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»er stchstsch- «rMler. «ette 4. 1SG». Prinz - Regent Albrecht von Braun« schweig, Prinz von Preußen, ist, wie schon be richtet, nebst seinem ältesten Sohne, dem Prinzen Friedrich Heinrich, au» Spanien wieder nach Deutschland zurückgelehrt. Den erlauchten deut schen Säften ist während ihre» mehrwöchigen Besuche» im „Lande der Kastanien" seitens de» Hofe» wir der Behörden eine ungemein au»« zeichnende Aufnahme zu Theil geworden, die sich mit dem den deutschen Prinzen von der Bevöl« Irrung an allen von ihnen besuchten Orten be reiteten sympathischen Empfang deckte. Sicherlich werden daher Prinz Albrecht und seinSohn'nur mit angenehmen Erinnerungen au» Spanien nach der deutschen Heimath zurückgekehrt sein. Ueber da» Befinden de» Herzog» Ernst von Altenburg nach der überstandenen Staaroperation besagt ein am Sonntag von den behandelnden Aerztrn auSgegrbene» Bulletin, daß sich der er lauchte Patient an diesem Tage infolge un genügender Nachtruhe etwa« angegriffen gefühlt habe, daß aber der Zustand de« operirten Auge» «in durchaus guter sei. In Stettin hat am Sonnabend der Stapel lauf de« auf der Werft de« „Vulkan" erbauten neuen ReichSpostdampfer« der Hamburg-Amerika- Liaie stattgefunden; da« neue Schiff wurde feiten« de« Hamburger Senator« vr. Burchhardt aus den stolzen Namen „Hamburg" getauft. Etwa« post kostum hat jetzt die englische Regierung Deutschland und den anderen Groß mächten die amtliche Mittheilung zugehen lassen, daß sich England seit dem 11. Oktober mit den südafrikanischen Burenstaaten im Kriegs zustände befinde. Hieraus folgert der „Reichs anzeiger" in Uebereinstimmung mit dem Peters burger „Swet", daß England jetzt die Buren nicht mehr als Ausrührer, sondern als krieg« sührende Macht betrachte; zugleich meint indessen das amtliche Organ der deutschen Regierung, daß diese amtliche Mittheilung der englischen Regierung allen deutschen Unterthanen die Pflicht auserlege, nach dem Völkerrecht nunmehr strengste Neutralität gegenüber den kriegführenden Par- ' teien in Südafrika zu beobachten. Soll daS etwa ein Wink für die deutsche Presse und über haupt die öffentliche Meinung Deutschlands sein, ihre fast emmüthig und so warm bekundeten Sympathien für die gerechte Sache de« Buren- volkeS nunmehr schweigen zu lassen? Damit dürfte sich der Reichs-„Moniteur" denn doch „schneiden!" Die Petersburger „Nowoje Wremja" meint, diese offizielle Mittheilung Englands be rechtige die Mächte, zu einem ihnen geeignet er scheinenden Zeitpunkt zwischen England und Transvaal zu interveniren, zumal die Lage der Engländer in Südafrika eine sehr schwierige sei. O e st e r r e i ch. Prag, 28. Novbr. In Chlumetz rotteten sich nach einer öffentlichen Versammlung am 26. November etwa 600 Personen zusammen, schlugen in der dortigen Wirkwaarenfabrik, sowie in den Wohnungen der Israeliten die Fenster ein und verhöhnten die Gendarmerie, welche gegen die Ausschreitenden vorging. AIS dann die Gendarmerie mit dem Bajonett angriff, zerstreute sich die Menge. Frankreich. Den sozialen Frieden hat der Präsident der französischen Republik, Herr Loubet, am Sonn tag in einer Rede gefeiert, die er bei der Ein weihung eines neuen studentischen Vereinslokals in Paris hielt. Loubet wurde bei der Hinfahrt zu dieser Feierlichkeit, wie bei der Rückfahrt nach dem ElysSe vom Publikum lebhaft begrüßt. Holland. In der diplomatischen Vertretung Hollands am Londoner Hofe ist ein Personalwechsel ein getreten. Der bisherige niederländische Gesandte in London, Baron Goltstein, ist auf sein Ansuchen von seinem Posten entbunden worden; zu seinem Nachfolger wurde der Gesandte Hollands in Stockholm, Baron Gericke van tzerwynen, er nannt. Die Abberufung Baron Goltstein'S scheint wit einer gewissen Spannung, die zwischen den Kabinetten von London und vom Haag wegen der fortgesetzten lebhaften Kundgebungen de» niederländischen Volke» für die stammverwandten Buren entstanden war, zusammenzuhängen, be sonder» ernst kann diese Spannung aber nicht sein, wie die sofortige Wiederbesrtzung de» nieder ländischen Gesandtenposten» in London beweist. Serbien. Der russische Gesandte am Belgrader Hofe, SchadowSki, welcher sich durch sein brüske» Auftreten dort unmöglich gemacht hatte und sich dtShalb schon seit längerer Zeit auf Urlaub be findet, ist jetzt von feinem Posten definitiv ab berufen worden. Der bisherige erste Sekretär der russischen Botschaft in Belgrad, Manffurow, überreichte am Sonntag dem Ministerpräsidenten Georgiewitsch da» offizielle Schreiben seiner Regierung, welche» die Abberufung SchadowSki'» und die Ernennung Manffurow» zum russischen Geschäftsträger ausspricht. Rumänien. In Bukarest wurde am Montag die Er öffnung de» Parlament» durch König Earol vollzogen. Türkei. Ueber die sensationelle Verhaftung hochgestellter türkischer Staatswürdenträger liegen noch keine näheren Meldungen vor. Sie scheinen aber mächtige und einflußreiche Gegner zu haben, da die Verhafteten höchst summarisch alsbald zu lebenslänglicher Deportation verurtheilt worden sind. Amerika. Chicago, 28. November. Gestern fand die Weihe der den deutschen Veteranen auS den Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71 vom Kaiser Wilhelm verliehenen Fahnen statt. Der deutsche Botschafter v. Holleben hielt die Weiherede, in der er sagte, der Kaiser sende den alten Kriegern einen Gruß und verleihe ihnen als Zeichen Seiner Huld eine Fahne, das Symbol deutscher Treue und Soldatenehre. Der Kaiser wisse, daß die meisten Deutschen, seit sie amerikanische Bürger geworden seien, trotzdem ihr altes Vater land lieben, und wünsche, daß die Beziehungen zwischen den stammverwandten Ländern Deutsch land und Amerika gefördert werden. Die Krieger sangen die amerikanische und die deutsche Nationalhymne und sandten dem Kaiser eine Dankdepesche nach Sandringham. Vom Burenkrieg. Mit dem angeblichen Siege der neu angekommenen Truppen unter Lord Methuen auf dem westlichen Kriegsschauplätze steht eS windig aus. Die neueste Meldung über die Truppen des Lords ist vom 25. November und besagt: Lord Methuen nahm diese Nacht den Vormarsch mit der neunten Brigade-Kavallerie, der Marine-Brigade und zwei Batterien wieder auf, der Train folgte unter dem Schutze der Garden. Die Vorderkolonne hatte glücklich die Stellung der Buren bei KaffirSkop umgangen, als diese die 500 Mann starke Nachhut an griffen, während 1500 Buren unter Delivery diesseits der Bahnstation Graspan das 5000 Mana starke Hauptkorps angriffen. Der Kampf dauert bei großen Verlusten beiderseits noch an. Die Buren greifen ununterbrochen an, haben acht Geschütze gut postirt und schnitten einen Theil der Kavallerie ab. Die Marine-Brigade hat schwer gelitten. Cecil Rhodes hält in Kimberley zum Zwecke der Flucht einen Luftballon bereit. Der Krieg in Südafrika dauert nunmehr schon in den zweiten Monat. Am 20. Oktober hat daS erste Treffen bei Glrcoe stattgefunden, das die Reihe der Kämpfe eröffnete. Seither sind englische Verstärkungen, inSgesammt etwa dreißigtausend Mann, gelandet, und ein Theil dieser Verstärkungen hat in der letzten Zeit schon eingegriffen, ohne daß jedoch der Stand der Dinge dadurch zu Gunsten der Engländer ge ändert worden wäre. Welche Bedeutung der angebliche Sieg des Lord Methuen auf dem westlichen Schauplätze hat, läßt sich noch nicht genau bestimmen, da man nicht weiß, in welchem Grade die Kraft der Buren, die dort geschlagen wurden, erschüttert worden ist. Ber liner Blätter behaupten sogar, eS sei überhaupt kein Sieg errungen worden; doch auch wenn man von dieser Darstellung absteht und sich an die des Lord Methuen selbst hält, gewinnt man nicht den Eindruck, daß ein überwältigender Er folg erzielt worden sei. Die Engländer haben eben noch nicht Truppen genug zur Stelle, um den Gegner in Schach zu halten. In Natal hingegen sind sie bisher so in Nachtheil ge wesen, daß man mit der Möglichkeit rechnen kann, den Hafenplatz Durban in die Hände der Buren fallen zu sehen; nicht gerade mit der Wahrscheinlichkeit, denn General Joubert wird entweder in der Hauptstadt Pietermaritzburg oder doch weiter südlich einen Widerstand staden, den zu überwinden er immerhin großer Kräfte be dürfte — aber doch mit der Möglichkeit. E» nützt der öffentlichen Meinung England» nicht», sich über den Thotbestand zu täuschen. Ein deutscher Offizier legt in einer Zuschrift an die „Time«' dar, daß die 80,000 Mana auf welche die englische Regierung ihre Truppen macht in Südafrika bringen will, nicht hinreichen werden, um den Krieg siegreich zu End« zu führen, da die Buren, wie er meint, über mindesten» fünfzigtausend Streiter verfügen, die mit de« Boden vertraut und an da» Klima gewöhnt sind und denen überall geheime Beziehungen offen stehen, während die Engländer einen Theil ihrer Macht dazu verwenden müssen, um Un ruhen in der Kapkolonie zu verhindern. Diese Berechnung scheint da» Richtige zu treffen, um somehr al» man in Betracht ziehen muß, daß selbst, wenn e» den Engländern nach blutigen Zusammenstößen gelingen würde, die Grenzen der beiden Republiken zu überschreiten, und auch etwa gar bi» Pretoria zu rücken, der Feldzug damit vermuthlich noch nicht entschieden wäre. Möglicherweise giebt e» eine Partei unter den Buren, die dann zur Unterwerfung geneigt wäre; aber bei dem zähen Charakter de» Volke» ist e» nicht sehr wahrscheinlich, daß «ine solche Partei die Oberhand gewinnen würde, und dann würde der Krieg in den Gebirgen de» Ostey» und in den unwirthlichen Hochebenen de« Westen» und de» Innern seinen Fortgang nehmen, unter dea ungünstigsten Bedingungen für die eindringenden fremden Soldaten, so daß diese wiederum in starker Ueberzahl werden auftreten müssen, damit da» Ziel, welches sich die englische Regierung gesetzt hat, erreicht werde. Indes hängt der Ausgang des Kampfe« wohl auch noch von einem anderen Umstande ab, al« davon, ob die Engländer nach zwei oder drei Monaten — denn früher könnten ja neue große Verstärkungen nicht eintreffen — mit einem Riesenheere auf treten. ES hängt davon ab, wie sich die hol ländische Bevölkerung der Kapkolonie verhalten wird und ob eS den Buren gelingt, sie in der nächsten Zeit zu einer umfassenderen Erhebung zu verleiten. Gelingt dies den Buren nicht, dann ist der Sieg der Engländer nur eine Frage der Zeit und der Kosten, denn auf die Dauer kann selbstverständlich ein kleines Volk den Widerstand gegen ein Weltreich nicht auf rechterhalten. Darüber scheinen sich auch die Führer der beiden Republiken vollkommen klar zu sein. Ihre ganze Kriegführung ist darauf angelegt, einen Abfall der kapländischen Afrikander herbeizuführen. Die Schnelligkeit mit der sie in Natal angegriffen haben, die originelle Art, in der sie ihre Erfolge verwerthen, indem sie ein englisches Korps nach dem anderen ein schließen, die Kühnheit, mit der sie daS Operationsziel, die Meeresküste, wählten, und die Verwegenheit, mit der sie daraufloS gehen, all' daS ist geeignet, einen starken Eindruck bei den StammeSgenossen hervorzurufen und ihre Gemüther mächtig zu bewegen. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. London, 29. Novbr. Nach einem amt lichen Telegramm stieß Lord Methuen mit der gesammten Streitmacht der Buren am Modariva zusammen und schlug sie völlig. Wien, 28. November. Die „Neue Freie Presse" meldet auS Bozen: Bei der Rückkehr vom Penegal-Gipsel stürzte der anglikanische Bischof Momson auS Manchester, der 87 Jahre alt ist, so unglücklich ab, daß er einen komplizirten Schlüsselbeinbruch und eine Kopfverletzung erlitt. Momson wurde nach GrieS tranSportirt. Wien, 29. Nov. Bei der Erörterung der Blätter steht im Vordergrund die Einleitung einer BerständigungSaktion zwischen Deutschen und Czechrn. Ueber die Obmännerkonserrnz verlautet in den Blättern, sie erklärte die Bereitwilligkeit der Deutschen zum Eintritt in eine Verständigungs konferenz, im Falle eine solche von czechischer Seite angeregt werde, unter der Bedingung der Einstellung der czechischen Obstruktion während der Verhandlungen und der Regelung der Sprachenfrage nicht für Böhmen und Mähren allein, sondern durch ein Reichsgesetz. Vom Czrchenklub behaupte» die Blätter, er habe er klärt, vor Bewilligung grwisser Forderungen, über welche die Angaben schwanken, nicht die Jnitative ergreifen zu können. Infolge dessen sei der Gedanke der Einberufung einer Konferenz durch eine nicht dem Abgrordnetenhause angehörige, außerhalb der Parteien stehende Persönlichkeit auf getaucht. Diesbezüglich nennen die Blätter über einstimmend den ehemaligen Ministerpräsidenten Fürsten Dindischarätz, der nach einer Angabe bereit» gestern vom Kaiser empfangen ist, angeblich um mit dem Mandat d« Einleitung einer Brr- stäadigung»aktion betraut zu werdtn. Graf