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schweizerischen Neutralität und anderer dem Fall Wohlgemuth fernliegender Dinge an die Schweiz gerichtet hat. Petersburg, 15, Juni. Heute Nachmittag 2 Uhr fand bei prachtvollem Wetter in feier lichster und glänzendster Weise der Einzug der Braut des Großfürsten Paul, Prinzessin Alexan dra von Griechenland, statt. Paris, 14. Juni. Trotz der von dem Minister ConstanS versuchten Einigung haben abermals 10,000 Kutscher ihre Thätigkeit einge stellt! verschiedentlich kamen Ausschreitungen der streikenden Kutscher vor. London, 15. Juni. Die meisten Morgen blätter begrüßen mit Befriedigung die Unter zeichnung des Samoavertrages. Die „Times" sagt hierüber: Wir können dem Fürsten Bismarck und die deutsche Regierung nur beglückwünschen zu dem versöhnlichen Geiste, den sie bei der Lösung dieser schwierigen Frage bekundet haben. Außerordentlicher Landtag zur Feier des 800jährigen Jubelfestes des Hauses Wettin. Die Zweite Kammer beschäftigte sich in ihrer Sitzung vom Freitag, welcher die Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz und Frhr. v. Könneritz mit mehreren Regierungscommissaren beiwohnten, mit der allgemeinen Vorberathung des königlichen DecretS, betreffend die Bewilligung von Unter stützungen in Bezug auf die durch heftige Ge witter und Wolkenbrüche in verschiedenen Theilen des Landes verursachten Wasserschäden. Die Staatsregierung beantragt, die Ständeversamm lung wolle sie ermächtigen, bei den in der jüngsten Zeit infolge von Wasserschäden in verschiedenen Gegenden des Landes eingetretenen Nothständen durch Beihilfen aus der Staatscasse nach Maß gabe der bei ähnlichen früheren Vorgängen befolgten Grundsätze unterstützend einzutreten. Vicepräsident Georgi als Vertreter einer der von Wasserschäden am schwersten heimgesuchten Gegenden sprach über die Vorlage seine Freude und seinen wärmsten Dank aus. Redner empfahl hiernach, die beantragte Ermächtigung zu er teilen, und stellte bezüglich der geschäftlichen Behandlung den Antrag, die Vorlage ohne Be stellung von Berichterstattern durch sofortige Schlußberathung zu erledigen. Die Abgg. Bebel, Geyer, Kaden und Stolle brachten den Antrag ein, am Schlüsse des Decrets uoch folgenden Zusatz hinzuzufügen: „und diese Ermächtigung auch auf ähnliche Nothstände auszudehnen, welche im Laufe dieses Sommers aus gleichen Ursachen ent stehen könnten". Secretär Speck sprach der Regierung für die von ihr bewiesene Fürsorge seinen Dank aus und begrüßte namentlich mit Freude die in der Vorlage ausgesprochene Absicht, den Gemeinden zu Hilfe zu kommen. — Philipp bemerkte, in der Vorlage sei der Wasserschaden in Wachwitz und Umgegend nicht erwähnt. Sei auch das betroffene Gebiet räumlich nicht so ausgedehnt, so seien doch die einzelnen Bewohner ebenso schwer betroffen, als im Vogtlande. Er hoffe daher, daß die Regierung auch diesen Schaden erörtern und geeigneten Falls Unterstützungen gewähren werde. — Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz hatte gar kein Bedenken zu erklären, daß überall, wo gleiche Verhältnisse vorliegen, wie die im Decrete erwähnten, selbstverständlich nach gleichen Grund sätzen zu verfahren sein werde. Mit dem An träge Georgi sei er einverstanden, auch Hegen den Antrag Bebel habe er sachlich nichts einzu wenden. Er bitte aber doch den Antrag Bebel abzulehnrn, weil es sich immerhin um eine Aus nahmeregel handle und eS wenigstens seinem Gefühle widerspräche, die Vorsehung gewisser maßen zu provoziren, daß solche Unglücksfälle sich wiederholen müßten. — Nachdem Ullrich als Vertreter der Stadt Crimmitschau seinen Dank für die Vorlage ausgesprochen, bat Werner um Berücksichtigung des in der Vorlage nicht erwähnten, aber ebenfalls schwer heimgekuchten Ortes Waldkirchen. — Uhlemann (Görlitz) hielt den Antrag Bebel nicht für opportun. Haupt sache sei die möglichst schleunige Erledigung der Vorlage.—Opitz sprach besonderen Dank dem König aus, welcher die Stätte des Unglücks selbst besucht habe. — v. Oehlschläael meinte, der Antrag Bebel entspreche nicht so recht den konstitutio nellen Grundsätzen. — Stolle hielt es für noth- wendig, die Unterstützung auch auf Privatschäden zu erstrecken, und zwar ohne das Ergebniß der veranstalteten Sammlungen abzuwarten. — Bebel vertheidigte seinen Antrag. — Zeidler begrüßte die Vorlage mit Freuden, namentlich im Interesse der durch Wasserschäden hart betroffenen ärmeren Bevölkerung oeS BogtlandeS. Nach einem mehr persönlichen Meinungsaus tausche zwischen einzelnen Abgeordneten wurde der Antrag des Vicrpräsidenten Georgi einstim mig angenommen. In der sich sonach unmittel bar anschließenden Schlußberathung erkürte sich Vicepräsident Streit gegen den Antrag Bebel, weil derselbe unnöthig sei, worauf die von der Regierung erbetene Ermächtigung einstimmig er- theilt, der Antrag Bebel aber gegen 12 Stimmen abgelehnt wurde. Tagesordnung für die dritte öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer Dienstag oen 18. Juni 1889 Nachmittags ^2 Uhr. Vortrag der Ständischen Schrift über das König!. Decret Nr. 3, die Bewilligung von Unterstützungen in Bezug auf die durch heftige Gewitter und Wolkenbrüche in verschiedenen Theilen des Lan des verursachten Wasserschäden betreffend. — Hierauf geheime Sitzung. Sachsen. Dresden, 18. Juni. (Telegr. d. sächs. Erz.) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm traf heute Vormittag auf dem Leipziger Bahnhof allhier ein und wurde von Sr. Majestät dem König Albert, Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzen Georg, von den fremden Fürstlichkeiten, dem preußischen Gesandten und von den Spitzen der Behörden empfangen. Die Militärvereine Dres dens und Umgebung bildeten Spalier. Ueberaus zahlreich versammeltes Publikum brachte begeisterte Hochs aus. Ihre Majestäten der Kaiser und König begaben sich im offenen Vierspänner nach dem Paradeplatz. Auf der Alaunstraße wurden die Pferde bestiegen, gefolgt von einer überaus glänzenden Suite. Die Parade, welcher mehr als hunderttausend Zuschauer beiwohnten, nahm einen brillanten Verlauf. Der Kaiser führte sein Regiment persönlich Sr. Maj. dem König Albert vor. Der Kaiser fuhr nach der Parade mit den Fürstlichkeiten nach dem Schloß, woselbst 12*/z Uhr Dejeuner stattfand. An der Galatafel, Nachmittags 5 Uhr, werden 50 Personen theil- nehmen. Der Fremdenzufluß in Dresden ist ganz enorm. Dresden, 18. Juni. (Telegr. des sächs. Erz.) Die Enthüllung des König Johann-Denk mals verlief programmgemäß. Das Königspaar, sowie die sämmtlichen Fürstlichkeiten wohnten derselben bei, Kaiser Wilhelm vom Schlvßfenster aus. Oberbürgermeister vr. Stübel hielt die Festrede- Der Gesang war von ergreifender Wirkung. Der Theaterplatz war dicht besetzt. Am 17. d. M., Vormittags 10 Uhr, empfing Se. Majestät der König die aus 22 Herren be stehende Abordnung der sämmtlichen Städte des Königreichs Sachsen, bei welcher Gelegenheit Herr Oberbürgermeister vr. Stübel - Dresden folgende Ansprache hielt: „Die Städte des Königreiches, deren Vertreter Ew. Majestät Glück und Segen wünschend sich nahen dürfen, gehören zwar zu den ältesten politischen Körperschaften des Landes, aber es ist keine unter ihnen, die nicht ihr Stadtrecht von den Regenten aus dem Wettiner Fürstenyause empfangen, keine, die nicht ihr Gedeihen dem gnädigen Schutze desselben zu verdanken hätte. Daran werden wir in diesen Jubelfesttagen aufs Neue erinnert, und hat auch im Laufe der Jahrhunderte das Verhältnis zwischen dem Herrscherbause und den Städten des Landes so manchen Wechsel erfahren, Ew. Majestät gegenüber bedarf es wohl kaum der Versicherung, daß die Sächsischen Stadtgemeinden Allerhöchstihnen und dem Königshause in uner schütterlicher Treue ergeben sind; darf ich doch im Namen Aller der Ueberzeugung Ausdruck geben, daß keinem Allerhöchstihrer Vorfahren das Land mit größerer Liebe und Verehrung anhina, wie Ew. Königlichen Majestät und Ihrer Majestät unserer huldreichen Königin, einer Mutter des Landes, wie keine zuvor gewesen. Die Er füllung der Pflichten der Dankbarkeit, des Ge horsams und der Treue können wir unS nicht zum Verdienste anrechnen, aber wir empfinden die höchste Freude darüber, gebannt zu sein in den Zauberkreis der von Gott Ew. Majestät verliehenen Persönlichkeit. Um so heißer ist daher auch unser Wunsch, daß es Ew. Majestät noch Jahrzehnte lang vergönnt sein möge^ in der Fülle der 'Kraft zum Heile deS Landes das dem - Gru sür Naä unte Bah erw< der! und stiges Jestzi tröffe schon 200 falls unter einzel halt! in tu mit c aufge Wett für > Wiede Weist werd« zu b Sign an d zeich' Zugi jeden quar zwisc könm bez.c Miet theill zweit Sigr die > Aufs Uhr nur des mit Gelii anzieh' v. M Königt und A dieses in ei gipfelt Albert B, hatte das U wohl sich di feste; kaiserl darstel z- D. A sür di Uhr , innert Höher König der sil paare- Wiede: welche facht zur l sächsis in de: von ! Berg Jubel die H sür il E dürfte Fahw des der 2 gerest würd' künstl der Weise i Scepter zu führen und daß nocH Jahichunderte- * I hindurch das Hau» Wettin allen Fürstenhäusern Europas nicht nur aN Alter, sondern auch weit- ' hin Segen bringend wie bisher voranleuchten möge. DaS walte Gott!" Da» „Journal" veröffentlicht eine Aller höchste Verordnung Sr. Maj. des Königs, das „Majestätswappen" betr. Dieses Wappen ist von den Staatsbehörden bei allen solchen schrift lichen Ausfertigungen und Urkunden in An wendung zu bringen, welchen bisher nach be stehender Anordnung oder Uebung das große Siegel beigedruckt worden ist. Das letztere bleibt, bis die neuen Stempel angeschafft sein werden, einstweilen noch im Gebrauche. Rück- sichtlich anderer Ausfertigungen bewendet es bei den bisherigen Bestimmungen und Uebungen. Dresden, 14. Juni. König Albert erhob die hiesige Thierarzneischule zur thierärztlichen Hochschule und verlieh derselben die Gleichberechti gung mit der Universität. Herr Staatsminister von Boettrcher ist mit einigen Mitgliedern des Bundesrathes am 16. d. Vormittags auf dem Böhmischen Bahnhofe in Dresden angekommen. Zur Begrüßung der Herren waren erschienen Geheimrath Held, sowie die Reichstagsabgeordneten Ackermann, Hultzsch, Grumbt, Klemm, Gurlbaum und Kurz. Die Herren begaben sich mittelst bereitstehenden Equi pagen nach dem Hotel Bellevue. Bischofswerda. Das Fahrgeld ist ab gezählt bereit zu halten! Diese den eisen bahngesetzlichen Vorschriften entsprechende Forde rung möge doch ein Jeder, angesichts des am Mittwoch an dem Fahrkartenschalter—unseres Bahnhofs zu gewärtigenden Andranges ja be herzigen. Nichts wirkt störender und aufhältlicher auf die schnelle Abfertigung der Reisenden ein, als die üble Angewohnheit Vieler, den Schalter beim Lösen einer Fahrkarte durch Abgabe groß- werthiger Münzen oder Banknoten lediglich aus eigener Bequemlichkeit als Wechselstelle zu be nützen, oder auch die Gewohnheit Mancher, erst nach Nennung des Fahrpreises durch den Schalter beamten, in allen möglichen Taschen der Kleidung hastig nach dem Gelde zu suchen, und wenn dieses nach vielen vergeblichen Griffen endlich gesunden, mit vor Aufregung zitternder Hand das Fahr geld aus dem Geldtäschen nach und nach heraus zuklauben und aufzuzählen. Ein Jeder ist in der Lage, ehe er sich an den Schalter begiebt, ohne Mühe sich über den zu zahlenden Betrag zu unterrichten, diesen bereit zu halten und dadurch das Geschäft für beide Thcile zu einem leichteren und schnelleren zu gestalten. * Demitz, 17. Juni. Das Wettinfest wurde allhier u. A. auch von 2 Abtheilungen der Bischofswerdaer Schule mit Spielen rc. ge feiert. — Abends hielten 3 hiesige Vereine: der Turn-, der Fecht- und landwirthschaftliche Verein im festlich geschmückten Saale der Bahnhofs restauration einen patriotischen, wohlgelungenen Familienabend ab. Dresden, 15. Juni,'Abends. Der Fackel zug der Hochschulen Dresden, Freiberg und Tharand, an welchem 600 Studirende theilnahmeu, verlief bei strömendem Regen. Nach dem Vorbei marsch vor der Königlichen Familie hielt der Studirende Mirus eine Ansprache an den König. Dresden, 16. Juni. Anläßlich des Wettin- festes wurden heute Vormittag in sämmtlichen Kirchen FestgotteSdienste abgehalten. Mittags fanden die Beglückwünschungscouren statt; die Familientafel ist in Strehlen, Marschalltasel im Residenzschloß. Dresden, 14. Juni. Die erste der drei Darstellungen des Armeefestes fand soeben in vorzüglich gelungener Ausführung in der Arena' der Gardereiter - Caserne statt. Anknüpfend an eine der glänzendsten sächsischen Waffenthaten, an die Betheiligung der kurfürstlich sächsischen Armee am Entsätze Wiens (1683) unter Führung Johann Georgs III., blendete das Festspiel durch seine malerische Farbenpracht. Ein besonderer Zug vereinigte die Fürsten, Heerführer und son stigen geschichtlichen Persönlichkeiten jener Epoche, welche sämmtlich von Generälen und Offizieren des sächsischen ArmeecorpS dargestellt wurden- Den Pferdekenner entzückten die herrlichsten Race pferde; der Director der sächsischen Militär- Reitanstalt, Oberstlieutenant Kirchner, zeichnete sich als Schulreiter aus. Der „Schleifenraub", ein Reiterbravourstück ersten Range», auSaeführt von dreien der ausgezeichnetsten Reiteroffiziere der Armee erregte die höchste Bewunderung der^ Zuschauer. Mit unfehlbarer Sicherheit und schneidiger Eleganz ritten die Offiziere der Eavallrie- und Artilleriereajmenter ihre Quadrillen, kin durch 48 Unteroffiziere de» GachaM«» mentS ausgeführtes