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Abgesehen von einigen kalten, nebligen Tagen in der Mitte des Monats hat er uns überwiegend schönes Wetter gebracht und sich damit ein gutes Andenken gesichert. Möge es ihm sein Nachfolger gleichtun! — Ei b en stock. Wie unsere werten Hausfrauen aus dem Annoncenteil ersehen, findet am Dienstag, den 1. Oklbr., abends 8 Uhr im Saale des «Deutschen Hauses" hier ein Nortrag und Probewaschen statt, in welchem eine neue, Aufsehen erregende Waschmethode erklärt und praktisch vorgesührt wird. Die zur Borführung kommende Methode lehn, wie man mit leichter Mühe und der halben Zeit, bei größter Schonung die gröbste und feinste Wäsche blendend weiß waschen kann, ferner auch desinfiziert, ohne solche auch nur im geringsten anzugreifen. Wie wir hören, werden außerdem die neuesten Badewannen und ferner sehr praktische Schwitz- und sonstige Badeapparate mit vorgeführt. Da ein solcher Vortrag für Hausfrauen und Ehemänner großes In teresse haben dürste und der Eintritt vollständig frei ist, so ist der Firma, die diesen veranstaltet, ein recht zahlreicher Be such zu wünschen. — Neuheide, 29. September. Sonntag mittag '/,l2 entstand bei dem Materialwarenhändler und Oekonom E. Men de Feuer, welches das ganze Wohnhaus und die Scheune zerstörte. Infolge der Funervorräte, sowie der ein gebrachten Ernte, fanden die Flammen reichlich Nahrung, so daß nur wenig gerettet werden konnte. Das bessere im oberen Stockwerk befindliche Mobiliar und die Betten konnten nicht in Sicherheit gebracht werden. Man nimmt an, daß die Ursache des Brandes in der defekten Esse zu suchen ist. — Dresden, 28. September. Einer Zeitungsmeldung zufolge sollte der König von Spanien Anfang Oktober einen Besuch am sächsischen Hofe machen. Nach Mitteilung von amtlicher Stelle dürste ein Gegenbesuch des Königs von Spanien am sächsischen Hofe zwar im Lause der Zeit zu er warten sein, doch liegt über den Termin noch keinerlei Be stimmung vor. — Dresden. Ueber die fernere Behandlung der An gelegenheit der früheren Gräfin Montignoso, jetzt Frau Toselli, seitens des sächsischen Hofes werden den „Dr. N." folgende Einzelheiten gemeldet: Nachdem bereits am Donnerstag mittag eine Ministerialsitzung statkgefunden Halle, wurde am Freitag vormittag '«Il'Uhr im Residenz schlosse eine G e s a m t m i n i st e r i a l s i tz u n g, an der auch der Minister des königlichen Hauses, Herr v. Metzsch, teilnahm, unter Vorsitz des Königs abgehallen. Nachdem die deutsche Botschaft in London die standesamtliche Vermählung der Gräfin Montignoso dem sächsischen Hofe bestätigt hatte, wurde ihre Angelegenheit verhandelt. Der König betonte, daß er der jetzigen Frau Toselli das bisher gezahlte Geld nicht entziehen wolle, obwohl er rechtlich nicht verpflichtet sei, die Apanage weiterzuzahlen. Bezüglich der Prinzessin Pia Monica wurde bestimmt, sie unverzüglich Herrn und Frau Toselli abzunehmen und nach Dresden zu bringen. Die Prinzessin soll aus naheliegenden Gründen nicht sofort in die Familie des Königs gebracht, sondern standesgemäß in einer Familie unlergebracht werden, die der König noch bestimmen wird. Die Prinzessin soll, falls Frau Toselli sie nicht freiwillig her ausgibt, mit Hilfe der italienischen Polizei erlangt werden. Von Dresden aus wird niemand nach Florenz geschickt. Alles weitere soll vertagt werden, bis man ersehen kann, was Herr und Frau Toselli unternehmen. Im allgemeinen besteht am Hofe die Meinung, Frau Toselli als Privatperson zu behandeln. Der König hält noch immer an dem Wunsche fest, daß seiner früheren Gemahlin, trotz ihres unqualifizierbaren Betragens, auf das schonenste begegnet werde. — Der Konservative Landcsverein sür das Königreich Sachsen hielt am vergangenen Freitag in Dresden bei sehr starker Beteilig ung aus allen Teilen des Landes seine angesichts der Vorgänge der letzten Zeit mit Spannung erwartete Generalversammlung ab. Dieselbe wurde vom Vorsitzenden, Reichstagsabgeordneter Landrichter I)r. Wagner, mit einer Ansprache eröffnet, in welcher er daraus binwies, daß die Schlappe, die die konservative Partei bei den eben vollzogenen Landtagswahlcn erlitten habe, anspornen müsse, die begangenen Fehler in Zukunst zu vermeiden. Vor allem dürfe bei künftigen Wahlkämpfen nie wieder solche Lariheit und Unklarheit Vorkommen, wie diesmal. Eine Partei, die ein ganzes Menschen alter durch daS Vertrauen des Volkes die Mehrheit im Landtage gehabt und stets ein klares Verständnis für die wirtschaftlichen und sittlichen Bedürfnisse des Volkes gezeigt habe, eine Partei, die seit einem halben Jahrhunderte dem Staate und dem Reiche fast alle bedeutenden Staatsmänner gegeben habe, könne auch den heftigsten Angriffen mit ruhigem Gewissen entgegen treten. Nachdem Redner mit einem dreifachen Hoch aus König Friedrich August geendet, erhielt Geh. Hosrat Opitz das Wort zu einem längeren Vortrage über „die Aufgaben der konservativen Partei in der Gegenwart und das konservative Parteiprogramm", an den sich eine lebhafte Diskussion knüpfte, worauf gegen nur fünf Stimmen beschlossen wurde, die vom Dresd ner Verein zur Erläuterung des Parteiprogramms beschlossenen Vorschläge aus dem Delegiertentagc der Gesamtpartei vertreten zu lassen. Alsdann berichtete Oberbürgermeister Beutler über die Stellungnahme zur Wahl- rechtsresorm. Auch hieran schloß sich eine lebhafte Debatte, di« mit der einstimmigen Annahme deS folgenden Antrages endete: Die Versamnilung des konservativen LandesvercinS spricht die Erwartung aus, daß ihre dem Landtag angehörenden Parteifreunde im Einverständnis mit der königlichen Staatsregierung in der bevorstehen den Landtagssession die Wahlrechtsreform zu stände bringen helfen und ersucht sie, dahin zu wirken, daß «in namentlich auch den Mittelstand und die minderbemittelten Klassen befriedigendes Wahlgesetz verabschiedet wird, ein Gesetz, welches teilweise auf Verhältniswahlen und einem angemessenen Pluralwahlrecht beruhend, eine sichere Gewähr sür eine vaterländisch gesinnte Mehrheit der Volksvertretung bietet." Die weiteren Punkte weniger bedeutungsvoller Art fanden schnell Erledigung. Der Jahresbericht und der Rechnungsabschluß sanden einstim mig Genehmigung. Am Schluffe der Versammlung entspann sich eine Aus sprache über das bekannte v. Nostitz'sch« Wort von der „Nebenregicrung". Der anwesende Legationsrar v. Nostitz.Wallwitz, von verschiedenen Rednern zur Erbringung des Beweises seiner Behauptung ausgesordert, erklärte, daß er an der guten Absicht derjenigen Personen, gegen die sich seine Aeußerung richtete, keinen Zweifel gehabt habe und den Frieden der Partei nicht stören wollte, daß er aber seine Ausführungen inhaltlich aufrecht erhalte und einer Kommission zur Verfügung stehe. "Nachdem sodann Vorsitzender Dr. Wagner erklärt hatte, daß die Angelegenheit bestimmt im Landtage zur Sprache ge bracht werden würde, und nachdem Kreishauptmann Dr. Rumpelt au« ge führt hatte, daß er während seiner Tätigkeit als Personalreferent im Mini sterium niemals etwas von einer Nebenregierung bemerkt habe, sowie daß v. Nostitz ganz aus eigene Hand vorgegangen sei und keinesfalls höhere Per sönlichkeiten hinter sich gehabt habe, wurde den Führern der Partei, insbe sondere dem Vorsitzenden Dr. Wagner «in Vertrauensvotum ausgesprochen. — Zwickau, 20. September. Strafkammer 11. Der bereits bestrafte Maschinensticker und Handarbeiter H. G. B. und der Aufpasser C. K. aus Eibenstock wurden wegen eines in der Btankeschen Schankwirtschaft in Schönheide ver übten Gelddiebstahls, ersterer außerdem wegen Hausfriedens bruchs, letzterer unter teilweiser Freisprechung nur wegen Hehlerei unter Anrechnung von 2 Wochen Untersuchungshaft zu 6 Wochen Gefängnis bezw. 1 Monat Gefängnis verurteilt. Die Kosten haben beide zu tragen. — Zwickau, 28. Septbr. Kgl. Schwurgericht. Ver suchte Notzucht und tätliche Beleidigung fiel heute dem vor bestraften Barbier Ernst Emil N. aus Eibenstock zur Last. N. soll die ihm beigemessenen Vergehungen am IO. Juni d. I. an dem in der Schankwirtschaft „Zum Adlerfelsen" in Eiben stock in Stellung befindlichen 18jährigen Dienstmädchen E. im Waschhause der genannten Wirtschaft begangen haben, an der völligen Ausführung seiner Absicht aber durch den entschlossenen Widerstand und die fortgesetzten lauten Hülfe- rufe des Mädchens gehindert worden sem. Während der Beweisaufnahme war die Oesfentlichkeit ausgeschlossen. Der Spruch der Geschworenen lautete auf schuldig unter Zubillig ung mildernder Umstände. Daraufhin wurde N. zu 6 Mo naten Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt. — Plauen i. V., 20. September. Zum erstenmal ist der Fall cingetreten, daß einem Schüler der hiesigen Kgl. Kunstschule für T e xti l i n d u str i e auf Grund seiner vorzüglichen Leistungen die Berechtigung zum Dienst als Einjährig -Freiwilliger zuerkannt worden ist. Die Königliche Prüfungskommission in Zwickau hat diese Auszeichnung dem jetzigen Entwerfer der Firma Blank L Eo., Schweitzer, zugesprochen, seiner Tüchtigkeit und künstlerischen Leistungsfähigkeit wegen. — O berw iesen thal, 28. September. Der sächsische Kronprinz und seine Brüder werden, wie verlautet, in nächster Woche unsere Stadt besuchen, um von hier aus den Fichtelberg zu besteigen. Mit der Begleitung der Prinzen sind 8 Personen angemelder. — Sebnitz, 27. Septbr. In der Bürgermeister- Frage ist die Entscheidung jetzt doch noch anders gefallen, als dies nach den Vorgängen der letzten Monate anzunehmen war. Gewählt wurde mit 14 gegen II Stimmen, welch' letztere auf den bisherigen Bürgermeister Engelmann entfallen waren, der Stadlrat Ör. Steudtner aus Kamenz, der nun mehr das Stadtregiment übernehmen wird. — Der tiefere Stand der Sonne macht sich schon recht bemerkbar durch das Kürzerwerden der Tage, das im Laufe des Monats noch fortwährend zunimmt. Ende Oktober steht die Sonne l4 Grad unter dem Himmels äquator, d. h. in unseren Breiten zum Mittag nur 24 Grad über dem Horizont. Der Sonnenaufgang erfolgt dann kurz nach 7, der Sonnenuntergang 4 Uhr 40 Minuten; der Tag ist also nur 9°, Stunden lang. Auf der Sonne zeigt ein kleines Fernrohr in der ersten Hälfte des Monats eine größere Sonnenfleckengruppe. Haters Abschied. Von Dr. P. Heide. (Nachdruck verboten.) Motto: Es kann die Spur von seinen Erdcntagen Nicht in Aeonen untergehen. Was seit langem geahnt, ja, teilweise befürchtet wurde, das soll nun bittre Wirklichkeit werden: die alten guten Taler werden vom 1. Oktober d. I. ab außer Kurs gesetzt werden und werden demnach, da sie von da ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, allmählig ganz aus dem Verkehr verschwinden. Nur eine kurze Galgenfrist von einem Jahre behufs Einlösung und Umwechslung ist dieser zweifellos in den weitesten Kreisen beliebten Münze gestellt. Worauf gründete sich das Ansehen derselben und was zwingt zu ihrer Einziehung? So wird in diesen Tagen gewiß mancher kopfschüttelnd fragen. Nun, die Taler waren vor allem deshalb so beliebt, weil sie auf ein ehrwürdiges Alter zurückblicken können. Es geht uns daher jetzt mit ihnen wie mit einem erprobten Hausfreunde, der Jahre, Jahr zehnte, ja, hier Jahrhunderte lang mit uns Freud' und Leid geteilt hat, erstere, wenn er sich mit möglichst zahl reichem Gefolge bei uns einfand und sich's in unserem Kreise recht, recht lange wohlgefallen ließ, letzteres, wenn er Abschied nehmen mußte, und wir vielleicht tränenfeuchten Auges auf seine verwaisten Stätte blickten. Und nun soll der alte, brave Freund, der schon unfern Urahnen ein treuer, wcctgrschätzter Haus- und Verkehrsgenosse war, und der gewissermaßen in seinem oft recht mitgenommenen, altertümlichen Gewände von längst vergangenen, besseren Zeiten erzählte, wie er selbst einen sichtbaren Teil, ein Stück derselben darstellte — er soll scheiden auf Nimmerwieder sehen! Wem soll es da nicht weh ums Herz werden? Das Wort „Taler* ist bekanntlich eine Abkürzung von Joachims- taler. Denn in dem böhmischen Erzgebirgsstädtchen Joachims- thal ließen die Herren von Schlick zuerst jene grobe Silber münze schlagen, die mit ihrem Wappen, dem böhmischen Löwen und dem Bilde des heiligen Joachim, des Vaters Josephs geziert war. Das geschah i. I. 1519, und später nannte man alle Silbermünzen so, die mehr als 1 Lot oder 15 Gramm wiegen. Die neuen deutschen Taler sind aus dem preußischen Taler von 1764 hervorgegangen, der etwa eineinhalb Reichsgulden repräsentierte und den Namen „Reichstaler* führte. Er wog an zwölflötigem Silber 22,-7» Gramm und hatte 3,vos? Mark an Wert. Die vor herrschende Einteilung in 24 Groschen zu je 12 Pfennig wich im Münzgesetz vom 30. September 1825 der in 30 Silbergroschen zu je 12 Pfennig. Nebenher aber prägten die meisten norddeutschen Staaten — Süddeutschland hatte Gulden- und Kreuzerwährung — ihre Taler teilweise mit anderer Einteilung, so z. B. Sachsen zu 30 Neugroschen von je 10 Pfennig, Hannover zu 24 guten Groschen von je 12 Pfennig. Als letzte Form entstand i. I. 1857 der Vereinstaler, der durch den Wiener Münzvertrag vom 24. Januar dieses Jahres zwischen dem Zollverein und Oester reich vereinbart wurde. Er stellte eineindrittel Gulden süd deutscher und zwei Gulden österreichischer Währung dar, und 30 Stück wurden aus dem Pfunde feinen Silbers mit einneuntel Kupferzusatz geprägt. Ueberhaupt erhielten die Taler im Laufe der Zeit je nach Gehalt, Herkunft und Ge präge verschiedene Bezeichnungen. Da ist vor allem der Doppeltaler zu nennen, der die Münzeinheit der meisten deutschen Staaten zum Ausdruck brachte und zuerst in Hannover (1834), zuletzt nach der Dresdener Münzkon vention (1838), der mit Preußen fast alle Staaten beitraten, geprägt wurde. Er war 37,» Gramm schwer und hatte einen Silberwert von 6,«»« Mark. Ehrwürdige Taler waren ferner die Albertustaler, auch Albertiner, Kreuztaler, Bnrgundertaler genannt, seit 1598 in den habsburgischen Niederlanden zum Gehalte von 13 Lot 8 Grän geprägt. Da diese Taler besonders in Osteuropa beliebt waren, wurden sie später auch in Braunschweig, Ungarn, Holstein, Preußen (1767), Kurland und Livland geprägt. Eine bedeutende Rolle im Verkehr spielte ferner der Kronentaler, eine zu nächst 1709—1718 in Frankreich geprägte Silbermünze von 4,Mark wirklichem Werte. Seit 1755 wurde er für die österreichischen Niederlande nachgrahmt, im Werte etwas vermindert (4,»s. Mark) und in Halb- und Viertelstücken geprägt. Er trug (Brabanter Kreuz-Taler, Krone) Kronen in den drei oberen Winkeln des burgundischen Andreaskreuzes. Da sein Gehalt fest war, wurde er sehr beliebt, aber vielfach zur Uebervorteilung kleiner Leute benutzt. Sein Wert wurde i. I. 1825 auf 45,° Silbergroschen bestimmt, er selbst aber später eingrzogen, sodaß er längst ein Schaustück der Münz sammlungen bildet. In Süddeutschland freilich, wo er auf 162 Kreuzer Wert bestimmt und zwischen 4,e«, und 4,«e ausgeprägt wurde, verschwand er erst seit Einführung der Reichswährung. Laubtaler war die BezeichnunA des 1726 bis 1795 gevrägten französischen Sechslivre-Stückes, das belaubte Lorbeerzweige zeigte und 4,7» Mark Wert hatte. Er kursierte in Unmengen m unserem Vaterlande und zwar zu ungleich höherem Werte als in Frankreich selbst, wo er auf 5,9» Franken herabgesetzt wurde. Markustaler hießen die Talerstücke der alten Republik Venedig, deren Schutz patron bekanntlich der Evangelist Markus ist, sie hatten einen Wert von Legen 4 Mark. Eine merkwürdige Spezia lität bildete der Mariatheresientaler, auch Levantiner Taler genannt. Er wurde im Jahre 1780 mit dem Bildnis der Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich geprägt, hatte einen Wert von 4,»> Mark und wurde ursprünglich von der damals noch österreichischen Münze in Venedig, seit 1866 in Wien hergestellt und zwar als bloßes Fabrikat gegen Einlieferung von Silber oder Münzen und nur auf Be stellung, wofür die kaiserliche Münze eineinhalb Prozent Kosten erhob. Merkwürdig ist, daß die Mariatheresientaler in Oesterreich selbst keine Umlaufsfähigkeit besitzen, dagegen in Unmengen von Triest über Tripolis und Alexandrien nach Nordost-Afrika bis an den Aequator gehen, wo sie bis vor nicht zu langer Zeit die einzig gangbare Münze bildeten. Man nannte sie dort Bu-ter („Vogeltaler*, nach dem Doppeladler), in Abessinien Gersch (Chersch), Mehrzahl Kurnsch, an der Somaliküste und in Aden (Arabien) Kersch (Kirsch) rc. Hier sind sie neben den alten spanischen Piastern die Grundlage der Währung geworden und heißen Fransi oder Reali. Am meisten wurden von unfern Vätern die Speziestaler geschätzt, auch „harte Taler* genannt. Ihr Name erklärt sich daher, daß sie ein ausgeprägtes Kopf oder Brustbild (spczies) zeigten. Jedoch dieses unterschied sie kaum von den andern Talern, sondern ihr höherer Wert. In Deutschland nannte man die fünfsechstel und zuletzt in Oesterreich die neunzehntel feinen Taler Konventionsspezies- taler. Diese Konvention, Vertrag, wurde am 25. September 1753 zwischen Oesterreich und Bayern verabredet, und betraf den Münzfuß, der bald von den meisten deutschen Staaten innegehalten wurde. Der Konventionsspeziestaler hatte 28,.,°«» Gewicht und stellte einen Wert von 4,»-»se Mark dar. Es gab auch halbe Speziestaler, die z. B. Preußen 1766 bis 1767 für die Levantekompanie und 1794—1795 als Handelsmünze prägte. Hannover prägte 1738—1803 stärkere Speziestaler im Werte von 4,«» Mark, ähnlich Hamburg, während die dänischen „Speziesdaler* einen geringeren Wert hatten (3,s°s Mark). — Nachdem durch die Gesetze vom 4. September 1871 und vom 9. Juni 1873 das deutsche Münz wesen eine völlige Umgestaltung erfahren hatte und an die Stelle der früheren die reine Goldwährung getreten war, nach der bis Ende 1875 sämtliche Landesmünzen außer Kurs gesetzt wurden, führten die Taler eigentlich nur noch ein geduldetes Dasein und ihr Verschwinden war nur noch eine Frage der Zeit. Denn sie fügen sich nicht in das Dezimalsystem ein, das die Grundlage des heutigen Münz wesens wie unseres gesamten Zahlensystems bildet. Die Zahl zehn kann eben nie mit der Zahl drei, 1 Taler gleich 3 Mark, geteilt werden. Aber man mußte die Taler dulden, solange noch kein genügender Vorrat an entsprechenden Münzen der neuen Währung vorhanden war. Das scheint nun der Fall zu sein, und so muß des Talers letztes Stünd lein schlagen. Ob er so bald Ersatz finden wird? Wir wagen diese Frage nicht ohne weiteres zu bejahen. Denn das Fünfmarkstück ist zu groß und zu unhandlich und das Zweimarkstück von zu geringem Werte, um an die Stelle des Talers zu treten, der in tausend Fällen des alltäglichen Lebens zu einer geradezu historischen Bedeutung gelangt ist. Wer kennt z. B. nicht den „Mietstaler*? Als Trink geld in vornehmen Kreisen, als anständige Geschenkgabe, als Abfindungssumme für gewisse Dienstleistungen rc. war der Taler unentbehrlich. Nun mag's entsprechend der all gemeinen Preissteigerung das Fünsmarkstück, meinetwegen auch ein Zehnmarkstück, die „Krone*, tun! Aber wie? Wird man in Zukunft dem Verschwender zurufen können: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist der Krone nicht wert*? Ebenso ist der „blanke*, der „harte* Taler in hundert Wendungen sprichwörtlich geworden. Das „blanke", das „harte* Fünfmarkstück wird's nie werden. Und vollends unsere Märchenwelt — wie mag sie ohne ihre Sterntaler rc. in Zukunft bestehen? Und das ist unser Trost beim Scheiden unseres Lieblings: mag er verschwinden aus der Welt der rauhen Wirklichkeit, in dem Reiche der Dichtung wird er fortleben. Vermischte Nachrichten. — Eine epochemachende Erfindung in der sächsischen Geigenbau-Industrie. Aus Boda bei Tannenbergsthal im oberen Vogtlands wird geschrieben: Mit dem Einzug der amerikanischen Firma Smith L Co. ins Vogtland ist auch das Glück in unser stilles, vom Getriebe der großen Welt entrücktes Boda gekommen. In der tiefen Waldeinsamkeit nährt sich hier schlicht und recht ein Geigen bauer namens Klein, unterstützt von seinen Söhnen. Als praktischer Mann hat er das klare Waldbächlein gezwungen, ihm bei der Verarbeitung des Holzes Helfersdienste zu leisten. Dem einfachen Mann ist es nun gelungen, eine Vorrichtung zu erfinden, mittels welcher eine Arbeit bei der Anfertigung von Geigen, die bisher nur mit der Hand verrichtet werden konnte, jetzt auf maschinellem Wege geleistet wird. In der Presse war auf diese Erfindung hingewiesen worden. Der findige Amerikaner Smith ist auf die Erfindung aufmerksam gemacht worden. Er trat mit Klein in Unterhandlung und kaufte ihm diese für 50000 Mk. ab, um sie im großen prak tisch zu verwerten. Außerdem treten die Söhne und Schwieger söhne Kleins gegen einen Wochenlohn von 30 Mk. in die in Adorf errichtete Fabrik, um dort ihren Beruf weiter aus zuüben. Einheimische Fabrikanten waren ebenfalls auf die Erfindung aufmerksam gemacht worden; allem Anschein nach legten sie derselben aber keinen allzu großen praktischen Wert bei. — Die alte Granate. Durch einen traurigen Unglücksfall ist di« merkwürdige Tatsache eingetreten, daß der Krieg l87O noch nach so langer Zeit zwei neue Opfer gefordert hat. In einem kleinen französischen Dorfe bei Roclainville-devant-Voves, das in der Nähe des Schlacht feldes von Loigny au? dem Kriege von 1870 liegt, spielten zwei kleü felde zun war. Ei Granate, erfolgte i wurde; Beine ab ? Aus Frie Dienstag Luftschiff das Luft! Schweiz? hinüber, und das Manzell sehr siche, Wendung Aus Lind um I Uh dahinfuhr Die Gescl c Niemand Steigeula ten Drach Spiele ist die Nähe phonan!«! für ihre l strafgesetzl Zwecken I lungen be oder störe mit Gelds bleiben vl der leidig ziehen — halb der! - E ist vor eil richtsadvo! wie das ungewöhn verhältnißi von der 3 Zivilproze len, der Dieser Ml lassung ei Rechtsbeist mehr als vr. 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