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Lengenfeld. Nach althergebrachter Weise hielt am Donnerstag das hiesige Tuchmacher« Handwerk das diesjährige Jnnungrfest ab, verbunden mit Kirchrnparade. Die Zahl der brtheiligten Meister an der Kirchenparade wird von Jahr zu Jahr kleiner. Die diesjährige Zahl der Thrilnehmrr betrug 38. Nicht lange mehr wird e- währen, dir auch da» ehrbare Tuchmachrrhandwerk der Vergangenheit angehört. Hammrrunterwiesenthal, 12. Juli. Testern Morgen war da» Thermometer unter den Gefrierpunkt gesunken. ES hatte stark ge reift, so daß dir Kartoffeln im Thale erfroren sind. OelSnitz i. B., 12. Juli. Wir vor Kurzem in Langenwetzendorf, so ist am DienStag auch in Lauterbach beim Abtragen eine» alten Gebäude« (Backofen) ein reicher Münzrnfund gemacht worden. Dem Besitzer, Gutsbesitzer Lippert, fielen hierbei 870 Stück Silbrrmünzrn, in einem gleichfalls erhalten gebliebenen Thontopfe verwahrt, zu. ES sind etwa sechzig Thaler, kursächstschen, preußi schen und hannoverschen Gepräges, ferner Acht groschen- und Biergroschenstücke, Marirngroschen und Anderes, aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts (1630 bis 1691) stammend. Sämmt- liche Münzen sind vorzüglich erhalten und besitzen theilwrise noch Strmprlglanz. Oberstützengrün, 11. Juli. Grobe Aus schreitungen ließen sich jüngst mehrere Mitglieder de» Turnvereins aus Obcrhohndorf bei Zwickau bei ihrem Ausfluge nach dem Kuhberge zu Schulden kommen, indem sie Abends in einer Schankwirth- schast Einkehr hielten, alsbald dort allen möglichen Unfug trieben, der schließlich in eine Schlägerei auSartete. Bei dieser Gelegenheit wurde der Wirth, der wiederholt Ruhe gebot, gepackt und mit Regenschirmen traktirt, außerdem wurden ihm mehrere Stühle, eine große Anzahl Gläser und sogar der Ofen demolirt. Auch ein hiesiger Brief- träger, der dem Wirthe zur Seite stehen wollte, wurde blutig geschlagen. (Die Vertheilung der Religion», brkenntnisse in Sachsen nach den Kreis hauptmannschaften.) Nach der letzten amt lichen Zählung kommen auf die Kreishaupt- mannschaft Bautzen 347,770 Lutheraner, 259 Resormirte, 34,892 Römisch-katholische, 34 Deutsch-katholische, 278 Israeliten, 1834 Andere; aus dir KrriShauptmannschast Dresden 1,005,529 Lutheraner, 2959 Resormirte, 51,908 Römisch- katholische, 312 Deutschkatholische, 2867 Israeliten, 4079 Andere; auf die Kreishauptmannschaft Leipzig 906,616 Lutheraner, 6520 Resormirte, 23,793 Römisch -katholische, 501 Deutsch-katholische, 5109 Israeliten, 2586 Andere; auf die KreiS- houptmannschaft Zwickau 1,351,755 Lutheraner, 800 Resormirte, 29,692 Römisch-katholische, 581 Deutsch-katholische, 1648 Israeliten, 5132 Andere. Demnach ergeben sich für da» ganze Königreich folgende Zahlen: 3,661,670 Lutheraner, 10,538 Resormirte, 140,285 Römisch-katholische, 1428 Deutsch-katholische, 9902 Israeliten, 13,631 Andere. Vermischtes. —* Mannheim, 11. Juli. Bor einigen Tagen versammelte die hiesige Sunlight-Seifen fabrik A. G., zum ersten Male ihre sämmtlichen Reisenden und Vertreter, sowie auch viele Herren der Presse in den großartig angelegten Etablisse ment, welches von Fachgenoffen al» eine Muster stätte gepriesen wird. Die große Anzahl der Theilnehmer, Bertreter und Reisende der Firma au» den verschiedensten Theilen Deutschland», nebst den Herren der Presse wurden in eleganten Landauern zur Fabrik gefahren, wo sie im Burrausaale von der Direktion in herzlichster Weise begrüßt wurden. Nachdem eine Photo- graphische Gesammt-Aufnahme der Theilnehmer erfolgte, begann der Rundgang in der Fabrik. Al» Unterbrechung desselben fand eine Wasch demonstration mit Sunlight - Seife statt, die äußerst interessant und instructiv verlies und bei allen Zuschauern Bewunderung hervorrirf. „Tine Anzahl Mädchen legten Nachfolgen- de» in kalte» Wasser, um alle diese schmutzigen Stücke, den von der Firma empfohlenen Waschverfahreo, zu unterziehen: Eine Schürze, ein blaue« Arbritrrbeinkleid voll von Flecken und Oel, ein Schleier, rin Herrenkragen, ein« Damenblouse, ein «üchenhandtuch, ein wollene» Kleid, ein Fensterwaschledrr, rin Betttuch usw. Nachdem diese schmutzigen Wäschestücke in kaltem Wasser ringrwricht waren, wurden sie mit Sunlight-Seise eingeseift und jede» Stück wieder in lauwarme» Wasser eingelegt um der Sunlight-Seise Zeit zu geben, ihr« Arbeit zu thuu.- „Nach Besichtigung der Fabrikräumlichkeiten begaben sich die Gäste wieder in den Demon- strationSraum zurück, unr die bei der Wäsche erzielten Erfolge zu beobachten. Die einge legten Wäschestücke wurden von denselben Mädchen au» dem Wasser herauSgenommen und auf einem Waschtisch leicht mit der Hand bearbeitet. Die Ueberraschung über die Arbeit, welche die Sunlight-Seise in so kurzer Zeit — e» waren 1*/, Stunden verflossen — voll bracht hatte, war groß. Aller Schmutz wurde mit dem ablaufenden Wasser hinweggeschwemmt und Alle» war rein. Der wesentliche Vorzug der Sunlight - Seife besteht eben darin, daß da» kochen, brühen, zerren, bürsten und wringen der Wäschestücke nicht mehr nöthig ist." Allseitig gefielen die ausgedehnten, Hellen, lustigen Räumlichkeiten der Fabrik mit ihren vorzüglichen Einrichtungen, welche den weitgehendsten hygienischen Anforderungen entsprechen. Im SiedehauS, dem eigentlichen Herz der Fabrikation, fesselte ein sehr spannender und belehrender Bortrag deS technischen Direktor» die Aufmerk samkeit der zahlreichen Zuhörerschaft. E« wurde der Werdegang der Sunlight-Seise von Eingang deS Rohmaterials bis zur Fertigstellung de» bekannten charakteristischen Doppelstücks gezeigt und alle Theilnehmer waren hoch befriedigt über das, was ihnen hier gezeigt wurde. Auch die eigene Druckerei, die Kartonnagenfabrikation, die Kisten fabrik, daS Laboratorium und die Wohlthätig- keitsanstalten wurde besucht. Nach einer Er frischung an einem reichhaltigen Büffet versammelten sich Nachmittags die Herren zu einer geschäftlichen Sitzung, welche unter dem Vorsitze des kauf männische» Direktors einen lehr guten Verlaus nahm und sicherlich durch den erfolgten gegen seitigen Meinungsaustausch wesentlich zur Ent wickelung deS Geschäftes beitragen dürfte. Am Abend fand ein Bankett im Hotel „Pfälzer Hof statt, bei welchem eine wahre Familienstimmung herrschte, und womit dieser für die Sunlight- Seifen - Fabrik so denkwürdiger Festtag seinen guten Abschluß fand. — Magdeburg, 13. Juli. Heute früh rxplodirte auf der Station Meitzendorf der Kessel einer GüterzugSlokomotive während deS RangirenS. Lokomotivführer und Heizer sind leicht verletzt. Die Ursache der Explosion ist noch nicht festgestellt. — (Christlicher Eid vor jüdischem Richter.) Wir hatten vor einiger Zeit be richtet, daß der Rittergutsbesitzer List in Saal- selb (Ostpreußen) sich hartnäckig weigerte, vor einem jüdischen Richter einen Eid zu leisten, und daher wegen Eidesverweigerung vom Gericht zu einer Geldstrafe verurtheilt wurde. Wie man nun dem „Berl. Tagebl.- auS Saalseld schreibt, hat Rittergutsbesitzer List gegen diese» Urtheil die Beschwerde eingelegt und gleichzeitig den Antrag gestellt, ihn von einem nicht jüdischen Richter vereidigen zu lasten. Doch hatte weder die Beschwerde noch der Antrag irgend welchen Erfolg. Am Donnerstag sollte er vor demselben jüdischen Richter wieder den Eid leisten. Er soll einem dortigen Rechtsanwalt erklärt haben, er werde auch jetzt nicht den Eid leisten. — (Elektrisches Boot gegen Dampf boot.) Wie der Berliner „Elektrotechnische Anzeiger- mittheilt, ist infolge der Vervoll kommnung der Accumulatoren da» elektrische Boot in einen ernsten Wettbewerb mit dem Dampfschiff getreten. Während früher die elektrische Kraft nur zum Betriebe ganz kleiner Boote in Betracht kam, werden jetzt schon Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 100 bi» 150 Personen mit elektrischer Kraft bedient. Die Vorzüge sind erheblich: da» Boot braucht keinen Heizer, die Handhabung der Maschinerie ist höchst einfach, der lästige Rauch fällt fort und außerdem läßt sich eine sehr bedeutende Fahrt geschwindigkeit erzielen. Die Abnutzung der Accumulatoren ist außerdem weit geringer, al» bei den Straßenbahnwagen, da die Erschütterungen, die bei letzteren für die Elemente so ungemein verderblich sind, bei den Schiffen fast ganz an»- bleiben. Da» genannte Fachblatt sieht voraus, daß man in Zukunft nicht mehr große Dampfer in längeren Zwischenräumen, sondern kleinere elektrische Boote in kürzeren Zwischenräumen verkehren lasten wird. — Mehrere große Unternehmungen aus der Pariser Weltausstellung sind bereit» ver kracht. vor 8 Tagen wurde da» „Rirsenthrater Columbia" gerichtlich geschlossen und jetzt hat „Pari» im Jahre 1400- seinen Konkurs angr- meldet. DaS erstere Unternehmen hatte ein Kapital von 600,000 Franken, in 6000 Aktien zu 100 Franken, da» letztere 850,000 Franken. Da» wird wohl Alle» verloren sein. Andern Unternehmungen wird e» ohne Zweifel nicht bester gehen. Eitzunge« de» Königlichen Schwurgericht» Bautzen,, am 13. Juli 1900. Der 22jährige Tagearbeiter Ernst Emil Sand au« Zittau hatte sich heute wegen fahr lässigen Falscheidr» zu verantworten. Die Ver anlassung zu dieser Strafsache bildete ein Bor- kommniß anläßlich einer Tanzmusik in „Stadt Wien- in Zittau am 18. Febr. d. I. Dort kam e» Abend» in der 10. Stunde zu einer Schlägerei, bei welcher sich ein gewisser Hircke und der Kohlenhändler Männchen brtheiligten. Der dort diensthabende Schutzmann Pfennig gebot Ruhe und schlichtete den Streit, worüber Männchen in schlechte Laune gerathen war. Einige Zeit nachher suchte er sich jedoch den Pfennig wieder zu nähern, setzte sich neben ihm an den Tisch und fing an, über seinen (Pfennig») Kollegen, den Schutzmann Geier, zu schimpfen, worauf ihm Pfennig entgegnete: „DaS geht mich nicht» an,- stand auf und ging hinaus. Nachdem dieser da» Lokal verlassen hatte, rief Männchen erbittert an: „Der kann gar nicht» dazu sagen, der hat auch schon Aepsel gemaust!- AIS Pfennig nach ungefähr 10 Minnten das Lokal wieder betrat, erzählten ihm die Beiden bei der Aeußerung Männchens zugegen gewesenen Kutscher Schröter und Gebier den Vorgang und srugen, ob er sich daS gefallen losten wolle, worauf ihnen Pf. erwiderte: „es ist gut, könnt ihr daS beschwören?- und von den Beiden die Antwort erhielt: „ja daS können wir!- Trotz Männchens heftigen Protestes, er habe nicht den ' Schutzmann Pf., sondern den Kutscher Schröter gemeint, den er einmal gesehen haben will, wie er auf der Straße Aepsel von einem Baum ge schlagen, ward er doch vom Kgl. Schöffengericht Zittau zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt, gegen welches Urtheil er jedoch Berufung ein legte. Dieselbe wurde aber verworfen und blieb eS bei der auSgrsagten Strafe. Damals hatte der heutige Angeklagte Sand als Zeuge beim König!. Landgericht Bautzen am 9. Mai den Zeugeneid geleistet und ausgesagt, sowie am 30. Mai unter Berufung auf den Zeugeneid seine Aussagen wiederholt, welche dahin gingen, Männchen habe in Gegenwart Pfennig» gesagt: „Der kann gar nicht» dazu sagen, der hat auch schon Aepsel gemaust!-, woraus ihm Pf. ent gegnet habe: „ich! ich?" Da soll ihm M. er widert haben: „ihn geht da» gar nichts an, Sie habe ich nicht gemeint!- Nach der heutigen Aussage glaubenswürdiger Zeugen ist jedoch der Schutzmann Pf. bei dieser Aeußerung M. gar nicht zugegen gewesen und kann von einer Er widerung seinerseits gar nicht die Rede sein, und wurde daher der Angeklagte wegen fahr lässigen Falscheide» zu 1 Jahr Gefängniß und zur Tragung der Kosten de» Verfahren» ver urtheilt. 1 Monat Untersuchungshaft fand An rechnung. Nachdem stattete der Herr Präsident den Herren Geschworenen seinen Dank für ihre Mühewaltung ab, worauf Letztere ihrerseits dem Herrn Präsidenten für gütige Unterstützung Dank sagten. Am heißen Herde in den Sommermonaten stundenlang stehen zu müssen, ist selbst für die eifrigste Hausfrau eine unangenehme Aufgabe. Niemand wird e» ihr deshalb verdenken, wenn sie die Arbeit de» Kochen» zu vereinfachen bestrebt ist. Dieses Ziel kann sie leicht erreichen durch Verwendung der in allen Kolonialwaaren- und Delikatessenhandlungen käuflichen Maggi-Produkte. Anstatt di« Bouillon au» Rindfleisch hrrzustellen, welche» lange gekocht werden muß und ohnehin im Sommer ost nicht in der gewünschten Güte zu beschaffen ist, verwende man Maggi'» Bouillon kapseln zu 12 und 16 Pfg., die nur mit kochen dem Wasser in einer Minute 2 Tassen schmack hafter Fleisch- bezw. Kraftbrühe ergeben. Auch die jungen, zarten Sömmrrgrmüse erfordern nicht allzu lange Kochzeit. Dem da und dort aus tretenden Vorwurf, sie seien nicht kräftig genug im Geschmack, beugt dir kluge HauSsrau vor, indem sie dem Gemüse kurz vor dem Anrichten wenige Tropfen Maggiwürze beifügt. Da» von den Gemüsen Gesagte gilt in gleicher Weise auch von Eierspeisen. Lrnck »ad Verlag von Friedrich May, redtgirt unter Verantwortlichkeit von Emil May tn vifchofvoerda.