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10«. Schleswig-Holsteins zu trinken- gilt eS auch vor nehmlich der geliebten Gemahlin als der edlen Tochter des schönen meerumschlungenen Landes, als der ersten deutschen Frau, die Gott uns allen erhalten möge als Segenspendcrin bis in ferne Zeiten. Ihre Majestät und mit ihr die Provinz Hurra! Hurra! Hurra! — Nrrze Zeit darauf erhob der Kaiser von neuem sein Glas und teilte unter begeisterten Zurufen der Festver sammlung mit, daß in diesem Augenblicke Se- Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron prinz sich mit Ihrer Hoheit der Herzogin Cecilie zu Mecklenburg verlobt habe. Der Kaiser knüpfte daran ein dreifaches Hurra auf das verlobte Paar. Endloser Jubel folgte dieser Ansprache. Der große Platz zwischen dem .Hotel Kaiserhof" am Bahn hof und dem Rathaus war glänzend illuminiert. Tausende erwarteten die Rückfahrt der Majestäten. Hamburg, 5. Septbr. Um 8 Uhr 20 Min. begaben sich der Kaiser zu Wagen mit einer Es korte der Königsulanen und die Kaiserin zu Wagen mit einer Eskorte des Kürassier - Regiments .Königin" über die Schloßbecker Chaussee zur Parade des 9. Armeekorps auf den Luruper Exerzierplatz. Auf dem Wege bildeten Schulen und Vereine Spalier. Das Publikum brachte den Majestäten Ovationen dar. Das Wetter ist schön. Recklinghausen, 5. September. Infolge Genusses giftiger Pilze sind der .Recklingh Ztg." zufolge am Sonnabend in Recklinghausen-Bruch 8 Personen erkrankt, von denen inzwischen drei im Krankenhause gestorben sind. Frankfurt a. M., 5. September. Einer Meldung der .Franks. Ztg." aus New-Jork von heute zufolge ist in der Attorneystraße ein großes Mietshaus niedergebrannt, wobei 14 Personen ums Leben kamen und 20 verletzt wurden. Die Verunglückten sind sämtlich russische Juden. Die Katastrophe ist darauf zurückzuführen, daß das Haus im Umbau war und daher die Feuer-Not leitern zurzeit beseitigt waren. Bozen, 4. September. Heute fand hier die 35. Generalversammlung des deutschen und öster reichischen Alpenvereins statt. Die Teilnehmer an der Versammlung wurden von Vertretern der Regierung und der Stadt begrüßt. Bei dem Festmahle brachte der Centralpräsident Jpsen Trinksprüche auf Kaiser Franz Josef und Kaiser Wilhelm aus. An beide Herrscher wurden Huldigungstelegramme abgesandt. Die nächste Generalversammlung findet in Bamberg statt. Montreal, 5. September. Der von der kanadischen Regierung auf Eisenbahnschienen ge legte Eingangszoll ist zunächst ohne Einschrän kungen in Kraft getreten. Die nach der Meldung vom 31. August vorgesehenen Zollbefreiungen bilden noch den Gegenstand von Erwägungen. New-Jork, 5. September. Die Fleischer beschlossen den Ausstand gegen den Fleischtrust einzustcllen. Southampton, 5. Septbr. In der Nacht zum Sonntag brach im Manöverlager von Essegg eine Panik unter den Pferden aus, als eins der Tiere erschossen wurde. Etwa 700 Pferde stürmten durch das Feldlager der schlafenden Soldaten, von denen viele verletzt wurden. Der größte Teil der Tiere raste durch die Stadt, viele rannten durch den Stacheldraht, wodurch sie sich schwer verletzten, andere liefen in den See. Die Zahl der getöteten und verletzten Tiere ist noch nicht festgestellt. 80 bis 100 werden vermißt. Tokio, 5. Septbr. (Reutermeldung.) Heute wurde der Text des im August in Söul ab geschlossenen Vertrages zwischen Japan und Korea veröffentlicht. Danach verpflichtet sich Korea, einen von Japan empfohlenen Japaner als Finanz beirat und einen von Japan empfohlenen Aus länder als diplomatischen Ratgeber im Auswärtigen Amt anzustellen. Alle finanziellen Angelegenheiten, sowie alle bedeutenden Maßnahmen in bezug auf die auswärtige Politik dürfen erst nach Anhören des bezüglichen Beirates erledigt werden. Die Der sachlich« ErMlev. SeU« » koreanische Regierung verpflichtet sich, vor Ablauf von Verträgen und Konventionen mit fremden Mächten, sowie vor der Erledigung sonstiger wichtiger diplomatischer Angelegenheiten, wie bei spielsweise die Erteilung von Konzessionen an Ausländer, sowie andere Vertrags-Abschlüsse mit dem Auslande, den Rat Japans einzuholen. Als finanzieller Beirat ist der Direktor des Ein kommen-Bureaus in Tokio, Bavata, und als diplo matischer Ratgeber, wie bereits gemeldet, Legations rat Stevens ernannt worden. Vermischtes. — Die Kaiserin hat während ihrer An wesenheit in Altona mehrere Personen zur Audienz entboten, u. a. ihre alte Wärterin, sowie mehrere Damen, mit denen sie als Kind geipielt hat. Bekanntlich weilte die Kaiserin in ihrer Jugend längere Zeit in Nienstädtrn bei Altona. — Meuselwitz, 3. Septbr. Dem „Meusel- witzer Tageblatt" zufolge stehen dir Tagesanlagen deS OttoschachtrS der FriedrnSgrube seit heute abend in Flammen. DaS Feuer ist infolge einer Kesselixploston auSgebrochen. Schwere Eisenstücke des DampsktffelS und Steine wurden viele hundert Meter weit geschleudert. Die große Damplesse ist ringrstürzt. Drei Mann werden vermißt. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. — Im Manöver bei Moringen wurden, wie aus Hannover berichtet wird, rin Artillerist und ein Husar von einem Geschütz übersahren und ge tötet; einem andern Artilleristen wurde rin Arm ausgerissen. — Die jüngste grauenvolle Bluttat in der Rrichshauptstadt wird ihre Sühne finden; denn schon ist rS den Nachforschungen der Polizei gelungen, den Mörder der kleinen Koschorrck in der Person deS 32jährigen Schuhmachrrmeisters Oskar v. Busse, gebürtig aus Dzirwa (Kreis Jnowrazlaw), welcher in demselben Hause wohnte, wo die Mordtat geschah, dingsrst zu machen. Der vertierte Mensch gab unumwunden zu, daß er das Kind habe vergewaltigen wollen, da es jedoch fort während um Hilfe geschrieen habe, habe er eS mit einem Kopfkissen erstickt und die Leiche nach ihrer Eistarrung dann am Hellen Tage in den Sand keller geschleppt, wo sie auch aufgesunden wurde. Die Entdeckung des Mörders ist erfolgt, weil man in seiner Wohnung den Hut des so schändlich getöteten Kindes gefunden hatte. — Ingelheim. Mit dem Keltern der Frühburgundertrauben wurde bereits begonnen; bis jetzt wurden Mostgewichte von 89—93 Grad nach Oechsle ermittelt. — Ein Raubmord wird aus Aachen ge meldet. Bei dem Dorfe Hauset wurde der Obst händler Schönbrodt überfallen, geknebelt, um 800 Mark beraubt und in den Weiher geworfen. Die Leiche wies schwere Kopfwunden auf. Dir Täter sind entkommen. — Von einer schweren Feuersbrunst ist die durch ihre Hundezucht bekannte Stadt Zahns bei Wittenberg am Dienstag hrimgesucht worden. Es sind nicht weniger als zehn Gehöfte nieder gebrannt. Am andern Morgen gegen 7 Uhr sind wieder zwei Gehöfte eingräichert worden, und gegen 11 Uhr ist ein Seitengebäude des Bahnhofes rin Raub der Flammen geworden. Man vermutet, daß die Brände aus Brandstiftung zurückzu führen sind. — Der Blitz schlug bei Totrnrird in Baiern in eine Scheune und äscherte sie ein. Ein Knabe, der sich darin befand, soll in den Flammen um gekommen sein. In der Nähe von Gerolsbach wurde eine Dienstmagd, die vom Felde mit der Mistgabel über der Schulter heimkehrte, vom Blitz getütet. — WaS die Trinkgelder während der Frstspielzrit in Bayreuth rintragen, zeigte kürzlich eine Verhandlung vor einem Giwerbrgericht. Eine Kellnerin auS Mainz war aus vier Wochen von einem Weimestaurateur engagiert worden, wurde aber nach einigen Tagen ohne Kündigung entlassen. Sie klagte gegen ihren Arbeitgeber auf einen Schadenersatz von 500 Mk. Um die Höhe dieses Anspruches bemessen zu können, wurde der Ober kellner deS Weinrestaurants vor das Gericht geladen . und eidlich vernommen. Gr versicherte, während der vierwöchigen Festspirlzrit über 1000 Mark an Trinkgeldern eingenommen zu haben. Die ' übrigen Kellner und Kellnerinnen hätten an Trink- ! geldrrn 500 bis 700 Mark in der gleichen Zeit ' und in demselben Lokal verdient. Wenn man erwägt, daß die Frstspielgästr eigentlich nur 20 Tage in Bayreuth sind, so muß der betreffende Oberkellner durchschnittlich 50 Mark, daS übrige ISO» Personal 25 bis 35 Mark Trinkgelder täglich eingenommen haben. Dir Klage der Kellnerin wurde Übrigens als unbegründet abgrwirsrn. — Die Flucht der Prinzessin Luise er folgte, so erklärt der Wiener Anwalt deS Mattastch, um der Prinzessin Belegenheit zu geben, die Wieder erlangung der bürgerlichen Rechte anzustrrbrn. Dir Prinzessin will aus Grund der Gutachten einwandfreier Irrenärzte die Aufhebung ihrer Ent mündigung und dann die Scheidung von dem Prinzen Philipp von Koburg erwirken. Ja Paris wird eine Wohnung für sie hergrrichtet. Bei der Flucht soll Mattastch selbst mitgrwirkt haben. — Zürich. TodrSsturz eines General-;. Der italienische Generalstab-oberst Graf Guido Salvadore ist bei dem Versuch, die 2900 Meter hohe Fibbia am Totthardpaß zu ersteigen» 320 Meter hoch tödlich abgrstürzt. Er hatte trotz AbratrnS den infolge Neuschnees und Sturm gefährlichen Versuch unternommen. — Die Königin-Mutter Margherita von Italien hat rin Waisenmädchen angenommen.. Und da» kam so. In einem Dorse bei Como lebte rin kleines Mädchen von elf Jahren, daS^ infolge deS plötzlichen TodrS seine- Vater-, eine» Fischers, als Waise zurückgeblieben war. Bor kurzem schrieb sie an die Königin-Witwe den nach stehenden Brief: „Geliebte Mutter in Rom! Möchtest Du Dich nicht meiner annehmen? Vater ist tot und ich fühle mich so einsam. Hier wünscht man mich sortzuhaben. Ich sah Dich einst, als Du durch Como durchfuhrest; da sagte mir Baier, Du bist die Mutter aller jungen Mädchen. Mein Name ist Carisstmo." Der Bries deS Kinder rührte daS Herz der Königin, am vorigen Freitag, fuhren eine Hofdame und ein Kavalier aus dem Hofstaat der Königin-Witwe vor der Hütte deS kleinen Mädchens vor und nahmen Cariisima mit sich, für deren Erziehung dir Königin sorgen will.. — Die Dampsmühlrnbesitzer in Marseille haben beschlossen, ihre Mühlen zu sperren; dadurch werden 8000 Arbeiter beschäftigungslos. — Ein furchtbarer Brand auf Korsika» der drei Tage wütete, hat einen Schaden von mehr als 8000000 Franken angerichtet. Ver nichtet worden sind: 1200 Hektare Weinberge, 5000 Cedra-, 1500 Oliven-, 3000 Obst-, 3000 Kastanienbäume. 5000 Hektare sind vollkommen verwüstet und außerdem zahlreiche HauSt ecr ver brannt oder erstickt. Eintzkäschert ist der Bahnhof von Bravone, stark mitgenommen der von Alistro. Außerdem ist der Leuchtturm dieses letzteren OrteS von den Flammen Io beschädigt worden, daß er wahrscheinlich neu ausgrbaut werden muß. Die Telegraphrnleitungen sind aus eine Länge von 25 Kilometer vernichtet. Die Untersuchung hat ergeben, daß der Brand von Schäfern angelegt worden ist. Diese wurden bereits verhaftet. — Ein heldenmüt'geS deutsches Mädchen, Frl.. Pauline Puetz, ist in New-Jork mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet worden. Die erst Achtzehnjährige bewies bei dem Brande deS Dampfers „Slocum" größten Heldenmut und rettete 6 Kinder vom sicheren Feuer- oder Wasser tode, indem sie immer wieder zu dem brennenden Schiffe hinausschwamm, nicht daraus achtend, daß ihr Haut und Haar versengt wurden. Als sie im Begriff war, einen auf den Fluten treibenden Säugling, den siebenten, zu rrgrrtsen, klammerte sich eine sehr beleibte Frau an sie und zog sie zweimal in die Tiefe. Pauline verlor da» Be wußtsein , kam aber bald wieder zu sich und half dann noch, 5 Frauen aus den Fluten zu ziehen. — St. Louis, 3. September. Beim Zu sammenstoß eine» Straßenbahnwagens mit eineur Eisenbahnzuge an einer Straßenkreuzung wurden 7 Personen getötet und 25 verletzt. — Ein Personenzug der Kanadischen Pccificbahn ist dreihundert Meilen westlich von Winnipeg in einen Güterzug hineingerannt. Dabet wurden fünf Personen getütet. Der General- Gouverneur der Dominion of Canada Earl of Minto befand sich mit seiner Gemahlin im Zuge. Ihr Wogen blieb unbeschädigt. — Ein Massenmörder. Unter dem Verdacht, auf seiner Farm eine Mördergrube ein gerichtet zu haben, wurde nach einer New-Uorker Meldung des „Brrl. Tgbl." der jüdische Farmer Gerson Maix verhaftet. Er erschlug angeblich seine Arbeiter, sobald sie Lohn verlangten, Hausierern und Passanten verabreichte er auch vergifteten Whisky und verscharrte dann die Leichname. Bier Mordtaten sollen ihm schon bewiesen sein. Di« Ausgrabung de» Terrain- verspricht weitere» Material zu fördern. Der 80jährige Marx hat: 27 Kinder, seine jetzige Frau ist erst 30 Jahre alt.