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10» hauptsächlich für Jndtensthaltungen, ab. Da» Ge- famtrrgrbnt» bei der Martneverwaltung ist gegen den Etat um 499 000 Mark ungünstiger. Bei dem RetchSschatzamt sind gegenüber dem Etatansatz 2540000 Mark Mehrausgaben für Entschädigung an die Inhaber der früheren Süßstoff - Fabriken entstanden. Die Verwaltung der Reich-schuld hat mit einer Mehrausgabe von 1904000 Mark, der RrichSlnvalidensondS mit 4 707000 Mark Mehr« kosten abgeschlossen. Im ganzen werden die Minder« auSgaben durch dir Mehrausgaben um 9 825 978 Mark überschritten. Dir Einnahmen an Zöllen und Tabaksteuer brachten gegen den Etat «Soll 34677 000 Mark mehr ein. Bei der Verbrauchs« abgabe für Branntwein und bet den RetchSstrmpel- abgaben ergibt sich rin Mehrrrtrag von 22 745 002 Mark. Die Salzsteurr brachte 3185000 Mark mehr, die Zuckrrsteuer 11724000 Mark weniger, die Maischbottichsteuer 9118000 Mark weniger, dir Braustrurr 1043 000 Mark wrniger, dir Post« und Trlrgraphrnvrrwaltung 9 846 000 Mark mehr und die RrichSrisrnbahnvrrwaltung 7 348 000 Mk. mehr. Die Einnahme aus dem Bankwesen blieb gegen den Etatansatz um 2 963 000 Mk. zurück. Im ganzen kamen an ordentlichen Einnahmen gegen den Etat 3481153 Mark mehr auf. Da die Mehrausgaben 9 825 978 Mark betragen, ergibt sich iür daS Jahr 1903 ein Fehlbetrag von 6 344825 Mark. Die Flucht der Prinzessin Luise von Ko bürg aus Bad Elster beschäftigt die Oiffentlich- kett noch immer. Vorerst ist es noch nicht bestimmt bekannt, wohin sich die Prinzessin mit ihrem Ge liebten, dem ehemaligen österreichischen Oberleutnant v. Mattastch - Keglrvich, begeben hat. Während einerseits verlautet, das flüchtige Paar sei in der Schweiz angekommen, will man in Wiener aristokratischen Kreisen wissen, dasselbe weile in Frankreich unter sicherem Schutz. UebrigenS heißt eS, der Wiener Hof gedenke in dieser Angelegen heit keinerlei Schritte zu unternehmen. Der öffentlichen Meinung Deutschlands ist in dem Falle Mirbach durch den Rücktritt des Freiherrn v. Mirbach von seinen Aemtern als KabmrttSchef der Kaiserin und Verwalter ihrer Schatulle endlich die wünschenswerte Genugtuung gegeben worden. Allerdings ist der Freiherr aus seinem Oberhofmristrrposten verblieben, in dieser Stellung kommt er aber mit der Außenwelt lange nicht in solche Berührung und vermag auch in ihr nicht Im entferntesten einen solchen Einfluß aus zuüben, wie dies bet ihm der Fall tn leinen bis herigen höfischen Nebenämtern gewesen ist. Wenn Freiherr v. Mirbach auch noch fernerhin die Ehre genießt, der Oberhofmetster der Kaiserin zu sein, so kann dies als ein Beweis dasür betrachtet werden, daß seine persönliche Ehrenhaftigkeit und Integrität völlig intakt geblieben sind. Der mecklenburgische Justizmintster Staatsrat vr. v. Amsberg ist aus Gesund heitsrücksichten von seinem Posten zurückgetrrtrn. In Deutsch-Südwestafrika treiben neben den Hereros noch andere revolutionäre Elemente ihr Unwesen. So wird aus Ketmannhop gemeldet, daß der Hererobastard Morengo, der jüngst weißen Ansiedlern die Waffen abnahm, jetzt mehrere Farmen auSgeplündert habe. Eine Abteilung des Majors Lrngerkr sei unterwegs, um Morengo aufzuheben. Die Feindseligkeiten zwischen den Deutschen und den Czechen tn Troppau haben zu einer eigentümlichen Maßregel des drutschgesinntrn Gemeinderats grsührt. Der Ge meinderat beschloß nämlich einstimmig, dem Landes« Präsidenten Grasen Thun wegen der Errichtung der czrchtschrn Parallelklassen die Frrtlogr im Theater zu entziehen. In Olten tn der Schweiz ist am 2. Srptbr. der internationale Altkatholtken - Kongreß eröffnet worden. Prinz Georg von Griechenland, der Generalgouverneur von Kreta, ist in seiner poli tischen Mission, die Mächte für die „Angliederung- Kreta- an Griechenland zu interessieren, zunächst in Italien ringrtroffen. In Rom hatte Prinz Georg am Freitag vormittag im Auswärtigen Amte eine Unterredung mit dem UntrrstaatS- srkrrtär Fustnato, nachmittag- fuhr er nach Mailand, um den Minister de- Arußeren Tittoni in dessen Billa bet Erba zu besuchen. — In Tarent wurde der Elektrotechniker Montenegro und noch eine andere Person wegen Spionage verdachtes vrrhastet. — In Ballombrosa gaben dir Delegierten Oesterreich - Ungarn- für die Handelsvertrag-Verhandlungen mit Italien ihren italienischen Kollegen am Freitag ein Festmahl. Bet demselben wurden von beiden Selten sehr herz liche Toaste auSgrbracht. In Konstantinopel wurde am 1. Srptbr. da- Fest der Thronbesteigung de- Sultan» in Der sächsisch« ErziHIer. Sette » der üblichen feierlichen Weise begangen. Bei dem Empfang der zur Beglückwünschung erschienenen Ktrchenobrrhäuptrr ermahnte sie der Sultan an gelegentlich zur Eintracht. E» wurden ver schiedene öffentliche Anstalten feierlich eröffnet; auch fand am genannten Tage di« Eröffnung einer Teilstrecke der Mrkkabahn statt. Zur Unterdrückung der Rebellion tn der chinesischen Provinz Kwangst ist der General Son berufen worden. Die Rebellen raubten vier dem Btzrköntg gehörende Kanonen, 600 Gewehre und eine halbe Million Patronen, entnahmen auch der Bank von Liautfchou den ge samten Barschatz im Betrag von einer Million Dollar. An der Grenze von Tonkin organisierte der Btzekönig einen Sicherheitsdienst, um den Uebrrtrttt von Rebellen aus französische- Gebiet möglichst htntanzuhaltrn. Berlin, 3. September. (Mirbach wird „krank"!) Mit der Vertretung de» erkrankten Oberhofmeisters der Kaiserin Freiherr« v. Mirbach bei den bevorstehenden Manöverretsen ist Bizr- Oberzrremonienmrtster von dem Knesebeck be- austragt worden. Mainz, 3. Srptbr. Der 16. Deutsche Feuerwehrtag ist heute hier in Gegenwart von Vertretern der staatlichen und städtischen Be hörden eröffnet worden. DaS Befinden des Fürsten Herbert Bismarck ist sehr ernst und besorgniserregend. Der Fürst hat zwar noch kleine AuSgänge ge macht, darf aber seit kurzem keine Besuche mehr empfangen. Er kränkelt seit einiger Zeit und ist erheblich abgemagert. Ueber den Todesmarsch eines österreichischen Regiments wird einem Koliner czechischen Blatte berichtet, bei Uebungen des 21. Infanterie-Re giments seien infolge der Hitze und Urbermüdung 21 Mann gestorben, 1 wurde wahnsinnig, 160 Mann mußten tn verschiedenen Spitälern krank zurückg« lassen werden. König Eduard ist am 2. September nach mittags von Marienbad nach England abgereist. Zur Verabschiedung waren auf dem Bahnhöfe der englische Botschafter in Wien Sir F. Plumkett und der österreichisch-ungarische Botschafter tn London Graf MenSdorff erschienen. Marseille, 3 Septbr. Die Ausständigen haben heute den Wagenvrrkehr an verschiedenen Punkten der Stadt verhindert, so daß Polizei und Gendarmerie einschrriten mußten. Die Mühlen arbeiter und die Packarbetter, die bet Umzügen tätig sind, und die Arbeiter und Beamten der Straßenretnigung erklärten sich mit den Dock arbeitern solidarisch und legten die Arbeit nieder. Barcelona, 4. Septbr. Die Vereinigungen der Handwerker und Arbeiter tn Barcelona haben beschlossen, sich dem Ausstand anzuschließen, für den Fall, daß der Ausstand in Marseille sich auf alle Häsen des Mtttelmeers auSdehnen sollte. Petersburg, 4 September. Ein kaiserlicher Erlaß ändert die Bestimmungen über dir Aufent haltsrechte der Juden bis zu einer allgemeinen Revision der Judengesetze folgendermaßen ab: Das Verbot, außerhalb der Städte und Flecken innerhalb der AnsässigkritSzonr sich anzusiedeln, findet keine Anwendung auf Juden mit höherer Bildung nebst Frauen und Kindern, auf Kaufleute der ersten Gilde und deren Familien; auf Kauf leute, die 15 Jahre lang zur ersten Gilde zahlten, auf Handwerker, solange sie ein Handwerk treiben, und auf verabschiedete UntermtlttärS. Diesen oben näher bezeichneten Juden wird gestattet, tn Städten und Flecken Immobilien zu mieten, sowohl zum Wohnen al» auch zum Betreiben von Handel und Gewerbe. Juden, die eine reiche höhere Bildung erhalten haben und unbescholten sind, dürsen überall Handel und Gewerbe treiben und können, wenn sie innerhalb der AnsässtgkeitSzone fünf Jahre zur ersten Tilde gezahlt haben, auch außerhalb dieser Zone der Kaufmannschaft beitreten. Jüdische Kaufleute erster Gilde, die nicht volle zehn Jahre al» solche gezahlt haben, dürfen ihren inneren Gouvernements wieder beitreten, ohne abermals fünf Jahre lang tn der AnsässtgkeitSzone für die erste Gilde gezahlt zu haben. Die Juden, die, wenn auch mit Unterbrechung, zehn Jahre lang außerhalb der AnsässtgkeitSzone al» erste Gilde be steuert gewesen sind, erwerben da» Siecht, tn den inneren Gouvernement» den Stadtkommunen bei- zutreten mitsamt ihren Familien. Die im ganzen Reich lebenden Juden mit den Titeln Kom merzienrat und Manusakturrat dürfen mit ihren Familien im ganzen Reich, auch Dörfer der An- sässigkettSzone nicht ausgeschlossen, leben; Juden, welche am Krieg im fernen Osten Teil genommen, Auszeichnungen erhalten und sich im aktiven Dienst tadellos grsührt haben, dürfen im Reich leben. Dir jüdischen Kaufleute erster und zweiter Gilde erhalten da» Recht, alle Städte der innere« Gouvernement» zu Handel»- und Tewrrb»zwecken ohne Beschränkung zu besuchen, jedoch darf der Aufenthalt 6 resp. 3 Monate «m Jahr« nicht übersteigen, auch können sie sich im Krankheitsfälle durch Kommt» oder Bevollmächtigte vertreten lasten. Frauen von Juden mit höherer Bildung und mit dem Titel Kommrrzien- oder Manu- safturrat erhalten lebenslänglich da» Recht, im ganzen Reich zu leben; dir Söhne solcher Juden bi» zur Volljährigkeit oder Beendigung der Studien auf den Hochschulen, die Töchter bi» zu ihrer Verheiratung. Alle Verfügungen der Kon trollhöfe über den Beitritt der Juden zum Kauf- mannS« und Klelnbürgerstand tn den Städten der inneren Gouvernement» bleiben in Kraft, selbst wenn sie gesrtzwidrigrrweife erfolgt sein sollten. Die neuen Bestimmungen finden keine Anwendung auf Gegenden, wo für die Juden besondere Be- schränkungSmaßnahmrn bestehen. Petersburg, 4 September. Der Inter- nationale Kongreß für wissenschaftliche Luftschiff fahrt ist gestern geschlossen worden. Der nächste Kongreß findet 1906 tn Rom statt. Petersburg, 4. September. Wie amtlich gemeldet wird, nimmt die Cholera im TranSkaSpi« gebiet keine größere Ausdehnung an. Wettere Maßnahmen gegen eine Verschleppung sind ge troffen. Buenos Aires, 3. September. Wie au» Montevideo gemeldet wird, bestätigt die Regierung, daß die Aufständischen bet Cuchilla Negra völlig geschlagen worden sind. Ihre Führer Aparicio und Mariano Saravia seien verwundet; sie sollen mit 4000 ihrer Anhänger auf brasilianisches Gebiet geflüchtet und dort entwaffnet worden sein. Der Krieg in Ostasien. Die große Schlacht bei Liaujang hat, wie nunmehr seststeht, zur Niederlage der russischen Armee und zu ihrem Rückzüge nach Norden ge führt. Einen vollen Erfolg bet diesen mehrtägigen mörderischen Kämpfen könnten sich die Japaner aber nur dann zuschreiben, wenn es ihnen gelänge, die russische Armee, oder wenigsten» einen Teil derselben, etnzuschließen, wa» sie offenbar auch anstrrben. UebrigenS war die bereits am Früh morgen des 30. August begonnene Schlacht auch am 1. September noch nicht zu Ende, sie wurde vielmehr noch am nächsten Tage fortgesetzt. Eine Depesche au» Tokio vom 2. Sept, besagt hierüber folgendes: Dir Schlacht bet Liaujang wurde heute bet Tagesanbruch wieder ausgenommen. Da» Schicksal der sich zurückziehrnden Hauptmacht hängt von der Tapferkeit de» russischen linken Flügels ab. Bevor Kuropatktn den Rückzug antrat, diri gierte er den linken Flügel nach Osten und Norden hin, tn der Hoffnung, Kurokis Borrücken aufzu halten, und mit der Absicht seine RückzugSlinte und seine Verbindungen zu decken. Die Haupt macht der zum Schutze bestimmten Streitkräfte scheint tn der Nähe von Heiyinztai gesammelt worden zu sein, da» Kuroki am Donnerstag 11 Uhr vormittag» angriff. Der AuSgang der Schlacht ist noch unbekannt. Ueber die Verfolgung de» russischen rechten Flügel» liegen nur wenig Einzel heiten vor; augenscheinlich bewegen sich dir Russen langsam, wobei sie den Japanern da» Terrain streitig machen. Au» amtlichen Depeschen geht hervor, daß dir Russen heute Morgen Liaujang noch besetzt hielten. Die Japaner haben, wie be richtet wird, schon über 25,000 Mann an Toten und Verwundeten verloren. — Da also von amt licher japanischer Sette selbst versichert wird, Liaujang habe sich am Morgen de» 2. Srptbr. noch im Besitze der Russen befunden, so müssen die verschiedene« Meldungen, welche behaupten, Liaujang fei bereit» am 1. Srptbr. von den Japanern besetzt worden, al» unzutreffend erachtet werden. — Ueber die russischen Verluste verlautet noch nicht» zuverlässige», sie werden indessen namentlich infolge de» furchtbaren Arttllertrfeurr» der Japaner den Verlusten der letzteren nur wenig nachstehen. — Der deutsch« Martneattach» Hentschel von Tilgrnhrimb und der französische Marine- attach» Cuvenelle, welche kürzlich Port Arthur auf einer Dschunke verließen, sind seitdem ver schollen. — Eine Reutrr-Depeschr au» Tokio vom 3. Septbr. früh besagt: Man glaubt hier, daß «» Oy ama« Hauptmacht, die sich südlich de» TaitSzeho- flösse» befand, gelang, heute früh den Fluß zu überschreiten. Kuroki nahm gestern eine« Teil der Höhen von tzeiyintai; man hofft, er werd« heute die Eisenbahn beherrschen. Die Russe« sammeln sich anscheinend bei de« Kohlenbergwerk Jrntai. — Uebrigen» sind die Truppen Kuroki» nach einer weiteren Meldung au» Tokio über-