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LV» Störung und der Sachschaden sind unbedeutend. Wahrscheinlich gab rin Unbefugter da» Ein- sahrtSsignal frei. Rom, 8. September. Bi» jetzt find in Italien im Ganzen 2800 de» Anarchismus ver dächtige Personen verhaftet worden. Rom, 9. September. Dem »Messagers* zufolge telegraphirte der italienische Gesandte in Peking, e» werde in Peking au» den Komman danten der verbündeten Truppen eine besondere Kommission zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung gebildet werden. Ferner meldet da» Telegramm, daß die Boxer und die Anstifter der Metzeleien durch ein Kriegsgericht abgeurtheilt würden. Loudon, 10. Sept. Der „Daily Mail* wird aus FickSburg vom 6. d. gemeldet: Die britischen Truppen haben Bethlehem, FourieS- bürg, Senrkal und Ladybrand geräumt. Die Buren haben diese Plätze wieder besetzt. Kapstadt, 9. September. General Buller hat heute früh den Mauchberg, etwa 10 Meilen östlich von Lydenburg, überschritten und ist wieder auf den Feind gestoßen. Seine Geschütze werden bis nach Lydenburg gehört. — Lord Methuen marschirte über Mafeking nach Lirbtenburg,Mne auf erneuten Widerstand zu stoßen. London, 10. Sept. Dem „Daily Tele graph* wird aus Hongkong vom 8. gemeldet: General Gaselee hat hierher telegraphisch die Weisung gegeben, daß keine weiteren Truppen nach Peking abzusendrn seien. — Dem „Standard* wird aus Shanghai vom 8. gemeldet: Der chinesische Bizrkünig von Jünan Kweitschou ist am 5. mit einer starken Truppenabthrilung nordwärts abgegangen, um dem Kaiser Beistand zu leisten. — Nach einem Telegramm der „Times* aus Peking vom 22. Aug. haben die Japaner, weil die Russen geltend machten, daß ein kleiner Trupp Kosaken den Sommerpalast eher besetzt habe, als die Japaner, ihre Truppen auS dem selben entfernt. Die Russen haben den Sommer palast besetzt. London, 10. Sept. Die „ Times * melden auS Simla: Der Höchstkommandirende der indischen Truppen hat den Schutzwachen der Gesandtschaften in Peking telegraphisch die Glück wünsche der indischen Armee zu ihrer heroischen Bertheidigung ausgesprochen. Der englische Ge sandte Macdonald hat im Namen der Seeleute und Freiwilligen aller Nationen darauf dankend geantwortet. — Dasselbe Blatt meldet auS Shanghai vom 7. d. in der Angelegenheit des in Hankau entdeckten ComplottS, daß das Vor gehen drS BizrkönigS von Wutschau die zu früh auSgebrochene Erhebung der unzufriedenen Be völkerung der Jangtse - Provinzen in wirksamer Weise unterdrückt habe. Shanghai, 7. Septbr. (Reutermeldung.) Der Sekretär de« Prinzen Tsching hatte laut Pekinger Meldung eine Unterredung mit dem Doyen de« diplomatischen Korps. Andere Würdenträger hatten eine Unterredung mit Macdonald am 1. Sept. Daher wird die An kunft TschingS am 3. September erwartet. Die Besuche gelten als Vorläufer der Friedensver handlungen. Eine Woche früher hatten die Vertreter der Mächte aus Mangel an chinesischen FriedenSvorschlägrn eine Berathung über die Zerstörung der „verbotenen Stadt*. Die Russen befürworteten die Zerstörung, die anderen wollten erst ihre Regierungen befragen. Die Engländer besetzten Fengrai ohne Widerstand. 300 Amerikaner schlugen im Jagdpark 600 Aoxer, tödteten 30 und nahmen viele gefangen. Am 1. September sind neue Truppen der Russen, Japaner und Franzosen von Tientsin nach Peking vorgerückt. Die Telrgraphendrähte von der Küste nach Peking wurden von den Boxern täglich durchschnitten und die Verbindung war dir Hälfte der Zeit über unterbrochen. Alle Depeschen, mit Ausnahme der von den Russen und Japern übermittelten, wurden überden von den Amerikanern und Engländern gelegten Draht geleitet. Tokio, 8. Septbr. Japanische Kavallerie geleitete den Prinzen Tsching von Tchingho noch Peking. In Anbetracht der ernsten Lage soll der Kaiser von Ehina dem Prinzen Tsching be- sohlen haben, sofort nach Peking zu gehe«, um die Schwierigkeiten zu löfrn. Washington, 9. September. Präsident Me. Kinley hat in aller Form seine Nominirung zum Kandidaten der republikanischen Partti für die Präsidentschaft-Wahl angenommen. In dem Schreiben, in dem er sich zur Uebernahme der Kandidatur bereit erklärt, tritt er dem Programm der republikanischen Konvention vollständig bei. Er verthridigt sodann die Politik der Re- Aieruug auf deu Philippinen und sagt schließlich, Der sächsisch« Gracht«. G«, G. die vereinigten Staaten würden sich in China strikte an die Ziele halte«, die sie sich bereit gesetzt hätten. New-Jork, 9. September. Ei« gewaltiger Orkan hat die Küste« von Louisiana und Texas verheert und bi« hundert Meilen landeinwärts furchtbaren Schaden angerichtet. Im Hafen von Galveston sind viele Schiffe gescheitert. Vermischte». — (Gefallen im Dienste de» Vater landes.) Der Matrose Joachim Wendt von S. M. S. „Hansa* war am 25. Juni im Taku- fort auf einen Zünder getreten, der explodierte und ihm beide Beine abriß; er starb wenige Stunden später. Den in Warnemünde lebenden Eltern de» Gefallenen ist nun aus Taku folgen de- Schreiben zugegangeu: „Als Kommandant S. M. S. „Hansa* und Kommandant der Lan dungstruppen bei Taku habe ich die traurige Pflicht zu erfülle», Ihne« das Ableben Ihre» SohoeS, de» Matrosen Joachim August Martin Wendt, mitzutheilrn. Bei Besetzung der Forts von Taku am 2b. Juni 1900 wurde Ihr Sohn in Folge einer Explosion verwundet; er starb bald nachher. Es haben ja leider in den letzten Wochen mehrere unserer Kameraden ihr junge» Leben lassen müssen. Sie sind gefallen im Dienst de» Vaterlandes, auf dem Felde der Ehre. Ihr Sohn war ein braver, tüchtiger Mensch, einer der Besten der Besatzung. Mit mir trauert die ganze Besatzung des Schiffes um ihn. Möge Gott der Herr Ihnen den schweren Ver lust tragen helfen! Seine letzten Gedanken galten seinen Eltern, seine letzten Worte der Mutter. Ehre seinem Andenken! (gez.) Pohl, Cpt. z. See und Kommandant S. M. S. „Hansa*. — Könitz, 8. Sept. Unter großem An drange des Publikums begann heute Vormittag der Prozeß JSrarlSki. Der Angeklagte bestreitet die Schuld. —* Könitz, 8. Septbr. Prozeß JsraelSki. Der Angeklagte wurde freigesprochen. — Posen, 6. Septbr. In dem Dorfe Danischin bei Ostrowo brannten vorgestern zwölf Wohnhäuser, sieben mit Getreidevorräthen ange füllte Scheunen und vierzehn Stallungen nieder. Zehn Familien sind obdachlos. Die Ehefrau des BanerngutSbesitzer» E. Krentz wurde bei den Rettungsarbeiten schwer verwundet. — (Fürst Ferdinand auf der Lokomotive.) Wie bekannt, hat Fürst Ferdinand von Bulgarien im Juni die Fahrt von Salzburg nach München auf der Lokomotive eines Zuges gemacht, was eine Beschwerde der Generaldirektion der baierischen Staatseisenbahnen zur Folge hatte. Nunmehr liegt das Schreiben, welche« die Generaldirektion der baierischen Staatseisenbahnen an das fürstlich bulgarische Hofmarschallamt in Sofia gerichtet hat, im Wortlaute vor. ES lautet: „Seine königliche Hoheit der Fürst von Bulgarien ist am 29. Juni d. I. von Salzburg bis München aus der Lokomotive des Orient-Expreßzuge« ge fahren und hat auS diesem Anlasse dem Lokomotiv führer und Heizer dieses Zuge« Geldgeschenke von 60 und 30 Frank zugesendet. Durch die Gestattung der Mitfahrt Seiner königlichen Hoheit hat sich der Lokomotivführer gegen eine bestimmte, für die baierischen Staatseisenbahnen gellende Vorschrift verfehlt, wonach er die Mitfahrt auf der Lokomotive außer den durch ihren Dienst dazu Berechtigten nur Personen gestatten darf, die hierzu einen besonderen Ausweis haben. Ferner haben sich der Lokomotivführer und der Heizer einer Urbertrrtung der Bestimmung schuldig gemacht, die dem Eifrnbahnpersonal strengstens untersagt, für dienstliche Handlungen oder dafür Geschenke anzunehmen, daß eS einzelne Personen gegenüber anderen bevorzugt. Unter diesen Um- ständen haben wir r« nicht für «»gezeigt erachtet, den genannten zwei Bediensteten die übergebenen Geldgeschenke zu belasten. Vielmehr haben wir mit Genehmigung unseres königlichen Staat»- Ministerium«, dem wir über die Sache Bericht erstattet haben, den Gesammtbetrag von 90 Frank durch unser Obrrbahnamt München einheben lassen und dasselbe angewiesen, diese Summe an da« fürstliche Hosmarschallomt zurückzusenden. Außerdem haben wir dem Lokomotivführer und dem Zugführer de« Expreßzuge«, der vor der Abfahrt von Salzburg Krnntniß von der Sache erhalten hat und yleichsall» verpflichtet gewesen wäre, Seine königliche Hoheit auf da» bestehende Verbot aufmerksam zu machen, eine Rüge ertheilt. Hiervon beehren wir un», ergebenste Mittheilung zu machen.* — (Eine Reiterleistuug d«S Erzherzog- Otto.) Am Schlußtage der bei Stttttldorf ab- grhalttnen Kavallerie-DivisionSmauöver, am df». Mt»., fand Erzherzog Otto Gelegenheit, eirr beachttnSwerthe» Reiterstück auS»uführen. Nach dem der Erzherzog vom frühesten Morgen bi» Mittag» al» Kommandant der Division zu Pferd« dem Manöver beigewohnt hatte, absolvirte er Nachmittag» anläßlich der OffizierSrennrn drei Jagdritte zu 8000 , 6000 und 4000 m. Der Erzherzog hat somit, nachdem er schon Vormittag sech» Stunden im Sattel gesessen hatte, Nach» mittag» 18 Lm durchritten und hierbei 35 Hinder nisse genommen. — (Da» Projekt einer Montblanc» Bahn.) Schon vor längerer Zeit war in Frankreich die Idee aufgetaucht, dem Jungfrau- Bahnprojett durch ein solche» für eine Mont» blanc-Bahn Konkurrenz zu machen. Ingenieur Saturnin Fabre konferirte bezüglich der wissen schaftlichen Bedingungen einer solchen Bahn mit dem Professoren-Kollegium der Universität von Lyon. Ausschlaggebend waren insbesondere die Darlegungen de« Geologieprofessors Deperet, drS Decean» der naturwissenschaftlichen Fakultät. Er führte au», daß ohne Schwierigkeit rin Weg zu finden sei, der bis zum Gipfel im Felsen verlaufe, also der technischen Ausführung keine weiteren Schwierigkeiten biete, als sie auch bei der Jungfrau-Bahn vorhanden seien. Wie bei dieser könnten in einzelnen Abschnitten Sprengungen vorgenommen werden, um Zwischenstationen zu errichten, damit die Passagiere nicht eine un unterbrochene Tunnelfahrt bis zum Gipfel zu machen hätten. Ingenieur Fabre machte sich nun unverzüglich an die erforderlichen Vor arbeiten. Nachdem er sich in den Besitz einer Konzession gesetzt hatte, berief er eine Fach- Kommission zusammen, welche die Ausgabe hatte, die Verhältnisse im Montblanc-Gebiete eingehend zu erforschen. Diese Kommission, der unter Anderen auch der bekannte Direktor des Mont blanc - Observatoriums ongehört, machte eine Reihe von Exkursionen im Montblanc - Gebiete, und aus ihren Feststellungen ergab sich die Richtigkeit der Anschauungen von Professor Deperet und die Möglichkeit der Bahnanlage in einem Tunnel, der in einem von der Thalsohle bis zum Gipfel führenden, von Gletschern nicht unterbrochenen Fel-grat geführt werden könne. Nach dem von der Kommission auSgearbrittten Projekt würde der erste Theil der Linie auf offener Bahn auSgeführt werden, von LeS HoucheS ausgehend bi« zu einem Grad, der als Ausgangspunkt des Tunnelbaues gewählt wird. Hier beginnt der zweite Theil der Bahn, der im Tunnel bis zur Aiguille du Goutrr in der Höhe von 3843 Metern auSgeführt wird. Der dritte Theil geht von diesem letzteren Punkte au» zunächst zum Ballot'schen Observatorium in 4362 Meter Höhe und von da bi« zur 4580 Meter hohen Endstation. Man ist allerdings dann noch nicht auf dem Gipfel angelangt, da dieser noch 230 Meter höher liegt. Die Strecke, die von der Endstation bis zum Gipfel noch zurückzulegen ist, stellt sich aber al» ein mäßig geneigtes Schnee feld dar, dessen Ueberschreitung mittel» eigen» dazu eingerichteter Schlitten bewerkstelligt würde. Für rüstige Leute würde übrigen» da» Marschieren auf dem harten Schnee keine besonderen Schwierig keiten oder Anstrengungen verursachen. Bei der Endstation der Bahn würde ein Hotel eingerichtet werden. Um schon während der Auffahrt die Aussicht zu ermöglichen, soll der Tunnel in Zwischenräumen durchbrochen «erden. Dagegen sind im Ganzen außer der Anfang»- und End station nur vier Stationen vorgesehen. Die Bahn würde nach dem Projekte der Kommission 11,1 Kilometer lang werden, wovon 9,2 Kilometer auf die Tunnel» entfallen. — (In den Katakomben verirrt.) Ein merkwürdiger Fall hat sich in Rom er eignet. ES ist im Lauft der Jahrhunderte wiederholt vorgrkommen, daß sich Leute in den Katakomben, die sich sehr weit erstrecken und ein wahre» Labyrinth bilden, verirrt haben und nie mehr zum Lichte zurückgekommen sind. In der letzten Zeit kamen solche Fälle kaum mehr vor. Nun ist wieder ein solche» Trauerspiel zu ver zeichnen. Zwei Angehörige de» katholischen Seminar» in Eichstädt trennten sich beim Besuch der Katakomben Santa Domitilla von der Ge sellschaft ihrer Freunde, um auf eigene Faust Nachforschungen zu unternehmen. Dabei ver irrte« sie sich im Labyrinth der Gänge und kehrten nicht mehr zurück. Die Recherchen nach den Unglücklichen stad bisher vergebrn» gewesen und auch sehr schwierig, da die Katakomben «ine Ausdehnung von über 100 Kilometer« habe«. (Rach einer neueren Meldung sind diesckb« am 5. September aufgefuudeo wordra.)