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17. Ausstellung ebenfalls im höchsten Grade sich iyterefsire, die Anregung zu der Reise gegeben habe. Auf jeden Fall haben die maßgebenden Persönlichkeiten den Plan zuvor gekannt und ge billigt; sie haben die politischen Erörterungen und Folgen, die der Besuch veranlassen mußte, zym Voraus geprüft und gewürdigt, und sie haben gefunden, daß die Thatsache mit der Reichs politik nicht im Widerspruch, sondern vielmehr im Einklang stehe. ES ist selbstverständlich, daß die Huldigung, die der Besuch der französischen Kunst erweist, noch weiterzielt und zu einer dem Lande selbst erwiesenen Höflichkeit wird, und eS ist begreiflich, baß bei dem bekannten Verhältnisse, das zwischen Frankreich und Deutschland besteht, diese Höflichkeit einen politischen Charakter an- uehmen muß. So ist es offenbar von den maß gebenden Faktoren in Deutschland auch verstanden worden, und darum muß man die Reise in die Reihe jener Anzeichen setzen, die seit einiger Zeit die vorhandene Spannung gemildert und bessere, freundschaftlichere Beziehungen onbgeahnt haben. Es wäre jedoch voreilig, schon jetzt weit gehende Hoffnungen auf eine politische Annäherung zwischen den beiden Nationen zu nähren. Be gnügen wir uns zunächst mit dem bereits Er reichten! Die Beschickung der Berliner Kunst ausstellung durch die französischen Künstler ist beschlossene Sache. Schon hat sich eine Jury aus zehn ihrer namhaftesten Vertreter gebildet, die über die Zulassung der Werke entscheiden soll. Ganz glatt ist die Sache freilich nicht abgegangen. Einige in Patriotismus machende Spekulanten suchten Stimmung gegen die Berliner Ausstellung zu machen, namentlich benutzten einige Maler untergeordneten Ranges die Gelegenheit, um durch chauvinistische Kundgebungen für sich billige Reklame zu machen. Sie blieben aber kläglich in der Minderzahl. Auch Paul de Cassagnac räth in seiner „Autoritü" von der Beschickung der Ausstellung ab. Er fei, schreibt er, nicht für Aufreizungen gegen Deutschland und »volle einen Krieg um jeden Preis vermieden wissen. Die Erinnerungen an eine blutige Vergangenheit feien aber noch zu lebendig im Geiste eines jeden Franzosen, um einen freundschaftlichen Verkehr zwischen den beiden Völkern zu gestatten. Die Aerzte und Nationatökonomen, welche nach Berlin gegangen feien, hätten dies eines Humanitären Zweckes wegen gethan. Es sei aber kein Anlaß vorhanden, daß die Maler nach Berlin gingen, um dort billige Lorbeeren zu ernten. Man sollte den. Elsaß-Lothringern dieses traurige Schauspiel ersparen, der Stolz und die Würde Frankreichs erfordere dies. Deutschland gegenüber geziemten sich nur zwei Stellungen für Frankreich: ihm den Rücken oder das Gesicht zuzuwenden. Man möge die erstere bis zu der Stunde bewahren, wo man die letztere anwenden könne. Auch Herr Düroulöde und sein Freund Laur, die beiden Hauptmacher der Patriotenliga, fühlten den edlen Drang in sich, ihre warnende Stimme gegen den unpatriolischen Vorsatz der Pariser Künstler zu erheben. In einer Versammlung, in welcher Beide das Wort führten, wurde u. A. auch folgende Resolution gefaßt: „Die Versammelten erkennen die Höflich keitspflichten einer Frau gegen über an, lassen sich aber nicht über die Gründe täuschen, welche die Kaiserin Friedrich nach Paris geführt haben. Es handelt sich um einen An näherungsversuch Deutschlands an Frankreich und die bevorstehende Reise Kaiser Wilhelms nach Paris, welche Vorläufer eines Abrüstungs- Vorschlages, eines deutsch-französischen Handels vertrages und des Aufgebens der russischen Allianz von Seiten Frankreichs sind. Angesichts dieser klar zu Tage liegenden Thatsachen, schwören die Anwesenden, den Kaiser Wilhelm II. in Frankreich so zu empfangen, wie der „Roi Ulan" (d. h. König Alphons von Spanien) seiner Zeit hier empfangen worden ist. Sie protestiren mit Entrüstung gegen die Ferrystische Politik, die eine Politik der nationalen Unehre ist." Auch derartige Vorgänge wollen als Symptome auf gefaßt werden und können allzu sanguinischen Erwartungen gegenüber als abkühlender Wasser strahl von guter Wirkung sein. Deutsches Reich. Ihre Majestät die Königin trifft aus Baden- Baden in Dresden Sonnabend Vormittag mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 10 Uhr 56 Minuten auf dem Leipziger Bahnhof wieder ein. Dresden, 23. Februar. Se. Majestät der König haben den ordentlichen Professor in der medicinischen Fakultät der deutschen Universität zu Prag vr. mell. Hubert Sattler zum ordent lichen Professor der Augenheilkunde in der medicinischen Fakultät und Direktor des Instituts Der sich fische Erzähler. Sette 4. für Augenheilkunde an der Universität Leipzig Allrrgnädigst zu ernennen geruht. Die sächsischen Staatsminister v. Thümmel und v. Metzsch sind zu Bevollmächtigten Sach sens beim BundeSrathe ernannt. Iss. Bischofswerda, 24. Februar. In der heutigen 2. diesjährigen Sitzung des hiesigen Kirchenvorstands beschäftigte denselben zunächst das Gesuch des Kirchenvorstands zu Goldbach an die Kircheninspektion, das bisherige Verhält- niß der Verbindung des Pfarramtes Golddach mit dem Archidiakonat zu Bischofswerda aufrecht zu erhalten. Konnte auch die Begründung dieses Gesuches nicht allenthalben als zutreffend aner kannt werden, so stimmte doch der Kirchenvor stand zu Bischofswerda mit dem von Goldbach darin völlig überein, daß die Schwierigkeiten in der Verwaltung des geistlichen und Seelsorger amtes in beiden Gemeinden erst zu Tage getreten sind seit Einziehung der Superintendentur Bischofswerda und Aufhebung des dritten geist lichen Amtes daselbst. Es wurde daher be schlossen, von Neuem die hohen und höchsten Behörden um Wiederaufrichtung der Superinten dentur und Wiederherstellung des Diakonats zu Bischofswerda zu bitten. Eine Beschwerde über das Betragen von Konfirmanden während ves Gottesdienstes führte zu dem Beschluß, vorläufig die beiden Ostiarii Weise I und II gegen eine kleine Entschädigung mit Beaufsichtigung der Konfirmanden zu betrauen. Ruhestörer sollen zur Anzeige gebracht und bestraft werden. Die Zurückzahlung des Kubig'fchen Legates an die Erben war vom hohen Landeskonsistorium ge nehmigt worden, ebenso die Annahme des Hart- mann'schen und Greifenhagen'schen Legates unter den vom Kirchenvorstande genehmigten Beding ungen. Der vom Kirchrechnungssührer ausge stellte TilgungSplan der zum Ankauf des Grund und Bodens für einen neuen Gottesacker auf genommenen 10,000 Mark wurde genehmigt. Die Frage des Häuslergeldcs von Weickersdorf und Goldbach soll in dem geordneten Wege den Auf sichtsbehörden zur Entscheidung vorgelegt werden. Bischofswerda. Nächsten Sonntag Abends */,7 Uhr wird Herr vr. Johannes Müller, Sekretär des evang.-lutherischen Central vereins für die Mission unter Israel in Leipzig, unter dem Titel: „Nachtseiten und Lichtbilder aus dem Judenthum Halbasicns", im Saale der hiesigen Herberge einen Vortrag über seine Missiousrcisen in denjenigen Ländern halten, in denen die Juden noch heut abgeschlossen von allen Einflüssen der christlichen Cultur, fast Nichts von dem Erlöser der Welt gehört haben, der vor mehr als 1800 Jahren aus ihrem Volke hcr- vorgegangen ist. Die Erfahrungen, die er auf diesen Reisen gemacht hat, sind hochinteressant und bieten einen werthvollen Theil zur Lösung der Judensrage unter uns. Alle Freunde der Mission überhaupt, wie der Judenmission, Insonderheit aber auch Alle, die sich für die Lösung der Judenfrage in unserem deutschen Volke interessircn, werden aus diesem Vortrage mannichfache An regung und Belehrung »chöpfen können. Der Vortragende ist ein hochbegabter Redner und hat bei seinen Vorträgen in Nord- und Süddeutsch land, wie in den größeren Städten unseres Vaterlandes ungetheilte Anerkennung gesunden. Nur der gute Ruf unserer Stadt als eines Ortes, in dem man allen wichtigen Fragen der Gegenwart (und zu denen gehört die Mission unter Israel unzweifelhaft) ein lebendiges Interesse entgegenbriugt, hat Herrn vr. Jo hannes Müller veranlaßt, bei Gelegenheit eines Vortrages in Zittau auch in Bischofswerda einen solchen zu halten. Möge dieser gute Ruf sich durch zahlreichen Besuch desselben bewähren. Der Saal der Herberge zur Heimath faßt etwa 200 Zuhörer. Bischofswerda. Der nächsten Sonntag, den 1. März, Hierselbst abzuhaltenden ersten dies jährigen Vorturnerversammlung des Meißner Hochland-Turngaues ist nachstehende Ordnung zu Grunde gelegt: Versammlung Vormittag Vrll Uhr in Menzel's Restaurant, Bautzner Straße. Von da Gang nach der Turnhalle, daselbst 1) Ordnungs- und Freiübungen (unter Leitung des Gauturnwarts). 2) Geräthe-Turnen. DieDrdnung der Besetzung ist folgende: I. Riege: RinM (Vorturner Schandau), II. Riege: Reck (Vor turner LangburkerSdorf), III. Riege: Doppel barren mit Trampoline (Vorturner Bischofswerda). Beim Wechsel I. Riege: Sprungtisch, mit Tram poline (Vorturner Bischofswerda), II. Riege: Pferd (Vorturner Oberneukirch), Schräge Leiter (Vor turner Neustadt). Nach Schluß des Riegen- turnenS: Allgemeines Kürturnen. 3) Gemein schaftliches Mittagessen im Hotel zur goldnen Sonne. 4) Besprechung: a) Festsetzung derAn- Wesenheitsliste, d) Beurtheilung des stattgrfundeneir Turnens, o) Berichterstattung der BezirkSturn- warte, ä) Wahl des Gauturnwart» und dessen Stellvertreter, s) Wahl der Bezirksturnwarte. k) Antrag des Turnvereins Sebnitz, „Einen Gauvorturner auf Kosten der Gaukasse zum Vorturnerlehrgang nach Dresden zu schicken, g) Bestimmung des Ortes für die nächste Borturner versammlung. d) Allgemeines. — Vom 1. März ab findet der für den inneren deutschen Verkehr eingesührte ermäßigte Portosatz von 5 Pf. für Drucksachen-Sendungen im Gewicht von über 50 bis 100 Gramm ein schließlich auch im Verkehr mit Oesterreich-Ungarn Anwendung. <Z Demitz, 26. Februar. Vorigen Sonntag hielt in der Sitzung des landwirthschaftlichen Vereins zu Demitz Herr Lehrer Häntzschel einen interessanten, durch Vorzeigung von Abbildungen anschaulichen Vortrag über „Pilze." Redner besprach besonders die bei uns am häufigsten vorkommenden eßbaren Pilze. Einige dieser Pilze werden von den Pilzsuchern nicht genug gewürdigt, theilö aus Geringschätzung, theilS vollständiger Unkenntniß. — Der von selbigem Verein am Dienstag abgehaltene Ball war gut besucht. Einem bei der Tafel auf Se. Majestät den König Albert, den Beschützer und Förderer der Landwirthschast, ausgebrachten Hoch reihten sich noch eine Anzahl andere an. Zwei launige Tafellieder brachten rechte Feststimmung. Gewiß: hat jeder befriedigt das Vermissest verlassen. *** Umschau in der sächs.-preuß.Lausitz und dem Meißner Hochland, 26. Februar. Durch Feuer wurden vernichtet: Scheune und Schuppen des Gutsbesitzers Palme in Ruppers dorf; 2 Strohfeimen zu Mockethal und Copitz. — Ein 3jähriger Knabe des Fabrikarbeiters Krusche aus Gersdorf ist in Spreedorf in einen Kellerborn gestürzt und hat seinen Tod gefunden. — Im Zeiträume einer Stunde wurden dem Holze'schen Ehepaare zu Oderwitz 2 Knaben von 5 und 3 Jahren durch die Diphtherie entrissen. — Dem Prinzen Friedrich Karl soll in Görlitz ein Denkmal errichtet werden. Die Erlaubniß dazu ist gegeben, auch hat man schon 4000 Mk. dazu gesammelt. — Die Bautzner Kunstmühle brachte 1890 einen Ueberschuß von 41,285 Mk. und konnte nach verschiedenen Abschreibungen 8 o/o Dividende gewähren (im Vorjahre 7 *>/<>).. — In der Amtshauptmannschaft Zittau ist der Besuch von Tanzvergnügungen Mädchen unter 16 und Knaben unter 17 Jahren auf's Neue unter Strafandrohung gänzlich untersagt worden. — Ten Löschmannschaften zu Saupsdorf wurde» für Hilfeleistung beim Feuer in Hinterhermsdorf 30 Mk. Prämie gewährt. — Die in Dresden beim Kaufmann Meth feit 34 Jahren bedienstete Auguste Drcßler aus Pulsnitz, der 72jährige Appreteur Petrik und die 71jährige Andreherin Wittwe Mensche! in Großschönau erhielten die große silberne Medaille für Treue in der Arbeit. — Dem Krankenhausbaufond zu Alt- gerSdorf wendete ein Wohlthäter, der nicht ge nannt sein will, 2000 Mk. zu. — Die 26 Sparkassen der Lausitz hatten beim letzten Monats schluffe 1,181,270 Mk. Ein- und 1,040,137 Mk. Rückzahlungen. Bautzen hatte 251,965 Mk. Ein- und 231,714 Mk. Rückzahlungen, Bischofs werda hatte 98,083 Mk. Ein- und 120,136 Mk. Rückzahlungen. Bautzen, 23. Febr. Auf den Besitzungen des Grafen Einsiedel - Milkel in der sächsischen Lausitz sind große Lager von Caolin (feuerfestem Thon), welcher dort im Verein mit Braunkohlen anstehen, erbohrt worden. Die abgebohrte Fläche beträgt 65 Hektar. Im Frühjahr soll dort eine große Caolinschlemmerei angelegt, auch eine Chamottefabrik errichtet werden. Radeberg, 24. Febr. In der Wohnung des sich mit Schaftfabrikation beschäftigenden Schuhmachers Nollain entstand am gestrigen Abend infolge Explosion einer eben erst ange kommenen Flasche mit 10 Pfd. Schwefelwasser stoffgas ein Feuer, das glücklicherweise bald ge löscht wurde. Leider sind aber durch die ent standenen, höchst giftigen Dämpfe zwei Kinder,, ein Knabe von 5 und ein Mädchen von 2 Jahren, gestorben. Es war trotz wiederholter Versuche nicht möglich, zu ihnen zu gelangen, obwohl sie nur in der Nebenkammer schliefen. Als es end lich gelang, da war das jüngere Kind bereits todt, und auch die Bemühungen ärztlicherseits^ den Knaben zu erhalten, blie-en erfolglos. Auch er ist den Einathmungen des giftigen Gases er legen. Den Eltern sind vor einigen Jahre« ihre damals einzigen drei Kinder nach einander von der bösartigen Krankheit DiphtheritiS weg gerafft worden.'