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— Der russische Minister des Aeußern Is wolski ist Montag abend aus Petersburg in Berlin eingetroffen und hat im Hotel Kontinental Wohnung genommen. Er begibt sich von Berlin nach Karlsbad und wird, wie aus Petersburg verlautet, von Karlsbad aus Marienbad besuchen, um dort mit König Eduard eine Unterredung zu haben. Sodann soll der Minister durch den österreichisch-ungarischen Minister des Auswärtigen Freiherrn v. Aehrenthal dem Kaiser Franz Joseph vorgestellt werden. Die weitere Reise des Ministers Iswolski geht nach Biarritz. — Neue Fünfmarkstücke. Die Erwägungen, welche über eine handlichere Gestaltung der Fünfmarkstücke schon seit längerer Zeil an zuständiger Stelle lchweben, sind zwar noch nicht zum Abschluß gelangt, doch dürfte sich die Ent scheidung, wie die „Berl. N. N." erfahren, nicht mehr allzulange hinziehen. Daß es sich, um für die Fünfmarkstücke künftiger Prägung behufs passenderer Handlichkeit einen kleineren Durch messer zu erhalten, nicht um eine Gewichtsverringerung handeln kann, ergibt sich aus der Tatsache, daß eine solche Maßnahme eine Verschlechterung der Münze bedeuten würde, die um so bedenklicher wäre, als die Minderwertigkeit der Silbermünzen schon an sich durch den Fall des Silbcrpreises größer geworden ist, als es früher der Fall war. Der Reichstag wird sich mit der künftigen Gestaltung der Fünfmarkstücke lediglich im Sinne einer parlamentarischen Erörterung zu befassen haben, da auch in diesem Falle, wie bei allen Reichsmünzen, laut Münzgesetz vom 9. Juli 1875 der Bundesrat die Größe des Durchmessers festlegt. Der Artikel 4 des erwähnten Gesetzes enthält auch die Bestimmung, daß Reichsmünzen aus Landes silbermünzen herzustellen sind, solange der Vorrat reicht. Es kommen demzufolge für Prägungszwecke der neuen Fünf markstücke die einzuschmelzenden früheren Taler sowie die eingegangenen alten 50-Pfennigstücke in Betracht. -- Berlin, 3. September. An Offiziere und Mannschaften der Schutztruppe von Südweft - afrika ist die Anfrage ergangen, ob sie bereit seien, im Bedarfsfälle sich nach Kamerun überführen zu lassen, um dort für den Küstenschutz Verwendung zu finden. Es sollen zwei Kompagnien gebildet werden, von denen die eine in Swakopmund, die andere in Lüderitzbucht stationiert bleibt. Der Anlaß zu dieser Anfrage ist nicht durch bestimmte krie gerische Vorfälle in Kamerun gegeben, inan will nur für alle Möglichkeiten gesichert sein, damit, wenn die Kameruner Schutztruppe nach dem Innern vorgehen muß, die Küste nicht völlig vom Militär entblößt wird, und damit sich nicht die Gefahr einer Ausdehnung des Aufstandes hierdurch vergrößert. — Staatssekretär Dernbürg ist nach telegraphischer Meldung mit seiner Karawane am Sonntag nachmittag 2 Uhr nach anstrengenden Märschen in Tabora eingetroffen. Resident Herrmann war der Karawane entgegengereist und traf mit ihr Sonnabend am Gombefluß zusammen. Die Eingeborenen, die ihr zwei Stunden weit entgegen gezogen waren, bereiteten ihr einen lebhaften Empfang. Tabora war festlich geschmückt, Ehrenpforten waren errichtet und überall Fahnen, bunte Tücher und grüner Blätterschmuck angebracht. Von Tabora wird der Staatssekretär nach Muansa zurück kehren. Nach einer Fahrt über den Viktoriasee erfolgt dann von Port Florence die Rückfahrt auf der Ugandabahn bis Mombassa und von dort per Dampfer nach Daressalam. — Aus Deutsch-Südwe st afrika. Nach einem Telegramm des Gouverneurs v. Schuckmann aus Wind huk vom 31. August haben siebzig bei Morenga befind liche Bondels um Aufnahme in das mit den Bondels im Dezember 1900 geschlossene Unterwerfungsabkommen gebeten. Um Morenga Kräfte zu entziehen, sind Verhand lungen eingeleitet worden. Morenga selbst soll sich abwartend auf englischem Gebiet befinden. — Marokko. Die Umgebung von Casablanca ist an scheinend nicht mehr von Feinden besetzt. Ein Eingeborener, der aus Mzab zurückkehrte, gab an, die Stämme im Innern des Landes würden gegen ihren Willen von fanatisch gesinn ten Eingeborenen, die sich durch frühere Ankäufe mit Waffen- und Munitionsvorräten versehen hätten, gezwungen, die Waffen zu ergreifen. Es mache sich jetzt bereits Mangel an Kriegsmaterial bemerkbar, da die Zufuhr infolge der Üeber- wachung durch die Kreuzer erschwert fei. — Admiral Philibert telegraphiert vom 3. Septbr.: In Mazagan herrscht Ruhe. Die Stämme auf dem Lande sind wenig erregt. Die Verhandlungen der Notabeln von Mazagan und Casablanca mit den Abgesandten Muley Hasids dauern noch an. Ein ernstes Gefecht fand bei Casa blanca statt. Die Marokkaner bei Taddert und Mzab sind auseinandergetrieben. Die Kreuzer „Gloire" und „Gueydon" beteiligten sich mit etwa 60 Schuß aus Geschützen verschiede ner Kaliber. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 4. September. Einen schönen Abschluß fand am Montag abend die Sedanfeier des Vaterl. Volksvereins durch den Lampionzug der Kinder. Die freudigen Mienen und frischen Gesänge derselben zeigten am besten, mit welchem Interesse sie bei der Sache waren. Der stattliche Zug mit seinen Hunderten von bunten Lampen bot ein prächtiges Bild und dürfte den Teilnehmern für im mer eine schöne Erinnerung bleiben. Auf dem Neumarkt wies Herr Amtstierarzt Günther nochmals mit patriotischen Worten auf die Bedeutung des Tages hin und brachte zum Schluß ein freudigen Wiederhall findendes Hoch auf Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm und König Friedrich August aus. — Am Nachmittag weilten die Schuler des Kgl. Lehrer- Seminars in Schneeberg als Gäste auf dem Festplatz. — Eibenstock, 4. September. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend wurde bei dem Gemüsehändler Hergert am Albertplatz ein Einbruchsdiebstahl aus geführt. Die Diebe erbrachen eine Türe und sodann den Geldkasten, aus welchem sie ca. 35—40 Mark stahlen. Auch vergriffen sie sich an den im Laden befindlichen Waren. Dem Unger'schen Keller wurde ebenfalls ein Besuch abgestaltet und Unfug darin verübt. Sonntag nacht resp. Montag früh wur den durch Herrn Polizeiwachtmeister Vogel drei verdächtige Mannspersonen verhaftet, welche auch ein offenes Geständnis ablegten. Zwei davon werden sich wegen des Diebstahls, einer wegen Hehlerei zu verantworten haben. — Dresden, 3. September. Heute mittag wurde von einem Wagen der Feuerwehr ein 7jähriger Knabe tätlich überfahren. DaS Kind ist in das Gefährt hinein gelaufen. Die Feuerwehr war ausgerückt, um ein in der Gefahr des Abstürzens schwebendes Kind, das durch ein Dachfenster eines mehrstöckigen Hauses in die Dachrinne geraten war, zu retten. Das Kind wurde aus seiner gefährlichen Lage befreit. — Pirna. In den Obstgärten von Copitz und Posta tritt gegenwärtig ein Nagetier verheerend auf, das auf der Oberseite grau, auf dem Bauch weißlich aussieht. Die Länge des Körpers ohne den Schwanz beträgt 16, die des Schwanzes 13 Zentimeter. Der Schwanz ist in seiner ganzen Länge nach buschig behaart, ähnlich wie beim Eichhörnchen. Das Tier wird als Haselmaus bezeichnet, es ist aber in Wirklichkeit der Siebenschläfer, Myoxus glis. Von der Hasel maus unterscheidet er sich dadurch, daß der Schwanz ganz gleichmäßig grau gefärbt ist, während bei der Haselmaus die Schwanzspitze schwarz aussieht. Auch in den Abmessungen der Körperteile differieren beide Tiere von einander. Der Siebenschläfer ernährt sich von den Kernen der Früchte. Deshalb frist er das Obst, vor allem Birnen, in Unmassen an, und da er nur die Kerne verzehrt, so ist der Schaden, den er stiftet, sehr groß. — Freiberg, 3. September. Der aus der Sieben- lehner Brandstifteraffäre bekannte ehemalige Bürgermeister Barthel von Siebenlehn wurde heute von der ersten Ferienstrafkammer des hiesigen Königl. Landgerichts wegen Betruges in 12 Fällen, Beamtenbestechung in 6 Fällen und Untreue im Amt in l Falle zu 2 Jahren 9 Monaten Zucht haus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. In Sachen der Brandstifteraffäre hat sich Barthel noch vor dem Schwur gericht zu verantworten. — Buchholz. Hier beschlossen die Cartonnagenarbeiter, insgesamt 800 Personen, in den Aus stand zu treten, weil die Verhandlungen mit den Arbeitgebern wegen Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit scheiterten. — Aue, 2. September. Am Sonnabend war in einer hiesigen Holzhandlung ein 48 Jahre alter Handarbeiter mit dem Auseinandernehmen eines Wasserrades beschäftigt. Da bei schlug ihm infolge Abrutschens die Brechstange derartig an den Kops, daß er durch den Schlag sofort getötet wurde. Der Verunglückte hinterläßt als bemitleidenswerte Hinterbliebene seine Witwe und 5 meist erwachsene Kinder. — Schneeberg, 1. September. Zwei Scheunen brände fanden hier am gestrigen Spätabend bez. heute nacht statt. Kurz nach 10 Uhr brannte die mit reichen Ernte- und Futtervorräten sowie Gerätschaften gefüllte Scheune des Kohlenhändlers Riedel aus. Der Besitzer, der die Scheune erst vor einigen Wochen gekauft hat, hat leider nicht versichert. Die Ernte gehört zum Teil einem Milchhändler, der sie dort mit untergebracht hatte. Nachts nach '/,2 Uhr entstand dann in einer der ausgebrannten benachbarten Scheune der Firma Geitner L Co. Feuer, das ebenfalls Futtervorräte usw. ver nichtete. In beiden Fällen wird als Entstehungsursache der Brände böswillige Brandstiftung vermutet. — Auerbach, 3. September. Gestern nachmittag in der 5. Stunde ertönte Feuerlärm. Es brannte an der Klingenthalerstraße das dem Handelsmann Hermann Thomas gehörende einstöckige Haus. Durch das rechtzeitige Einschreiten der schnell am Brandplatze erschienenen Frei willigen Feuerwehr ist ein weiteres Umsichgreifen des Feuers verhütet worden. — Falken st ein, 2. Septeinber. Ein unter Forstleuten jedenfalls seltenesJubiläum beging heute der hiesige Oberförster Hermann Schreiber. Seit 1. September 1875, also 50 Jahre, steht der Jubilar in Diensten der freiherrlichen Familie v. Trützschler, deren umfangreiche Forstverwaltung er erfolgreich leitet. — Bockau, 2. September. Ein größerer Gelddieb- stahl wurde am Abend des 25. vorigen Monats bei dem Gutsbesitzer Carl Schwotzer hier verübt, woselbst aus einer verschlossenen Lade, die in einer Schlafkammer des oberen Stockwerks stand, eine schwarze Ledertasche mit 500 bis 600 M. barem Gelde entwendet wurde. Die Tasche enthielt außer dem noch 4 Stück Golddukaten und eine silberne Medaille der landwirtschaftlichen Ausstellung in Bockau vom Jahre 1900. Der Dieb, der sich anscheinend nach Eintritt der Dunkelheit ringeschlichen hat, konnte noch nicht ermittelt werden. — Oelzschau b. Rötha, 2. September. Die so oft gerügte Unvorsichtigkeit in der Handhabung von Schußwaffen hat gestern nachmittag hier einen tätlich verlaufenen Unglücksfall zur Folge gehabt. Der Lehrer Pleißner von hier besitzt ein altes Stockgewehr, das er zu dem Stern schießen im Gasthof mitgebrachl hatte und einigen Bekannten erklärte. Ganz unvermutet löste sich aus diesem ein Schuß, der den davorstehenden Buchhalter Papst von der Oelzschauer Brauerei traf und dessen sofortigen Tod herbeiführte. — Unzutreffendes Gerücht. Einige Zeitungen haben die Nachricht gebracht, es sei das Gerücht verbreitet, daß dem kommenden Landtage eine Vorlage auf Erhöhung der Königlichen Zivilliste werde unterbreitet werden. Wie die „Dresd. Nachr." von zuverlässiger Seite erfahren, handelt es sich hierbei darum, die Königliche Zivilliste, die bei der Einführung der Wohnungsgeldzuschüsse für die Staatsdiener so bemessen worden war, daß die gleiche Maßregel für die Hofbediensteten getroffen werden konnte, in die Lage zu ver setzen, dieselbe Erhöhung der Wohnungsgelder, die den Staatsdienern zugedacht ist, auch den Königlichen Hofbeamten und Dienern zu teil werden zu lassen. Der Entwurf des Etats für die Finanzperiode 1908 09 wird daher nicht eine Erhöhung der Zivilliste im eigentlichen Sinne anregen, son dern nur den Vorschlag enthalten, den für die Zivilliste auszuwerfenden Betrag dergestalt zu regeln, daß die den Hofbeamlen zu gewährenden Wohnungsgeldzuschüsse in Ein klang gebracht werden können mit denjenigen, die die Staats diener zukünftig beziehen sollen. — Eine sehr erfreuliche Begleiterscheinung dürfte die Siebenlehner Brandstiftungsaffäre haben. Wie berichtet wird, soll dieKönigliche Brandversicherungs kammer noch vor Eröffnung des Landtages zu einer Sitzung zusammentreten, um über den Antrag Beschluß zu fassen, Besitzern von baufälligen Häusern, wenn sie letztere wegreißen wollen, einen vertragsmäßig festgelegten Beitrag zum Wieder aufbau zu gewähren. Der Hatgenstrick. Kleinstadtbilder von Th. Schmidt. (LS. Fortsetzung.) Der Schwarzbärtige und die Zuschauer sahen nichts von dieser kleinen Szene, denn die vier älteren Kinder und ihr sogenannter Stiefvater „produzierten sich" teils als Turner, teils als Messer- und Tellerwerfer unter dem Seil, während die „Frau Direktor" mit dem Sammelteller herumging und mit Luchsaugen aufpaßte, daß ihr keiner der Zuschauer ohne Bezahlung über die aufgezogene Wäscheleine entwich. Freilich ganz konnte sie das nicht hindern, einige Schlingel kniffen ihr doch aus, um an der entgegengesetzten Seite wieder aufzu tauchen, wo sie dann sozusagen mit einem Auge nach den „Künstlern", mit dem andern aber die Bewegungen des weißen Tellers in der Menge verfolgten, um vor diesem, wie die ent gegengesetzten Pole der positiven und negativen Elektrizität mit blitzartiger Geschwindigkeit ihren Platz zu wechseln, wenn jener in ihre Nähe kam. Als die „Frau Direktor" zu Pankraz kam, schüttete dieser den Inhalt seiner Tasche auf den Teller aus, bis auf einige Halbegroschen, die er für die Kleinste zurückbehielt. „Ah, das ischt noch een anschtändrger Junge!" lobte ihn die Frau. „Du bischt woll der Bankraz vom Ratsgeller?" „Ja, das ist er, Mama, er hat mir gestern schon Stachel beeren gegeben," sagte die Kleine. „Un er hat noch was anders für uns im Kiddel — Guchen un Bemmchen un Warst." „Das ist schön; kieb nur allens her, Kleener, mer kennen 's keprauchen bei die schlächten Zeiten." „Aber der da soll nichts davon haben," bemerkte Pan kraz, auf den Wildbärtigen zeigend. »Und warum denn nicht?' fragte die Frau, der Richtung seiner ausgestreckten Hand folgend. „Der hat eben die kleine Alli gehauen,' versetzte Pankraz. Die Frau holte tief Atem und seufzte. Ein Menschen kenner hätte in diesem Augenblick aus dem verhärmten, hageren Antlitz der Frau unschwer eine ganze Leidensgeschichte mit den Kapitelüberschriften herausgelesen: „Der verunglückte Seil tänzer' — Eine Witwe mit sechs kleinen Kindern — Der vagabondierende Künstler — Eine „Künftlerehe" — Zu späte Reue — Dämon Alkohol und tierische Verrohung usw. „Ach, wenn das mein seliger kuter Mann wüßte,' stöhnte die Frau leise, und die Kleine mit der von dem rohen Schlage des wüsten Menschen brennend roten Backe an sich ziehend, sagte sie tröstend: „Sei nur schtill, mein Gind, bald ist Emil kroß, und dann weiß ich schon, was ich due.' Jetzt trat der Genannte, es war der älteste der Geschwister Flamingo — er hatte bislang den vier kleineren Brüdern die nötigen Geräte bei ihren Uebungen gereicht oder als Clown die Menge unterhalten -, hinter die mit einem Laken be hangene Stellage, denn gleich kam er an die Reihe. „Kieb nur her, mein Junge,' sagte die Frau zu Pankraz gewendet, „es soll alles für meine Ginder pleiben." Und nun kramte Pankraz seine Vorräte aus dem Kittel latz heraus. „Mosje Clown' bekam das erste große Butter brot». Dieser dankte dem Spender, der ihm nicht mehr un bekannt war, verzehrte rasch den Leckerbissen, streifte während des Essens seinen bunten, weiten Clownüberwurf ab, rieb die Sohlen seiner Schuhe auf Kreide und schwang sich danach auf das etwa drei Meter hohe Seil. In diesem Augenblick eilten die vier Brüder, die mit ihren Produktionen fertig waren, begleitet von dem Händeklatschen der Zuschauer hinter die Stellage, während der Wildbärtige mürrisch dem Aeltesten die Balanzierstange auf das Seil heraufreichte, denn er hatte längst bemerkt, daß hinter dem schmutzigen Laken vermutlich von einem „Bewunderer der Kunst' etwas Eß-, wahrscheinlich auch etwas Trinkbares ausgeteilt wurde. Aber er durfte seinen Platz unter dem Seil nicht verlassen, solange jemand aus der Truppe noch oben auf jenem stand; so wollte es wahr scheinlich die polizeiliche Vorschrift. Monsignore di Flamingo bekam infolgedessen von den Leckerbissen, die es hinter dem Laken gab, nichts zu kosten, denn in wenigen Minuten hatten die vier hungrigen kleinen Flamingos alles weggeputzt. Die Produktionen des ältesten Jungen der Truppe bildeten den „Schluß der Vorschdellung', so sagte das Haupt der Ge sellschaft. Und dieser Teil der Vorstellung schien für Pankraz der interessanteste zu sein, denn seine scharfen, klugen Augen verfolgten jede Bewegung des schlanken, geschmeidigen Körpers des jungen Seiltänzers. „Du, ich glaube, das kann ich auch,' sägte er nach einer Weile leise zu seinen beiden Freunden. Die lachten ihn aus. „Hast Du's eben nicht gehört, wie lange einer üben muß, um bloß auf dem Seile stehen oder Schritt vor Schritt gehen zu können?' meinte der forsche Fritz. Und Bussen Georg sagte: „Ich ginge da nicht hinauf und wenn ich da 50 Taler kriegte." „Ba, Du steifer Bock und Bangebüx taugst auch zu so was nicht!' warf der Kecke lachend hin. Pankraz vertiefte sich hierauf wieder in die Geheimnisse der Seiltanzkunst, merkte sich jede Stellung der Füße und die Hülfen, die sich der junge Künstler mit dem Heben und Senken der Stange nach links oder rechts gab, kurz, unser Held war wohl noch nie mit solcher Aufmerksamkeit wie im Augenblick den abendlichen Uebungen der Mitglieder des Holtorfer Turnvereins — denen er übrigens sämtliche Sachen nachmachte — gefolgt. Als endlich der junge Flamingo tief Atem schöpfend vom Seil heruntertrat und sich an der Stellage herunter auf den Boden schwang, da fragte ihn Pankraz kurz: „Wie lange hast Du geübt, ehe Du auf dem Seil gehen konntest?" „Des weß ich nich, aber verschiedene Monate sinds sicher gewesen." Kopfschüttelnd wandte er sich nach seinem Freunde um. „Js ja Unsinn! Ich glaube, das muß man in einem Tage lernen können." Die Menge zerstreute sich, und Pankraz lief nach Hause und berichtete seiner Mutter, welche Freude sie mit den Eß waren und dem Gelde bei den armen Leuten gestiftet und was er sonst noch erlebt habe, und daß die „Kunststücke" gar nicht so schwer seien, einige könne er auch schon. „Na da kannst Du ja mitziehen und Seiltänzer werden!" scherzte die Mutter. „Ne, Mutter, ne, das täte ich nun doch nicht; die führen ja ein Hundeleben. Unser alter Sultan hat es bester, als die Kinder dieser Leute," versicherte er mit Ueberzeugung. Drei Abende lang hatte Monsignore di Flamingo mit seiner „Druppe" Vorstellungen gegeben; damit war das Feld in und um Holtorf für ihn abgegrast. Ein vierter Abend würde wohl kaum noch ein Dutzend zahlungsfähige und zahlungswillige Neugierige heranziehen, sagte sich das Ober haupt. Aber diese Leute haben mitunter großartige Ideen zur Heranziehung des Publikums, und dieses fällt fast immer wieder auf einen Trik herein, wenn dieser nur neu ist und verblüffend wirkt. Gleich nach Mittag am vierten Tage durcheilte der älteste Sohn der Flamingos die Stadt mit einem Kleistertopf und einem Stück Borstwisch, sowie einigen Dutzend beschriebener weißer Bogen und klebte diese an alle Ecken der Häuser vor den vier Toren und an die Gebäude an den HauptkreuzungS- punkten der Straßen mitten im Orte; nur den Ratskeller, auf den die Langen-, Nord- und Südstraße stieß, verschonte er, denn an dessen Ecken stand groß geschrieben: .Zettelan kleben verboten!" Staunend lasen die guten Holtorfer folgende zwar ver ¬ ständliche auf alle l c zeihge mingo Vohrsfi vorgefü in zwei der siö den S< Die lachend ii ten nachd Mann" n Kunst erb »Js bar Bun Gramm«: seiner eis »Me Deubel h un wenn swarzen k noch swa „Die findest Dl Schostersc Kerrml»! ützei- Wv - 6 zählt eine Berlin nc In Tetsc mein Ha läßt das Hand. 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