Volltext Seite (XML)
von Slydewitz und von Watzdorf briwohntrn. stand zunüchst die Wahl von drei Mitgliedern und drei Stellvertretern in den ständischen Ausschuß für das Plenum der BrandvrrstcherungSkammer. Bor Eintritt in die Tagesordnung gab Hr. Abg. Fräßdorf eine Erklärung bezüglich einer von ihm bei der allgemeinen Etatberathung gegenüber dem Herrn Vizepräsidenten Georgi gethanen Aeußerung ab. Auf Vorschlag des Herrn Abg. vr. Kühl- morgen wurden in das Plenum der Brandver. stcherungSkammer durch Zuruf zu Mitgliedern ge wählt Herr Vizepräsident Opitz und die Herren Abgg. Horst und Bontard, zu Stellvertretern die Herren Abgg. MattheS, Reißmann und Uhlmann. ES folgte hierauf die Schlußberathung über den mündlichen Bericht auf daS Könitzl. Dekret Nr. 11, einen Gesetzentwurf wegen provisorischer Forter hebung der Steuern und Abgaben im Jahr« 1900 betreffend. Auf Antrag der Herren Be richterstatter Abgg. Andrä und Braun wurde dem Dekret ohne Debatte und einstimmig die Zustimmung erthrilt. — Nächste Sitzung Donnerstag. Dresden, 28. Novbr. Die Erste Kammer beschloß in der heutigen Sitzung auf Antrag der 4. Deputation (Berichterstatter Herr Kammerherr Graf v. R-x-Zehisto) ohne Debatte und ein stimmig die Petition de» Gemeinderaths zu Gruna bei Nossen, den Neubau der Schule in Gruna und Rhäsa betreffend, auf sich beruhen zu lassen. — Nächste Sitzung Freitag. «1,089.66 ; 37,17b und 78.832 Mark. Bei den drei ersten Anstalten gilbt eS einen Fehlbetrag, «ährend der Forst einen Urbrrschuß von 44,633 Mark 84 Psg. bringen dürfte. — Bei der 24. Hauptversammlung der Lehrer rc. im Inspektions bezirk Zittau, die Herr Schulrath vr. Müller leitet« und begrüßte, hielt u. A. Herr Lehrer Härtig au» Reichenau eine« Vortrag über: »Erziehung zur Selbständigkeit-. — DaS öOjähr. Ehejubiläum feierte da» Günther'sche Ehepaar zu Liebethal. — In Sebnitz feierten da» VOjähr. Bürgrrjubiläum die Herren Webermeister Döring, Ellmer, Fengler und Richter. — Herr Instrument fabrikant Förster in Löbau ist aus der Aus stellung zu Schwerin wiederum durch die goldene Medaille ausgezeichnet worden. — Cölln an der Elbe soll mit Meißen vereinigt werden. — Diöcesanversammlungen finden statt: den 6. Dezem ber in Lübau und den 7. Dezember in Bautzen. Weißenberg, 27. Novbr. Zum ersten Male erstrahlte heute unsere Stadt im Glanze des elektrischen Lichte». Großschönau. Im benachbarten Warns dorf brach am Sonnabend früh bei stürmischem Wetter in der Scheune de» Oekonomen Richter Feuer au», welche» in kurzer Zeit das ganze Besitzthum in Asche legte. Leider verlor der Besitzer, ein 73 Jahre alter Mann, bei dem Bemühen, seine Ersparnisse von etwa 600 Gulden zu retten, da» Leben, indem es ihm nicht mehr möglich war, daS brennende Gebäude wieder zu verlassen. Da» Feuer, dem auch sämmtliche Erntrvorräthe sowie einige» Vieh zum Opfer fielen, wird auf böswillige Brandstiftung zurück geführt. Dresden. Zu den zwei Straßenbahnlinien, die seit Sonnabend elektrisch betrieben werden (Schnorrstraßen- und Bergkellerlinien der Deut schen Straßenbahngesellschaft), hat sich eine weitere Linie der Dresdner Straßenbahngesellschaft hin- zugesrllt. Auf der bisher mit Einspännern be fahrenen Linie GeorgSplatz—Schloßplatz—Neu städter Bahnhöfe verkehren nun Motorwagen, die vorstehende Aufschrift auf dunkelblauen Schildern tragen. Die Nummern der Wagen auf dieser Linie reichen bereits in daS sechste Hundert hin ein, — ein Beweis von der Ausdehnung des Verkehrs. Freiberg. In diesem Winterhalbjahre wurden an der hiesigen König!. Bergakademie 57 Studierende und 17 Hospitanten inscribiert. Damit ist die Zahl der Studierenden und Hospitanten auf die noch nie erreichte Höhe von 301 gestiegen. Nach der Nationalität kommen von den Studierenden (266) und Hospitanten (35) auf Deutschland 132, darunter 53 au« Sachsen, Oesterreich-Ungarn 6, Italien 1, Spanien 2, Holland 5, England 13, Skandinavien 1, Ruß land 106, Rumänien 20, Nordamerika 6, Süd amerika 2, Asten 2, Australien 4, Afrika 1. Wermsdorf, 26. Novbr. Am 24. d. M. sind hier wiederum drei Wohnhäuser, welche von acht Familien bewohnt wurden, gänzlich nieder gebrannt. Die Bewohner konnten nur mit Mühe ihr Leben retten. Man vermuthet Brand stiftung. Crimmitschau, 25. November. Wegen des Betrage» von 45 Psg. wurde vorgestern vom Zwickauer Schwurgericht ein Geschäftsmann zu 3 Wochen Gesängniß und Tragung der Kosten verurthrilt. Die Anklage lautete auf schwere Urkundenfälschung (welche die Geschworenen ver neinten) und versuchten Betrug». Der Ver- urtheilte hatte auf eine Bahnrückfahrkarte Werdau- Leipzig hier da» zweite Mal (zuerst in Gößnitz) die Fahrt unterbrochen und dann später ver mittel» einer Bahnsteigkarte den Zug zur Weiter fahrt benutzen wollen. Die Strasthat wurde aber alsbald entdeckt und der Reisende zunächst bahnpolizeilich bestraft, worauf die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft übergeben wurde. Der Reisende, welcher in seinem HeimathSorte ansässig ist und dort da» Friedensrichteramt bekleidet, befand sich 19 Tage in Untersuchungshaft und diese wurde erst nach Hinterlegung einer Kaution von 30,000 Mk. aufgehoben. Johanngeorgenstadt, 28. Novbr. Sn dem Berichte über den Versuch eine» Raub anfalle» auf der Straße nach Platten durch einen al» Frau verkleideten Mann ist kin wahre» Wort. Netzschkau, 28. Novbr. Große Freude widerfuhr hier einer fast 80 Jahre alten Wittwe, welche auf die Zeit vom 1. Jan. 1891 bi» jetzt 952 Mk. Altersrente aachgezahlt erhielt. Vom Landtage. Dresden, 27. Novbr. Auf der Tage»- ordnung der heutigen Sitzung der zweiten Kammer, der Ihre Excellenzen die Herren Staatsminister vr. Berlin, 27. November. DaS Kaiserpaar wird am Donnerstag Morgen im Neuen Palais zurückerwartrt. Ueber den Abschied de» Kaisers von der Königin Viktoria wird noch nachträglich bekannt: Die Königin begleitete das Kaiserpaar bi« oben an die Freitreppe am Schloßportal, dann sagte sie mit Thränen und Küssen Adieu. Der Kaiser beugte da» Knie und küßte die Hand der Groß mutter mit Ehrfurcht. Kaum hatte er sich dann aufgerichtet und begonnen die Treppe hinabzusteigen, als, wie von gemeinsamem Impulse getrieben, die Königin die Arme auS- streckte und der Kaiser zurückflog, um sie noch einmal zu umarmen. Die Politik ist bei dem Kaiserbesuch in England trotz des familiären CharakteS desselben nun doch noch zu ihrem Rechte gelangt; die» beweisen hinlänglich die in Schloß Windsor stattgehabten Audienzen der englischen Minister Chamberlain und Balfour beim Kaiser und die unmittelbar vorangegangenen Besprechungen Cham berlain» mit dem Staatssekretär Grafen Bülow und dem Botschafter Grafen Hatzfeldt. Dem gegenüber nimmt sich die Versicherung der „Not.- Ztg.", e» hätten in Windsor gelegentlich der Anwesenheit des deutschen Kaisers keinerlei poli tische Unterredungen stattgefunden, säst lächerlich au» — über den Londoner Nebel oder über den nächsten Londoner Hosball wird sich der deutsche Herrscher mit den augenblicklich maßgebendsten Persönlichkeiten de» englischen Ministerium» wohl schwerlich unterhalten haben! Natürlich entzieht sich der Inhalt der soeben in Schloß Windsor gepflogenen diplomatischen Besprechungen noch der Kenntniß der Orffentlichkeit, es wäre aber geradezu wunderbar, wenn hierbei nicht von den südafrikanischen Vorgängen die Rede gewesen sein sollte. DaS in dieser Beziehung von den als „halboffiziös" geltenden „Berl. Reuest. N." erlassene Dementi ist darum kaum ernst zu nehmen. Vielleicht ist e» übertrieben, wenn hie und da behauptet wird, Kaiser Wilhelm habe bei seinen Besprechungen mit den genannten eng lischen Staatsmännern die Rolle eine» förmlichen FriedrnSvermittlerS zwischen England und Trans vaal gespielt» aber zweifellos sind in diesen Audienzen die Ereignisse in Südafrika irgendwie mit berührt worden. Richtig ist allerdings, daß der englische Premierminister, Lord Salisbury, selber nicht nach Windsor gekommen ist, wa» sich jedoch zur Genüge darau» erklärt, daß Lord Salisbury gerade «ährend de» Kaiserbesuche» in Windsor heftig an Influenza erkrankte und daß er zudem in dieser Zeit noch da» schwere Un glück hatte, seine Gemahlin durch den Tod zu verlieren. Prinz Heinrich von Preußen trifft ungefähr Mitte Februar wieder in Deutsch land ein. 5 Deutscher Reichstag. 110. Plenar sitzung vom 27. November, 1 Uhr Nach«. Am BundeSrathStisch: Graf PosadowSky, und Kommissare. Der Reichstag beschloß zunächst, dem Vorschläge seiner GeschäftSordnungScommis- t L«r sächsisch- «rziihler. «eite» . V 1SGG sion gemäß die vom Buchdruckrreibrsttzer Berger zu Apolda nachgesuchte Genehmigung »ur Er hebung der Widerklage in dem Privatklagever fahren de« Reichstagsabgeordneten Baudert gegen ihn zu versage», und setzte sodann die zweite Lesung der Novelle zur Gewerbeordnung beide« von der Commission neu eingefügten Artikel 6d (Aufhebung de» ArbritSvertrage» au» wichtigen Gründen) fort. Bon der Erwägung ausgehend, daß da» Bürgerliche Gesetzbuch im Artikl 616 allgemein die Lösung de» Dienstverhältnisse» ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist, sobald wichtige Gründe vorliegrn, gestattet, hat die Commission de» Reichstage» beschlossen, die im § 124 d der Gewerbeordnung vorgrschlagene Beschränkung aufzuheben, also beiden Theilrn die Lösung de» ArbeitSvrrhältniffe», fall» wichtige Gründe vor liegen, zu gestatten, ohne Rücksicht auf die Länge de» Arbeitsverhältnisse» und der vereinbarten Kündigungsfrist. Die Berathung, an der sich die Abgg. v. Stumm (Rp.) Baflermann (nl.), Stadthagen (Soz.) and vr. v. Frrge (kauf.)» sowie Ministerialdirektor v. Schicker bethriligtrn, ergab, daß die Voraussetzungen der Commission irrig gewesen sind, der vorgrschlagene Artikl 6 d wurde infolgedessen gestrichen. Dagegen gelangte der von der Commission eingrführte Artikl 6o fast debattelo» zur Annahme, der die Kündigungs fristen für Betriebsbeamte, Werkmeister und Tech niker, soweit deren Gehalt nicht 5000 Mk. über steigt, regelt. Eine längere Debatte rief Artikel 6ä hervor, der die Lohnzahlung an Minder jährige dahin regelt, daß für diese ein Lohnbuch einzurichtrn ist, in da» die jedesmalige Lohnbe rechnung eingetragen werden muß. Diese Be stimmung wurde von sozialdemokratischer Seite auf« heftigste bekämpft, weil die Sozialdemokratie dahinter, wie der Abg. Molkenbuhr auSsührte, eine chikanöse Maßregel und den Wunsch erblickte, die jugendlichen Arbeiter von der Sozialdemo- Katie fernzuhalten. Hierbei kam es zu einer ziemlich lebhaften Auseinandersetzung zwischen der Rechten und den Sozialdemokraten über daS Kapitel die Ehe und die Familie im Zu tun ft» staat. Die Rechte warf den Sozial demokaten vor, daß sie die elterliche Autorität vernichten und das Familienleben zerstören wollen und nur einer Ehe aus Kündigung nach freier Wahl sda« Wort redeten. Abg. Bebel bestritt die«, und al« man ihm die diesbezüglichen Stellen seine« Buches „Die Frau" vorhielt, erklärte er, daß diese» Buch nur seine Privatmeinung ent halte und für die Partei unverbindlich sei. Auf« gefordert, doch endlich klipp und klar zu sagen, wie es im Zukunftsstaate auSfehrn «erde, er widerte Bebel, r» gebe im gegenwärtigen Staate so viel zu wünschen und zu reformieren, daß die Herren (nach rechts gewendet) besser thäten, sich die Köpfe über den sozialdemokratischen Zukunfts staat nicht zu zerbrechen. (Heiterkeit.) Damit wurde da« Thema verlassen und Artikl 6 ä mit der vom Frhr. v. Stumm beantragten Abände rung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Freisinnigen angenommen. Eine fast noch längere Debatte knüpfte sich an die Ziffer 2 des selben Artikel», der bestimmt, daß die Lohnzahlung am Sonnabend oder Sonntag nicht stattfinde» solle. Die Sozialdemokaten beantragten hierzu ein generelle» Verbot der Lohnzahlung an Sonn abenden und Sonntagen. Mit dem Staats sekretär Grafen von PosadowSky machten die Abgg. Frhr. v. Stumm und Wattendorf auf da» Bedenkliche solcher BevvrmundungSmaßnahmen aufmerksam und gaben zu erwägen, ob e» nicht zweckmäßiger sei, sich auf Einwirkungen an die einzelnen Jndustrirkrise dahin zu beschränken, daß diese den LohnzahlungStag so legen, wie er im Interesse der Lohnempfänger am besten den ört lichen Verhältnissen entspricht. Absatz 2 des Artikel» 6 wurde nach weiterer Debatte unver ändert angenommen. Hierauf vertagte da» Hau» die Weiterberathung auf Dienstag Mittag 1 Uhr. Schluß 6 Uhr. Die nationalliberale Fraktion de» Reichstage» hat einstimmig beschlossen, die sozialdemokratischen demonstrativen AbändrrungSanträge zu den ßß 152 und 153 der Gewerbeordnung rundweg abzu lehnen. Inwieweit die anderen bürgerlichen Fraktionen de» Reichstage» eine ähnliche Haltung bei der bevorstehenden Erörterung der erwähnten sozialdemokratischen Anträge einnehmen werden, da» muß noch dahingestellt bleiben, e» giebt eben im Reichstage Leutchen, die e» mit der Partei Bebel-Singer nicht gern verderben möchten. Ein neue» Signalhorn ist vom Kaiser zur Einführung bei den preußischen Linien kuppen genehmigt worden. Die alkn Signal hörner dürfen bi» zum 1. Oktober 1902 weiter geführt werden.