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-hälft. 4. Sei im Kleinen und Kleinsten sorgfältig; was überhaupt wmh ist, gethan zu werden, ist fluch werth, gut gethan zu werden; habe eine genaue Kenntniß aller Kleinigkeiten Deines Te- schäft« und überwache auch das Geringfügigste. 5. Erledige rasch und genau alle Geschäfte. 6. Suche Deine Erholung in der Abwechslung Deiner Arbeit. 7. Habe Ausdauer; was Dir heute nicht gelingt, gelingt Dir vielleicht überS Jahr, oder in fünf, oder in zehn Jahren. 8. Sei sehr vor sichtig in der Wahl aller Deiner Leute; zeige ihnen Festigkeit und Freundlichkeit. 9. Verhalte Dich gegen Jedermann so, als könnte er Dir noch einmal nützlich werden; thue eS aber nicht aus Berechnung, sondern aus uneigennützigem Wohlwollen. 10. Halte Dich nicht mit Neben dingen auf; habe immer Dein Ziel vor Augen, meide unnützes Geschwätz. — Eine Anzahl Ge schäftsleute in Amerika kam jüngst auf den Ge- danken, ein Rundschreiben an diejenigen ihrer Be rufsgenossen zu schicken, deren Arbeit von nam haftem Erfolg gekrönt worden war, mit der Bitte, anzugeben, wie sie eS eigentlich angefangen hätten. Eine große Anzahl von Antworten lies ein und das Resumü aus denselben waren obige Rath schläge, lauter Worte echt praktischer Lebens weisheit, die jenen Amerikanern alle Ehre machen und der Beherzigung werth sind sür Jedermann, sei er Geschäftsmann oder nicht! — Die hohen Kohlenpreise lassen sich nicht länger aufrecht erhalten. Von Zwickau au« sieht man sich genöthigt, anzukündigen, daß vom 1. April d. I. an sür alle Sorten von Haus brandkohlen eine erhebliche Preisermäßigung ein treten wird. Endlich! Noch vor kurzer Zeit wurden von Zwickau aus Preistreibereien auf dem Kohlenmarkte versucht. — Bei der sächsischen Staatseisenbahn - Ver waltung werden demnächst zwei neue Salon wagen in Betrieb gestellt, die alles Bisherige an Eleganz und Komfort übertreffen sollen. Die Wagen erhalten ihren Aufstellungsort in Dresden und sind in der Görlitzer Aktiengesellschaft sür Eisenbahnwagenbau erbaut. Die Baukosten sür einen jeden betragen 46,800 Mk. Für Benutzung eines solchen Wagens sind mindestens zwölf Fahr karten erster Klasse zu lösen. I- Putzkau. Auf Veranlassung des Rade berg - Bischosswerda'er Kreisvereins für innere Mission fand am vergangenen Freitag Abend im Erbgericht zu Ober-Putzkau ein überaus zahlreich besuchter Familienabend statt. Der Ortspfarrer, Herr k. Lange, nahm die Begrüßung an Stelle des leider unpäßlich gewordenen, treuverdienten Borsitzenden, Herrn Oberpfarrer vr. Wetzel in Bischofswerda, vor und legte dann in breiten Zügen die Bestrebungen der inneren Mission dar, die ihre Kraft an dem Kreuze Christi erhalten, und die darum zum Theil auch das Kreuz zu ihrem Kennzeichen erwählt haben, das rothe Kreuz: Krankenpflege, das blaue Kreuz: Rettung der Trinker, das weiße Kreuz: Bewahrung, bez. Rettung der sittlich Gefallenen und rosa Kreuz: Bewahrung der weiblichen dienenden Jugend in den großen Städten. Hierauf sprach in überaus ansprechender Weise Herr?. Wirthgen in Ober- ottendorf über Schriftenverbreitung und betonte, daß man besonders gegenüber dem Gift der sog. Eolportageromane in den Zehnpsennigheften nicht genug thun könne, unserm Volk guten, gesunden Lesestoff darzubieten. Des Weiteren sprach Herr Consistorialrath k. von der Trenck-Neukirch über Rettungshäufer mit besondererBeziehung auf das Rettungshaus in Neukirch und wußte mit seinen lebendigen, frischen, aus reicher Erfahrung ge schöpften Darlegungen die Herzen auch dafür zu begeistern. Endlich berichtete noch Herr ?. Lange in eingehender Weise über das Bethlehemstist und konnte mit den Worten wärmsten Dankes schließen. In freundlichster Weise hatten der hiesige Männer gesangverein und der gemischte Kirchenchor mit ihren Darbietungen die einzelnen Vorträge ein gerahmt, und soll dabei besonders noch des Frl. Heber gedacht werden, die die Löwe'sche Kompo sition „Die Uhr" in trefflicher Weise zu Gehör brachte. Nach einstimmigem Urtheil war eS ein wohlgelungener Abend, der nicht bloS die Sehn sucht nach weiteren derartigen Veranstaltungen geweckt hat, sondern hoffentlich auch beigetragrn für die Werke der inneren Mission die Herzen zu gewinnen. Eine vorarnommene Sammlung für das RettungShauL und Bethlehemstift in Neukirch ergab 28 Mk. 2 Psg. und war der erste Beweis dafür. ?r. Burkau, 19. März. Nach längerer Pause trat am Sonntag wieder einmal der sonst nur im Stillen seine edlen Aufgaben erfüllende hiesige Bildungsverein „Vorwärts" vor die Orffentlichkrit, um in einem Familienabend Zrugniß Der sächsische «rzähler. Sette ». abzulegen von feinem ernsten Streben. Und wirklich den Besuchern, die den Schuster'ichen Saal bis zur letzten Ecke gefüllt hatten, und die mit einem bei uns sonst selten vorhandenen ein- müthigem Interesse der Dinge harrten, die da kommen sollten, wird es nicht schwer geworden sein, da« beste Urtheil zu fällen. Es ist nicht leicht, über Dilettantenvorstellungen öffentlich zu schreiben, ohne, dem Publikum al« „lluttsring spöuodmaa" zu erscheinen und ohne andererseits den Vortragenden, die ohne Lohn, vielfach leider auch ohne Dank, ihr bestes Können rinsetzen, zu nahe treten zu müssen. Glücklicherlicher Weise konnten in unserem Falle alle Bedenken schwinden, denn als die lange Vortragsreihe beendet war, da durste der Verfasser dieses überzeugt sein, alle Anwesenden hinter sich zu haben, wenn er mit schlichten Worten gesteht, daß man mit sorgfältig gewählten Nummern und geeigneter Besetzung der Rollen einen Erfolg erzielt hat, wie ihn unser Ort lange nicht erlebte. Sicher ist es ja sehr viel — um nicht zu sagen zu viel — deS Guten, wenn dem Publikum unter zwölf Nummern ein Lustspiel und zwei Schwänke geboten werden, aber die Burkauer — sicher auch die zahlreich an wesenden Fremden — hätten gern noch weiter gelauscht. Außer dem Wichert'schen Lustspiel „?08t ks8tum" und den Schwänken „Ein Geheim- niß" und „Kuriert", die natürlich rauschenden Beifall ernteten, errang erfreulicher Weise die schwerer verständliche, aber herrliche und leider viel zu wenig bekannte Märchendichtung „Christ rosen" einen schönen Erfolg. Pache kam auch später in der bekannteren „Spinnstube" nochmals hervorragend zur Geltung. Abt und Koschat können stolz sein auf die gediegene Wiedergabe ihrer Duetten, aber entzückend, einfach entzückend war der Vortrag des komischen Duetts „Der goldene Hochzeitsmorgen" von Schäffer. Zwei Deklamationen vervollständigten das Programm. Wenn aber der Zoologieprofessor mit seiner den Schluß bildenden Menagerievorlesung die An wesenden dadurch hänseln wollte, daß er die seiner Meinung nach mit geistigen Getränken in Zu sammenhang stehenden Thiere besonders ausführ lich behandelte, so hat er seine Rechnung ohne das Publikum gemacht, denn eine so fröhliche und trotzdem, ich möchte sagen, beinahe feierliche Stimmung, die bis zum Schluffe gleichmäßig an- hi-lt, habe ich nur Sonntag hier bemerkt. Wenn ich bisher keine Namen genannt habe, so muß ich zum Schluß doch eine Ausnahme machen. Herrn Lehrer Emil Wolf, der hinter den Koulissen meisterhaft die Regie führte, gebührt ein lebhaftes Bravo! Bautzen, 15. März. Rath und Stadt verordnete haben beschlossen, eine Bekanntmachung, die Abhaltung von Viehmärkten in unserer Stadt betreffend, nicht mehr zu erlassen und dies durch Anzeige beim statistischen Amte, beim Ministerium des Innern und bei Herrn Bezirksthierarzt König in Bautzen bekannt zu geben. Cunewalde, 18. März. Zu dem Streik der Weber und Weberinnen ist zu erwähnen, daß die in Aussicht genommenen Lohnverkürzungen nicht nur 10, sondern sogar 15 bis 18 Prozent be tragen. Bei der Firma Große soll zudem bereits vor ca. einem halben Jahre eine Lohnreduzierung von 10 Prozent erfolgt sein. Wie behauptet wird, betrug der wöchentliche Arbeitsverdienst bis her von 6 Uhr früh bis 7 Uhr Abends auf zwei Stühlen, S bis 12, aus einem Stuhle 6 bis 8 Mark. Bon anderer Seite wird behauptet, daß Angesichts des schlechten Geschäftsganges die Unternehmer in der letzten Zeit nur noch deshalb haben arbeiten lassen, um die Leute nicht entlassen zu müssen. Schirgiswalde. Wie verlautet, wird der Bischof Wahl, der schon über Jahresfrist hier als Rekonvaleszent weilt, nicht wieder in sein Amt zurückkehren. Seine Gesundheit soll noch immer viel zu wünschen übrig lassen. Ottendorf bei Neustadt, 18. März. Der hier seiner Zeit in daS UntersuchungSgefängniß ein gelieferte Cigarrenarbeiter Domke ist aus diesem wieder entlassen worden, nachdem sich seine Un schuld herauSgestellt hat. Er stand bekanntlich unter dem Verdachte, vorigen Herbst eia junges Mädchen von hier überfalle» und durch Messer stiche lebensgefährlich verletzt zu haben. Sebnitz, 18. März. Die hiesige SebirgS- verrinS-Sektion, welche über 200 Mitglieder zählt, hat im Herbste vorigen Jahre« ein Areal auf dem an unsere Stadt angrenzenden Finkenberge gekauft, um ein Restaurant zu errichten. Zur Zeit herrscht auf dem Berge rege Bauthätigkeit. Der AuSsichtS- thurm geht seiner Vollendung entgegen. Diese Restauration wird den Namen „Finkenbaude" führe». Ein Pächter für diese« Unternehme» ist L»GI bereit- bestimmt, und man hofft, daß diese Bau- lichtesten bi« Mitte Mai fertiggestellt und dem Verkehr übergeben werden können. — Im Gebiete der Hinteren und oberen sächsischen Schweiz haben sich infolge de» milden Wetter« die Schneemaffen bedeutend verringert. Dresden. Vom 1. Mai ab gelangen aus hiesigem Hauptbahnhose neue Rundriisekarteo nachZittau über Schandau—Neustadt—Nieder- neukirch und zurück über Löbau oder Ebersbach— Putzkau—Bischofswerda zur Ausgabe. Dieselben haben 30tägige Giltigkeit und kosten 12 Mk. 90 Pf. in zweiter und 9 Mk. in dritter Klasse. Aus der Strecke Dresden—Schandau bleibt eS den Reisenden unbenommen, auch daS Dampfschiff zu benutzen. Dresden. Hier findet am 29. März «ine Generalversammlung der Aktiengesellschaft „Deutsche Wacht" statt. Die „Deutsche Wacht" ist da« Hauptorgan der Antisemiten Zimmermann'ichrr Richtung, — also der sich nach links haltenden Antisemiten Sachsens, und auf der Tagesordnung der Generalversammlung seiner Aktionäre steht u. A.: „Anzeige an die Generalversammlung gemäß Artikel 240 Absatz 1 de« Allg. H.-S.-B." DaS heißt: Es wird angezeigt, daß mehr al« die Hälfte de« Aktienkapitals verloren ist, so daß es ergänzt oder die Gesellschaft aufgelöst werden muß. Wahrscheinlich ist, daß die Auslösung er folgt, denn der Vorstand beantragt: „Die Gesell schaft aufzulösen und daS GesellschastSvermögen durch Veräußerung im Ganzen zu verwerthen." Dresden. Der bauwissenschaftliche Verein „Motiv", Dresden, wohnte Freitag, den 15. März, Nachmittags, dem Fällen einer Sandsteinwand in dem in Posta an der Elbe gelegenen Bruche Nr. 28 des Herrn Gustav Adolf Schulze in Dresden bei. Vom Elbufer aus nach einem kurzen Aufstiege im Bruche angelangt, welcher durch seine mächtigen steilen Felswände einen imposanten Eindruck gewährte, wurde zunächst von den Theilnehmern unter Führung des technischen Inspektors, Herrn Düßler, die Unterminirung der in Frage kommenden Sandsteinwand besichtigt und die Art und Weise des HohlmachenS erläutert. Diese Arbeit hat einen Zeitraum von circa sechs Monaten in Anspruch genommen und gilt als die gefährlichste und ungesundeste Arbeit des Stein brechers, da sie fast durchgehends in gebückter oder liegender Stellung unter fortwährendem Einathmrn des Sandsteinstaubes vorgenommen werden muß. In die entstandene Höhlung werden eine ganze Anzahl kurzer aber starker Holzsteifen — in diesem Falle waren es 28 Stück — eingesügt, um die Last des unterhöhlten Gesteins zu tragen. Diese Holzsteifen werden auf Glasscherben gesetzt, um durch das Knirschen derselben bei großem Drucke den unter der Wand arbeitenden das Zeichen zur Vorsicht zu geben, da dann die Wand drückt und sich an der Hinteren Seite löst. Ist die Arbeit nun so weit gediehen, daß ein Stürzen der Wand möglich erscheint, so werden unter die Steisengruppen die Minen mit Dynamitladung gelegt und durch elektrische Zündleitung mit der in größerer Entfernung befindlichen Batterie ver bunden. Von da aus erfolgt dann auch die spätere elektrische Zündung. So geschah es auch am Freitag. Kurz darauf wurden unter donnerartigrm Getöse, welche« von den jenseitigen Höhen der Elbe widerhallte, die Holzsteifen unter Entwickelung mächtiger Feuergarben und Pulverdampfwolkrn unter der Wand weggesprengt und der Koloß beugte sich langsam und majestätisch nach vorn, um dann kurz vor dem Auftreffen unter Ent wickelung einer mächtigen Staubwolke zu zerbersten. Nach Verzug dieser Staubwolke gewahrte man dann eine große Anzahl mächtiger Blöcke des reinsten Sandsteines, oft in Stücken von 200 bis 300 Crntnern, regelrecht gespalten auf einem eigens hierzu von Sandsteinhorzeln hergerichteten Lager. Was die ursprüngliche Größe der betreffenden Wand anlangt, so betrugen die Abmessungen der selben vor dem Sprengen ca. 11,50 m iu der Länge, 7,20 m in der Tiefe und 33 m in der Höhe, was einem Kubikinhalte von rund 2700 olun und einem Gewichte von ca. 6500 Tonnen entspricht. Diese mächtige GesteinSmenge wird dann roh bearbeitet zu Blöcken, Quadern, Grundstücken u. s. w. mittels Kahnes auf der Elbe oder Eisenbahn nach allen Richtungen der steinärmeren Gegenden versandt, um dort als Grundbaumaterial, bez». nach weiterer Bearbeitung zu Architekturtheilen verwendet zu werden. Bon einigen Mitgliedern de« „Motiv" sind di« einzelnen Vorgänge bei dieser Sprengung durch photographische Ausnahmen sestgehalten worden. (TrundstückSmarkt in Dresden.) Die durch einen unerhörten Bauschwindel und Grund- stückSwuchrr herbeigeführte Katastrophe auf de«