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— — -- - 88. Gewerbekammer in Zittau ist zur Uebermittelung etwaiger Wünsche, sowie zu weiterer Auskunsts- ertheilung gern bereit. Umschau in der sächs.-prcuß. Lausitz und dem Meißner Hochland. 12. Oktober. Durch Feuer wurden vernichtet: eine Scheune des Gutsbesitzers Grüllich in Oelsa bei Löbau; ein in Zittau entstandenes Feuer wurde im Ent stehen gelöscht; die Gebäude deS Oekonomen Franke in Sebnitz; die Gebäude von Anton Schneider in Wöllmsdorf. — Der Gutsbesitzer Heinze in Oelsa bei Löbau wurde bei der Kar toffelernte überfahren und so verletzt, daß er bald darauf starb. — Arbeiter Herrmann in Rade berg, der vor 14 Tagen von einem Holzstoff ballen getroffen und schwer verletzt wurde, ist gestorben. — Schwer verletzt wurde bei Erd arbeiten der Arbeiter Friedländer aus Wanscha bei Ostritz. — Der Bezirksausschuß in Löbau erledigte in der 7. Sitzung 19 Punkte der Tages ordnung. — Zur Vorjeier des 50jähr. Jubiläums deS MännergesangvcrcinS zu Löbau gedenkt man am 14. d. M. dem verstorbenen Mitbegründer und langjährigen Leiter Kantor Klose eine pietät volle Ovation am Grabe darzubringen. — Herr Zimmermann Hille in Bautzen feierte das 50- jährige Berussjubiläum. — Der Schmicdemcister Herr Meschke in Hohnstein feierte das 50jährigc Bürgcrjubiläum. — Der verstorbene Baumeister Berndt zu Bautzen hinterließ der Stadt zur Unterstützung von Armen als „Berudtstistung" 50,000 Mk. — Bei dem 50jährigen Jubiläum deS Gustav-Adolf-VereinS zu Bautzcu kamen 440 Mk. durch die Kollekte ein. 6 Gemeinden deS Jubelbezirkcs haben 274 Mk. als Jubelgabc ringejcndet. — Durch Herrn Pastor Bogel wurde das neue Kinderheim in Leutersdorf feierlich cingeweiht. — Die Preise der meisten wichtigsten LcbenS- mittel sind nach der letzten Tabelle der stati stischen Correspondenz im September dieses Jahres weiter zurückgegangen. Ter Weizen ist so billig, wie er seit Einrichtung der betreffenden Statistik, im Oktober 1882, noch niemals gewesen ist; der Roggen war seit 1888 nur einmal, im März dieses Jahres, billiger; die Flcischpreise halten sich meist aus ihrem niedrigen Stand; die Futter gewächse u. s. w. beginnen von ihrer Höhe lang sam herabzugehen. Am Dienstag Vormittag entgleiste im Bahn- hvssgebiet Kamenz und zwar unweit deS Tunnels, die Maschine eines Bauzuges. Der Personenverkehr nach und von ArnSdors und Elstra wurde bis zu der Beseitigung des Hinder nisses durch Umsteigen aufrecht erhalten. Wegen Reinigung der Königlichen Gemälde- Galerie in Dresden vom 16. biS 91. Oktober dieses Jahres wird der cintritlSsrcie Besuch der selben auf diese Zeit aufgehoben und der Besuch an den Wochentagen von 9 bis 1 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 2 Uhr, so weit dies thunlich, nur gegen ein Eintrittsgeld von 1 Mk. 50 Pf. für die Person gestattet. Dresden, 10. Oktober. Unter den gestern hier zur Schlachtung gelangten Schweinen hat sich wieder ein trichinöses, das neunte in diesem Jahre, befunden. Für Unschädlichmachung des Fleisches desselben wurde behördlicherseits Sorge getragen. Von einem durch Elektrizität getriebenen Straßenbahnwagen wurde am Montag Abend auf der Blumcnstraßc in Dresden ein von einem Soldaten gerittenes Pferd angerannt und zu Boden geworfen. Der Soldat stürzte gleich falls und erlitt einen Unterjchcnkelbruch. An jedem Sonnabend Nachmittag, in der Zeit von 4 bis 6 Uhr Abends erscheine» an der Coupon- und Wechsclkajse der Dresdner Bank eine große Anzahl von Arbeiter», welche dort den größten Theil ihres Wochcnlohnes in italienisches Papiergeld uniwechjeln. Es sind dies die Italiener, die an den großen StaatS- bauten im Ostragehege oder an den Bahnhofs bauten seit diesem Frühjahr beschäftigt sind. Es sind zumeist verheirathete Leute oder Söhne, die ihren Angehörigen das eingewechselte Papier geld in Briesen übermitteln. Interessant ist es, den Leuten nach dem Postamt zu folgen, wo sie die Briefe ausgeben. Hier erzählen sie mit der dem Italiener rigenthümlichcn Lebhaftigkeit von der Heiinath „nd den Ihrigen und schildern einander die Freude, die das alte Mütterchen des braven Sohnes, die Mutter, der Vater, die Gattin, die Kinder haben werden, wenn am Montag oder Dienstag der Bries mit dem er sparten Lohn ankommen wird. Und selbst die keine Angehörigen besitzen, schicken die ersparten Lire an ihre Pfarrherren ab, welche ihnen das Geld ausheben und verzinslich anlcgen, bis sie einst in die Heimath zurückkehren. Der sächsische Erzähler. Seite 1». (Millionenanleihe.) Die von der Stadt gemeinde Zittau beschlossene Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, seitens des Letzteren un kündbaren Schuldscheinen in Abschnitten von 1000 und 500 M. behufs Ausnahme einer 3'/, prozentigen städtischen Anleihe von zwei Millionen Mark ist von den Ministerien der Finanzen und des Innern genehmigt worden. Dem „Wurzeuer Tageblatt" wird aus dem Dorsc P. bei Brandis geschrieben: 1000 Mark für einen Kuß. Dieser Tage saßen in einer Restauration deS Ortes mehrere Radfahrer aus Leipzig mit dem schmucken Wirthstöchterlciu in lustiger Stimmung beisammen. Unter den fidelen Sportsgenosscn befand sich auch ein Leip ziger Rechtsanwalt, dem eö das hübsche 19jäbr. Mädchen so angethan hatte, daß er ihr 1000 Mark bot, wenn sie ihm einen Kuß geben nud sein liebes Weibchen werden wolle. Eingedenk des Sprichworts: „Einen Kuß in Ehren kau» Niemand verwehren", besann sich die holde Maid nicht lange und spendete den verlangten Kuß, worauf denn auch der glückliche Empfänger dcs- fclben sofort seiner Verpflichtung nachkam nnd ihr mit den Worten: „Das Geld ist Dein und Du bist ewig mein" 1000 Mark in Papiergeld in daS zarte Händchen drückte. Beide umarmten sich nun und bei dem einen Kusse ist cs natür lich nicht geblieben. Die Verlobung ist geschlossen und nächstens wird fröhliche Hochzeit fein. (Jüdische Machinationen und die Leipziger Messe.) Bezeichnend ist cs, daß das gemeldete Vorgehen der in Leipzig zur Messe weilenden jüdischen Borstcnhändlcr selbst die Miß- billigung der demokratischen „Berliner Zcitiing" findet; sic sagt: „Antisemitische Blätter charak- tcrisiren die Eingabe der jüdischen Händler als einen ErprcssungSversuch, und wir können ihnen darin nicht Unrecht geben, sondern schließen unS dieser Bcurthcilung an. Handelsinterrssen nnd Schächtverbot haben nicht das Geringste mit einander zu thun, und es ist aus'S Schärfste zn verdammen, wenn die jüdischen Kaufleute in dieser Weife einen Druck zur Erreichung ihrer Wüujche auf dem Gebiete deS religiösen Kultus auSübcn. Halten die Juden daS Schächtverbot für ungerechtscrtigt, so mögen sie sich an die zu ständigen Stellen, Regierung und Parlament, wenden, sie mögen mit Gründen zu überzeugen, aber nicht mit Drohungen zu erzwingen suchen. Solche Ucbergrifse müssen Erbitterung erregen .... Zn bedauern ist, daß die Leipziger Handels kammer den Antragstellern nicht den Standpunkt gründlich klar gemacht, sondern ihrem Verlangen nachgegebcn hat. Sie hat damit bestätigt, daß die jüdischen Borstcnhändlcr sich nicht verrechnet haben, als sie meinten, auch der Handelskammer werde das materielle Interesse über alle anderen Bedenken gehen. Wenn das Unternehmen der Petenten in jedem Betracht verwerflich ist, so erscheint das Verhalten der Leipziger Handels- Behörde auch nicht eben bewunderungswürdig." Leipzig, 9. Oktbr. Nach einer Zusammen stellung, welche der „Korrespondent" in seiner gestrigen Nummer gicbt, hat der vorjährige Buchdruckerstreik dieGcsammtsumme von 2,288,550 Mark an Unterstützungen von der Centralkasse und den Gaukasscn erfordert. Würde man hier zu noch eine gleiche Summe als Ausfall für entgangenen Verdienst rechnen, so käme man aus den ungeheuren Betrag von rund 4'/z Millionen Mark, die der Streik den Gehilfen gekostet hat, und zwar ohne daß irgend ein Erfolg errungen worden ist. Leipzig, 10. Oktober. Die Häuser, die an der nördlichen Seite des ThomaSgäßchenS stehen, sind bereits zum Abbruche ausgeschrieben. Geräumt sind sie schon seit Ende September. Daß der Abbruch während dcö Winters vollzogen werden soll, ist als Wunsch von der vom Herrn Ober bürgermeister Lr. Georgi seiner Zeit empfangenen Arbciterdepntatiou ausgesprochen morden und der Rath hat diese,'. Wunsch als berechtigt und praktisch anerkannt. Jedenfalls wird auch die Pleißcnburg später einmal während deS Winters niedergelegt werden. Glauchau, 9. Oktober. Eine aufregende Szene spielte sich Sonntag früh in der 6. Stunde im Hause Lichtensteiner Straße 29 ab. Die daselbst im 3. Stockwerk wohnhafte Webers- chesrau Lorenz stürzte sich in unzurechuungs- sähigem Zustande aus einem Fenster herab in den Hos und erlitt dadurch so schwere inner lich und äußerliche Verletzungen, daß sie auf der Stelle todt liegen blieb. Ein Schlaganfall hat seit Jahren Gebrechlichkeit und Schwachsinnigkeit bei der bedauernSwerthen Frau herbeigesührt. Auerbach i. V. 10. Oktober. Das leicht sinnige AuSblaseu der Petroleumlampe hat in Carlöseld wieder ein Opfer gefordert. Die Frau L8-». deS Straßenarbeiters Götz daselbst blies die Lampe von oben auS, daS Petroleum explodirte sofort, und im Nu glich die Frau einer Feuer säule. Die Frau ist am andern Tage an den erhaltenen Brandwunden gestorben. Eine großartige vogtländische Bauern hochzeit wurde in einem Dorfe der AmtS- hauptmannschaft Plauen gefeiert. Die Hochzeit dauerte süuf Tage, die Zahl der Hochzeitsgäste betrug zirka 160. Dem Brautpaare folgten zur Kirche 28 Landauer mit Hochzeitsgästen. Ge schlachtet waren worden 1 Ochse, 8 Schweine nnd 2 Kälber. Dazu kamen 1 Rehbock, große Mengen Fische und Geflügel. Am ersten Tage wurde nur Wein getrunken. An böhmischem und bayerischen Bier waren je ein zwcispännigcS Fuder zugesahrcn worden. An allen fünf Tagen fand Tanzvergnügen statt. Verunglückt sind: ein Dienstmädchen in Dresden durch Sturz aus einen Gartenzaun;, ein Droschkenkutscher dort durch Sturz von dem Wagen. — Durch Messerstiche verletzt wurden zwei Leute in Mittweida durch den 20jährigen Bauer aus Frankenbcrg. — Postbote Bürgmanu in Crimmitschau wurde überfahren und gctövtet.. — Bäcker Erbe und seine Frau in Hohcnpcch starben an Brandwunden. — Ein Schneider geselle in Köln rr>lach seine Geliebte nnd ver letzte lebenügcjährlich eine Frau. — Vermißt wird seit dem 26. September ciu 31jähr. Dienst mädchen in Dresden.— Bei Wittgendorf unweit Limbach wurde ciu Mann überfahren und schwer verletzt. — Ein 4'/zjährigcS Kind in Dresden sand seinen Tod durch Sturz aus einem Gebäude. — Der Steiger Scheinert in Lugau fand seinen Tod durch Sturz iu die Tiefe. — Dem Heizer Schneider in Dohna wurden 3 Finger und die halbe rechte Hand durch die Schneidemaschine abgcfchnitten. — Der Professor Cäsario Oliviero zu Neapel hat sich eines unheilbaren Leidens wegen selbst entleibt. — Durch Feuer wurden vernichtet: die Gebäude deS Gutsbesitzers Meißner in Hartmannsdorf; die Schubcrt'schc Restauration zu Buchholz. — Der berühmte Männergcsang- vcrcin in Wien feierte sein 50jährigcö Jubiläum ; desgleichen der „Licdcrkranz" zu Oschatz. — Tas 40jährigc AmtSjubiläum feierte Herr Schul direktor Kunath in Dresden. — DaS 50jährige Bürgerjubiläum feierten die Herren Schuhmacher Schäfer in Zwickau und Mühlcubcsitzcr Hohlseld in Geising. — Den 19. d. M. wird das 150- jährige Jubiläum der Gcwaudhanrkonzcrtc iu Leipzig gefeiert. — Im Niefengcbirge war am 6. d. M. Schnee gefallen, hat sich aber nur kurze Zeit verhalten. — In Frankreich hofft man Heuer 36 Mill. I>I. Wein mehr zu erbauen als im Vorjahre. — Der deutsche Pomologen- vcrein, welcher 1366 Mitglieder zählt, hatte im vorigen Geschäftsjahre 7180 Mark Einnahmen und 6950 Mk. Ausgaben. Vermögen 5750 Mk. — Zu der neuen Kirche zu Weinböhla wurde der Grundstein gelegt. - Der Senatspräsident a. D. Nosly hat dem Dresdner Bürgerhospitale bedingungsweise 3000 Mk. vermacht. — Die Jcrusolcms-Collccte in Berlin ergab 56,000 Mk. — In Berlin giebt eS 121 Bibliotheken. Tie Universitätsbibliothek hat 800,000 Bände und 24,024 Manuskripte. — Dem Museum für Naturkunde in Berlin hat der Baumeister Becker in Licgnitz eine Sammlung von 30,000 Dipteren (Zweiflügler) geschenkt. Vermischtes — Berlin, 10. Oktbr. Dem„B.T." wird aus Breslau gemeldet: Auf der LudwigSglück- grube bei Zabrze sind zwei Maschinenwärter, während sie eine Förderschale reparirten, in den Schacht gestürzt und gräßlich verstümmelt worden. Ursache des Unglückes war das Zerreißen des Seiles. — Stettin, 10. Oktbr. Auf der Brücke eines Nebenstranges der Eisenbahn zwischen Finken walde und Stettin versanken heute früh infolge zu schwachen Unterbaues zwei Waggons, von denen einer mit einer etwa 800 Centner schweren Kanone, welche für das Kaussahrteischiff „Branden burg" bestimmt ist, der andere Waggon mit einer 1000 Centner schweren Eisenplatte beladen war. Menschenleben sind bei dem Unfälle nicht zu beklagen. — (Eine Bauernhochzeit.) Eine große Hochzeitsseier fand am Ausgange der letzten Woche in dem Dorse Niederlauterbach am Rhein statt. Es waren netto 100 Personen und 25 Kinder cingeladen. Sie verzehrten einen ganzen Ochsen und noch verschiedene Viertel, im Ganzen 6 Centner Rindfleisch, 2 Kälber, 1 Schwein, 20 Hasen, 1 Reh, 200 Bratwürste, 60 große Gugel- Hopf, 100 Zwetschgentorten, 50 Pfund Zucker brot und tranken dazu 500 Liter Weiß- und 50