Volltext Seite (XML)
so. Der sächsische Erzähler. Geile ». IGGL Der Krieg in Oftafien. Die verwegene Expedition de» russischen Kreuzer- aeschwadrrS in Wladiwostok gegen den ost koreanischen Hafen Gensan hin ist immerhin von eine« achtungswerten Erfolg begleitet gewesen, denn die Russen hoben bet diesem Vorstoß nicht nur zwei japanische HandrlSdampsrr, sondern auch den Transportdampfer „Kischi» Maru" in den Grund gebohrt. Vorher waren 210 au Bord befindliche Personen, darunter 17 O fiziere, von den Russen zu Gefangenen gemacht worden. Eine japanische Jnfanterieabtrilung von 130 Mann aber weigerte sich, zu kapitulieren, beschoß vielmrhr dir Russen, worauf dieselben den Dampfer durch eine mechanische Mine in Grund bohrten. Die japa nische Infanterie ging hierbei mit unter. Be deutende Kohlen- und SchießvorrSte, welche der „Kischin Maru" an Bord hatte, gingen vsrch diese Katastrophe verloren. Begünstigt von dichtem Nebel, entkam dann das russische Geschwader den zur Jagd aus das selbe auSgrsandtrn japanischen Kriegsschiffen und kehrte glücklich nach Wladiwostok zurück. Am Jalu haben neue größere Vorpostrngesechte zwischen den Japanern und den Russen stattgefunden. Petersburg, 1. Mat. Ein Telegramm des Teneraladjutanten Alexejew an den Kaiser von gestern lautet: „Dir von einer besonderen Kom mission vorgenommene Untersuchung über die Gründe des Unterganges des Panzerschiffe- „Petropawlowök" hat ergeben, daß das Panzer schiff zweifellos auf eine vom Feinde gelegte Mine geraten ist, die fick in dem Bereich befand, den die Flotte zum Manövrieren zu benutzen pflegt, wenn sie dem Feind rntgegrnsährt. Die Folge der Explosion dieser Mine unter den Appa raten und Kammern Im Vorderteil der Petro- pawlowsk waren nach der von mir geteilten An sicht der Sachverständigen-Kommission aufeinander folgende Explosionen der Schießbaumwolle in den an Bord befindlichen Minen und in den zwölf zölligen Geschossen, sowie Explosionen der Pulver- und Patronenkammern und der Zylinderkeffel. Alle diese Explosionen wurden im Verlaufe von zwei Minuten wahrgenowmen. Hierauf versank da- von Flammen rrsaßte Panzerschiff in den Fluten. Shanghai, 30. April. Hier tritt die Meldung, daß die Russen am Aalu eine schwere Nieder lage erlitten hätten, in ganz bestimmter Form auf. Dir Russen mußten sich nach zwei- tägigem Kampfe zurückziehen, worauf die Japaner den Fluß überschritten. Yokohama, 30. April. Nachdem am 2S. April da- dritte japanische Geschwader in die Jalumündung rtngrlaufen ist, erwartet man hier In den nächsten Tagen entscheidende Vor gänge zu Lande. Die japanischen Schiffe er hielten sowohl Montag, wie Dienstag starkes Feuer von den russischen Batterien von Antuschau, doch wurde auf japanischer Seite niemand verletzt. Die Besetzung von Ktnlientschtng in der Mand schurei durch die Japaner bestätigt sich. Tokio, 1. Mat. Am letzten Dienstag begannen die Japaner am Aal« den Angriff; der Kampf dauerte am Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend weiter; für heute wird ein entscheidendes Gefecht erwartet. Am Donnerstag vollsührtrn die Japaner den Uebrrgang über den Aalu und ihre Konzentration am rechten User des FluffrS. Gestern erstreckte sich der Kampf räumlich auf ein langes Gebiet, wobei mit schweren Geschützen über den Fluß gefeuert wurde; der Komps wurde heute bet Tagesanbruch wieder ausgenommen. Die Zahl der Russen wird auf 30,000 Mann geschätzt. Die Japaner berichten von geringen Verluste». Peking, 30. April. Die Kaiserin-Mutter hat die Gouverneure angewiesen, keine Festlichkeiten anläßlich ihre» Geburtstages zu veranstalten, sondern die betreffenden Gelder zur Ausrüstung von 60,000 Mann Truppen zu verwende». Mao hat hier ernste Gründe zu der Annahme, daß di« Russen den Belagerungszustand über da» westliche Gebiet am Ltaoufer verhängen «erden. Petersburg, 1. Mai. Mit der Leitung de» SanilätSwesrnS der Mandschurei-Armee ist der Hauptbevallmächtigte de» Roten Kreuze» General leutnant Trepov betraut «vordeo. Sachsen. Dresden, 1. Mat. Di« Heiserkeit Sr. Maj. de» König», der heute vormittag den Gottesdienst in der königlichen Billa zu Hostrrwitz besuchte, ist nahezu behoben. Verleihungen. S«. Majestät der König hat dem Stadtverordneten - Vorsteher Johnsen in Döbeln da» Ritterkreuz 2. Klasse de» AlbrechtS orden» und dem Oberlehrer Karl August Mühle in Ntederodrrwitz da» Berdieostkreuz verliehe». Dresden, 1. Mat. Ihre Majestät die Königin-Witwe ist am Sonnabrnd früh 6 Uhr 35 Minuten wohlbehalten in München etngetroffrn. Die hohe Frau empfing im Lause de» Vormittag» den Besuch Sr. Königlichen Hoheit de» Prinz regenten von Baiern und nahm nachmittag» 4 Uhr an der Familirntafel bet Sr. Königlichen Hoheit dem Priozrrgeotrn teil. Abends reiste Ihre Majestät noch Dresden weiter, wo die An kunst heute srüh 6 Uhr 50 Minuten erfolgte. Ihre Majestät nahm in der Königlichen Billa Sirrhlen Quartier. Später besuchte sie in der katholischen Hoskirche dir Srust, in der König Albert ruht, und wohnte dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Dresden, 1. Mai. Bei Ihrer Maj. der Königin-Witwe fand heute nachmittag in Billa Strehlen eine Tafel statt, an der Sr. Maj. der König, die Prinzen und Prinzessinnen de» königl. HauieS trilnahmen. Dresden, 30. April. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist Freitag nachmittag au» Bad Elster wieder nach Dresden zurückgekrhrt. Dir Kronprinzliche Hofhaltung wird am nächsten Dienstag nach Wachw'tz verlegt werden. Zu Ehren der Mitglieder der am Sonnabend eröffneten großen Kunstausstellung wird heute Montag im Rrstdenzschlosse eine größere König liche Tafel statifinden. Bischofswerda, 1. Mai. Die sogenannten „Hexen feuer" waren gestern am WalpurgtS- abend wieder in großer Zahl angezündet worden, sowohl auf den Feldern in der näheren und weiteren Umgebung, al» auch namentlich auf den Berggipfeln. Obgleich der Abend etwas nebelige Witterung mit sich brachte, konnten doch dir vielen Feuer auf den Bergen der Umgebung vom Napoleon stein au» ziemlich gut beobachtet werden. Wie uns vom Butterberge auS mitgrtrilt wurde, war die Höhrnbeleuchtung dort vorzüglich zu sehen und die zahlreichen Besucher der Bergwirtschaft konnten die vielen Feuer nach allen Seiten hin besten« beobachten. Namentlich nach der Kloster gegend sollen sehr viele Walpurgisfeuer sichtbar gewesen sein. — Das Plateau des ButterbergrS wird gegenwärtig mit schönen gärtnerischen Anlagen versehen, der Butterbrrg ist in der Tat durch die Neubauten rin allerliebster Anziehungspunkt geworden. Bischofswerda, 2. Mai. Wir unS mitgrtrilt wird, sind infolge deS herrlichen Frühling», wie man einen solchen in dieser anhaltenden Pracht und Fruchtbarkeit feit langen Jahren nicht zu verzeichnen hatte, auf WrickerSdorfrr Flur bereits vereinzelte Kornähren entsprossen. Die Fluren prangen im üppigsten Grün, die Wintersaaten stehen voll und dicht, daß rS eine Wonne ist, die selben zu betrachten. Wenn der Himmel da» Gr- dethen fördert, wa» wir von Herzen wünschen, so dürste unseren Lardwirten eine gute Ernte be- schrert werden. Bischofswerda, 2. Mai. Unser Frühjahrsmarkt war am gestrigen Tage vom herrlichsten Wetter be günstigt und wies deshalb einen überaus zahlreichen Verkehr auf, so daß anzunehmen ist, daß auch die fellhaltrnden Marktbesuchrr eine» recht einträgliche» Absatz ihrer Waren erzielt haben. Der Montag hingegen zeigte rin Nachlassen de» Verkehrs unter den Budrnrrihen auf. Die Schanklokale, in denen gesangliche und auch musikalische Unterhaltuug geboten wurde, waren zeitweilig zum Erdrücken voll und dürften auch diese mit Nutzen abge schloffen habe». — Heute mittag 1 Uhr entlud sich ein Gewitter von kurzer Dauer, begleitet' von fruchtbarem Regen. * Bischofswerda, 1. Mai. Ein Expertmental vortrag von hervorragender Bedeutung findet den 4. Mat, abend» 8 Uhr, im „Hotel zur goldarn Sonne" statt und wird derselbe in Bezug auf da» Thema: „Radium", jenes Element, das gegenwärtig die Aufmerksamkeit aller Kreise tu höchstem Grade aus sich lenkt, da» allgemein« Jnterrff« gewinnen. Daß da» Wunderelement Radium der teuerste Stoff der Welt ist — ungr- sähr tausendmal so teuer wie Sold — ist von weniger Bedeutung gegenüber dem wissenschaft lichen Wert und leinen bi» jetzt noch nicht zu er klärenden rätselhaften Kraft- und Lichtwirkungrn, die in der Tat an» Wunderbare grenzen. Da» Radium leuchtet ohne fremde Lichtquelle unaus- hülltch und seine Strahlen dringen durch Holz und Metallplatte». Im Vortrag selbst wird eine photographische Ausnahme mittelst Radiumlicht hrrgrstellt werde», wobei die zu photographiernden Gegenstände sich in einem lichtdicht verschlossenen Kästchen befinde». Dem Vortragenden, Herrn Physiker Algardi-Berlin, stehen 25 Milligramm reine» Radium zur Verfügung. Die vor einigen Tagen in DrrSdr», Freiberg, Chemnitz gehaltenen Vorträge erregte» große Sensation und dürfen wir mit Spannung dem Vortrag« am Mittwoch entgegensrhen, zumal «an in Bischofswerda wohl nie mehr Gelegenheit haben wird, Radium zu sehen! — 2. Mai. Der Rat erläßt im amtlichen Teile vorliegender Nummer eine Bekanntmachung, betr. da» verbot de» Zigarren- und Tabak rauchen» im Walde, auf welche wir hierdurch ganz besonder» aufmerksam machen. — Der April, der am Sonnabend schied, ist diesmal feinem üblen Ruse al» launischer, wetter wendischer Geselle untreu geworden. Ziemlich drei Wochen im Monat April haben wir sonnenklare Frühlingstage gehabt. Uebrr die Landschaft wölbte sich ein fast wolkenloser Himmel. Urberall haben Baum und Strauch, Hecke und Busch zu grünen begonnen, und die Obstbaumblüte, die sonst regelmäßig erst der Monat Mat bringt, beschrerte uns diesmal schon der April. Doch ohne Abnor mitäten geht e» beim April nicht ganz ab. Er suchte un» tu letzter Zeit durch scharfe Ostwtnde und niedrige Temperatur heim. Nachtfröste waren in den letzten Tagen nichts seltene», und Landwirte und Gärtner sind dadurch wieder um manche Hoffnung ärmer. Der anhaltend trockene Wind hatte da» Land sehr auSgetrockaet. Die in der Erbe ruhenden Samen wollten nicht keimen, und an ein AuSpflanzen von Gemüsen war nicht zu denken. Da» wird nun hoffentlich ander» werden! Niederschläge sind seit Donnerstag rto- getreten. Sie Warrn unbedingt nötig für die Vegetation. Nur rin kühler und nasser Mat kann einholen, was der meist trockene April versäumte. Seit 50 Jahren haben wir keine so warmen Apriltage gehabt, wie diesmal Mitte de» Monat». Meteorologen haben ausgerechnet, daß der 16. April der wärmste Tag dieses Monat» war feit 50 Jahren. Nicht einmal da» gesegnete Wein jahr 1865 hatte gleich schöne Aprtltagr! — Abschaffung der ersten Klasse in den Personenzügen. Die erste Wagenklosse wird jetzt auch in Preußen au» den Personenzügen zu rückgezogen. Aus den Strecken Berlin-Posen und Berlin-BreSlau ist dir» jetzt nachträglich ebenso wie im ganzen DirrktionSbrzirk Posen im endgültigen Fahrplanentwurf für den Sommer geschehen. — Auch nach einer jetzt ergangenen Verordnung de» bairischen BelkehrSmintsterS wird bet den meisten Personenzügen vom 1. Mai ab dir 1. Klaffe in Wegfall kommen. — Die Schaufenster an Sonn- und Festtagen offen lassen zu dürfen auch während der Zett, in welcher der öffentliche Handel nicht gestattet wird, darum hat der deutsche Bund für Handel und Gewerbe (Sitz Leipzig) beim Landtag petitioniert. Die Petitions-Deputation der Zweiten Kammer steht der für unsere Kaufleute sehr wichtigen Frage wohlwollend gegenüber und hat beantragt, die Petition der Königlichen StaatSregterung zur Kenntnisnahme zu überweisen. E» heißt in der Begründung v. a.: „Seit dem Jahre 1ft70, in welchem das fragliche Ver bot in d«S damals erlassene Besch über die Sonntagsruhe als hergebrachtes und bestehendes Recht ausgenommen wmde, haben sich die Verhältnisse im Handel und Wandel, in der Bauweise der Geschäfts- und Warenhäuser, nicht minder aber auch die Anschauungen auf kirchlichem und religiösem Gebiete insoweit geändert, daß Bestimmungen aus jener Zeit heute nicht mehr allenthalben als zutreffend bezeichnet werden können und auch den heutigen Anschauungen nicht mehr entsprechen. Hierzu kommt, daß die heutige Bauweise der Geschäftshäuser die Anbringung von Rollläden gar nicht oder nur unter großen Erschwernissen und bedeutenden Mehrkosten und Raumvrrschwendung zuläßt. Auch der Umstand, daß heutzutage, zumal in den größeren Orten, sehr viele Geschäftsinhaber gar nicht im Geschäftshause, sondern ost weit davon entfernt in einem anderen Hause wohnen und diesen durch da» in Rede stehende Verbot eine weit größere Belästigung verursacht wird, al» in früheren Zeiten, in denen meist Wohnung und Geschäfts lokal in einem und demselben Hause sich befanden, verdient bei Beurteilung dieser Frage Beachtung. Die Deputatton ist ferner der Ueberzeugung, daß eine Verletzung der kirch lichen und religiösen Gefühle durch da» Offenlaffen der Schaufenster in dem weitaus überwiegenden Telle der Be völkerung nicht zu befürchten sei. Die Deputation ist deshalb zu der Ansicht gelangt, daß eine entsprechend« «enderung der angezogrnen GrsetzeSvorschrift in Erwägung gezogen werden könne." — Die Ftscherei-Lehrkurfe an der Forstakademie zu Tharandt, die durch da» Ableben de» Herrn Geheimen Hofrat Prof, vr. Nitfche eiae mehrjährige Unterbrechung er leide» mußten, sollen aus vrraolassung de» Säch sischen Fifchrreiverrinr», nachdem da» Ministerium de» Innern di« Mittel hierzu bereitwilligst zur Verfügung gestellt hat, im Herbste diese» Jahre» wiederum abgrhalten werden und zwar durch den Nachfolger de» Herrn Geheimen tzofrat Professor vr. Ritsche, den derzeitigen Leiter der zoologischen Abteilung an der Forstakademie zu Tharandt, Herrn Prof. vr. Jacobi. Die Lehrkurf« werden