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SA der Mtttag'schen Chronik auf historischen Grund- lagen beruhend. Allerliebste Bilder, namentlich für die Zuschauer, gewährten verschiedene Tänze. Ein frohes Lebe« herrschte überall und die fröhliche, ungezwungene Stimmung und der glückliche Humor hielten an bi» zum Morgen. uv. — Zum 29. Februar. Heute gilt e» einen seltene« Gast zu ehren, einen Gast, der nur alle vier Jahre erscheint, nämlich den 2 9. Februar, den Schalttag dieses Jahres. Freundlich empfangen wird derselbe aber wohl nur von denen, die an einem Schalttag da» Licht der Welt erblickt haben und die sich nun freuen, nach vierjähriger Pause mal wieder ihren Geburtstag feiern zu können. Für die übrigen Sterblichen wird der Schalttag jedoch meist zum Schrlttag, denn wenn man auch im Sprichwort sagt: „Je länger, je lieber-, io will man die Monate doch immer so kurz wie möglich haben. Der diesjährige Februar ist nur um einen Tag länger, als seine Namensvettern in anderen Jahren, hat sich aber wegen dieses einen Tage- schon eine Menge von AnliebrnSwürdigkeiten sagen lassen müssen. Dabei denken wir noch garntcht an den flotten Korps« burschen, der in den letzten achtundzwanzig Tage« des MonatS keinen Heller mehr in der Tasche zu haben pflegt und demgemäß jede störende Ver zögerung des väterlichen Wechsel» schmerzlich em pfindet; dir Mehrzahl der Leute, welche mit einem bestimmten Betrage im Monat ouSkommen müssen, sind erklärte Widersacher deS ausgedehnten Februar, denn gerade in den letzten Tagen deS MonatS merkt man e» mehr denn je, daß daS Quecksilber durchaus nicht, wie eS die Wissenschaft behauptet, daS einzige flüssige Metall ist. Daß der ge schmähte Februar immer noch kürzer ist, als die anderen, daß sich in Soll und Haben schließlich alle» auSgleicht, daran wird nicht gedacht. Die „süße, freundliche Gewohnheit-, im Monat Februar einiges auf die „hohe Kante- zu legen, wird ein wenig beeinflußt, und das genügt, ihm da» all gemeine Mißfallen zuzuziehrn. Selbst die lieben», würdigsten Hausfrauen stimmen in die» Urteil ein, ja sie sind eS gerade, die, wenn sie da» Februar« Wirtschaftsgeld betrachten, laut bezeugen: „je kürzer, se lieber. - — Mit Anfang März beginnt auch nach sächsischem Jagdgesetz die Schonzeit sowohl für weibliches, als auch männliche» Edel« und Damwild nebst Kälbern, sowie auch für KrammetS« Vögel. Dagegen dürfen Schnepfen und Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild vom 1. März bis 15. Mat, wilde Enten aber nur bis zum 15. März geschossen werden. In Preußen fängt die Schonzeit für Rrhböcke, sowie für das männliche Mot« und Damwild ebenfalls mit dem 1. März an. In Oesterreich dauert die Jagd auf Edel- und Damwila noch bis zum 31. März fort. — Die Kartoffeln sind in letzter Zeit ganz wesentlich im Preise gestiegen, wozu der Export nach England, wo die Kartoffeln jetzt eine sehr gesuchte Ware sind, viel beitragen soll. Eng lische Großhändler bereisen schon seit einiger Zett unsere Gegend und kaufen größere und kleinere Posten Kartoffeln zu höchsten Preisen auf. Dir Folgen der Mißernte des vergangenen Jahres in England sollen sich jetzt in ganz bedenklicher Weise bemerkbar machen. O Burkau. Am Mittwoch, den 24. Febr., feierte der zirka 90 Mitglieder zählende Rad fahrer-Verein „Concordia- sein 3. Stiftungsfest. B.im Ankommen der Sportler mit ihren Ange hörigen nebst eingeführten Gästen wurden selbige per Gondel, welche festlich geschmückt war und von -4 schmucken Matrosen geleitet wurde, unter großem Heiterkeit-- und Lachersolg in den herrlich dekorierten Uhlrmann'schen Saal eingrschifft, unter den brausenden Klängen eines flotten Marsche». Bei der darausfolgenden Tafel, welche durch Toaste und rin gutgegebenes Tasellied gewürzt, gab der Vorsitzende, Herr Bäckermeister Ryieck, einen kleinen Rückblick auf da« verflossene Jahr, in welchem der Verein sich zu so einer Höhe der Mit glieder emporgrschwungen hat und auch fleißig Pen Sport übte, indem er 4 erste Preise errang. Die Reigen wurden sehr gut exakt auSgesührt, wobei der Schleifenraub besonders hervorzuhrbrn ist. Da« Tanzbein wurde bi» in dir frühen Morgenstunden lebhaft geschwungen. Möge der ousblührnde Verein unter seinen jetzigen Lettern flh weiterhin bewähren. All Heil! 9 Neuktrch, 27. Februar. Bon einem recht bedauerlichen Unfall wurde der 82jährtge Weber «nd Auszügler Gottfried Kühler in Ober- nrukirch am Donnerstag nachmittag betroffen, nachdem er noch vor wenig Wochen in Rüstigkeit daS seltene Fest der diamantenen Hochzeit gefriert chatte. Auf dem Weg, zu srlnrm kranken Sohn In Ringenhain begriffen, wurde er von einem ihm Lrr sächsisch» GrMler Gelt« » nachfolgenden Geschirr in dem Moment umgertssen und überfahren, al» er einem solchen, ihm ent gegenkommenden, auSweiche« wollte. Da der Genannte ziemlich schwerhörig ist, so hatte er da» ihm nachfolgende Geschirr nicht bemerkt. Außer mehreren Rippenbrüchen ist dem Bedauernswerten auch der rechte Oberarm von den Pferden zer schlagen worden. — Am Freitag feierte der Gut»« auSzüglrr und frühere langjährige Temeindr- Arltestr Ernst Wobst in Oberneukirch L. S. mit seiner Ehegattin im Kreise seiner Kinder und Enkel da» goldene Ehejubiläum. Dem be tagten Jubelpaare wurden au» diesem Anlaß Ge schenke, Ehrungen, Glück« und SegeoSwünsche ver schiedenster Art zu teil. Auch der Kirchen vorstand, dessen langjähriges Mitglied der Jubilar ist, überreichte ihm im Lause de» Nachmittag unter den herzlichsten Segenswünschen einen Großstnhl, während ihn der Männergesangverekn abends durch rin Ständchen ehrte. Möge dem betagten Jubelpaare noch ein recht froher und sorgenfreier Lebensabend brschirden sein! Bautzen. Der apostolische Vikar de» König reichs Sachsen und ^.ämiu^trator eoolvsiastious in der Obrrlausttz Wusch an ski soll am 19. März in Breslau vom Fürstbischof vr. Kopp zum Bischof von Samo» konsekrirrt werden. Dresden, 28. Februar. Die Königliche Superintendentur schreibt dem „Dr. Anz.-: „In hiesigen und auswärtigen Blättern wird neuerdings darauf hingewiesen, daß durch die ge meinschaftliche Benutzung der Kelche bei der Spendung deS heiligen Abendmahls Krankheiten übertragen werden könnten, und daß eS geboten sei, Maßregeln zu treffen, wie sie dem heutigen Stande der GesundheitSlehre entsprechen, um dir Gemeinde vor solcher Gefahr zu schützen und mit unverminderter Freudigkeit an ihrer heiligsten Feier teilnehmen zu lassen. Nach solchen Mit teilungen dürfte e» angezetgt sein, um größerer Beunruhigung möglichst vorzubeugen, hierdurch öffentlich kundzugeben, daß in unserer Stadt diese Frage von den berufenen Organen nicht nur mit allem Ernst erörtert ist, sondern auch im Ein verständnis mit medizinischen Autoritäten dazu ge- sührt hat, durch verschiedene Maßregeln, die allen Geistlichen zur Pflicht gemacht sind, den berechtigten Wünschen in ausreichendem Maße Rechnung zu tragen, ohne doch mit dem biblisch begründeten Herkommen zu brechen. Diese Vorkehrungen, durch welche dafür gesorgt ist, daß jeder Kommuni kant eine reine Stelle deS KelchrandeS berühre, gehen noch weit über die Forderung hinaus, welche dem Vernehmen nach da» Kaiserliche ReichSgesundheltSamt als vollkommen genügende Vorsichtsmaßregel bezeichnet hat.- DreSden. Der weit über Sachsen hinaus bekannte Musikdirektor Krieg des sreiherrlich Burgker BergmustkkorpS in Potschappel ist gestorben. Dresden, 28. Februar. Falsche Einmark stücke sind gestern bet hiesigen öffentlichen Kassen angehalten und beschlagnahmt worden. Sie tragen daS Münzzeichen „8" und die Jahreszahl „1874-, sind außerordentlich gut auSgesührt und unterscheiden sich von den echten Einmarkstücken ihrem äußeren Aussehen nach gar nicht, nur da wesentlich leichtere Gewicht im Verhältnis zu den Echtstücken hat zu der Entdeckung der Falsifikate geführt. Also Vorsicht bei der Entgegennahme von Einmarkstücken! Dresden. Die Gesamtzahl der im Monat Januar 1904 im hiesigen elektrischen Straßen bahnbetriebe vorgrkommenen Unfälle betrug 37, darunter 33 Zusammenstöße. Bet 6 Un fällen wurden 6 Personen (5 männliche, 1 weibliche) verletzt. In dem gleichen Zeiträume sind bei der Königlichen Polizeidirektion hier 13 Selbstmorde und 9 Selbstmordversuche zur Anzeige gekommen. Leipzig. Die König!. Kreishauptmannschaft erlahmt nicht in dem Bemühen, in den Streitig keiten zwischen OrtS-Krankenkasse und Aerzten zu vermitteln. Sie hat den beteiligten Körperschaften neue. BergleichSvorschlägr über» mtttrlt und sich bereit erklärt zum Eintritt in Verhandlungen, sobald solche auf der vorgr« schlagenen Bast» beliebt werden. Die „BolkSztg-, welche den Standpunkt der Kassenvorstände ent schieden vertritt, macht allerdings sofort mobil gegen dir neuen Vorschläge. — Professor vr. Oskar Götz, Mitglied der juristischen Fakultät der Universität und bekannter Pandektist, ist im Alter von SO Jahren verstorben. Leipzig, 26. Februar. Da» bekannte Cafö Bauer hier ging durch Kauf an den Ritterguts besitzer Mummer in Hainichen bei Meerane über. Der Kaufpreis betrug Sö0,000 Mark. Zwickau. Ja der Nacht zum Sonnabend rvvck ist hier Herr Bezirksschultnspektor Schulrat Ernst Eduard Lohse, ein hochangesrhrner, verehrter Mit bürger und verdienstvoller Schulmann, unerwartet am Herzschlag gestorben. Er hat rin Alter von 62 Jahren erreicht. Zwickau, 27. Febr. Der Rothenkirchner Etfenbahnunfall verursachte dem StaatSfiSku» über 100,000 Mk. Entschädigung-gelber für Ber- letzte. Dabei schweben noch verschiedene An sprüche Verletzter wegen ihrer unverhältnismäßig hohen Sätze. Vom Landtage. Dresden, 26. Febr. Die Zweite Kammer trat heute vormittag */,10 Uhr zur 57. öffentlichen Sitzung zusammen und nahm die Petition dr« Schlachtsteuerrinnehmer» Adolf Jährig in Lugau, die Anerkennung seine» Anspruches auf Pension unter Einrechnung seiner Militärdienstzrit in Schlußberatung. Den DeputattonSbertcht erstattete Abg. Bleyrr-Falkenstrin. Der Petent, welcher gegenwärtig aus Staatsmitteln lausende und außerordentliche Unterstützungen erhält, wünscht an Stelle derselben die Zuerkennung seine» An spruch» auf Pension und begründet seine Forderung daraus, daß ihm seine 13jährige Dienstzeit bet Berechnung seine» Dienstalters al» Z-vilstaatSdiener mit eingerechnet werde. Die Deputation erkennt diese Forderung al» berechtigt an und beantragte die Petition der Königl. StaatSregierung zur Er wägung zu überweisen. In der Debatte befürwortete Abg. FaciuS- Lugau skons.) die Petition auf da» angelegentlichste und Abg. Schub art (konl.) wieS daraus hin, daß durch die Abweisung de» Anspruchs des Petenten in UnterosfizirrSkrrisen eine Beunruhigung eintrrten würde und betonte, daß dies im Interesse der Erhaltung eines tüchtigen UnterosfizierkorpS sehr bedenklich sei. (Sehr richtig!) Darauf fand da» Petitionsvotum einstimmige Annahme. Die Dispositionen der Verhandlungen der Zweiten Kammer in der begonnenen Woche find folgende: Am DienStag gelangt ein Teil vom Etats des Departements de» Innern zur Schluß beratung, weiter steht da» Dekret über die SlterS- rentrnbank auf der Tagesordnung, für Donners tag sind angesetzt die Dekrete über die Ober- rechnungSkammer, über daS Aufrücken der Richter in höhere GehaltSklossm, sowie über den Staats haushalt, am Freitag kommen voraussichtlich Petitionen zur Erledigung. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Chemnitz, 29. Februar. Wie die „Reuest. Nachr.- melden, haben die Sozialdemokraten de» 20. sächsischen Wahlkreises Zschopau-Marienberg gestern Mittag in einer stürmisch verlaufenen Ver sammlung in Gelenau an Stelle Göhre den Te« «offen Pinkau-Leipzig als Kandidaten aufgestellt. Berlin, 29. Februar. Der Kaiser ist gestern Abend 11 Uhr 28 Min. nach Kiel abge reist. Kiel, 29. Februar. Gestern Abend 10 Uhr fand die feierliche Ueberführung der Leiche dr» Prinzen Heinrich vom kgl. Schloß zur Nikolai- kirche statt. Dem Leichrnkondukt Vorau» schritt eine Abteilung Matrosen mit geschultertem Gewehr; hieran schloß sich eine Abteilung Serloldaten mit Fackeln und hinter dieser trugen Fähnriche zur See den weißen Sarg, der die Leiche de» Prinzen barg. Dem Sarge folgten der Sroßherzog von Hessen, Prinz Heinrich, ferner die Hofstaaten, die Angestellten und dir Dienerschaft de» Schlosse». Auf dem Wege, den der Trauerzug passierte, bildeten Mannschaften der Garnison Spalier. Hinter diesen drängte sich eine zahlreiche Menschen menge. Beim Eintreffen in der Nikolaikirche läuteten die Glocken. Der Sarg wurde vor dem Altar niedergestellt und nachdem auch die Prinzessin Heinrich mit Gefolge zu Wagen ringetroffen war, fand ri«r kurze Traurrfrler statt. Bochum, 29. Febr. Seiten» de» Bochumer Verein» für Bergbau und Gußstahlfabrikation fanden in letzter Zeit mit den benachbarten Zechen Verhandlungen statt, die auf Veräußerung und Betriedsübertragung der älteren Kohlenzechen ber Gesellschaft abzielen. Um di« Verhandlungen zum Abschluß bringen zu können, beruft der Ler- waltungSrat am 29. März eln« außerordentliche Generalversammlung mlt der Tagesordnung rin, ihm dafür statutengemäß dle erforderliche Geneh migung zu erteile». Rom, 28. Febr. Patrla führt in einer Be sprechung dr» Abschlüße» eine» HandrlSüber- «inkommrn» zwischen Deutschland und Italien au», diese» zeuge von uruem von den «»»gezeichneten Beziehungen zwischeu Deutschland und Italien, beweise de« gute» Willen beider Regierungen und trag« dazu bet, dle Bande der Freundschaft und