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L_ Versöhnungsklänge. bruar 1891. gliche- Am verlautbart Morden, und dich dtt KMfmaan Liquidatoren sind. Bischofswerda, den 26. Februar 1891. Königliches Amtsgericht. RNtrste«, «ss. rim den die neue Politik der deutsch-französischen Annäherung sich zu drehen hat. Es ist die würdigste Aufgabe, die sie bisher gelöst hat. Wenn der Kaiser und die Kaiserin-Mutter nicht -gerade, um der Betheiligung der französischen Künstler an der Berliner Ausstellung den Boden zu ebnen, wie man in Frankreich zu glauben scheint, sondern in dem höheren Zweck, zum Besten beider Völker jene Annäherung endlich in die Wege zu leiten — wenn sie Schritte des Entgegenkommens thun, die in dem Verhältniß des ehemaligen Siegers zum ehemaligen Besiegten naturgemäß von dem ersteren ausgehen müssen, so folgt ihnen die aufrichtige Billigung des ge jammten deutschen Volkes", so schreibt eins der angesehensten deutschen Blätter, die „Köln. Ztg.", und von jenseits der Vogesen schallt es als Echo zurück: „Die Kunst spielt die Rolle eines Balsams: sie heilt die Wunden, deckt die Narben zu und gestattet nach furchtbaren Zusammen stößen und blutigen Kämpfen eine Annäherung und Vereinigung, welche ohne sie nicht möglich wäre." So läßt sich der französische Schrift steller Lepellctier vernehmen, und seine Worte haben um so mehr Anspruch auf Beachtung, als Lepellctier als heißblütiger Patriot bekannt ist und fast im Rufe eines Chauvinisten stand. Bezeichnend für den französischen Charakter ist übrigens die spielende Art, in der der genannte Schriftsteller plaudernd das Thema weiter aus spinnt. Er bemerkt, daß eS der Seele ebenso wenig wie dem Körper möglich sei, lange in ein und derselben Stellung zu verharren, daß das Bedürfniß nach Abwechslung und freier Be wegung sich gebieterisch einstelle, und daß die Franzosen nothivendigerwcise ihre drohende Hal tung gegen Deutschland ausgeben mußten, um mit dem Nachbarvolk wieder in freundlichen Berkehr zu treten. Liebe und Haß wechseln un aufhörlich. Früher Hobe man in Frankreich die Kosaken verabscheut, jetzt feiere man einen ihrer Hetman in einem Pariser Salon. Bald werde die Reihe an die Ulanen kommen, in Uniform in französischer Gesellschaft friedliche Triumphe -u genießen. Dies fei um so natürlicher, als die Kosaken in Frankreich scheußlich gehaust und einen vollberechtigten Haß auf sich geladen, die Ulanen hingegen immerhin noch glimpflich ge buddelt haben. Zum Schlüsse -erwähnt der Schriftsteller den Emzug der von dem bekannten jfnmzüsischeu Schlachtenmaler Detaille gemalten llomt in Btschof-werda iN in Bischofswerda r g e r i ch t. ^reffer^e^chend^estreben^i^en^bildettn Kreisen Frankreichs wieder Fühlung zu erlangen. Auch auf französischer Seite waren einige schüchterne Versuche zu bemerken, aus denen man auf ein gleiches Streben schließen könnte. Man erinnert sich an die Auszeichnung, die einem Würdenträger der deutschen Wissenschaft, dem Professor Helmholtz, bei der Jubiläumsfeier der französischen Universität Montpellier zu Theil wurde. Der Münchner Maler von Uhde — beiläufig ein sächsischer Landsmann — erhielt das Kreuz der Ehrenlegion, und vor wenigen Tagen wurde Professor Helmholtz vom Präsidenten der französischen Republik zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt — eine außerordentlich hohe Auszeichnung! Auch hieraus wird man die dankenswerthe Gewißheit erhalten, daß die Spannung zwischen den beiden Nationen wenig stens in etwas nachgelassen hat. Lepelletier hat also Recht: Kunst und Wissen schaft spielen die Rolle des Balsams. Ihre Wechselbeziehungen sind am ehesten im Stande, die Leidenschaften der Völker einzudämmen und die Nationen zu friedlicher, gemeinsamer Arbeit im Dienste der Menschheit zusammen zu führm. Einen nicht minder wichtigen Faktor bilden die persönlichen Beziehungen. Auch nach dieser Richtung hin ist ein bedeutsamer Schritt geschehen. Seit mehreren Tagen weilt die Kaiserin Friedrich mit ihrer jüngsten Tochter, der Prinzessin Mar garethe, als Gast des deutschen Botschafters, Grafen Münster, in Paris. Offiziös wird mit- getheilt, die Kaiserin wolle blos der gräflich Münster'schen Familie einen lange versprochenen Besuch abstatten; aber wenn dieser Besuch so nöthig war, so hätte er auch in Deutschland er folgen können, wo Gras Münster oft genug weilt. Wenn der Besuch in Paris abgestattet wird, so müssen dafür doch ganz besondere Gründe vor gelegen haben. Auch daS Interesse der Kaiserin an der Berliner KuiistauSstelluna und ihre Sorße für die Betheiligung der Pariser Künstler ver mögen die Reise nicht ganz zu . erklären. Es ist daher begreiflich, daß die gesammte Presse, dies seits wie jenseits der Vogesen, von der politischen Bedeutung de- Besuchs der Kaiserin Friedrich überzeugt ist und dieser Anschauung auch in mehr oder minder lebhafter Weise Ausdruck giebt. Den nächsten Schluß, deu man aus der That« fache des Besuchs ziehen muß, ist der Umstand, daß er nicht ohne die Zustimmung des deutschen Kaiser« und de» Reichskanzlers unternommen werden konnte; «S wird sog« behauptet, Riß der Kaiser selbst, her für den Glanz der Beniner Hm hiesigen Handelsregister istheut« verlautbart worden / - ,) auf Folium 2SS, daß die Mr d) auf Folium 108, das " Bischofswerda, Generalversammlung -er gemeinsame« Ortskrankenkasse für Schmölln ««- Vm-egen- 8o»lltaK, äv» 8. ALrr, 3 lldr, tn» Oder SekmvLIi». «chlutz der PrSf-u-klste '/,* Uhr. Tagesordnung: 1) Ablegung und Abnahme der JahrcSrechnung von 1890. 2) Berathung und Erledigung verschiedener Eingänge. Die Mitglieder der Kasse werden außerdem noch ganz besonders und dringend darauf aufmerksam gemacht, bei Abholung von Krankenzetteln «genau die Nummer des Krankenbuchs des Erkrankten anzugeben oder das Buch vorzuzeigen. Im anderen Falle kann die Ausfertigung deS Kranken zettels verweigert werden. M. Baier, Vorsitzender. Viehmarkt in Kischosswerda Montag, den 9. März 1891. Auf Folium 47 des hiesigen Handelsregisters, die Firma Adolf MotheS in BischosSwei Kaufmann Herr I'rlaLick«!» in Bischofswerda al» Inhaber der F Marli» MaSMv» Inhaber der Firma ist. Bischofswerda, am 20. Februar 1891. Königliche» Amtsgericht. — Uürste«. Assessor. F. Auf dem für den „Homöopathischen Verein zu Burkau und Umgebung, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht", -angelegten Fol. 4 deS durch da» Reichsgesetz vom 1. Mai 1889 «ingeführten SenossenschaflSregisterS ist heute ««getragen worden, däß dir Grnossek- schäft aufgelöst ist und daß die bisherigen Mitglieder de» Borstande», Lalumam» in Säuritz, Malmlialch in Burkau, Olaumam» Valaü» daselbst, Kaiserin Friedrich während ihres etzigen Aufent- Die Berliner Kunst also soll der Pol werden, s Halles in Paris besuchte, tritt entschieden für die Beschickung der Berliner Ausstellung durch die französischen Künstler ein) und meint, daß es ihm freilich lieber wäre, wenn wirkliches fran zösisches Militär in der deutschen Hauptstadt einrückte. Doch müsse man sich eben mit den Soldaten und den Berliner Einmärschen (der französischen Künstler zur Kunstausstellung) be gnügen, die man gerade kriegen könne." Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, wird der Skeptiker einwenden, um einer sanguinischen Auf fassung der sich bei einem Theile der französi schen Bevölkerung offenbar vollziehenden Wand lung vorznbcugen. Aber Lepelletier steht mit seiner Anschauung keineswegs allein da: die Mehrzahl der Pariser Künstler stimmt ihm bei, und die Presse zeigt sich, bis auf einzelne Aus nahmen, der Absicht derselben, die Berliner Kunstausstellung zu beschicken, günstig gestimmt. Woher diese Wandlung? Sie ist nicht plötz lich eingetreten, bereitete sich vielmehr schon seit längerer Zeit vor. Die Franzosen können sich auf die Dauer nicht vor der Erkenntniß ver schließen, daß Deutschland in Wahrheit nicht das Land der Barbaren ist, als welches es ihnen die chauvinistische Presse stets zu schildern be strebt war. Man sah in Frankreich mit Genug- thuung, welch ehrende Aufnahme Lesseps bei seinem Besuche in Berlin seitens der dortigen offiziösen Kreise fand. Dann kam die inter nationale Arbeiterschutzkonferenz in Berlin, zu welcher die französische Regierung zum ersten Male seit dem Kriege eine amtliche Abordnung in die deutsche Hauptstadt sandte, um sich an einem von Deutschland angeregten internationalen Werke zu betheiligen. Die Auszeichnung, mit der die französischen Abgesandten, insonderheit der greise JuleS Simon bei dieser Gelegenheit behandelt wurden, das freundliche Entgegen kommen, welches die französischen Mediziner beim internationalen Aerzttkonareß in Berlin fanden, da» warme Beileidsschreiben Kaiser Wilhelm» an den Präsidenten der Pariser Aka demie der schönen Künste anläßlich deS Todes de- Maler» Meissouirr, die Erklärung des Grafen Münster an den Ehrenvorsitzenden der internationalen Künstlergesellfchaft in Paris, „die französisch« Kunst werde den besten Saal im Berliner Ausstellungspalast einnehmen, und der deutsch« Kaistr «erde die Künstler mit großen Ehren empfangen" — alle» da» waren Beweise genug für da« in den Maßgebenden deutsche«