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MWWWßWoMWW Die Samoa-Conferenz. Am Montag Nachmittag 2*/, Uhr eröffnete der Staatssekretär des Auswärtigen, Graf Herbert Bismarck, im Congreßsaale des Reichs- canzlerpalastes zu Berlin die Samoa-Conferenz, bei der die Interessen des deutschen Reiches außer durch den den Vorsitz führenden Sohn des Reichskanzlers durch die Geheimen Legations- räthe Baron Holstein und vr. Krauel vertreten werden. Die fremden Delegirten begaben sich am Dienstag zu Fuß im Promenadenanzuge nach der Wilhelmstraße und wurden in dem mit den nüthigen Karten ausgestatteten Conferenz- saale von den deutschen Bevollmächtigten empfangen. Graf Bismarck begrüßte die Delegirten im Namen Sr. Mas. des Kaisers mit einer Anrede in französischer Sprache und übernahm den Vor sitz. Sodann erfolgte die Vorlegung der Be glaubigungsschreiben. Die Sitzungen werden in der Regel während der Nachmittagsstunden statt finden. Betreffs der Verhandlungen ist auf An trag Deutschlands die strengste Geheimhaltung beschlossen worden. Die Sitzung am Dienstag dauerte bis 3^ Uhr Nachmittags. England entsandte zu der Conferenz den Botschafter Sir E. Malet, den Gesandten in Bern, CH. Scott und den SpecialattachS für Handelsangelegen- hciten in Paris, Crowe, der bereits an der Kongo-Conferenz theilnahm. Als Bevollmächtigte der nordamerikanischen Union trafen die Herren I. A. Kasson, W. W. Phelps und G. H. Bates in Berlin ein. Die bekannte deutschfreundliche Gesinnung Sir Malets läßt hoffen, daß die Haltung der englischen Conferenz-Theilnehmer das Programm begünstigen wird, welches Graf Bismarck im Auftrage des deutschen Reichskanzlers der Conferenz vorlegt. Dieses Programm strebt keine besonderen Vortheile für Deutschland an, weist aber auch jede andere fremde Einmischung in die inneren politischen Verhältnisse Samoas unbedingt zurück. Der deutsche Standpunkt ist durch die Erklärung gekennzeichnet, welche in dem neuesten Weißbuch über Samoa mit folgenden Worten dargelegt ist: „Unsere Aufgabe beschränkt sich daraus, die Reichsangehörigen zu schützen und denselben eine gedeihliche Entwickelung ihrer wirthschaftlichen Interessen zu ermöglichen." Daß England von den gleichen Gesichtspunkten aus geht und sich gegen eine Ausdehnung der (den europäischen Einfluß völlig ausschließenden) Monroe-Doktrin auf die Inseln der Südsee ent schieden verwahrt, läßt sich mit Bestimmtheit annehmen. Wie sich das Cabinet von Washing ton zu der ganzen Angelegenheit stellen und ob es sich bestimmen lassen wird, den anderen Staaten eine hinreichende Theilnahme an der Verwaltung der Samoa-Inseln zuzugestehen, darüber werden erst die nächsten Tage Auf klärung bringen. Es hat jedenfalls die Aus sichten auf ein günstiges Ergebniß der Conferenz wesentlich erhöht, daß der amerikanische Bevoll mächtigte G. H. Bates bei dem Antrittsbesuch, den er am Sonnabend dem Grafen Herbert Bismarck abstattete, sein Bedauern über den mit seiner Unterschrift i.n letzten Hefte einer amerika nischen Monatsschrift erschienenen Artikel über Samoa aussprach. Der Aufsatz sei von ihm verfaßt worden, als ihm die deutschen Weiß bücher über Samoa ebensowenig bekannt waren wie seine Ernennung zum Bevollmächtigten für die Conferenz, welche Berufung ihn umsomehr überraschte, als er gar nicht zur jetzigen Re gierungspartei gehöre. Er fügte hinzu, daß ihm nichts ferner gelegen habe, als Deutschland oder seine Regierung verletzen zu wollen. Es scheint übrigens, daß da« deutsche Weißbuch überhaupt die Stimmung in Washington günstig beeinflußte, da der in diesen Tayen dort einaetroffene be kannte Agitator Klein sehr wenig Entgegen- " kommen fand und angeblich bedeutet worden ist, man wolle sich einfach mit den Ergebnissen der Samoa-Conferenz in Berlin begnügen. Der Gemeinderath. Bischofswerda. Denjenigen Eltern, welche gesonnen sind, ihre Söhne später einmal einer höheren Schule zuzuführen, können wir die er freuliche Mittheilung machen, daß auch diejenigen Knaben, Selche letzte Ostern aus unserer Schule in eine höhere Schulanstalt übergegangen sind^ nach wohlbestandener Prüfung in die Tertia und bez. Obertertia eines Gymnasiums und bez. Real gymnasiums ausgenommen worden sind. Die selben haben also die drei und bez. vier unteren Classen der genannten höheren Schulen sofort übersprungen. Bischofswerda, 3. Mai. Ueber das am Dienstag Nachmittag in Rammenau stattgehabte Brandunglück wird uns mitgetheilt, daß das Feuer im Hause des Halbbauers Zenker auSge- brochen ist, es wurden dessen sämmtliche Gebäude,, sowie die des Wirthschaftsbesitzers Biesold, und die Scheune des Wirthschaftsbesitzers Hentsche ein Raub der Flammen. Zenker und Biesold haben sämmtliche Habe verloren und Hentsche erlitt Verlust an Stroh, Getreide und Futter- vorräthen. Keiner der Calamitosen hat versichert. Die Entstehungsursache ist nicht zu ermitteln gewesen. — 3. Mai. Am Mittwoch Nachmittag zog über die Gegend von Burkau und Hauswalde ein ernstes Wetter. Man spricht von einem daselbst niedergegangenen Wolkenbruch, welcher an Fluren, Wegen und Straßen ganz bedeutenden Schaden angerichtet haben soll. Bischofswerda. Die hohe Wichtigkeit einer guten Blitzableitungsanlage kann in anbetracht des seitens wissenschaftlicher Autoritäten ange führten Umstandes, daß auf das vorige gewitter reiche Jahr noch mehrere dergleichen folgen dürften, nicht genug hervorgehoben werden. Es ist längst festgestellte Thatiache, daß nur voll kommen gute lcitungsfähige Blitzableiter einen wirklichen Schutz bieten, während solche mit mangelhafter Verbindung oder ungenügender Erdleitung u. s. w. dre Gebäude nicht schützen^ sondern viel mehr in Gefahr bringen. Um sich nun von der Beschaffenheit seiner Blitzableiter zu überzeugen, empfiehlt es sich, dieselben alljähr lich einmal auf Leitungsfähigkeit und Erdwider stand untersuchen zu lassen. — (Goldene Worte über Kinder ¬ erziehung.) 1) Erziehe deine Kinder selbst. Wer Kinder mit Erfolg erziehen soll, muß über ihnen stehen, d. h. in ihren Augen volle Autorität besitzen. Eine mittelmäßige Mutter ist dem vor« trefflichsten „Fräulein" vorzuziehen. 2) Beschäftige Deine Kinder. Laß' sie spielen oder arbeiten, aber nie müßig gehen. Ein müßiges Kind ist verdrießlich, launenhaft und unartig, ein in der rechten Weise beschäftigtes liebenswürdig, gut und glücklich. 3) Laß die Kinder austoben. Ver lange nicht, daß es bei ihrer Beschäftigung immer still und geräuschlos zugehe. Soll ein Kind sich an Geist und Körper gesund entwickeln, so muß es seine Glieder nach Gefallen regen, seine Stimme sprechend, lachend, singend, gelegentlich wohl auch einmal schreiend üben können, seiner Phantasie spielend genug thun und die Dinge dieser Welt nicht nur „ansehen", sondern auch „anfassen" dürfen. Natürlich Alles zu seiner Zeit und an seinem Ort. Darum 4) laß die Kinder in die Kinderstube, wenn Du Besuch hast^ sie hören in der Gesellschaft der Erwachsenen Manches, was sie lieber nicht hören sollten. Müssen sie sich aber den Gästen zeigen, so laß eS nur auf kurze Zeit geschehen und dulde nicht, daß sie zum Mittelpunkte der Allgemeinen Auf merksamkeit' werden. 5) Lobe und tadle die Kinder nie im Beisein von Fremden. Die zartesten Füblfäden des jungen GemütheS werden dadurch verletzt. 6) Halte auf unbedingten Gehorsam, aber erleichtere ihn dem Kinde, indem Du nur verbietest und befiehlst, wenn e« unumgänglt^ nöthig ist. 7) Sei konsequent und verbuwe die unentbehrliche Strenge mit rick ' " Milde. TadHund strafe kin"'^ JrrthÜmer nicht, al« ob eß Von den deutschfeindlichen amerikanischen Gesinnungsgenossen Kleins ist den Conferenz- Theilnehmern nahegelegt worden, die Besitzfrage auf der Insel Upolu zur Sprache zu bringen, um ein Gegengewicht gegen die Ansprüche Deutsch lands herzustellen. Ob die Besitztitel der Ameri kaner ebenso unantastbar sind, wie die von dem König Tamasese anerkannten und in Apia richtig eingetragenen Ansprüche der Deutschen auf ihre Ländereien und Plantagen auf Samoa, ist aber noch sehr die Frage. Die Amerikaner erkannten den König Tamasese nicht an und ließen die Besitzungen gar nicht in Apia eintragen, die sie unmittelbar von den Eingeborenen gegen Waffen, Munition und andere Maaren erworben. Gerade deshalb hatten die amerikanischen Firmen ein lebhaftes Interesse daran, den anarchischen Zu stand auf Samoa länger andauern zu lassen, da jede starke und allgemein anerkannte Regierung die Rechtmäßigkeit ihrer Besitztitel einer eingehen den Prüfung unterwerfen würde. Wenn Klein von den bedrohten Rechten der Samoaner spricht, kann das Deutschland gar nicht treffen, da es gerade die amerikanischen Freunde Kleins sind, welche die fruchtbaren Samoa-Inseln annectiren möchten. Dagegen muß sich Deutschland aller dings kräftig wehren. Auf Samoa haben es deutsche Kaufleute ohne den Schutz einer fremden Nation zu Wege gebracht, Plantagen anzulegen, deren reiche Erträge den Neid anderer Völker erregten. Auf den dortigen deutschen Plantagen gedeihen alle tropischen Früchte vorzüglich und entwickelt sich die Rindvieh- und Pferdezucht auf das Günstigste. Bei dauernd friedlichen Verhältnissen und Cultivirung der zur Zeit noch unbebauten deutschen Ländereien auf Samoa können die dortigen deutschen Anlagen in wenigen Jahren den Werth von 50 bis 60 Millionen Mark erreichen. Außerdem ist diese Inselgruppe auch der Mittelpunkt für den ganzen deutschen Handel in der Südsee, der bereits mächtig empor geblüht war und dessen jetziger von den austra lischen Blättern bejubelter Niedergang doch wohl nur ein vorübergehender sein wird. Soll sich diese letztere Hoffnung erfüllen, so muß freilich vor Allem das Ansehen Deutschlands auf den Inseln der Südsee durch strenge Be strafung jener Uebelthäter, welche die auf Upolu gelandeten deutschen Krieger überfielen, wieder hergestellt werden. Außerdem ist es aber auch das deutsche Reich den dortigen deutschen Kauf leuten schuldig, eine dauernde Beruhigung der samoanischen Inselgruppe herzustellen, weil es die dortigen deutschen Ansiedler im Vertrauen auf die Größe und Macht ihres Mutterlandes verschmähten, sich unter den Schutz einer that- kräftigen Colonialmacht zu stellen. Ueberall ist es nach dem Wortlaut des Weißbuchs Aufgabe des deutschen Reiches, die Reichsangehörigen zu schützen. Daß diese Aufgabe unter Beobachtung des Rechtes und der bestehenden Verträge gelöst werden soll, wird die Samoa-Conferenz auch dem Auslande zeigen. Unter den verwickelten Ver hältnissen, die auf jenen Eilanden herrschen, ist es freilich nicht leicht, den Schutz der deutschen Reichsangehörigen ohne Conflicte mit anderen Staaten zu bewirken. ES ist deshalb der Vor schlag gemacht worden, auf Samoa einen inter nationalen Gerichtshof einzurichten und einen Gouverneur anzustellen, der von Deutschland, England und Amerika gemeinschaftlich ernannt wird. Jedenfalls herrscht unter allen Conferenz« Theilnehmern der aufrichtige Wunsch, etwas Er trägliches zu Stande zu bringen, und die Schwierigkeiten, die sich nicht beseitigen lassen, so gut wie möglich zu umschiffen. Die Vertreter der Bereinigten Staaten dürften sich aber bald in Berlin überzeugen, daß die deutsche Staatsleitung nicht daran denkt, die Interessen der deutschen Reichsangehörigen auf Samoa gefährden zu lassen und wegen einiger Fehlschläge sofort auf die Fort führung einer mit so großen Hoffnungen begon nenen Eolonialpolitik zu verzichten. L Sonnabend, den 11. d. Mts,. . ' VormtttOGß 10 Uhr, , sollen 76 Stück am sogen. Horkaer Teiche hier anstehende von denen 40 Stück 23 Si« 2H cm. und 36 Stück 32 bi« 42 cm. Mittenstärke haben, im »Restaurant zum Stadtbad" allhier versteigert werden und wollen sich Erstehungslustige zur gedachten Zeit daselbst «insindeo. Stadtrath Bischofswerda, den 2. Mai 188Y. St«-, l . Lank. Den Gemeinden Geißmannsdorf, Frankenthal, Goldbach, Stadtgemeinde Bischofswerda, Feuerwehren von Hauswalde^ Burkau und Brettnig, welche bei dem am 30. vorigen Monats hierorts entstandenen Schadenfeuer so schnell mit ihren Spritzen und Bedienungsmannschaften zur Hülfe herbeieilten, sowie sonst allen edlen Menschen, welche thatkräftig eingriffen sowie auch der hiesigen Feuerwehr für umsichtiges Handeln der herzlichste Dank. Rammenau, den 2. Mai 1889.