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MWWKstttiwalde behandelte die Weitherzigkeit der Lutheraner der Gegenwart. — Im Anschluß au die Konferenz fand die Generalversammlung de» Verein» evangelisch.lutherischer SotteSkasten im Königreich Sachsen statt. Nach dem vom Schriftführer DiakonuS vr. Ahner in Leipzig- Reudnitz vorgetragenen Rechenschaftsbericht betrug im Jahre 1890 die Gesammteinnahme des Verein» 23,684 Mk. 75 Pf. Davon blieben, nach Abzug von 6210 Mk. zinSlich anzulegender Legate und verschiedenen Aufwande» für die Zwecke de» Gotteskasten», 1K,62S Mk. 99 Pf. zur Verfügung, zu welchen noch anderwrite, bestimmungsgemäß zu verwendende 1000 Mark hinzukamen. Hiervon wurden, großentheils gemäß den vom Verband der lutherischen Unterstützungs vereine Deutschlands getroffenen Vereinbarungen, für lutherische Gemeinden in Böhmen und Mähren, zur Erhaltung ihrer Prediger, ihrer Konfessionsschulen und anderer kirchlicher Anstalten 4760 Mk. bestimmt, für lutherische Gemeinden > und Pastoren in Ungarn, bez. der Slovakei 3245 Mk., für die evangelisch-lutherische Aus wanderermission in Hamburg 500 Mk., für Ge meinden der lutherischen Freikirchen in Preußen und Hessen 4530 M., zu Stipendien für Studenten der Theologie aus der Diaspora aus deutschen Unversitäten und das Predigerseminar zu Kropp 1070 Mk., fernere Unterstützungen in verschiedener Höhe wurden bewilligt für die Iowa-Synode in Amerika, für Diasporagemeinden in Baiern, im Elsaß, im Fürstenthum Lippe, für die Glaubens genossen in Rußland und Paris und für die lutherische Reisepredigt in der Schweiz. Berlin, 5. März. Den Morgenblättern zufolge betonte der Kaiser bei dem Diner beim Staatssekretär von Bötticher die Nothwendig- keit die Marineforderungen zu bewilligen, um neben der Stärkung der Flotte, welche berufen sei, die Ostsee und die Nordsee zu beherrschen, den Nord-Ostsee-Kanal zu schützen und den Privatschiffsbau zu fördern. Berlin, 4. März. Die kaiserlichen Prinzen, welche in der letzteren Zeit an leichten Erkältungs erscheinungen litten, sind jetzt wieder vollständig wohlauf. Der Gesundheitszustand des jüngsten kaiserlichen Prinzen ist jetzt ein guter. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht in seinem amtlichen Theile das Gesetz, betreffend die Vereinigung der Insel Helgoland mit der preußischen Monarchie. Aus einer Kundgebung im deutschen „Reichs anzeiger" über die Handelsvertragsverhandlungen mit Oesterreich-Ungarn geht zweifellos das her vor, daß Oesterreich-Ungarn viele Zugeständnisse gemacht hat, welche von der deutschen Industrie längst gewünscht worden sind. Welche Gegen leistungen Deutschland dafür zugestanden hat, ist nicht bekannt. Berlin, 4. März. Der Reichstag erledigte den Etat der Eisenbahnverwaltung. Der Antrag des Abg. Brömel, bei der geplanten Tarifreform der elsaß-lothringischen Eisenbahnen eine durch greifende Tarifermäßigung unter Ausschluß jeder Erhöhung der bestehenden Sätze herbeizuführen, wurde der Budgetkommission überwiesen; desgl. der Antrag des Abg. Richter auf Vorlegung der alljährlichen Uebersicht der Submission. Berlin, 5. März. (Reichstag.) Bei Be- rathung des Reichseisenbahnetats erklärt Abg. Höffel, das Elsässer Reichsland habe schwer unter den Paßmaßregeln gelitten. Leider hätten die Hetzer in Frankreich, die Politiker, die das Monopol des Patriotismus für sich beanspruchen, die erfreuliche Wendung verhindert. Er erkläre namens Elsaß-Lothringens, daß die dortige Bevölkerung mit jenen Hetzern nichts zu thun habe. Der Präsident des Reichseisenbahnamts vr. Schulz theilt mit, für den inneren Dienst trete mit dem nächsten Sommerfahrplan eine Einheitszeit ein. Ueber die bürgerliche Einheits zeit schweben Verhandlungen zwischen den Bundes staaten. Abg. Richter beantragt, die Tarife vorzulegen, welche die Ausfuhr der deutschen Kohle und die Konkurrenz der inländischen Kohle mit der ausländischen begünstigen. Der Etat wird angenommen. Bei dem Marineetat erklärt der Staatssekretär Hollmann, es sei unmöglich von einer anderen Station, ohne die Station zu schwächen, ein Schiff zum Schutze der Deutschen nach Chile zu senden. Der Antrag des Abg. Windthorst, zur Gewährung von Dienstprämien für Unteroffiziere der Marine-Infanterie, welche nach zwölfjähriger aktiver Dienstzeit ausscheiden, neuntausend Mark zu gewähren, wird angenommen und der Rest de» OrdinariumS debattelos bewilligt. Berlin, 4. März. (Abgeordnetenhaus.) Zur Tagesordnung steht die Einkommensteuer. In namentlicher Abstimmung wurde der Antrag des Abg. v. Jago» mit 184 .gegen 160 Stimmen angenommen, wonach Aktienzinsen und Dividenden nach Abzug von 3»/, Proz. de» eingezahltrn Aktien- kapital» steuerpflichtig sind. Betreff» der Auf hebung der Privilegien der Reich-unmittelbaren erklärte der Finanzminister, die Regierung halte sich für verpflichtet, baldigst eine entsprechende Vorlage, verbunden mit der EntschädigungSsrage, einzubringen. Da» Hau» beschloß noch, Pensionen rc. von den Kriegsinvaliden steuerfrei zu lassen. Oesterreich. Wien, 4. März. Bis jetzt ist da» Wahl resultat au» 23 böhmischen Städten bekannt. Für drei Wahlen in Prag findet da» Scruti- nium morgen statt, in einem Bezirk ist eine Stichwahl zwischen einem Altczechen und einem Jungczechen erforderlich. Im Uebrigen sind 11 Deutschliberale, ein Altczeche und zehn" Jung, czechen gewählt. Bei den Städtewahlen in der Bukowina haben die Deutschliberalen den Ru mänen ein Mandat abgenommen; in Salzburg wählten die Städte wie bisher zwei Deutschliberale. Wien, 5. März. 32 böhmische Städtewahlen ergaben 12 Deutschliberale, 11 Jungczechen, 3 Deutschnationale, 1 Altczechen und 1 Czechen unbestimmter Partei; 4 Stichwahlen machen sich in Prag und Umgebung zwischen Altczechen und Jungczechen notwendig; der Gewinn der Deutsch liberalen ist 1 Sitz, der Gewinn der Jungczechen sind 6, vielleicht auch 7 Sitze. Die Deutsch nationalen verloren 1 Sitz, die Altczechen 6 oder 7. — Bei den 13 mährischen Städtewahlen wurden 10 Deutschliberale und 3 Altczechen gewählt; die Deutschliberalen gewannen, die Deutschnationalen verloren je ein Mandat. — 13 galizische Städtewahlen ergaben 10 Polen (darunter Smolka), 3 Demokraten (Tarnow, Tarnopol und Kolomea). - Der wegen massen hafter Betheiligung und Eingreifens der anti semitischen Agitation unbeendet gebliebene Wahl akt in Czernowitz wurde heute fortgesetzt. Gestern mußte die Sicherheitswache der Gendarmerie durch Militär bei der Aufrechterhaltung der Ordnung unterstützt werden. Größere Ausschrei tungen sind nicht vorgekommen. Wien. Die Direktion der Waffcnfabrik Steyr dementirt die Nachricht von der angeb lichen Uebernahme der Lieferung von Gewehr läufen an Rußland. Prag, 3. März. Rieger ist gestern von hier nach Italien abgereist — diese Thatsache spricht für sich selbst. In einer Wahlversamm lung der Altczechen zu Prag bezeichnete Mattusch bas gestrige Wahlergebniß als ein unseliges für das czechische Volk. Die „NarodniListy" jubeln. Für die Jungczechen hatten 4690. für die Alt czechen 1077 Wahlmänner gestimmt, 80 Prozent standen also auf der jungczechischen Seite. Italien. Verschiedenen römischen Blättern wird ge meldet, der König habe im Ministerrath am 2. März mitgetheilt, er verzichte auf 4 Millionen seiner Civilliste (dieselbe beträgt im Ganzen 15 Millionen), um auch seinerseits zu den Er sparnissen beizutragen. Rom, 5. März. In der Deputirtenkammer erklärte bei der Beantwortung einer Inter pellation Ministerpräsident Rudini, er werde an der bisherigen Politik festhalten und die Tripel allianz weder schwächen noch lösen. Es sei un wahr, daß die Tripelallianz das Werkzeug des Krieges sei. England. London, 3. März. Aus Chile wird ge meldet, das drei Bataillone des 4. Regiments ihre Offiziere in der Nähe von Pisagua erschossen hätten und zu den Insurgenten übergegangen seien. Rumänien. DaS neue Ministerium setzt sich, wie folgt, zusammen: Floresko Präsidium ohne Portefeuille, Catargi Inneres, Vernesco Finanzen, Esarco Aeußeres, Jacques Lahovary Krieg, Jsvorano Justiz, Olanesco Oeffentliche Arbeiten, Theodo- resco Unterricht. Afrika. Aus Zanzibar wird gemeldet: Sämmt- liche Stämme im Gebiet von Mpwapwa sind im Aufruhr. Die Dörfer werden angegriffen und geplündert. Mpwapwa selbst ist bedroht. Die deutsche Truppe von 200 Mann, die von Bagamoyo nach dem Kriegsschauplatz abmarschirt ist, wird heiße Arbeit haben. Vermischtes. — Braunschweig, 3. März. Ein Ein brecher, welcher seit Monaten Braunschweig in Schrecken versetzte, der stellenlose Commis Knust, ist verhaftet worden und hat über 25 Einbrüche bereits eingestanden. -- Hamburg, 4. Mär». In der hMK» Sitzung nahm die Bürgerschaft den Antrag Lmm» thimm, nach welchem der Senat ersucht werden soll, die Polizeibehörde dahin anzuweisen, daß die Auf stellung von Verkaufsautomaten an öffentlichen Plätzen zu untersagen sei, mit großer Mehrheit an- — (Nord-Ostsee-Kanal.) Nachdem der Frost nachgelassen, beginnt bei dem Nord-Ostsee- Kanal allmälia die Arbeit auf den Loosen 10, 11 und 12. Auf Königsföhrde arbeiten jetzt 4 große Trockcnbagger Tag und Nacht, wobei ca. 600 Mann beschäftigt sind. Der Mutterboden auf diesem Loos ist abgehoben bis zur alten Eider bei Sehestedt; zum Frühling sollen über 1000 Mann daselbst beschäftigt werden. Wegen zn großer Wassermenge im Kanalbett kann der Trockenbagger bei Sehestedt noch nicht gebraucht werden und die Arbeit deshalb noch nicht in vollem Umfange wieder ausgenommen werden. In diesen Tagen wird aber noch eine dritte große Maschine zum Pumpen aufgestellt. Der Naß bagger arbeitet seit 14 Tagen Tag und Nächt und nimmt 7 m tief die Moorschicht aus den Tschirnauer Wiesen. Als spätester Termin für die Fertigstellung des Nord-Ostsee-Kanals ist der 1. Juli 1895 festgesetzt. — In Deutschland sind falsche holländische Hundertguldenscheine in Umlauf. Sie tragen das Datum vom 29. November 1880, haben dunklere Färbung als die echten, sind aber im übrigen täuschend nachgemacht. Als be sonderes Kennzeichen haben die falschen Scheine einen Druckfehler in der Strafandrohung, in welcher es „Staatsblab" statt „Staatsblad" heißt. — Bor Kurzem brannte in der Nähe von Frankfurt am Main eine große Strohfeime nieder. Jetzt hat man beim Wegräumen des Schuttes eine große Anzahl menschlicher Gebeine und Ueberreste gefunden. Eine Anzahl Obdach loser hat in der Feime genächtigt und ist von den Flammen im Schlafe getödtet worden. Die Zahl der Verunglückten konnte noch nicht fest gestellt werden. — Strafe für den Verkauf amerikanischer statt inländischer Kleesaat. Wegen Betruges stand in Danzig nach der „Landw. Thierzucht" am 30. Dezember v. I. der Kaufmann Ernst Regier aus Danzig vor der Strafkammer. Der Angeklagte hatte am Ende des Jahres 1889 einen Posten amerikanischer Kleesaat gekauft und hiervon im Februar 1890 200 Centner an eine Stettiner Firma als inländische Saat geliefert. Die Fälschung, durch welche die Firma nicht, unerheblich geschädigt worden war, wurde jedoch, entdeckt und hatte Regier eine Anklage wegen Betrugs sich zugezogen. Der Gerichtshof nahm- den krankhaften Zustand des Angeklagten als strafmildernd an und vcrurtheilte ihn zu einer Geldstrafe von 1000 Mark. — Naumburg, 2. März. Zwei Polizei beamte, die in vergangener Nacht die Linden straße begingen, hörten plötzlich einen Zivilisten- auf einer Trillerpfeife daS bekannte Wächtersignal geben. Als sie ihm dies untersagten, erklärte er, er sei Offizier (Lieutenant v. Blume), was einige ihn begleitende Unteroffiziere bestätigten, worauf die Polizeibeamten sich entfernten und auch die auf das Signal herbeigekommenen Wächter wieder fortschickten. Durch den Vorfall war aber Publikum herbeigelockt worden, gegen das der erwähnte Offizier eine inzwischen von ihm alarmirte Truppenabtheilung mit aufgepflanztem Seitengewehr vorgehen ließ, nachdem er vorher aufgesordert hatte, die Straße zu räumen. Ein Trupp Zivilisten zog nach der Grochlitzer Straße und suchte bei dem Bataillonskommandeur Ein laß zu erlangen, was der Posten verhinderte. — Lieutenant v. Blume ist einstweilen suspendirt und von hier obgereist; die Untersuchung über die bisher in Bezug auf ihre Gründe noch nicht aufgeklärte Attake auf das Publikum, bei welcher auch ein Polizeibeamter verwundet wurde, ist ein geleitet. Im ganzen sind acht Personen verletzt worden. — Berlin, 4. März. Die Bankiers Max Arendt in Firma W. Arendt und Fritz Wolff von der Firma Hirschseld und Wolff sind, der „Staatsb. Ztg." zufolge, auf die Dauer von 14 Tagen von den Börsenversammlungen ausge schlossen worden, weil sie das Gerücht über die Erkrankung veS Kaiser« und Uebergabe der Re gierung an den Prinzen Heinrich, an der hiesigen Börse kolportirt hatten. — (Vermächtniß an den Schulverein.)' Aus Graz, 26. Februar, schreibt man: Der in Leibnitz verstorbene Advokat vr. Valentin Meiche- n'itsch hat sein ganzes auf 40,000 Gulden ge schätzte» Vermögen dem Deutsche« Schulverein zu Gunsten der Schule in St. Egydi vermache