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al» durchaus unwahrscheinlich. Man glaubt da selbst vielmehr, daß Oberst Leutwrin im Mat einen großen Schlag gegen die rebellischen Herero» aussührrn werde. Am Sonnabend nachmittag ist ein neuer Truppenverstärkungstransport von Ham burg nach Deutsch-Südwestafrika an Bord de» Dampfers »Herzog- abgegangen. Der Transport zählt 19 Osfijiere und 246 Mann. Der Gegenbesuch des Präsidenten Loubrt in Italien ist wieder beendigt. Am Freitag vor mittag erfolgte dir Abfahrt des Präsidenten von Neapel au» an Bord des Panzerkreuzer» »La Marseillaise-, welchen da» französische Mittelmeer- «schwader begleitete. Vorher hatten König Victor Emanuel und Loubet an Bord der »Regine Margherita- eine Revue über da» französische und da» italienische Geschwader abgenommrn, dann stattete der König seinem Gaste einen Abschiedsbesuch an Bord der »Marseillaise" ab. Der Gegenbesuch Loubet» aus italienischer Erde hat offenbar dir Wieder annäherung besiegelt zwischen Italien und Frank reich, wie sein ganzer Verlaus beweist. Inwiefern bei der Anwesenheit Loubet» und des ihn beglei tenden Minister» Delcffsb in Rom wirklich ein Abkommen über die Mittelmeerinteressen Frank- reich» und Italien» vereinbart worden ist, das bleibt allerdings noch abzuwartrn. — Die Ange legenheit de» in schmutzige Geschichten verwickelten ehemaligen italienischen Unterrichtsminister« Nasi scheint für denselben nun doch eine kritische Wen dung nehmen zu wollen. Wie „Trtbuna" meldet, wird die Gerichtsbehörde bei der Deputierten kammer um die Ermächtigung zur gerichtlichen Verfolgung Nasis, welcher Abgeordneter ist, wegen AmtSmtßbrauches nachsuchen. Die überlebenden Offiziere und Mannschaften der bet Tschemulpo untrrgegangrnen rrsp. in die Luft gesprengten russischen Kriegsschiffe „Warjag" und „Korejetz" sind in Petersburg angekommrn und am Freitag vom Zaren im WinterpalatS empfangen worden. Hierbei richtete er an die heimgekehrten Seeleute eine kurze Ansprache, In welcher der Zar sie zu ihrer tapferen Haltung in dem Kampfe bet Tschemulpo beglückwünschte und betonte, daß dir Namen „Warjag" und „Korejetz" für immer in der russischen Marine sortleben würden. An die Offiziere richtete der Zar dann noch eine besondere Ansprache. Später fand fest licher Empfang der Hetmgekehrten im Peters burger Stadthause und alsdann eine Gala-Vor stellung für sie ebenfalls Im Stadthausr statt. In Marseille streiken die Offiziere der französischen Handelsschiffe. Die Kapitäne, Offi ziere und Maschinisten der Handelsmarine und sogar die Reeder in Bordeaux und Havre erklärten sich mit den Streikenden in Marseille solidarisch. König Alfonso XIII. ist auf seiner wetteren Rundreise am Freitag in Granada etngetroffen und daselbst mit Begeisterung empfangen worden. Die Türkei und Bulgarien mißtrauen sich trotz de» zwischen ihnen abgeschlossenen Vertrage» wegen Mazedonien noch immer. Die allmähliche Entlassung der mobilisierten Rrdtfbatatllone in den KorpSbeztrken Adrtanopel und Saloniki hat, obwohl projektiert, noch nicht be gonnen, weil nach türkischen Berichten dir bul garischen Rüstungen noch nicht sistiert sind. Im Bilajrt UeSküb sollen sich Agitatoren bemühen, die mohamrdantsche Bevölkerung gegen die fremd ländischen Trndarmerleosfiztrre aufzuwicgrln. Im . Btlajet Saloniki haben nach längerer Pause wieder Gefechte zwischen den türkischen Truppen und bul garischen Banden stattgrsundev. Zum türkisch bulgarischen Zwischenfall von Smyrna liegt noch nicht» neue» vor. Berlin, 30. April. Anläßlich de» Besuch» de» Kaiser» aus der HohköntgSburg wurden 101 Salutschüsse abgegeben. Hierzu wurden di« altertümlichen Kanonen verwendet, die auf der Burg Ausstellung gesunden haben. Zur Bedienung der Geschütze waren Truppen de» niedersächsischen Fußartillrrteregimentt Nr. 10 au» Straßburg abkommandirrt worden. Während der letzten Schüsse ereignete sich plötzlich eine Pulver - explosion, bet der die drei nächstflrhrnden . Soldaten erhebliche Verletzungen erlitten. Zwei trugen Brandwunden im Besicht davon, während der dritte eine schwere Verwundung am Unterleib erlitt, so daß er bewußtlos niederstürztr. Die drei Verunglückten wurden in da» Militärlazarrtt zu Schlettstadt gebracht. Keiner der verletzten schwebt in Lebensgefahr. Berlin, 30. April. Die Entscheidungen de» Kaisers über die weiteren zur Niederwerfung! de» HerrroaufstandeS erforderlichen Maß- ! nahmen dürsten im Lank de» heutigen Tage» oder morgen hier eintrrffrn. Dabei wird e» sich nach dem osfiziö» gewürdigten »Lokalanzeiger- in der Hauptsache um neue Verstärkungen handeln. Da» Ausscheiden der Kolonne Glasenapp au» der Zahl der operationSfähigen Truppen werd« den Gouverneur tn die Notwendigkeit versetzt haben, seinerseit» Verstärkungen zu beantragen. Auch werde die unerwartet lange Dauer de» Feld zuge» wohl dazu zwingen, dir Stationen im Süden de» Gebiete» stärker zu belrtzrn. In Uebercinstimmung hiermit wird dem genannten Blatte noch von anderer Seite mitgeteilt, daß die von kolonialen Kreisen angeregte Idee, einen der Generalität angehörenden Offizier nach Drutsch-Südwrstasrika zu entsenden und ihm den Oberbefehl über die gesamten Truppenkcäfte zu übertragen, während Oberst Leutwrin» Tätigkeit sich auf dir GouvernemrntSgeschäite beschränken sollte, fallen grlafsen worden ist. Man ist viel mehr der Meinung, daß dem Oberst Leutwrin zunächst die Gelegenheit geboten werden muß, mit denjenigen Mitteln, welche von ihm al» notwendig, aber auch al» ausreichend angesehen werden, Ruhe und Ordnung tn der Kolonie wiederherzu stellen. Deshalb wird da» militärische Ober kommando zunächst tn seinen Händen kon zentriert bleiben. Für feine militärischen Maßnahmen wird ihm völlige Selbständigkeit ge währt und an Truppenverstärkungen und sonstigem Kriegsmaterial so viel zur Verfügung gestellt werden, wie ihm wünschenswert erscheint. Berlin, 30. April. Die Nachricht der »Tribuna" aus Venedig, Kaiser Wilhelm habe den Auftrag gegeben, Verhandlungen über den Ankauf eine» hervorragenden historischen Palastes In Venedig einzulriten, wo der Kaiser in jedem Jahre 14 Tage zuzubrtngrn gedenke, ist erfunden. Der Srniorenkonvent de» Reichstage» beschloß dem Reichskanzler vorzuschlagen, den Reichstag nach Pfingsten bi» Anfang November zu vertagen. Berlin, 29. April. Dir Budgetkommission de» Reichstages erhöhte den Etatsansatz für die Maiichbotttchsteuer von 12.775,000 Mark aus 14,775,000 Mark. Im Verlaufe der Er örterung über den Rückgang der Brausteuer- erträgnissr führt UnterstaatSsekcetär v. Fischer den Rückgang auf dir wirtschaftlichen Verhält nisse und MäßigkeitSbrstrebungen zurück. Bei der Reichstagsersatzwahl in Sachsen- Altenburg am Freitag erhielt der Kompromiß kandidat der Konservativen und des Bundes der Landwirte Porzig 18,088 und der Sozialdemokrat Buchwald 17,419 Stimmen. Porzig Ist somit gewählt. — Wieder einer weniger. Berlin, 29. April. Der Ergänzungs transport für Südwestakrika, Führer Haupt mann v. Klitzing, 19 Osfijiere, 18 Unteroffiziere und 114 Mann, ist nachmittag« 2 Uhr von hier nach Hamburg abgefahren. Berlin, 29. April. Der Dampfer „Luc'e Wörmann-, mit einem Pferdetransport nach Südwrstafrika an Bord, ist nach 20tägiger Reise in Swakopmund etngetroffen. Ein Pferd ist eingegangrn. Bremen, 30. April. Nach dem Stapellauf de» Kreuzer» »München" begab sich Prinz Ludwig von Baiern nach seinem Hotel, wo um 6^/, Uhr ein vom Staatssekretär v. Ttrpitz gegebene» Diner stattfand. Hierauf besichtigte der Prinz mit den übrigen Herrschaften den Bremer Ratskeller, woran sich eine zwanglose Unterhaltung im Kaisersaale anschloß. Karlsruhe, 1. Mat. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaisern fuhren heute früh kurz nach 9 Uhr tn Begleitung Ihrer König!. Hoheiten de» Sroßherzog» und der Großherzogin, sowie de» Erbgroßherzog» und der Erbgroßhrrzogtn, ferner de« Flügrladjutanten, Kapitän» zur See von Müller, de» preußischen Gesandten von Eisen decher und deren Gefolge unter dem stürmischen Jubel des zahlreich tn den Straßen versammelten Publikum» zum Bahnhof, von wo nach sehr herz licher Verabschiedung um 9*/. Uhr die Abreise nach Mainz erfolgte. Eisleben, 29. April. Bei der Taufe de» ! 8. Sohne» de» Bergmann» August Ackermann ' übernahm der Kaiser eine Patenstelle und ließ sich bei dem Taufakte durch den Obrr-Berg- und Hüttendirrktor Bergrat Schrader vertreten. Heidelberg, 30. April. Die erst« Studentin der Theologie ist heute an der Heidelberger Uni versität immatrikuliert worden. Frankfurt a. M., 30. April. Der »Franks. Zig.- wird au« Konstantinopel von gestern ge- ! meldet: Im Bezirkt von Mulch (Armenien) hat ! gestern rin ernster Zusammenstoß zwischen türkischen Truppen und Armeniern stattgesunden, bei dem etwa 20 Soldaten und SO Armenier gefallen sind. Neapel, 29. April. Kaiser Wilhelm sandte an Giolttti «tn herzliche« Danktelrgramm für die Arrangement», die dazu dienten, seine Reise so schön und angenehm zu gestalten. Rom, 29. April. Der abreisende Präsident Loubrt schenkte den Armen Rom» 40,000, denen Neapel» 20,000 Frank. Außerdem spendete er für da» Dirnstperional de« Hofe» tn Rom und Neapel je 20,000 Fcank. Bet dtn Besuchen anderer Staatsoberhäupter waren meist nur Spenden tn Höhe von 10,000 Frank üblich gewesen. Außer dem bedachte Loubet den Hofstaat und dir maß- gebenden Persönlichkeiten mit den kostbarsten Ge schenken. So wurde eine große Anzahl der herr lichsten S-orrSservice verteilt. Pari», 29. April. Nach einer Meldung de» »Newyork Herold" wurde Kaiser Wilhelm rin an historischen Schätzen reicher venetianischer Pa lazzo in Venedig zum Kauf angrboten. Die Be völkerung Venedigs hofft, daß de» Kaiser» Wunsch, alljährlich einige Wochen in Venedig zuzubringen, sich so erfüllen wird. Part«, 30. April. Dem „TrmpS" wird au» Phanrang (Annam) gemeldet, daß der mit einer Mission tn Jndochina betraute Reisende Odsudal mit einem Dolmetscher und zwei Dienern von Eingeborenen niedergeckocht worden ist. Marseille, 30. April. Präsident Loubet ist heute nachmittag hier gelandet und gegen abend mit dem Zuge weitergefahren. Paris, 1. Mai. Präsident Loubet ist heute früh gegen 8 Uhr hier wieder eingetroffen. — Gestern abend gleich nach seiner Ankunft tn Mar seille hat der Präsident an den König von Italien rin Telegramm gerichtet, tn welchem er nochmal» seinen Dank für den ihm tn Italien gewordenen Empfang auSsprtcht und seinen Gefühlen Ausdruck gibt. Madrid, 29. April. Die Rettungs- arbettrn in der Kohlengrube »Reunion dauern fort. 65 Tote und 20 Verwundete sind geborgen. Bon Madrid und Sevilla gehen Hiifszüge ab. In Villanueva, wo die Familien der Verunglückten wohnen, spielten sich furchtbare Szenen ab. Ein Bergmann, welcher bet der Ausfahrt zu früh die Grubenlampe geöffnet hatte, soll die Katastrophe verursacht haben. Petersburg, 30. April. Dir Gesetzsammlung gibt die Bildung eine» dritten sibirischen Armee korps bekannt. Athen, 30. April. Die Pforte teilte dem griechischen Gesandten den Bericht de» Malis von Smyrna mit, welcher die ganze Verantwortlichkeit für den Zwischenfall den griechischen Konsulats beamten zuschiebt. Fall» die Pforte geneigt lein sollte, diese Auffassung zu der ihrigen zu machen, würde nach der hier bestehenden Annahme die Lage sehr gespannt werden. Der Ministerpräsi dent TheatokiS wird heute abend dem König über die Angelegenheit Vortrag halten. Athen, 30. April. Auf eine Interpellation wegen de» Zwischenfalls in Smyrna gab der Minister de» Arußern der Hoffnung Ausdruck, daß eine rasche Genugtuung erfolgen werde. Was die dem Streitfälle zugrunde liegende Frage an gehe, fo habe Griechenland die Entscheidung der Mächte angrrufen. Stockholm, 30. April. Der Reichstag be willigte heute 6,000,000 Kronen für Neuan schaffungen der Marine. Kopenhagen, 30. April. In den Hauptstädten der drei skandinavischen Reiche wurden heute au» Anlaß de» russisch-japanischen Kriege» Grundsätze für die Neutralität der Reiche bekannt gegeben. St. LoutS, 30. April. Die Weltausstellung ist heute eröffnet worden. Auf ein Zeichen, da» Präsident Roosevelt tn Washington durch Druck auf den Knopf einer elektrischen Leitung gab, wurden die Maschinen tn Tätigkeit gesetzt. Fahnen wurden entfaltet, und die gewaltige, zur Eröffnung versammelte Menschenmenge intonierte da« Lied: „Ids sturoxanzlsä dannsr". Washington, 30. April. Nachdem Präsident Roosevelt da« Zeichen zur Eröffnung der Aus stellung tn St. LoutS gegeben hatte, sprach er den anwesenden Vertretern der fremden Mächte für die Beteiligung an der Ausstellung seinen Dank au» und wie» auf die großartige Ent wickelung hin, welche die kleine staatliche Bereinigung an dem Gestade de» Atlantischen Ozean» zu der den Erdteil beherrschenden Nation gemacht habe. Die Ausstellung werde den Fortschritt vor Augen führen, den all« Nationen im vergangenen Jahr hundert erreicht haben. Die Gesandten und die anderen anwesenden Persönlichkeiten beglückwünschten den Präsidenten zu der Eröffnung der Ausstellung und tauschten telegraphisch Grüße mit den Be amten in St. Louis au».