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8«. - vorwärts gegangen ist. Aber daneben sind von der Central-Kolonialverwaltung in Berlin nur zu oft auch Leute in die deutschen Schutzgebiete hinauSgeschickt worden, welche für ihren neuen Beruf als Beamte in denselben nur höchst un- vollkommen oder auch garnicht geeignet waren, und deren Wirksamkeit denn auch häufig genug zu recht unerfreulichen Resultaten geführt hat. Diese Leute mögen in der Hrimath für diesen oder jenen Posten in der Staatsverwaltung ganz gut sein, zum Kolonialbeamten indeß haben sie nun einmal nicht das Zeug in sich, hauptsächlich, weil sie gewohnt sind, den zu Hause noch viel fach gewohnten schablonenhaften, bureaukratischen Zug auch in die Ferne hmauSzutragen, während doch den kolonialpolitischrn Interessen Deutsch lands, fei eS am Kilimandscharo oder in Angra Pequena, in Kamerun oder in der Südsee, durch eine reine burraukratische Behandlung durchaus nicht gedient ist. Zu dieser Einsicht ist man denn auch all mählich in den maßgebenden kolonialpolitischen Kreisen Berlins gelangt, und man hat sich darum dort dem Gedanken nicht länger ver schließen können, daß der Kolonialverwaltung in unseren Schutzgebieten vor Allem ein wirklich zweckmäßig vorgebildeter Beamtenstand Noth thue. Hervorragende Kenner unseres Kolonial wesens haben ja auch immer dringender ge ordert, daß eine solche zweckmäßige Vorbildung ür die Angestellten in den deutschen Kolonien üatzgreisen müsse, speziell in der Richtung, die ünftigen Kolonialbeamten mit kaufmännischen krnntnissen und Erfahrungen zu versehen, wie ie unsere Konsuln besitzen. Zugleich wurde edoch betont, die Kolonialbeamten künftig nicht ediglich aus dem Kreis der Juristen und Kauf- eute zu entnehmen, sondern diese Laufbahn auch Technikern und Ingenieuren zugänglich zu machen. Die Vertretung solcher Forderungen seitens ein flußreicher Reichstagsabgeordneten bei der Berliner Kolonialleitung hat schließlich zu Ver einbarung bestimmter Grundsätze über die Aus wahl und Heranbildung der Kolonialbeamten geführt. Dieselben zielen in der Hauptsache darauf, solchen Personen von allgemeiner Vor bildung, welche sich dem Kolonialdienst widmen wollen, vorher Belegenheit zu geben, sich aus eigener Anschauung mit dem kaufmännischen Erforder nissen der Kolonialwirthschaft vertraut zu machen und die kulturtechnischen Möglichkeiten und Ziele einer solchen Wirthschast übersichtlich kennen zu lernen. Solchen Zweck würden praktische Studien der angehenden jungen Kolonialbeamten in höher entwickelten älteren Kolonialkulturgebieten, wie namentlich Holland und England über solche verfügen, erfüllen, und es kann al« selbstver ständlich gelten, daß hierbei die künftigen Kolonial beamten seitens der Reichsregierung möglichste Unterstützung erhalten würden. Der inzwischen aus seinem Amte geschiedene Kolonialdirektor vr. v. Buchka hat den skizzirten Grundsätzen durchaus zugestimmt, allerdings hierbei zugleich betonend, daß dieselben mit der fortschreitenden praktische» Erfahrung der Deutschen in Koloniolsachen unbedingt auch noch weiter entwickelt werden müßten. Zu wünschen ist nur, daß die angedeuteten Grundsätze für die Heranbildung geeigneter Kolonialbeamten recht bald praktische Geltung erlangen möchten; es kann daher auch die noch von Herrn vr. v. Buchka seinerzeit in der Budgetcommission des Reichs tages gemachte Mittheilung, daß im nächsten Kolonialrtat voraussichtlich bereits Mittel für die Entsendung künftiger deutschen Kolonial beamten zu Sludienzwecken in fremde Kolonien zur Einstellung gelangen würden, gewiß mit Genugthuung begrüßt werden. Freilich bleibt noch abzuwarten, wie sich der neue Chef der deutschen Kolonialverwaltung, vr. Stübrl, zu diesen Reformen stellen wird; nach seiner bis herigen kolonialpolitischen Vergangenheit steht indeß anzunehmen, daß er auch seinerseits sich der Nothwendigkeit solcher Reformen in unserem Kolonialbeamtenthum nicht verschließen wird. Deutsche- Reich. Dresden, 2b. Juli. Ihre Majestät die Königin hat gestern Nachmittag gelegentlich eine kurzen Aufenthaltes in der Künigl. Billa Strehlen durch AuSglriten auf der Treppe daselbst eine leichte Hautgurtschwunde am Hinterkopf erlitten, die einige Tage Schonung und Ruhe erfordert, zu irgendwelchen Besorgnissen aber keinen Anlaß gtebt. Die Nachtruhe war gut. Wundfieber ist nicht vorhanden. Se. Majestät der König unternahm gestern eine etwa IV,stündige Spazierfahrt. Heute Bormittag empfing er den Der sächsische Gracht»», »ett« » Staatsminister v. Watzdorf im Schlosse zu Pillnitz zum Vortrag. Dresden, 26. Juli. Das Allgemeinbefinden Sr. Majestät de- König- ist in den letzten Tagen recht befriedigend gewesen. — Se. Maj. der König unternahmen gestern Abend wiederum eine etwa IV, stündige Wagenpromenade nach dem Helfenbergrr Grund, Gönnsdorf, Meix rc. — Heute vormittag empfingen Allrrhöchstderselbe Se. Excellrnz den Kgl. Staat-Minister, General d. Inf. v. d. Planitz im Schlosse zu Pillnitz zum Vorträge. — Da- Befinden ihrer Majestät der Königin ist nach einer ruhigen Nacht durchaus befriedigend. Fieber ist nicht vorhanden. Dresden, 26. Juli. Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha von Oesterreich ist heute krüh 7 Uhr 13 Min. zum Besuche Ihres Durchlauchtigsten BaterS, Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, in Pirna eingetroffen und hat in der Prinz!. Billa zu Hosterwitz Wohnung genommen. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde waren zur Begrüßung auf dem Bahnhose in Pirna anwesend. In der Be gleitung der Durchlauchtigsten Frau Erzherzogin befinden sich die Hofdame Gräfin ZamoySka und der Kämmerer Oberleutnant Altgraf zu Salm- Reifferscheidt. Bischofswerda, 26. Juli. Wiederum hat die hkstge Sektion deS GebirgSvereinS für die sächsische Schweiz rin Jahr znrückgelegt und zwar das 21. BereinSjahr. Wenn schon daS 20jähr. StiktungSsest glanzvoll auSfirl, so muß man von dem diesjährigen sagen, daß eS alles bisher Da gewesene übertraf. Die herrliche Witterung ge staltete den Abend zu einem großartigen Familien fest im wahrsten Sinne deS Wortes und mit großer Genugthuung kann der Gesammtvorstand auf den verflossenen glanzvollen Abend zurück blicken. Einen hehren, ja märchenhaften Anblick bot der Schützenhauspark mit seinen Hunderten von Lampions in seiner bengalischen Beleuchtung. Den Glanzpunkt des Abends bildete das Konzert, welches von der Kapelle des 4. Infanterie- Regiments Nr. 103 aus Bautzen unter Leitung des Herrn Musikdirektors Lauterbach gespielt wurde. DaS Programm war ein ganz vorzüg liches und wurden die ausgezeichneten Leistungen stets durch großen Beifall belohnt, welcher die unermüdliche Kapelle wiederum zu diversen Ein lagen ausmunterte. Hinreißend wirkte daS große Tongemälde: „Erinnerung an die Kriegsjahre 1870/71 von Taro, waren eS doch 30 Jahre, als der Krieg damals entbrannte. Im Park waren ca. 300 Personen, nur Mitglieder, deren An gehörige und geladene Gäste, anwesend, aber mehr als tausend Personen, welche den Park umgaben, oder auch fern von demselben der Musik lauschten, hatten einen prächtigen Genuß von dem Feste, welches im Park erst nach 11 Uhr seinen Abschluß fand. Ein belebter und fröhlicher Ball hielt aber die Theilnehmer in dem künstlerisch, hochfein auSgestatteten Saale des Schützenhauses bis zur frühen Morgenstunde zusammen. Der Kosten aufwand dürfte sich auf circa 240 Mark stellen. Die hohe Mitgliederzahl der Section ist nur dem Umstande zu verdanken, daß der Gesammtvorstand den Mitgliedern auch in geselliger Beziehung fortwährend Interessantes bietet; möge eS auch ferner so bleiben, und der Verein fort und fort wachsen, blühen und gedeihen! Bischofswerda, 27. Juli. Testern Abend gegen halb 10 Uhr berührte die Stadt und Umgegend wiederum ein ziemlich schweres Gewitter mit hundertfachen schaurig-schönen elektrischen Ent ladungen. Ein Blitzstrahl entzündete die große Scheune deS Herrn Gutsbesitzer« Philipp in GeißmannSdorf, und brannte dieselbe total nieder. Die Spritzen von Rammenau, Bischofs werda, Burkau, Goldbach und BelmSdorf waren mit Bemannung zur Hilfeleistung erschienen. Der günstigen Windrichtung war eS zu danken, daß das Feuer nicht größere Ausbreitung annahm. — (Sonderzug zumKamenzrr Feuer wehrfest.) Auf daS im amtlichen Theile be findliche Inserat, Sonderzug zum Kamenzer Feuerwehrsest betreffend, sei auch an dieser Stelle ganz besonder» hingrwiesen. — Ein frischer Trunk zur heißen Jahres zeit ist verlockend, aber gefährlich, wenn er mehr kalt als frisch ist. Zwar ist e» angenehm, daS Getränk so frisch wie möglich dem Körper zuzu führen, allein, di« Folgen äußern sich in den verschiedensten Krankheiten, namentlich aber ln chronischem Magenkatarrh. Boa zehn Menschen leiden zur heißen Jahreszeit mindestens drei an dieser Krankheit, die bei guter Diät zwar wenig be lästigt, aber doch den ganzen Organismus schädigt. Selten wird ein chronisch gewordener Magenkatarrh wieder gänzlich gehoben. — Die Nachtschattenbeeren haben vor Kurzem zu reifen begonnen, weshalb Eltern und sonstigen Personen, denen die Beaufsichtigung von Kindern obliegt, dringend gemahnt seien, bei Spaziergängen, beim Hrrumstreifen in Wald und Feld ein wachsames Auge darauf zu haben, daß die Kinder nicht die furchtbar gefährlichen Giftbeeren pflücken und essen. ES genügt schon der Genuß von 10 bi» IS solcher Beeren, um den Tod herbeizuführen. Ma» sollte daher auf da- Eindringlichste den schwarzen Nachtschatten, wo er sich irgend findet, vernichten, vor Allem jedoch die Kinder vor dem Genüsse seiner ver lockenden, heimtückischen Giftbeeren warnen und behüten. — (Warnung vor dem Genuß fleckigen Obste».) Mit Rücksicht auf die grgenwärtige Obstzeit dürfte eS angebracht sein, auf folgende Thatsache, die schon manche Krankheit herbei geführt hat, aufmerksam zu machen. An den Birnen und Aepfeln bemerkt man oft rauhe, schwarze Flecke, die beim Genuß deS Obste» meist unbeachtet bleiben. Wissenschaftliche Untersuchungen aber haben mit Bestimmtheit ergeben, daß die Flecke Pilzwucherungrn sind, die sehr nachtheilig auf die BerdauungSorgane wirke» können. ES empfiehlt sich daher, Obst nur geschält zu ge nießen, überdies ist eine mitgenoffene Schale schon im Stande, bei schwachem Magen rin sehr schmerzhaftes Drücken zu erzeugen. — Di« Federbetten sind im Sommer bekanntlich eine Plage. Der Körper zeigt stets durch Unbehagen da» Nachtheilige an. In warmen Nächten fühlt man sich stets unbehaglich in den dunstigen, eng abschließenden Betten, welche der Ausdünstung der Haut hinderlich sind, die gerade in der Wärme am meisten fungirt und nöthig ist. Schon da- Gefühl sträubt sich gegen die dicken Betten. Die Folge ist Pressung zu widernatürlichem Schweiß, Verweichlichung der Haut und unbewußtes Aufdecken im Schlaf und davon wieder Erkältung deS überwarmen Körpers. Wer sich im Sommer leichter Decken bedient, hat außer dem unbestrittenen Wohl gefühl noch den gesundheitlichen Vortheil, leichteres Aufstehen und als Folge mehr körper liche und geistige Frische. Langer Schlaf mattet ab, besonders in den heißen Tagen- Zu be dauern förmlich sind ost die kleinen Kinder. Beständig kann man im Sommer daS Sträuben und den Widerwillen beobachten, den sie beim Liegen in den heißen Betten bekunden, sie, denen noch keine Sprache zu Gebote steht, sondern die ihre Empfindungen nur durch Lachen, Weinen und Gebärden zum Ausdruck bringen können. Die Ursache kennt selten eine Mutter, sie fragt auch gar nicht darnach, sondern sie bricht in Ausdrücke deS Schimpfens aus, sie schreitet wohl gar zu Schlägen und überlegt nicht, daß ein Kind durch Schreien, Zappeln seine Empfind ungen unmittelbar zum Ausdruck bringt. Fast alle kleinen Kinder mühen sich, in der Wärme die Betten beiseite zu strampeln, einem unbe wußten inneren Drange nach Luft und Freiheit folgend. Man lasse die Kinder doch soviel wie möglich frei liegen und nehme ganz leichte Decken für sie. Alle Betten sind im Sommer eine Plage. --- Ende September dieses Jahres wird der Bund deutscher Frauenvereine seine vierte Generalversammlung in Dresden abhalten. Damit soll, wie üblich, ein öffentlicher Frauentag ver bunden werden. ES gehören dem Bunde gegen wärtig 126 Einzelvereine mit gegen 70,000 Einzelmirgliedern an, darunter große Organi sationen wie der Allgemeine Deutsche Frauen verein mit über 3000, der Allgemeine Deutsche Lehrerinnenvrrein mit über 6000, der Verein ^Fraurnbildung-Fraurnstudium" mit über 2000 Mitgliedern u. s. w. MU- Bestellungen anf den „sächsischen Erzähler" für die Monate August und September nehmen alle Postanstalten und Landbriesträger, unsere Zeitungsboten und Aus träger, sowie die Expedition dss. Blattes entgegen. Der „sächsische Erzähler" kostet monatlich nur SO Pfg. Zittau, 26. Juli. Ein „zärtlicher Gatte" ist unstreitig ei« hiesiger Einwohner, der anr Dienstag sein« kranke Frau au» dem Bette jagte und mit der scharfen Seite eine» Spatens auf entsetz' liche Art und Weise mißhandelte. Als sich nun mehr die geängstigte Frau flüchtete, verfolgte er sie mit einem Belle in der Hand. Die in der Nähr wohnenden Leute riefen hierauf die Polizei, die Ruhe schaffte. Die verletzte wurde zu eine« Arzte gebracht.