- weinflaschenlagrr faßt 210000 Flaschen, da» Rot. und Südwrinlagrr neben den zahlreichen Gebinden 30000 Flaschen. Auch die au» dem grauen Mittelalter stammenden Keller der einstigen Pleißenburg, auf deren Areal sich da» neue monumentale Stadthaus erhebt, sind zu Wein, lagern verwendet worden. Hier liegen riesige Fässer voll Weißwein mit 5000 Liter Inhalt. Die Stadt hat 300 000 Mk. zur Einrichtung des Kellers bewilligt und übernimmt den WeinauS- schank in eigene Regie. Leipzig. „Wir wollten am Hochzeitstag ge meinsam sterben. Forscht nicht nach den Gründen!" So lautete der Inhalt eines Zettel», den der 23 Jahre alte Expedient Schrickel und dessen junge Gattin hinterlassen haben. Man fand beide am Morgen nach der Hochzeit durch Leuchtgas ver giftet, angetan mit dem vollen HochzritSstaat, in ihren Betten liegen. Der Mann war bereits tot, die 22 Jahre alte Frau wurde noch lebend ober betäubt nach dem Stadtkrankenhause gebracht, wo sie hoffnungslos darniederltrgt. Schrickel ist in Untergörlitz geboren, die junge Frau hieß Lina geb. Thiele und stammte aus Wtldenhain. Der Beweggrund zu der unseligen Tat dürste nach den „N. N." in der vor etwa vier Wochen erfolgten Konkurseröffnung über das Schrickelsche Ge schäft zu suchen sein, wobei dieser 8000 bis 10 000 Mark eingebüßt haben soll. Ausfallenderweise ging es im Lause des Hochzeitstages in der Schrickelschen Wohnung noch sehr lustig zu; man hörte daraus Gesang und Harmontkaspiel erklingen. Zwickau, 1. Oktober. Eingewtesen wurde gestern vormittag durch Geheimrat Jahn aus i Dresden al« Vertreter des Kgl. Justizministeriums der neue Landgerichtspräsident Landgertchtsdirektor Frommhold au« Dresden. Zwickau. Eine Ansiedlrrfamilie im Herero- land, die aus dem Vorort Schedewitz stammende Familie Paasch, ist dort von den Herero« er mordet worden. Nur ein elfjähriges Mädchen blieb am Leben, kam in Gefangenschaft, wurde ober dann von Buren befreit. Zwickau Auf der Hofer Straße, kurz vor Mülsen St. Jacob, hat sich in der Nähe von „LtppoldS Ruhe" wieder ein Automobilunsall er- «ignet. In rasendem Tempo kam ein aus der Provinz Hannover stammendes Kraftfahrzeug von Zwickau her angrfaust, wodurch die Pferde des Gutsbesitzer» Fröhlich scheuten. Da» Gefährt schlug um, die Insassen wurden herauSgrschleudert und so erheblich verletzt, daß zwei von ihnen ärztliche Hilfe nachsuchen mußten. Da» Automobil knickte noch einen Kirschbaum um ünd sauste nach Lichtenstein zu weiter, wobei unterwegs, unweit der „Funkenburg", beinahe noch eine Frau über den Haufen gefahren worden wäre. Buchholz. Herr und Frau Kommerzienrat Kunz« haben au» Anlaß ihre» silbernen Ehe jubiläum» der Kirche zwei schöne bunte Altar- lenster gestiftet. — Line Srlbstversicherung der Stadtgemeinde gegen Unfälle der Mannschaften der Feuerwehr haben die städtischen Kollegien beschlossen. Ja einer Sitzung der Stadtverordneten wurde die Versicherung zunächst abgrlrhnt. Nach- <de« jedoch der Rat ans dl« rvruturll auszubrtnginden M>»mL^er der Stadt aufmerksam gemacht, Loo Mchftsch» «»Ml«-. «e«o a. wenn rin Mitglied einer Pfiichtfeuerwrhr im Dienst« der Stadt verunglückt, haben die Stadt verordneten jetzt der hieraufbezüglichrn RatSvorlage zugestimmt. Bad-Elster. Die am 30. September zum Schluß der Saison zur Ausgabe gelangte letzte Kurliste verzeichnet 5203 Parteien mit 7848 wirklichen Kurgästen, sowie 1400 Personen al» zu vorübergehendem Ausenthalt anzemrldrt, in Summa 9248 Personen. Die Gesamtzahl der während der Badesaison 1904 verabreichten Bäder aller Art beträgt 99 598. Während der Badeiai'on 1903 sind in unserer Badeanstalt insgesamt 93 448 Bäder oller Art verabreicht worden. Dir Besucher zahl 1903 stellte sich folgendermaßen: 4673 Parteien mit 7041 wirklichen Kurgästen, sowie 1716 Personen al» zu vorübergehendem Aufent halt angemrldet, in Summa 8757 Personen. Die Zahl der Kurgäste hat in der zu Ende gegangenen Saison gegen da» Vorjahr um 807 zugrnommen. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Dresden, 3. Oktober. Der Hofbericht meldet: Die heutigen Nachrichten über das Be finden Sr. Majestät des Königs lauten: Den gestrigen Sonntag verbrachte Se. Majestät zum größten Teil außer Bett. Allerhöchstderselbe hörte früh 9 Uhr die heilige Messe, war wieder holt längere Zeit an der Luft und nahm mittags an der gemeinsamen Familientafel teil. Leider beeinträchtigte der zuweilen noch sehr starke Husten reiz und die mit diesem einhergehende Atemnot den Appetit und die Nahrungsaufnahme. Auch die Nachtruhe litt darunter und erst gegen Morgen traten Linderung und kurzer Schlaf ein. Dresden, 3. Oktober. Als Ergänzung zu dem gestrigen Bericht wird aus Pillnitz mitgeteilt: Se. Majestät der König verbrachte den gestrigen Tag zum größeren Teil außerhalb des Bettes. Er hörte um 9 Uhr früh eine heilige Messe, die jetzt natürlich in seinem Zimmer gelesen wird. Der König war wiederholt längere Zeit an der Lust und nahm mittags an der gemeinsamen Familientafel teil. Leider beeinträchtigten der zu weilen sehr starke Hustenreiz und die mit diesem einhergehende Atemnot die Nahrungsaufnahme; auch die Nachtruhe litt darunter, und erst gegen Morgen traten Linderung und kurzer Schlaf ein Selbst die nächste Umgebung hält den Zustand des Königs für sehr ernst, betont aber, daß das augenblickliche Befinden noch wochenlang andaucrn könnte. Jedenfalls würde sofort eine entscheidende Wendung eintreten, sobald das in den letzten Tagen anhaltende schöne Wetter sich änderte. Der König ist sich seines ernsten Zustandes, wie es scheint, bewußt und äußerst deprimiert Frankfurt a. M. 3. Oktober. Der Syndikus der hiesigen Handelskammer und erster Geschäfts führer des Zentralverbandes des deutschen Bank- und Bankiergewerbes Ur. Hans Hätschel ist gestern abend gestorben. Köln, 3. Oktober. Der «Köln. Ztg." wird aus Petersburg vom gestrigen Tage telegraphiert: Aus verschiedenen Orten werden grobe Aus schreitungen von Reservisten gemeldet. Da für die Verpflegung größerer Transporte nicht gesorgt wurde, plünderten Reservisten die Läden und leisteten der Polizei Widerstand. Bon der jüdischen Presse wird die Angelegenheit so dar gestellt, als ob es sich um Judenverfolgung handele, da im Süden viele Juden geschädigt sind. Diese Auffassung ist jedoch unrichtig. Evreux (Dep. Eure), 2. Oktober. Bei der heutigen Wahl zur Deputiertenkammer wurde der ministerielle Kandidat LefSvre gewählt. Konstantinopel, 2. Oktbr. Bezüglich der Konzessionserteilung des Konstanza-Kabels ist, ent gegen der Meldung verschiedener Zeitungen, ein neues Jrade nicht erlassen worden. Verhand lungen über die Konzession sind zwar im Gange, aber noch nicht zum Abschluß gelangt. Saragossa, 2. Oktober. Der Führer der republikanischen Partei, Salmeron, ist schwer erkrankt. Petersburg, 3. Oktober. Der Minister des Innern hat gestattet, daß das im April sistierte jüdische Blatt „Waschod" wieder erscheine. Petersburg, 3. Oktober. Der „Regierungs bote" bezeichnet die auswärts verbreitete Meldung für erfunden, wonach die russische Regierung von der Türkei einen Ferman erhalten habe, der der Schwarzmeerflotte die Durchfahrt durch die Meer enge gestattet, damit diese sich mit dem 2. Ge schwader vereinige. Algier, 2. Oktober. Der russische Kreuzer „Smolen-k" ist abends nach Lib.au abgegangen. »«»4. Berlin, 3. Oktober. Aus Tokio meldet man die Mobilisierung weiterer 50000 Reservisten zur Besetzung der südlichen Mandschurei. Dadurch würde Oyamas ganze Armee frei. Kuroki dringt vor und erwartet Verstärkungen zur Umgehung der russischen Flanke von Osten. — Kuroki nahm die Offensive wieder auf. Kuropatkin räumt Mukden und verlegt sein Hauptquartier nach Tieling. — In Port Arthur herrscht Wasser mangel. Die Festungswerke des Goldenen Hügels sind durch das Bombardement der Japaner fast gänzlich vernichtet. London, 3. Oktober. Dem „Reuterschen Burean" wird aus Mukden vom 1. telegraphiert: Die Japaner scheinen ihre Taktik geändert zu haben. Sie verschanzen sich. Trotzdem sind Um gehungsversuche im Osten nicht ausgeschlossen. Die Gegner sprechen einer vom andern mit Hoch achtung Alle Beschuldigungen wegen angeblicher Folterungen verwundeter und gefangener Soldaten und wegen Mißbrauchs der weißen Flagge haben aufgehört. Die Gefangenen werden gut behandelt. Die chinesischen Behörden legen außerhalb des Kampfbereiches Getreidelager an, um einer Hungersnot vorzubeugen. Die Ernte ist sehr reichlich. Mukden macht einen trostlosen Eindruck Ein Teil der Bewohner ist in die Wälder geflohen. London, 3. Oktober. Eine Depesche des „Daily-Telegraph" aus Shanghai von gestern abend berichtet, vor Port Arthur habe eine neue Seeschlacht stattgefunden. Die Russen hätten in Shanghai einen Schleppdampfer gemietet, um ein am Sonnabend vor Wusung angekommenes russisches Kriegsschiff zu führen. Aus Sinminting wird demselben Blatt gemeldet, daß die Japaner bestrebt sind, die englischen und sonstigen fremden Kriegsberichterstatter aus Niutschwang zu entfernen und ihnen sogar mit Ausweisung drohen. Man schließt daraus, daß die Japaner trotz ihrer gegen teiligen Versprechungen Niutschwang als japanischen Hafen betrachten. Die Depesche berichtet ferner, es seien 80 Geschütze der russischen reitenden Artillerie unter dem Kommando eines Großfürsten nach den Kaisergräbern bei Mukden vorgeschoben worden, um einer Umgehung durch die Japaner entgegenzutreten. — Nach einer Meldung des „Daily - Chronicle" wurde am Sonnabend vor Port Arthur ein kurzer Waffenstillstand zur Be erdigung der Toten abgeschlossen, nach dessen Be endigung das Bombardement mit alter Heftigkeit wieder ausgenommen wurde. Die Lage der beiden Gegner sei ziemlich unverändert. Die Landbewohner würden schon in ziemlich großer Entfernung von Mukden durch die Japaner fortgewiesen, da diese befürchten, daß sie für die Russen in Mukden als Spione tätig sein könnten. Tokio, 3 Oktober. (Reutermeldung) Die Russen machen verzweifelte Anstrengungen, das Kuropatkin-Fort, das die Wasserreservoire be herrscht, wieder zu nehmen. Beide Gegner haben stark gelitten. Die japanischen Geschütze be herrschen jetzt den ganzen Hafen. Die Lage der russischen Flotte erscheint bedenklich. Man glaubt, daß die Schiffe entweder bald aus laufen oder im Hafen zerstört werden. Die russi schen und japanischen Vorposten im Süden, Süd osten und Osten von Mukden sind in beständiger Fühlung mit einander. Täglich finden Schar mützel statt. Tokio, 3. Oktober. Man erwartet stündlich eine große Schlacht vor Tieling und man glaubt, daß Kuropatkin nur vorübergehend um Mukden und den Hunfluß Stellung genommen habe, um den Vormarsch der Japaner aufzuhalten. Tokio, 3. Okt. Es verlautet, ein japanisches Kanonenboot sei im Süden der Halbinsel Liauteschan auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Besatzung wnrde gerettet. Der Name des Schiffes ist noch nicht bekannt. Im Marine ministerium wird dieses Gerücht nicht in Abrede gestellt aber erklärt, man wolle erst nähere Nach richten abwarten. Vermischtes. *— Ntederschlestsche Gewerbe- und Jnduftrte-Su»stellung Görlitz 1905. Eme wesentliche Bereicherung und hervorragende Zierde dürfte dem Unternehmen durch die Be teiligung de» Gartenbauoeretn» für die Oberlausttz, sowie de» Gärtner-Brrrln» gesichert sein; verspricht doch dieser Teil der Ausstellung einen Schmuck vornehmster Art. Herr Gaetenbaudlrrktor Sper- ltng wurde beauftragt, da» gesamte Gelände bereit« jetzt für gärtnerische Aalagra zu projektieren. Die Lag« der Hauptgebäude, sowie de» Haupt» nstauraat« wurden in der letzten Vtzmtg d*