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8». lamentarischeu Oeffentlichkcit gesehen hat. Die „N. Fr. Pr." nennt das Gesetz einen Keulen schlag gegen das deutsche Bürgrrthum; das „N. W. Tagebl." erklärte es sür einen Stotz ins Herz der liberalen Partei, sogar das der Regie rung sonst nahestehende „Fremdenblatt" findet die Verantwortung der Regierung ungeheuer und sieht voraus, daß die Deutschen die Zeche zu bezahlen haben werden. Nur die offiziöse Presse sucht die Vorlage zu vertheidigen, stützt aber bei allen Parteien mit alleiniger Ausnahme der Jung« czechen und Ruthenen, die eine Erweiterung ihres Sitzstandes erhoffen, auf starken Widerspruch. Besonders erregt sind die Polen, denen der Minister noch ganz neuerdings versprochen hatte, von jeder Wahlresorm abzusehen. Die Regierung berief auch den Grasen Badeni und Ritter Zelcski nach Wien, damit sie die Polen be schwichtigen. Die Urheberschaft des Gesetzent wurfs wird dem Einfluß des Finanzministers vr. v. Steinbach zugeschrieben. Wien, 12. Oktober. DaS Organ deS obersten SanitätSrathes, „OesterreichischeS Sani« tätSwesen", stellt fest, daß in der letzten Woche nicht bloß die Zahl der Cholera-Erkrankungen und der verseuchten Gemeinden in Galizien sich verminderte, sondern auch der Charakter der Erkrankungen ein milderer geworden und die Ziffer der Sterbefälle gesunken sei, so daß ein baldiges Erlöschen der Seuche zu erhoffen wäre. Italien. Rom, 11. Oktober. AuS Sizilien wird telegraphirt, daß in Cor leone 50,000 Arbeiter die Arbeit niederlegten. Bewaffnete Bauern banden durchziehen die Gegend. In Diana bei Greci herrschen ähnliche Verhältnisse. Die Re gierung sendet Truppen nach den bedrohten Punkten. Frankreich. Die französischen Blätter haben bekanntlich berichtet, daß der General de CoolS bei den jüngsten Manöver» sich über die Unzulänglichkeit der Reserveoffiziere beklagt hätte; dem gegenüber erklärt eine Note des Kriegsministcrs, die Be merkungen des Generals de CoolS seien von dem Standpunkte der Armeeleitung aus gemacht, welche die völlige Durchbildung der Reservesor- mation im Auge habe, eine Durchbildung, die nur durch fortdauernde Anstrengungen zu erzielen sei. Die Armeeleitung erkenne die Nützlichkeit der Reierve-Cadres an, wünsche aber nicht, daß sich in Bezug auf dieselben falsche Anschauungen verbreiteten, die dann zu argen Enttäuschungen führen könnten. Darnach sind die Bemerkungen deS Generals de CoolS, soweit die gegenwärtige» Leistungen der Reserveosfiziere in Betracht kommen, begründet gewesen. Paris, 11. Oktober. Der Gesundheits zustand Mac Mahons erregt trotz der Besserung große Besorgnisse. Dem „Figaro" zufolge leidet der Marschall an Verkalkung der Blutgefäße. Nahrung kann er nicht zu sich nehmen. Trotz dem hoffen nach derselben Quelle die drei Pariser Aerzte, welche ihn behandeln, ihn diesmal noch retten zu können, was bei der Natur der Krank heit wohl nur besagen kann, daß sie sein Leben noch etwas zu fristen meinen. Spanien. Madrid, 11. Oktober. Die Regierung be treibt die Rüstungen zu der Expedition gegen die Mauren mit dem größten Eifer. Täglich sollen 400,000 Patronen hergestellt werden. Der „Epoca" zufolge hat der Kriegsminister beschlossen, die Mausergewehre, welche an daö Regiment Savoyen und an das Jägerbataillon Puerto Rico vertheilt worden sind, an den Mauren zu erproben. ES sind 150 Stück übrig geblieben, welche nach Melilla gesandt werden sollen. Eben- dorthin werden 60 Mann der beiden ebengcnannten Truppentheile mit den nölhigcn Unteroffizieren und Offizieren abgehen, um die Unterweisung von 150 Mann der Truppen zu Melilla im Gebrauch des neuen Gewehrs zu übernehmen. Es wird dadurch eine 210 Mann starke Schützen truppe hergestellt werden, welche gegen die Mauren Verwendung finden soll. Bei günstigem Ergeb nisse soll dann das Mauseraewehr in der ganzen Armee eingesührt werden. Meldungen auS Tanger zufolge verlautet, Spanien werde von Marokko ausreichende Bürgschaften sür seine Rechte in Melilla und die Zahlung einer Entschädigung durch den Sultan verlangen. Türkei. Konstantinopel, 11. Oktober. In einer Sitzung deS internationalen GesundheitsrathcS ereignete sich ein Zwischenfall, der noch Folgen haben dürfte. Als ein Kaiserliches Jrade ver lesen wurde, worin dem Gesundheitsrath wegen der Einschleppung der Cholera in scharfen Worten Der sächsische Erzähler. Gelt« 4. Vorhaltungen gcmachtwerden, erhob sichder russische Vertreter und erklärte, er nehme solche Mitthri- lungen, die eine Kritik der Mitglieder enthalte, überhaupt nicht entgegen; er sei nicht osmani scher Unterthan, sondern Unterthan des Kaisers von Rußland und hier Vertreter seiner Regie rung, worauf er die Sitzung verließ. Vermischtes. — (WaS Fürst Bismarck auf der Reise nach FricdrichSruh gelesen hat.) Ucber die Lektüre, mit welcher Fürst Bismarck auf der Fahrt von Kissingen nach FriedrichSruh sich die Zeit verkürzt hat, wird der baierischen Landes zeitung folgende Mittheilung berichtet. Der Alt- Reichskanzler hat sich auf dem Neijetisch folgende Bücher zurecht legen lassen: 1. RcichstugShaud- buch 1893 (amtliche Ausgabe). 2. BüchmannS geflügelte Worte. 3. Handbuch für daS Deutsche Reich. 4. Auszug auS der deutschen Geschichte von Plötz. 5. Jahrgang 1833 (Januar—Juni) deS „MorgcnblattcS". 6. Lnguöto sur I'ovoiuticur littvrairo pnr 3ules Huret. DaS letztgenannte Buch (über die schriftstellerische Bewegung der Neuzeit) ist von einem Redakteur deS „Figaro" verfaßt. Bismarck liest gern Bücher aus der Feder geistig hervorragender Redakteure. Diese — sagt der Fürst — schreiben lebendiger, packender und wahrheitömuthigcr als die Gelehrten und Professoren. — (Der Zeitungsverkehr in Berlin.) Der Verkehr auf dem Berliner Postzeitungsamte gewinnt von Jahr zu Jahr an Ausdeyuung. Nach den letzten Ermittelungen hat sich seit 5 Jahren die Zahl der von hier auS zur Ver sendung gelangenden Zeitungen nahezu verdoppelt. Gegenwärtig erscheinen in Berlin 40 politische Zeitungen und 720 nichtpolitijche periodische Blätter. Gegen 500,000 Exemplare politischer und fast 100,000 nichtpolitischer Zeitungen werden täglich von hier versendet. Nicht weniger als 150 Unterbeamte werden in der Verscndungsab- thcilung beschäftigt. Dabei ist zu beachten, daß einzelne Zeitungen, die noch rechtzeitig die Nach mittags- und Abcndzüge erreichen wollen, einen eigenen Dienst dafür organisirt haben und die nach auswärts gehenden Exemplare unmittelbar in die Posteisenbahnwagcn senden, wo sie unter wegs von den Beamten sortirt werden. Die jetzt dem Berliner Postzeitungsamte zur Ver fügung stehenden Räume reiche» längst nicht mehr auS, ein neues geräumiges Gebäude wird in der Dessauer Straße errichtet und im Lause des nächsten Jahres bezogen werden. -- Mainz, 11. Oktober. Der wegen MajestätSbelcidigung angeklagte Militärkapell meister Kern wurde vom Kriegsgericht zu einem Jahre Festung und Degradation verurtheilt. Seine Strafe trat er heute an. — Köln, 11. Oktober. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg." hecht der muthmaßlichc Mörder eines 4'/,jährigen Mädchens Neuß. Er ist in Hoch-Neukirch bei einem abermaligen Attentat verhaftet worden. — Am Dienstag Mittag erschlug ein 11- jähriger Knabe in Altwasser seinen 13jährigen Bruder. Dieser hatte vor einem Neubau seinen jüngeren Bruder mit einem Stein und danach mit einem Stück Holz geworfen. Daraufhin versteckte sich der jüngere, und als sein Bruder bei diesem Versteck vorüber kam, wurde er von dem 11jährigen Knaben mit einem etwa einen halben Meter langen, besensticlstarken Stück Holz geworfen, daS ihn so unglücklich in daS Genick traf, daß er mit den Worten: „Ach, mein Kops", todt hinsank. — Stuttgart, 12. Oktbr. GesternAbend wurden auf ein kürzlich eröffnetes jüdisches Casü in der oberen Schloßstratze aus dem gegenüber liegenden Liederyallengarten vier Rcvolverschüsse abgeseuert. Eine Kugel durchschlug ein Fenster, prallte an der gegenüberliegenden Wand ab und fiel alsdann zu Boden. Verletzt wurde Niemand; der Thätcr ist entkommen. — JnPreußen wurden 1892 33,305Kinder weniger geboren als 1891. Dagegen starben 23,592 Menschen mehr, als im Jahre vorher. Die Geburteil-Abnahme in Deutschland ist seit mehreren Jahren ständig. Nähern wir uns etwa französischen Zuständen? — Hamburg, 12. Oktober. In der Cholcra- Abtheilung deS Allgemeinen Krankenhauses ist ein Wärter an Cholera erkrankt. — (SensationS-Prozeß.) Die Gräfin Marconi-Labcrtini, uneheliche Tochter deS Kar dinals Antonelli, klagt Herrn Chauvet an, er habe 100,000 Franks, die der Kardinal kurz vor seinem Tode ihm zu Gunsten der Gräfin auSgehändigt, unterschlagen. Der Prozeß, der auf den 8. November festgesetzt ist, wird aus >8-«. gewisse Beziehungen und Verhältnisse des inte ressanten PurpurträgerS ein neue« Licht werfen» der als Staatssekretär PiuS IX. eine so her vorragende Rolle gespielt hat. — (Klöster in Belgien.) Brüssel 9. Oktober. Wie stark die Zahl der Klöster in Bel gien wächst, ergiebt folgende amtliche statistische Zusammenstellung. Belgien hatte: im Jahre 1846 779 Klöster mit 11,968 München und Nonnen, 1856 993 Klöster mit 14,636, 1866- 1322 Klöster mit 18,196, 1880 1559 Klöster mit 25,362, 1890 1775 Klöster mit 30,098. In der letzten Zahl befinden sich 4775 Mönche und 25,323 Nonnen. — (Die letzte Kunde von den Unglück lichen des Russischen Kriegsschiffes „Russalka") Am Rigaer Strande, unweit des- Badeortes BilderlingShof, wurde am 8. d. M. von Fischern eine verkorkte Flasche gesunden,, welche einen in russischer Sprache abgcfaßten Zettel mit folgender Notiz enthielt: „9 Uhr 45 Minuten Abends. „Russalka" auf Grund ge stoßen, Alles verloren. Betet zu Gott sür unsere Rettung, Frolow." Die Flasche wurde von Fischern geöffnet und der Polizei übergeben. — Ein Taifun hat am 21. und 22. v.M. in den Centralprovinzcn Japans ungeheuren Schaden eingerichtet. Die Kü - Halbinsel. Ise» Gifu, Aichi und Wakayama scheinen am meisten gelitten zu haben. Infolge des anhaltenden RegenS traten die Flüsse über ihre User und setzten die Gegend meilenweit unter Wasser. Der Verkehr ist grotzcntheilS unterbrochen. Der Ver lust an Menschenleben ist bedeutend, doch wurde noch nichts Bestimmtes gemeldet. — Chicago, 10. Oktober. An dem gestri gen großen Feste war die Ausstellung von einer gewaltigen Menschenmenge besucht. Man schätzte die Anwesenden aus 750,000. Die Zirkulation war sehr schwierig, an einigen Stellen sogar un möglich. Frauen und Kinder wurden zu Boden gerissen. Drei Personen wurden von einem Trannvaywagen übcrsahren und getödtet. Die Zahl der Verletzten beträgt etwa 150. — (Uhr und Herz.) Eine gewöhnliche Taschenuhr tickt 17,160 Mal in der Stunde, folglich 411,840 Mal in einem Tage, 150,321,600 Mal jährlich. Bei sorgfältiger Behandlung geht eine gute Taschenuhr zuweilen 100 Jahre richtig und in diesem Falle würde sie 15,032,160,000 Mal ticken. Eine Uhr ist auS hartem Metall gemacht; aber es giebt eine andere merkwürdige Maschine, die auS weichem Stoffe besteht und doch 5000 Mal in einer Stunde schlägt, 120,000 Mal in einem Tag und 43,800,000 Mal in einem Jahr. Sie dauert wohl auch, aber nur höchst selten, 100 Jahre und würde dann 4,380,000,000 Mal schlagen. Man sollte meinen, diese Maschine müßte sich, da sie so weich ist, viel schneller abnutzen; aber dem ist nicht io.. Jedermann hat diese wunderbare Maschine bei sich und kann ihren Schlag fühlen, sic heißt das Herz. Abfahrt »md Ankunft der Ätfenfiafinzüge. vom 1. Oktober 1893. Nach Dresden: 4,28,6,35f, 7M, 10,1s-, 12,54,. 3,36, 4,29f, «,18s-, 8,54,10,6. Nach Bautzen: 7,21s-, 10,9, 1,30,4,24s-, «,22s-» 8,24, 10,14, 76,20, IS,56. Nach Zittau: S,13,7,43s-, 10,37s-, 1,59,4,53s- 8,19, 76,26. Von Zittau: 6,25, 7, S 7,9,26s-, 12,26,3,25s-,. (Ankunft.) «,10f, 1«,1. Die mit s- bezeichneten Züge sichren 1.—IV. Elaste. Die Fahrten von Abends 6 bis früh 5 Uhr 59 Min. sind fett gedruckt. Bom schlcs. Bahnhof Dresden wird Nachin. 7,17 der Personen-Zng abgelassen, welcher 8,14 Uhr in Bischofswerda ankommt und 8,24 Uhr bis Bautzen weiter geht. Kirchliche Nachricht«». 20. Sonntag nach Trinitatis. '/,8 Uhr: Beichte und Abendmahl. Herr Pf. vr. Wetzel. 9 Uhr: HauplgotteSdienst, Luk. 13, 6—9, Herr Diak. vio. Henmg. 1 Uhr: Gottesdienst. Herr Pf. vr. Wetzel. 8 Uhr: JünglingSverein im Saale der Herb, zur Heimath: Herr Pf. vr. Wetzel. Montag Abend 8 Uhr: Mlinnerverein im Saale der Herberge zur Heimath. Mittwoch 8 Uhr: Bibelstunde im Saale der Herberge zur Heimath. Herr Pf. vr. Wetzel. Freitag früh 19 Uhr: Betstunde. Herr Pf. vr. Wetzel. Tas Wochenamt hat Herr Pf. vr. Wetzel. Getraut: den 10. Oktober der hiesige Kaufmann K. B. Schmidt, mit O. A. L- Böhme hier; Fr. W. M. Zöll,. Kürschner hier, mit M. M. Löhnen hies. Geboren: den 6. Oktober dem hiesigen Kaufmann Meissner ein Sohn; den 7. Oktober dem hiesigen Bahnarbciler Preusche eine Tochter; dem hiesigen Glas macher Anders eine Tochter. Gestorben: den 7. Oktober Johanne Christiane verw. Mühlenbesitzer Arnholdt hier (82 Jahr 1 Mon. IS Tage all); den 8. Oktober Johanne verw. Gutsbesitzer Gnauck hier (73 Jahr 4 Mon. 24 Tage alt); den 9. Oktober der 1 Mon. 2 Tage alte Sohn des hiesigen Tischlers Döring.