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««. treter des diplomatischen Korps und eine große Anzahl von Deputationen. Als der Zug die Augartcnbrücke erreichte, würden von dem Militär die Ehrensalven abgegeben. Schweiz. Bern. Die Bernische Regierung verbot das Tragen oder Auspflanzen rother Fahnen an öffentlichen Orten im ganzen Kanton Bern unter Androhung von Gefängnißstrafe von 8 bis 40 Tagen oder Geldbuße von 100 bis 500 Francs und Confiscation der Fahnen. Frankreich. Die Hoffnung, daß noch in letzter Stunde eine Einigung zwischen Frankreich und Siam zu Stande kommen werde, muß als gescheitem angesehen werden. Wie daS,„Bur. Reuter" aus Bangkok meldet, haben der französische Gesandte Pavie und drei französischen Kanonenboote den Hasen unter Führung siamesischer Lootsen und unter Abgabe von Salutschüssen verlassen. Gleich zeitig ist Admiral Humann mit den Kriegsschiffen „Triomphante", „Vipüre" und „Alouette", sowie einigen Torpedobooten von Saigon ans nach der siamesischen Küste i» See gegangen, so daß die Blokade in Wirksamkeit tritt. Auch der siamesi sche Gesandte in Paris, Prinz Vadhana, rüstet sich zur Abreise, die diplomatischen Beziehungen können daher als abgebrochen gelten. Zwischen Siam und Frankreich liegen also die Verhältnisse klar, es ist der KriegSsall, der eintritt und der am Mekong bereits seit einigen Monaten besteht, ohne daß der Krieg offiziell erklärt war. Paris, 26. Juli. Einer Meldung auS Saignn zufolge wurde die Besetzung der Inseln des GolscS von Siam beschlossen. Aus den Inseln Kong und Rongjanlem bei dem Cap Samit wurde die französische Flagge gehißt. Diese Inseln sollen den Stützpunkt der weiteren Operationen bilden. Marseille, 26. Juli. Der ans Mada gaskar hier eingetroffenc Dampfer bringt Nach richten über die dortige Lage, die äußerst ge spannt erscheint. Der „Courier de Madagaskar" sagt, die HovaS setzten ihre Rüstungen fort und erhielten aus Deutschland und England fort gesetzt Waffensendungen. Paris, 27. Juli. Der englische Botschafter Lord Dufferin hatte heute Vormittag eine Unter redung mit dem Minister des Auswärtigen Develle. Wie verlautet, beabsichtigt Frankreich vor allem, die Frage betreffs der Verletzung der Verträge und der nationalen Würde, welche durch das Verhalten SiamS gegenüber Frankreich hervorgerufen sei, zu regeln. Die französische Regierung halte daran fest, kcinq fremde Ein mischung in diese Angelegenheit zu dulden. Paris, 27. Juli. Ein Mitglied der siame sischen Gesandtschaft erklärte, daß daS gesammte Gesandtschaftspersonal heute oder morgen Paris verlassen werde. — Die hiesige Presse beschloß einstimmig, die englischen Artikel über die Siam frage zu ingnoriren. Die englischen Blätter schriebe», wie ihnen befohlen würde, sagt das „Journal de „Paris", und cS wäre kindisch, mit ihnen zu polemisiren. Frankreich habe nicht nöthig, sich jenseits des Ärmelkanals Rath zu holen. Paris, 27. Juli. Es scheint nicht ausge schlossen, daß die Schwarzflaggen in Tonkin die Offensive ergreifen, sobald Frankreich mit Siam in Krieg geräth. Paris, 28. Juli. Nachdem alle inter nationalen Formalitäten nunmehr erfüllt sind, kann die Blokade morgen in Kraft treten. Aus Saigon wird gemeldet, daß man dort die Blokade nicht für ausreichend hält, um Siam zur Nach giebigkeit zu zwingen. Im nächsten Monat endet die Regenzeit in Indo-China, wodurch die militärischen Operationen erleichert werden. Die hiesigen Zeitungen beschwören die Regierung, nicht mit halben Maßregeln vorzugehen. Man befürchtet, daß Siam, wenn Frankreich seine Truppen in Battambang festlegt, einen Einfall in Cambodja machen wird. Englische Kaufleute in Singapore protestiren lebhaft gegen die Blo kade, welche ihren Handel schädigt, dagegen hoffen englische und deutsche Handelshäuser in Hongkong auf einen blühenden Handel, welcher ihnen durch die Verproviantirung Saigons erwachsen werde, weil die Konkurrenz Bangkoks in Fortfall kommt. Rußland. Petersburg, 25. Juli. Die heutige AuS- gäbe der Gesetzsammlung veröffentlicht ein Gesetz, wonach der Maximaltarif vom 20. Juli (a. St.) ab in Kraft tritt. Dem Finanzminister wird ' rimgrstelltzu bestimmen, auf welcheProvenienzen MeVauSzudehnen ist. Der sächsische Erzähler. Geile S. .—. — ... — s — Einem Privatbriese ist zu entnehmen, daß I die vollständige Russifizirung der Schulen in den , russischen Ostseeprovinzen an Haupt und Gliedern I geradezu reißende Fortschritte mache. Alles, wa« einer „unconcessionirten" Lehranstalt ähn lich sieht, wird schonungslos verfolgt und ver nichtet, also auch alle häuslichen Curse, die von Kindern verschiedener Familien besucht werden. Die besten Lehrer deutscher Nationalität, die sich bisher durch die genaueste Befolgung aller Vor schriften dcS CuratoriumS noch behauptet hatten, insbesondere durch die Erlernung der russischen Sprache, werden nunmehr auch durch unerhörte Ränke hin ausgedrängt. In den Schulen darf von jetzt ab auch in den Zwischenpausen nur russisch gesprochen werden. Russisch ist auch die einzige Sprache, die der Lehrer im Verkehre mit den Zöglingen gebrauchen dars. Im Gegensätze zu dem sonstigen russischen Schlendrian werden alle diese Anordnungen mit der rücksichtslosesten Strenge durchgesührt. Belgien. Brüssel, 25. Juli. In der heutigen Sitzung der Kammer wurde mit 106 gegen 26 Stimmen der Antrag angenommen, wonach der Senat zur Hälfte auö vom Volke gewählten Abgeordneten und zur Hälfte auS vom Provinzialrathe zu bestimmenden Senatoren zu bestehen hat. Norwegen. Christiania, 27. Juli. Gegegenübcr der auswärts verbreiteten Meldung, wonach der König sämmtlichcn vom Storthing gefaßten Be schlüssen mit Ausnahme des Fahnengesetzes die Sanktion ertheilt habe, wird von unterrichteter Seite scstgestellt, daß die königliche Sanktion, soweit dieselbe bisher erfolgt sei, sich lediglich auf kleinere Gesetzentwürfe ohne besondere politi sche Bedeutung beziehe. Hingegen seien in Betreff der Storthingbeschlüsse bezüglich der Kündigung dcS gemeinschaftlichen KonjulatswesenS, der Herabsetzung der Apanage des Königs und des Kronprinzen, der Streichung der Tafclgelder für die beiden Staatsminister, der Aushebung gewisser Professuren u. s. w. bis zur Stunde noch keinerlei königliche Entschließungen erfolgt. England. London, 26. Juli. Das englische Kanonen boot „Plover" welches zu dem englischen Ge schwader in den chinesischen Gewässern gehört, hat Befehl erhalten, zur Verstärkung der engli schen Seeftreitkräfte nach den siamesischen Ge wässern avzugehen. London, 26. Juli. Der „Daily Telegraph" stellt fest, daß die Lage in Siam immer ver wickelter wird. Deutschland betone ebenfalls seine Interessen, die 22 «/, des gesammten Handels ausmachen. Der „Daily Telegraph" wirft die Frage aus, ob England ruhig zusehcn oder an Frankreich den Krieg erklären soll. Wenn Roseberry das Letztere thue, so würde er ge nügend unterstützt. Frankreich dränge England durch das Verkennen der Interessen einer be freundeten Nation immer mehr dem Dreibunde zu. London, 27. Juli. Die „Daily News" meldet auS Bangkok, der englische Gesandte be wahre in Befolgung der ihm telegraphisch zu gegangenen Anweisungen eine streng reservirte Haltung. London, 27. Juli. In der chinesischen Provinz Schanei herrscht eine große Hungers- noth. Eltern verkaufen ihre Kinder, Tausende von Menschen liegen erschöpft auf den Straßen. Die Ueberlebenven beginnen bereits die Leichen zu verzehren. Wiederholt ist schon versucht worden, die Niederlassungen der ausländischen Missionare in Brand zu stecken, da die Stimmung gegen die Ausländer eine äußerst erregte ist. Malta, 27. Juli. Das Kriegsgericht er kannte, daß der Untergang des Panzerschiffes „Viktoria" lediglich die Schuld deS Vize-AdmiralS Tryon sei. Der Kapitän Bourke und die übrigen Offiziere der „Viktoria" seien vorwurfsfrei. DaS Gericht bedauert, daß der Vize-Admiral Markhain nicht seine Absicht auSgesührt habe, um eine Erklärung deS von Tryon gegebenen Signals zu ersuchen. ES lause jedoch den Interessen der Marine zuwider, Markham zu tadeln, weil er den Befehl des persönlich anwesenden Oberbe fehlshabers auSgesührt habe. Amerika. New-Aork, 26. Juli. Aus Managna wird dem „Herald" gemeldet, daß Sdott gestern von zwei Jnsurgentenschiffen beschossen worden. 30 Bomben platzten in der Stadt und richteten un geheuren Schaden an. Vermischtes — Zur Warnung theilt die „Berk. Ztg." folgenden Vorfall mit: Ein hiesiger Kaufmann, L8V«. der einem ungetreuen Lehrling wider bess ere Wissen ein gutes Zeugniß ausgestellt hat, auf Grund dessen dieser bei einem Bankier Anstellung erhielt, bald jedoch 6000 Mark veruntreute, wurde zum vollen Ersatz dieser Summe verur« theilt. Diese Warnung mögen sich auch Haus frauen zu Herzen nehmen, die ihren Dienstboten häufig wider besseres Wissen gute Zeugnisse auS- stellen, nur aus dem Grund, „um weiter keinen Aerger zu haben." — Hannover, 25. Juli. Einer der beiden Westthürme der im Bau begriffenen hiesigen Garnisonkirche ist heute Morgen in sich zusammen gestürzt. Das Mauerwerk deS ThurmeS mochte bis etwa 40 Meter Höhe gediehen sein. Der Einsturz erfolgte heute Morgen noch vor Auf nahme der Arbeit, so daß angenommen wird, daß Per sonen nicht zu Schaden gekommen sind. Der in der Nähe der Goethestraße belegene Bauplatz ist jetzt in weitem Umfange abgesperrt. — Apolda, 25. Juli. Ein in Freiburg i. B. gefangener Dresdner Deserteur sprang zwischen Apotda und Oßmannshausen aus dem Zuge, welcher sich in voller Fahrgeschwindigkeit befand. Eine Verfolgung war vergeblich. — Gera, 25. Juli. In einem hiesigen Hause sind acht Fälle von schwarzen Pocken vor gekommen. Dieselben wurden durch einen böhmi schen Lehrling eingeschleppt. DaS Bureau der Ortskrankenkasse ist bis morgen wegen Gcsahr der Ansteckung geschlossen. — Sagan, 24. Juli. Ein kostspieliger Prozeß ist, wie daS „Saganer Wochenblatt" be richtet, eben zu Ende geführt worden. DaS Objekt bildete eine Kuh. Ein Saganer Einwohner hatte vor zwei Jahren von einem Händler eine Kuh für den Preis von 225 Mk. gekauft. Die Kuh krepirte kurze Zeit nach der Uebernahme und der Käufer ging im Wege der Klage gegen den Händler vor. Jetzt ist der Prozeß unter Ab weisung dcS Klägers entschieden; die Kosten die er zu tragen hat, belaufen sich auf etwa 1500 Mk. — Schneidemühl, 25. Juli. An der heutigen Magistratssitzung nahm der Berliner Brunnenmacher Beyer theil. Beyer beabsichtigt, in nächster Zeit seine Arbeiten am Brnnnen wieder auszunchmen. Er will die Rohre noch tiefer bringen, den Wasserauslauf verringern und klares, brauchbares Wasser schaffen. Die Abbruchs arbeiten auf der NnglückSstätte sind wegen Mangels an Geldmitteln eingestellt worden. Durch Privathilfe sind bis jetzt etwa 45,000 Mk. eingegangen. — Halber st adt, 25. Juli. In Börnecke krepirten dem Oekonom Wilhelm Wehrenpfennig sechs Kühe. Der herbeigerufene Thierarzt konsta- tirte Vergiftung, herbeigesührt durch den Genuß von Feldmohn, welcher sich zwischen dem Klee futter befand. -- In Braunschweig hat ein furchtbares Schadenfeuer gewüthct. Es brannten die Benzin- und Aethervorräthe in dem Kcllerraum der Droguerie vr. Bürsche und Beese. — Reichen berg i. B., 26. Juli. Die Fahrstrecke der Distanzradfahrt Reichenberg-Dres- den und zurück ist nun endgiltig festgestellt worden, und zwar von Reichenberg über Zittau- EberSbach, Neusalza, Bautzen, Bischofswerda« Dresden und zurück. Hauptkontrol-Stationen werden errichtet in Bautzen und Dresden. Außerdem werden an den Straßenkreuzungen Posten zu jedweder Hilfeleistung für die Rad fahrer ausgestellt. Der erste Preis für dieses Dauerrennen wird in einer großen, werthvollen goldenen Umhäng-Mcdaille bestehen. Die Aus schreibung der Fahrgruppen u. s. w. ist heute erfolgt. — Toulon, 26. Juli. Der englische Dampfer „Fernando" wurde, als er das im Manövriren begriffene und in Schlachtordnung aufgestellte französische Mittelmeer-Geschwader durchkreuzen wollte, von dem Panzerschiffe „Cecille" in den Grund gebohrt. Die Mannschaft ist ge rettet worden. — New-Aork, 27. Juli. Durch eine Pulverexplosion wurden in Hongkong 400 Häuser zerstört, und fand eine große Anzahl Menschen bei der Katastrophe den Tod. — (15,000 Dollar für ein Inserat.) Wie die Amerikaner Meister in der Reklame sind, so scheuen sie auch nicht, gelegentlich Unsummen für Anzeigen auszugeben. Die Weltausstellung»« Nummer der Zeitschrift „Aouth's Companion" enthält eine Anzeige von „Mellini'S Food" (Kindermehl), für die 15,000 Dollar- bezahlt worden sind. Sie füllt die ganze letzte Seite des genannten Blatte« und ist in fünfzehn ver schiedenen Farben gedruckt. — Die gleiche An zeige war aber auch in der Jubiläumsnummer der „Sum" enthalten und wird sicher die gleiche Summe gekostet haben, so daß also für zwn