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«einem erhöhtem (Maximal») Tarife verzollen will, so erscheint eS angezrigt, auf eine Bestimmung -eS deutschen Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879 hinzuweisen, welche gegebenen Falls eine wirk» same Handhabe zur Abwehr bietet. Nach dem § 6 dieses Gesetzes können Maaren, welche aus Staaten kommen, die deutsche Schiffe oder Maaren deutscher Herkunft ungünstiger behandeln -als diejenigen anderer Staaten, soweit nicht Ver tragsbestimmungen entgcgenstehen, mit einem Zu schläge bis zu 50 Proz. des Betrages der tarif mäßigen EingangSobgabe belegt werden." Da für die Anwendung dieser Gegenmaßregel Ruß land gegenüber keinerlei Verträge im Wege stehen, so ist Deutschland in der Lage, Er schwerungen der deutsche» Einfuhr nach Rußland sofort mit Zollzuschlägen auf russische landwirth- schastliche Produkte zu begegnen. Graf Caprivi wird sich -übrigens über daS Scheitern der Vertragsverhandlungen besonders leicht zu trösten wissen. Hätte Rußland zuge griffen, so würde bei der jetzigen Stimmung im Lande und im Reichstage der Reichskanzler einen sehr schweren Stand gehabt haben. DaS Scheitern des Handelsvertrags befreit unS von einem ge fährlichen Zankapfel. Dabei dürfen wir uns sagen, daß Deutschland nicht die mindeste Schuld an dem Scheitern und dessen unliebsamen Folgen trägt. Die Russen wissen seit geraumer Zeit, daß die Strömung in Deutschland immer stärker gegen die Aufhebung der Differenzzölle geht. Wenn sie trotzdem noch wagen, die Herabsetzung unserer landwirthschastlichen Zölle ohne jede ernste Gegenleistung, bloß für die Aufrechterhaltung der bestehenden schweren Zölle zu fordern, so muß man auf bösen Willen schließen. Deutsches Reich. Dresden, 27. Juli. Se. Majestät der König gedenkt nach hier eingetroffenen Nachrichten von Scheveningen aus einen Ausflug nach Eng land zu machen. Er wird dort zu einem kurzen Besuche erwartet. — Es verlautet, daß Ihre königl. Majestäten Scheveningen am 9. August verlassen und nach einem kleinen Abstecher als bald dann in Dresden wieder eintreffen. König Albert hat den Premierlieutenant im 1. Ulancii-Rcgiment Nr. 17 (Kaiser Franz Josef von Oesterreich) vr. jur. Prinz Max, Herzog zu Sachsen, L In 8uito der Armee gestellt. Als am vergangenen Sonnabend Abend Se. :Kgl. Hoheit Prinz Georg kurze Zeit in Leipzig weilte, erfuhr ein Berichterstatter der „Leipz. N. N." persönlich von Sr. Kgl. Hoheit, daß Prinz Max nicht durch Bestimmungen der Familie, sondern aus freiem Antrieb nach Eich städt gegangen ist. Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg crthcilte diese Mittheilung mit der liebens würdigsten Bereitwilligkeit. Ihre kaiscrl. und königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August wird sich — wie verlautet — nächsten Monat, während ihr Gemahl im Manöver weilt, zum Besuch der großherzoglich toskanischen Herrschaften nach Lindau am Bodensee begeben. Bischofswerda, 27. Juli. DaS 14. Stif tungsfest des hiesigen GebirgSvereinS verlief am gestrigen Abend glänzend und großartig. Die wunderbaren Melodien des vollzähligen Musik corps des 4. Jnf.-Neg. Nr. 103 aus Bautzen unter bewährter Leitung des Herrn Musikdirektor Gietzelt zündeten bei den circa 300 Anwesenden in steigernder Weise, was der ungemein begeisterte Applaus hinreichend bewies; in Hingebung und Aufopferung seitens des Herrn Musikdirektors Gietzelt und seiner ausgezeichneten, auf der Höhe der Zeit stehenden Kapelle wurde das Kon zert bis nach 11 Uhr ausgedehnt, war doch der herrliche Abend im Freien zu sitzen dazu geeignet wie selten einer. Die magische Beleuchtung des parkartigen Gartens des Gasthofes zum „goldenen Löwen" durch Buntfeuer und zahlreiche Lampions erhöhte wesentlich den angenehmen Aufenthalt daselbst. Unter den Anwesenden gab man all seitig unverhohlen der Meinung Ausdruck, einen so genußreichen und prächtigen Abend selten verlebt zu haben, auch wurde Herrn Musikdirektor Gietzelt und seinem Musikcorps von allen Seiten die größte Anerkennung und der aufrichtigste und wärmste Dank ausgesprochen. DaS Stif tungsfest wurde alsdanu durch einen belebten Ball abgeschlossen, der bis in die frühen MvMn- stunden die Anwesenden in ungetrübter Weise zusammenhielt. Das ganze Fest aber, sowie alle dieses Jahr bereits stattgehabten genuß reichen Fest- und Familienabende legten wiederum ^beredtes Zeuaniß ab von dem frischen, frohen und zwanglosem Geist, der unfern, nunmehr - 265 Mitglieder zählenden Gebirgsverein beherrscht rund beseelt. 8. Bischofswerda, 24. Juli. DaS bom hiesigen Turnverein veranstaltete Wettturnen für Zöglinge, welches gestern Nachmittag in der Turnhalle stattsand, hatte ziemlich zahlreiches Publikum angezogen. Die jungen Leute, 30 an der Zahl, zogen punkt 3 Uhr in die Halle ein und brachten nach einem einfache« Aufmarsch eine Gruppe Freiübungen zur Darstellung. Nach einer kurzen Ansprache des stellvertretenden Vereinsvorsitzenden, Herrn Stölzrl, wurden drei Riegen gebildet, welche in drei verschiedenen Stufen zu üben hatten; für jede Riege waren an den drei Geräthen (Reck, Barren und Pferd) je zwei Pflicht- und eine Kürübung vorgeschrieben und außerdem hatten die Turner noch ihre Kräfte im Weithochsprung und im Steinstoßen zu messen. Bei der 1. Riege sahen wir ganz hervorragende Leistungen, und wenn die jungen Leute demnächst daS Alter erreicht haben werden, um dem Verein als Mitglieder angehören zu können, darf sich der Verein über den Zuwachs an solch' tüchtigen Kräften sehr freuen. Nach Beendigung des Turnens, welches bis um 6 Uhr andauerte, zogen Mitglieder und Zöglinge nach dem Bade. Die PreiSvertheilung findet Sonntag, den 6. August, bei Gelegenheit deS diesjährigen Schauturnens, statt. ES sind für jede Abthei- lung (Riege) drei Preise bestimmt. Mögen die jungen Leute in ihrem Eifer nicht erlahmen und immer darnach streben tüchtige Turner und wackere Bürger zu werden! „Gut Heil!" — Viele unserer Landleute trinken bei der Feldarbeit nicht, um dem heftigen Schwitzen zu entgehen. DaS ist unzweckmäßig, ja ost gefähr lich. Der Durst ist als Mahnung zum Ersätze der dem Körper verloren gegangenen Flüssigkeiten anzusehen. Bei Nichtbeachtung desselben geschieht Blutverdickung, ja ost Sonnenstich. Man trinke also, aber langsam und mäßig! Für Feldarbeitcr empfiehlt sich saure Milch und schwarzer Kaffee. Ei» einziger Schluck genügt oft, um den Durst zu stillen. — Die 2. Klasse der 124. königlich sächsi schen Landeslotterie wird den 7. und8.Augnst ge zogen. — Die Briefträger sollen in nächster Zeit mit neuen ledernen Brieftaschen ausgerüstet werden, an deren rechter Seite eine Lederhülse angebracht ist, die ein kleines Fläschchen Tinte enthält. Der Anlaß zu dieser Neuerung liegt darin, daß die Postboten jetzt bei Zustellung von Gerichtsbriesen die Urkunden in Gegenwart des Adressaten sofort mit Tinte auSsüllen müssen. Diese Neuerung ist in Berlin probeweise bereits eingeführt worden. — Infolge deS Mangels einheitlicher deutscher Postwerthzeichen ist im Publikum vielfach die Ansicht verbreitet, daß bei Postkarten mit Antwort die Antwortskarte nur in demjenigen Postgebiete Giltigkeit habe, welchem das cinge- stempelte Werthzcichcn angehört. Diese Annahme ist unzutreffend; Antworts-Postkartenkönnen bei jeder deutschen Postanstalt zur Einlieferung ge langen. — Dem sächsischen Kriegsministerium sind in den letzten Wochen in verhältnißmäßig großer Zahl und aus den verschiedenen Bezirken des Landes Wünsche ausgesprochen worden, die Manöver entweder auSsallen oder in solchen Gegenden abhaltcn zu lassen, die weder unter Futternoth noch unter Wassermangel zu leiden haben. Derartige Bezirke giebt es jedoch in Sachsen kaum, und es ist daher sehr zweifelhaft, ob das Kriegsministerium jene Wünsche auch nur zum Theil berücksichtigen kann. BeachtenSwerth ist es, daß die Bezirksversammlung der Anna- berger Amtshauptmannschaft den gleichen Wunsch damit begründete, daß in jener Gegend nicht nur die Landwirthschast leide, sondern daß auch die Lage der im Annaberger Bezirk als Erwerbs zweig bekanntlich äußerst wichtigen Posamentier- Industrie einem Nothstande gleichkomme. — Die beste Ernte in diesem Jahre haben, wie ein praktischer Imker schreibt, unstreitig die Bienenzüchter zu verzeichnen. Trockene Jahr gänge, namentlich solche, in denen reichlich Honig- thau fällt, sind stets gute Jahre für die Bienen zucht. Honigernte und landwirthschaftlichc Ernte stehen meist im Gegensatz zu einander, wie auch in diesem abnormen Jahre. Schwärme hat es allerdings wenig gegeben, was eben nach unserer Erfahrung in der ausgezeichneten Honigernte liegt. Wie groß und reichlich das diesjährige Honigeraebniß ist, mag aus folgenden Angaben ersichtlich sein. In Hainbach (Oberhessen) erntete ein Bienenzüchter von 22 Völkern 9 Centner Honig, in Homberg a.D. schleuderte ein anderer von 3 Völkern 125 Pfund Honig. DaS sind allerdings Resultate, wie sie nicht jeder Imker zu verzeichnen hat, aber 25 bis 30 Pfund Honigertrag kann auf ein Volk durchschnittlich^ gerechnet werden. Wir meinen selbstverständlich Völker in Dzierzonwohnungrn. Dabei ist der diesjährige Honig von einer Qualität, wie wir sie seit emer 15jährigen Imkerei noch nicht ge sunden haben. Der Honig hat im Gegensatz zu seiner sonstigen, hellgelben Weinfarbe eine dunkelrothbraune Färbung, ist sehr dickflüssig, lackartig klebend und schnell krystallisirend. Der Zuckergehalt ist prozentmäßig größer, wie bei normaler Beschaffenheit, dabei hat der Honig einen besonderen pikanten Geschmack. Ll. Schmiedefeld, 26.Jali. Vomschönsten Wetter begünstigt, beging am vorigen Sonntag der Militärverein zu Schmiedefeld unter zahl» reicher Betheiligung der Brudervereine aus der ganzen Umgegend die Weihe keiner neugeschrnkten BereinSsahne. Schon in den Vormittagsstunden machte sich allenthalben im Festortr ein reges Leben geltend, das sich bis zur Aufstellung deS FestzugeS um 2 Uhr fort und fort steigerte. Nach Abholung der Festjungfrauen, Ehren mitglieder und Ehrengäste, unter welchen man zuvörderst zur besonderen Freude Se. Durch!, den Kirchenpatron, Prinz Günther, Sizzo von Leutenberg auf Großharthau, und Herrn vr. wsä. Gutmann ebendaselbst, als Ehrenmitglieder deS Großharthauer Militärvereins, sowie den hiesigen Gemeinderath, Kirchen- und Schul vorstand gewahrte, bewegte sich unter den Klängen schmetternder Marschmusik ein solenner Frstzug durch den herrlich mit Ehrenpforten, Guirlandrn und sinnigen Reimen geschmückten Ort nach dem Weiheplatze. Der Zug glich fast einem Triumph zuge, denn kaum vermochten die Hände zu fassen, was Liebe in Blumen- und Bouquettspenden herabsandte. Die Festtribüne befand sich in der Nähe deS Postgutes, unweit der Schule auf einen, sehr günstig gelegenen Platze. Der Weihe akt verlief in sestprogrammgemäßer Weise und wurde zunächst durch die Begrüßung des Ver- einSvorsteherS, Herrn Kamerad Nitzsche, eingeleitet, dem der durch den Großharthauer Gesangverein vorgetragene BegrüßungSgesang: „Zieh'n wir aus in's Feld" folgte. . Nach Uebergabe und Enthüllung der neuen Fahne trat der Festredner, Herr Bundespräsident Tanner aus Dresden, in den Vordergrund und begrüßte die zahlreich Versammelten mit dem Schiller'schen Wort: „An's Vaterland, an's theure, schließ dich an"rc. In markigen Worten, die zwingende Zusammen- gchörigkeit betonend, legte derselbe keiner Weihe rede, die drei Säulen der Gottesfurcht, KönigS- treue und Kamcradenliebe zu Grunde und ver- kchritt in diesem Sinne schließlich zur eigentlichen Weihe der Fahne. Zum Fahnenträger war Herr Gutsbesitzer Max Richter auserkoren, und wurde derselbe unter entsprechender Feierlichkeit in Pflicht genommen. Ein Weihegesang beschloß diesen Akt. Die Uebergabe der der Fahne zu gedachten Geschenke eröffnete Sc. Durchl. Prinz Günther, Sizzo von Leutenberg, welcher das Geschenk Sr. Maj. des Königs überreichte und zu einem Hoch auf den LandcSsürsten aufforderte, dem der allgemeine Gesang der Sachsenhymne folgte. Ihm reihten sich namhafte Geschenke, als Bandalier, Ringe, Bänder, Nägel, sowie Trauerflor von Einzelnen und Korporationen unter oft lieblicher Dichtung und gewandter Redeform an. Außerdem wurden der neuen Fahne durch die verschiedenen Vereinsvorstände 24 Nägel persönlich überreicht. Einige Vereine hatten ihre Geschenke nachgesandt. Die Dank rede deS Herrn Kamerad Ziegcnbalg und der allgemeine Gesang: „Deutschland, Deutschland über Alles re." beendete die durchaus wohlgelungene militärische Fcstfeier. Der Blick vom Podium aus auf die wogende Menschenmenge, auf die im Fcstschmuck erschienenen Berittenen und auf die in bunter Reihe ausgepflanzte Fahnenwacht, alles dies war dazu angethan, dem militärischen Feste einen besonders wohlthuenden Charakter beizu messen. Unvergeßlich wird dasselbe der hiesigen Bevölkerung sein und bleiben. Möge der heiße Dank, der unseren lieben Schmiedefelder», sowie allen hochachtbaren Privaten und Korporationen für ihre unermüdliche Thätigkeit und Aufopferung gebührt, auch von dieser Stelle auS im reichsten Maaße Nachfolgen. V. Burkau, 27. Juli. Unser OrtSpfarrer Herr Herrmann ist zum Pfarrer in Bernstadt gewählt worden. V. Doberschau, 27. Juli. Gestern Abend Vi8 Uhr brannte da« Stall- und Schuppenge bäude des hiesigen Rittergutes total nieder. Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch unbekannt. O Dresden, 27. Juli. Die unterm 15. dieses Monats erlassene, am 15. August in Kraft tretende Verordnung der königl. Polizeidirektion, betreffend das Halten von weiblicher Bedienung