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8« 320 Millionrn Mark Gold, allein auf amtlichem Wege zieht. Diesen riesigen Summen sind hin» zuzufügrn — don den Handel-Profiten abgesehen — die Privat-Wechsel und die sonstigen von Engländern bezogenen Summen, die sich auf 12 Millionen Pfund Sterling jährlich (— 240 Millionen Mary belaufen. DaS ist ein Aderlaß von 28 Millionen Pfund Sterling in Sold für da- Jahr, da- heißt Don fünfhundertsechzig Millionen Mark. Und nun überlege man, was da- in einem solchen Jahre der HungerSnoth be sagen will! Doch die Engländer senden ja nach Indien 300,000 Pfund Sterling als Almosen, man denke sechs Millionen Mark! DaS wiegt sicherlich die 28,000,000 Pfund Sterling oder 560 Mill. Mark, die man von dort geschäftsmäßig bezieht, reichlich auf. DaS ist aber nicht Alles. In Indien selbst sind 28,000 Engländer, die in Form von Lohn und Gehalt nicht weniger als 15,000,000 Pfund Sterling oder 300 Mill. Mk. das Jahr beziehen, wobei keiner unter 1000 Silber-Rupien das Jahr erhält. Die Eingeborenen sind von den höheren Stellen so gut wie ausgeschlossen. Die Stellen, die sie früher, noch unter der mo hammedanischen Herrschaft bekleideten, werden jetzt alle von jungen Engländern eingenommen, die inSgesammt nach dem amerikanischen Ausdruck »varxvt daMörs« d. i. handwerksmäßige Geschäfts politiker sind. WaS die Engländer jährlich aus Indien herauSnehmen, ist eine Riesensumme. In den letzten zwanzig Jahren haben sie, nach sorg fältiger Berechnung, 500 Millionen Pfund Sterling dem Lande entzogen. Fünfhundert Millionrn Pfund Sterling, das sind zehntausend Millionen Mark — zweiundeinhalb Mal so viel als der Betrag der französischen Kriegsent schädigung. Vom Burenkrieg. Eine neue Schlappe muß Feldmarschall Roberts melden. Er depeschiert vom 24. Juli: In der Nähe von Roodevaal wurde vom Feinde rin BorrathSzug erobert, in welchem sich zwei Offiziere und 200 Mann Walliser Füsiliere be fanden. Die meisten derselben wurden gefangen genommen. Roberts meldet ferner, Baden- Powell habe vom Majatopaß vom 22. Juli be richtet : Die Obersten Airey und Lusstngion mit nur 400 Mann vertrieben 1000 Buren auS einer starken Stellung und zersprengten sie, indem sie ihnen große Berluste beibrachten. Die Verluste der Briten betrugen 6 Todte und 19 Verwundete. — Was das „Zersprengen" der Buren bedeutet, kennt man ja. Die Engländer versuchen jetzt, von Pretoria nach Osten längs der Eisenbahn vorzurückrn und sind bis Bronkhorst Spruit gelangt. Dem „Reutrr'schen Bureau" wird von dort unterm 24. Juli gemeldet: Als die Buren erfuhren, daß die britischen Truppen vorrücken, räumten sie alle ihre Stellungen. ES wird jetzt berichtet, daß sie in nordöstlicher Richtung marschieren und zwar nach Lydenburg (dem Felsennest), wohin sich auch Präsident Krüger begiebt. Ein Theil des Feindes bleibt nördlich von Bushveld, von wo aus man versuchen will, die britischen Ver bindungslinien abzuschneiden. Die Brücken sind hier völlig zerstört, auch zwei kleinere Brücken zwei Meilen westlich. ES wird für unwahr scheinlich gehalten, daß dem Vormarsch der britischen Truppen nach Middelburg Hindernisse in den Weg gestellt werden. Lord Roberts berichtet in einem Telegramm über Kapstadt, daß die Telegraphen- und Eisen bahnverbindung zwischen Kronstadt und Pretoria wieder hergestellt sei. (Auf wie lange?) Im Oranjestaat hat die „Einkreisung" DewetS sich als ein dir Kräfte der Truppen aus zehrender Lufthieb herauSgestrllt. Auch hier hat man nicht mit den Entfernungen und der Gewandt heit der Buren gerechnet. Daß Dewet auf Lindley durchgebrochen ist, zeugt von seiner Kühnheit und der Absicht, den Engländern weiter da- Leben dort schwer zu machen, wo sie am empfindlichsten zu treffen sind. Die Kölnische Zeitung sagt: Nördlich wie südlich des Baal sind zum mindesten je drei dis vier verschiedene Burrngruppen in Thätigkeit, und bei der Unbotmäßigkeit der Buren gegenüber der höheren Führung darf man kaum annehmen, daß sie nach den Vorschriften einer Centralleirung operieren. Beim Guerillakriege bilden Gefangene eine wahre Verlegenheit. So ist e» begreiflich, daß die Freistaatburrn die letzthin gefangenen Aeomanry- und Milizleute, zusammen 800 Mann, nach Natal abschoben. Sie haben ihnen I — > Der süchftsch- «rzckhler Getto 4 schlauerweise die Khaki-Anzüge genommen und dafür alte Burenklrider gegeben. Die Osfiziere, an denen die Engländer Mangel leiden, haben sie indessen diesmal zurückbehaltrn, statt sie, wie Anfang Juni mit den 200 in Pretoria inter nierten geschah, ihrem Schicksal zu überlassen. Die Freilassung der 800 Mann war eine hochherzige That der Buren. Bon Guerillbanden Gefangene kommen sonst nur selten dem Leben davon. ES bleibt ein Verdienst der Buren, daß der Krieg diese grausame Form noch nicht angenommen hat. Indessen zeigt sich jetzt bei den Buren wie bei den Engländern in Nordwest-Jndien und im egyptischen Sudan das Streben, den Gegner möglichst im Gefecht zu schädigen, ohne Ge- fangrne zu machen. Schon am 11. Juli bei NitralS-Nek und Derdepoort waren die englischen Verluste an Tobten und Verwundeten ungewöhn lich schwer. Bon den Kreuz- und Querzügen sind Roberts Truppen übrigens arg mitgenommen; verheerende Krankheiten reißen kaum zu stopfende Lücken in ihre Reihen; mit dem Schuhzeug steht es schlecht; die berittenen Truppen haben bei den großen Anforderungen derart gelitten, daß sie zu einem großen Theile abermals neu remontiert werden müssen. Darüber vergehen nothwendiger Weise Wochen und Monate. Gelingt es den Buren, den Krieg in der bisherigen Weise bis zum Oktober, wenn das frische GraS für ihre Pferde sprießt, hinzuschleppen, und wird rS, wie wahrscheinlich, trotz Allem doch noch nöthig, englische Truppen von Südafrika nach China zu schaffen, so kann der bereits als sicher erschei nende AuSgang des Krieges doch noch zweifel haft werden. Der Krieg mit China. Nur bis zum 4. Juli reichen gegenwärtig die Nachrichten von den Gesandtschaften in Peking ; alles Andere ist chinesisches Blendwerk mit Beimischung von Börsenmache. In Tientsin ist am 21. Juli eine vom 4. Juli datierte schrift liche Botschaft, unterzeichnet vom amerikanischen Gesandten Conger, eingegangen, welche besagt: „Sind zwei Wochen lang in britischer Gesandt schaft belagert worden. Große Gefahr all gemeiner Hinmordung durch chinesische Soldaten, welche die Legation täglich bombar dieren. Die Stadt ist ohne Regierung, außer durch die chinesische Armee, welche entschlossen ist, alle Fremden in Peking umzu dringen. Der Einmarsch des Entsatzkorps in die Stadt wird wahrscheinlich heiß bestritten werden." — Ganz ähnlich lauteten am Mitt woch die Mittheilungen des englischen Gesandten Macdonald, di« ebenfalls vom 4. Juli stammten. Der Zwist der Großmächte, der aus den chinesischen Wirren hervorgehen wird, sobald die ersten Gefahren beseitigt sind, hat bereits seine Vorspiele. Dem „Reutrr'schen Bureau" wird aus Tientsin vom 21. Juli gemeldet: Die Russen beabsichtigen, über die ganze Eisenbahn strecke von Taku nach Peking die Kontrolle auS- zuüben bis zur Beendigung der Feindseligkeiten und die Eisenbahnlinie dann wieder den Chinesen zurückzugeben. Admiral Seymour ist entschieden dagegen, daß eS den Russen gestattet werde, die Eisenbahn jenseits Tientsins wieder hrrzustellen, und ist der Ansicht, daß die Briten diese Auf gabe übernehmen sollten. Seine Ansicht wird von allen britischen Einwohnern getheilt. Die Franzosen bemühen sich, die Kontrolle über die Flußschlepper zu erlangen und man glaubt, daß sie sich in die Kontrolle mit den Russen theilen wollen. Die britischen Einwohner be fürchten, daß die alleinige russische oder französische Kontrolle über die Eisenbahn und die Fluß schifffahrt eine ernste Bedrohung der britischen Interessen und ein Hinderniß für die britischen Operationen bedeuten würde. Der „Daily Mail" zufolge ist ein chinesischer Dolmetscher der britischen Gesandtschaft in Peking nach Niutschwang entkommen. Dieser erzählte, daß, als er Peking verließ, die Mehrzahl der Mitglieder der Gesandtschaft todt und die Lage der noch Lebenden hoffnungslos gewesen sei. Sir Robert Hart sei am 2. Juli gestorben. Berlin, 26. Juli. Der „Germania" zu folge ist beim MissionShause Stehl vom Pro kurator der Mission Bartel folgendes Telegramm aus Tsingtau eingetroffen: Die Missionare leben noch, sechs im Innern, die übrigen hier.—Bischof Anzer, seit einigen Tagen in Stehl, wird dem nächst zur Mission zurückkehren. Paris, 25. Juli. Die Lazaristen und Trappisten, welche in der südlichen Mandschurei Niederlassungen besitzen, erhielten die offizielle Nachricht, daß dort 100 Missionare maffakrirt wurden, offenbar von jenen Banden des Prinzen Tuan, die nach der Niederlage von Tientsin gegen Norden zogen und hier den flüchtende« Missionaren begegneten. London, 25. Juli. Daö „Reutersche Bureau" meldet auS Tientsin vom 20. Juli: Ein au» Peking eingetroffener Läufer berichtet, die Europäer befanden sich am 10. Juli in Sicherheit. Beträchtliche Kämpfe fanden zwischen Boxern und chinesischen Soldaten im Innern der Stadt statt. London, 26. Juli. Dem „Daily Tele graph" wird auS Kanton unterm 24. gemeldet: Der stellvertretende Vizrkönig veröffentlicht eine Bekanntmachung, in der er den Wortlaut eine» Kaiserlichen Dekrets vom 23. des 6. Monat- angiebt, welches lautet: „Wir haben Tientsin verloren. In Peking werden große Vorbereitungen getroffen. Der Friede kann nicht erlangt werden, wenn wir nicht zuvor einen Krieg bestehen. Wir fürchten, daß die Vizrkönige und Gouverneure auf die Sicherheit der fremden Gesandten, deren Leben wir aufs Aeußerste zu schützen bemüht sind, Rücksicht nehmen und dir« als Grund be trachten, Frieden zu schließen und die Brrthei- digungSmaßnahmen zu vernachlässigen. In diesem Falle werden die Provinzen endloses Unheil über unS bringen. Sie müssen vielmehr Maßnahmen für die Defensive und Offensive energisch be treiben ; andernfalls müssen sie die Folgen tragen, wenn das Gebiet durch ihre zögernde und falsche Haltung verloren geht." — Der Bizekünig ist ein erbitterter Feind der Ausländer und läßt die militärischen Rüstungen und die Vorkehrungen an den Küstenplätzen beschleunigen. Er hat die Zurückziehung der kleinen europäischen Kanonen boote verlangt, die hier zur Zeit vor Anker liegen, nämlich zweier französischen, eines britischen und eines amerikanischen Schiffes; dieselben sollen hinter die Borgue-FortS zurückgehen. Chinesische Kanonenboote, von Leuten des Schwarzflaggen- häuptlingS bemannt, machen den Kanal hinter Schamee unsicher. Weitere 18 Boote liegen unterhalb der Kaiserlichen StaatSwerft. Die Haltung der Bevölkerung Kantons wird von Tag zu Tag feindseliger. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Bremerhaven, 27. Juli. Der Kaiser und Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen be sichtigten heute früh 8 Uhr die „Batavia" und die „Dresden" und begaben sich sodann wieder an Bord der „Hohenzollern." 8^ Uhr traf der erste Militärzug hier ein. Berlin, 27. Juli. Die Morgenblätter melden: Der deutsche HandelStag veranstaltet bei seinen Mitgliedern gegenwärtig eine Umfrage über die Errichtung einer Auskunftsstelle für den auswärtigen Handel in Deutschland. ES wird eine Stelle gedacht, die den Gewerbetreibenden Auskunft zu geben hat darüber, wa« man zur Anbahnung, Erhaltung und Erweiterung ge schäftlicher Beziehungen mit dem AuSlande wissen muß. Berlin, 27. Juli. Die „Voss. -Ztg." meldet aus TifliS: Em starkes Erdbeben fand in mehreren Orten des Kaukasus statt. Viele Ge bäude sind eingestürzt. In Berna wurden 14 Leichen unter den Trümmern hervorgezogen, eine größere Anzahl von Personen ist verletzt. Belgrad, 27. Juli. Wie daS „Amtsblatt" meldet, hat heute der russische Geschäftsträger dem König die Glückwünsche des Kaisers von Rußland zur Verlobung überbracht. Derselbe stattete sodann der Braut des König- einen Besuch ab, um auch dieser zu gratulieren. London, 26. Juli. Lord Rosebery erwähnte heute Abend in einer Ansprache, die er beim Festmahl der chinesischen Gesellschaft hielt, die Gerüchte von der bevorstehenden Auflösung des Parlaments. Lord Sali-bury, der gleichfalls anwesend war, äußerte, er wisse nicht» davon. London, 27. Juli. „Daily Expreß" meldet auS Shanghai vom 26.: Der englische Konsul erhielt die Nachricht, daß zwei englische Missionare in Hoiai, nördlich von Shanghai, ermordet worden sind. London, 27. Juni. Die „Time-" melden auS Tientsin vom 26.: In Bezug auf die Streitfrage wegen der Kontrole der Eisenbahn ist es richtig, daß dieselbe sich lediglich auf die Sektion Tientstn-Peitang beziehen sollte. Der Oberingenieur Kinder hat mit dem chinesischen General eia Abkommen getroffen betr. den Schutz der über diese Sektion hinauLliegrndrn Strecke. Fall» diese» Abkommen verletzt werde, so werde die Zerstörung der Linie unvermeidlich sei«. — Die „Time-" melden auS Simla »om26.: Die Genehmigung zur Aushebung von 3 neue«