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87 '- s ! 3 s 1-^ L ZG u.-it K - l^eÄ L ^-Ä." k Ä' ><1 -i 1°. 5' ' 1 >! 1!' deutsche Volk über die Alpen, um sie aus italienischem Boden zu begraben. Was nützte eS, daß die alten deutschen Eichenwälder rauschten von alter Zeit, von deutscher Freiheit, von deutscher Größe?! Was nützte es, daß einzelne hochgemuthe Männer vor ihrem Volke standen, selbst knorrige Eichen, deren Geäst die Noth und Schmach der Zeit bange Klage und grimmiges Zornesrauschen entlockte?! Was nützte eS, daß ein Walther von der Vogelweide, ein Gregor von Heimberg das Schwert des Geistes und die Ritter der späteren Zeit auch das Schwert von Stahl schwangen?! Als die Hammerschläge vom 31. Oktober 1517 bereits donnerndes Echo auf dem ganzen Erdenrund geweckt hatten, war zwar glücklich die Gefahr abgewendet, daß der Franzose den deutschen Kaiserthron bestieg: aber das Szepter von Deutschland ward dafür gegeben in die Hand des Spaniers, der kaum Deutsch verstand! — Und die soziale Frage der Zeit? „Mondbeglänzte Zaubermacht" schwärmen die Romantiker vom Mittelalter. Die Wahr heit treffen sie damit nicht. Es tobte der Kamps Aller gegen Alle. Auf die stark cmporblühenden Städte sahen drohend, feind lich die festen Ritterburgen herab, selbst doch bedroht von den Fängen der Adler in den Wappenschildern mächtiger Fürstengeschlcchter. In den Städten standen Bürgerschaft und Rath, Zünfte und Geschlechter in fortwährender blu tiger Fehde mit einander. Von allen aber gleich mäßig bedrückt, scnsztc der Bauernstand. Auf ihn warf fein begehrliches Auge der Bürger. Die glänzenden Jagdzüge, die über die Zugbrücke deS Schlosses hinab ins Thal zogen, verwüsteten an einem Tage, was der Fleiß eines ganzen Jahres gebaut. Seine Kraft verzehrte der Bauer im schweren Frohndicnst sür die adeligen Herren. Am schwersten doch lastete auf ihm daSBcsteue- rnngs-System der Kirche, der „große Zehnte". Wer sieht in dem Allem nicht furchtbares Elend? — Und die religiöse Frage? Es genügt hinzuwcisen aus all' die Kirchcnvcrsammlungcn, die da tagten und die immer dringender „Refor mation an Haupt und Gliedern" verlangten. ES genügt, an all' die Scheiterhaufen zu er innern, deren Flammen die Stimmen von Zeugen des Evangeliums erstickten. ES genügt, von den Kerkern zu reden, in denen so Viele Buße lernen sollten sür die Todsünde, gegen Nom protcstirt zu habe». Die geistliche Noth des Volkes ist damit erwiesen. — DaS waren die Fragen, die die damalige Zeit dnrchbcbtcn bis aus'ö innerste Mark. Die Kirche hatte sie brennend gemacht, aber sie konnte und wollte ihre Flammen nicht löschen. Da trat Luther vor daS ganze Volk und wies hin auf die Noth der Christenheit und des deutschen Volkes insonderheit und wies hin auf die offene Bibel: Hier sind die starken Wurzeln Deiner Kraft! Hei, wie die Wittenberger Nachtigall sang von des deutschen Volkes Ruhm und des deutschen Herzens Herrlichkeit! Wie der Sänger von der „Festen Burg" die Burg des Papstthums brach! Wie der Ritter Georg dcu Lindwurm der sozi alen Noth schlug! Sein LebeuSelement war die Religion. Die religiöse Frage löste er und damit alle anderen. Der Gcsammtcrtrag der Arbeit seines Lebens ist nicdcrgelegt im 4. Artikel der AugSbnrg'schcn Konfession. In den einfachen, wenigen Worten, in dem einen Satz von der Rechtfertigung aus dem Glauben liegt eine Welt von Gedanken und von Keimen zur Entwickelung und Durchbildung des ganzen menschlichen Lebens. DaS war die Wahrheit, die man verloren hatte und so heiß ersehnte. Das war der Inhalt der Bibel, die man nicht mehr kannte und die Luther, damit der Schöpfer der neuhochdeutschen Schrift sprache, in der jetzt unübertroffenen deutschen Uebersctzung dem Volke gab als ein Geschenk von unschätzbarem Werthe. Das war das eine große unerschöpfliche Thema der evangelischen Predigt, die fortan in deutscher Sprache gehend, eine Großmacht im Volke ward. DaS war der Quell, aus dem der Strom des evangelischen Kirchen liedes floß. Das war die Wurzel, die als eine ihrer schönsten Früchte die evangelische Schule zeitigte. Das war der Nährboden, auf dem die Meister protestantischer Wissenschaft und Knust cmporwuchsen. Das war der Jungbrunnen, in dem daS deutsche Denken sich stählte und daä deutsche Gemüth sich verjüngte. DaS war der Schlüssel zur Lösung der übrigen Fragen, die daS deutsche Volk bewegten. Zwar man wirfs Luther vor, daß er das deutsche Volk in zwei Theile gespalten und den Prachensaamen unauf hörlicher Bruderkriege, besonders de» dreißig jährigen Krieges gestreut habe. Aber die Spaltung war schon vorher da. „Hie Welf, hie Waibling" klingt die scheidende Losung durch das Mittel — ^)er sächsische tzrzahle^. Gelte S unt Du: Brö gcdi Wu Pol stift ents aus dem Gefrierst des ganzen Tage! jub lich sch wel wn Po Eh Ne Hai Gr art 3S kost reic Ja Deutsches Reich. Dresden, 29. Oktober. Se. Majestät der König haben in einer heute dem kommandiren- den General deS Königlich Württembergischen Gart, dieV inan zeit i diene, schütz kurze: streu, Die ersre, ist'S 2 Ver: liche Rei, Zen, ein I crgek an l stehe stelle und sowr weis, sestzi l. a: und schen Zwa: stück psen an ! Reic tunc Erg bis anz, Hinz schei Rei: lunj dein jäh in ' in naö Du jäh rad verl lich l wöhnl lunger bis 1. aus T und z zählig zurück Manr stehen Vorsci vorig, diejcn trägli verdie fach l lich d stimm Mil heran alter. Und wir wollen es nicht vergessen, daß Luther die Einigung des deutschen Volke- — was kein Kaiser vor ihm vermocht! — so gut wie schon vollbracht hatte: vier Fünftel des Volkes folgten bereits den Bannerndes Evangeliums. ES war nicht Luthers Schuld, daß der Fremdling damals auf dem deutschen Thron sein Volk nicht verstand. Es war nicht Luthers Schuld, daß der Jesuitismus mit roher Hand die schön prangende Saat deS Evangeliums wieder ver wüstete. Aber die Autorität des Papstes, des beständigen Friedensstörers in Deutschland, war für das Volk gebrochen aus alle Zeit. Es hörte wieder Christi Wort: Gebet dem Kaiser, waS des Kaisers ist, und Gotte, was Gottes ist. So weit daS Volk damals reif dafür war, war die nationale Frage schon gelöst, und die soziale Frage nicht minder! Wohl — man erinnert an den Lnther, der die Bauern blutig zu unter drücken ricth. Man spricht diesem Luther das Verständniß für das soziale Elend des Volkes und damit die Fähigkeit zu helfen ab. Aber man kennt zumeist die Gründe nicht, die dem erst bauernsrenndlichen Reformator schließlich das harte Wort in den Mund legten. Und man übersieht Anderes! Ein Blick nur hinein in das Haus Luthers, dessen Fundament der Glaube, dessen Gemäuer das sittliche Pflichtgefühl, dessen HanSrath daS die Hausgenossen verbindende Glück ist. — Ein Blick hinein in das deutsche Haus, das am Ideal von Luthers Hans sich ausbaute. — Ein Blick hinein in die Welt, die Luthers Geist schuf, in der sür die Klöster und ihren Müßiggang kein Raum mehr war, in der für den Fürsten auf seinem Thron, sür den Land mann hinter dem Pfluge, sür die Frau im Hause nur daS Eine Gebot der Treue im Beruf galt: und man muß gestehen, die Grundlagen waren schon gegeben, auf denen das innere Leben des Volkes sich gesund entwickeln konnte. Von den Tagen der Reformation geht ein mächtiger Strom ans, der Strom protestantischen Denkens und Fühlens, evangelischen Glaubens und Lebens, erfüllt von ungcmesscnem Segen. Sein Rauschen rüst uns zu: Hier sind die starken Wurzeln Deiner Kraft! Ja, hier sind sic auch heute noch! Hier allein die Kraft zur Lösung der großen Fragen der Gegenwart. Schon giebt'S für nnS nicht eigentlich eine nationale Frage mehr. Man soll nicht vergessen, warum! Ohne die Reformation wäre nicht das jetzige Hohcnzollernthnm! Deutsch land steht im wunderhcrrlichcn Glanze da, groß unter dem protestantischen Kaiserthum. Noch vor 50, 25 Jahren hätte man daS, besangen durch Erinncruiigeu an alte Zeit, nicht sür mög lich gehalten. Heute weiß mau eS: Deutschland unter katholischem Szepter wäre nie zu seinem Frieden gekommen. Hente ist'S die soziale Frage, die die Geister in Spannung hält. Wir stellen mit Freuden fest, daß von dem protestantischen Kaiserthum im Sinne deS christlichen Glaubens die Initiative auSging. Wir wünschen, daß Niemand in Deutschland sich um dcu schönen Ruhm bringt, mit Hand ans Werk zu legen. Die Kraft aber fürs große Werk ist nnr die Religion. Und daS muß man jetzt erwägen: ob nicht die religiöse Frage rein als solche die Frage der Zukunft sein wird. Die Zeichen der Zeit deuten darauf. Die Sozialdemokratie rüttelt an den Heiligthümcrn deS Volkes, an seinem Glauben, an seiner Sitte. Sie verlangt entschiedenen Bruch mit der Kirche. Leidenschaftlich ruft sie zum Masscnanstritt aus der Kirche auf und wiederum: auf der Tagesordnung fast jeder Katholikenversammlung in unseren Tagen stehen die zwei Punkte: Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes und Rückkehr der Jesuiten. Man kann nicht zwei andere Gedanken finden, die der Mehrheit unseres Volkes gleich verhaßt wären. Man hüte sich, den Kamps hcranf- zubeschwören, wenn man des Sieges nicht ganz gewiß ist. Wir wissen, auf wessen Seite allein der Sieg sein kann. Der Gott, der der Welt einst die Reformation geschenkt, ist noch heute stark. Der protestantische Kampsesmuth sitzt unserem Volke zu tief im Herzen und zu tief auch die Liebe zum Evangelium. Von der Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg tönen heute die Hammerschläge zu uns herüber. Sie sind Hammerschläge sür unser Gewissen. Sie wollen uns fester wieder schmieden an die Kirche de^ Evangeliums. Sie rufen es uns zu: Hier sind die starken Wurzeln Deiner Kraft! Armeekorps, Generallieutenant von W.ölckern im Königlichen Residenzschloß erthtilken Parti,' kularaudienz das Schreiben entgegenzunchmen geruht, durch welches Se. Majestät der Köniq Wilhelm II. von Württemberg Allerhöchst feinen Regierungsantritt anzeigt. Se. Majestät der König begiebt sich heute Freitag Abend mit dem fahrplanmäßigen Schnell zug nach Baden-Baden, wohin auch Ihre Maj. die Königin von Sigmaringen aus reist. Voraus sichtlich kehren Ihre Majestäten gemeinsam aw. Montag nach Dresden zurück. Die Urbersiedelung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg nebst hoher Familie von Hoster- witz nach dem Dresdner Palais auf der Lauge straße findet Dienstag den 3. November statt. Dresden, 29. Oktober. Se. Majestät dec König haben dem Oberhofmarschall Freiherrn von Koenneritz die von ihm aus Gesundheits rücksichten nachgesuchte Dienstentlassung unter Belassung seines Titels und Ranges unter be sonderer Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienstleistungen mit Pension zu bewilligen Allcr- gnädigst geruht. — Se. Majestät der König haben dem Oberhvsmarschall Freiherr« von Koenneritz den Hausorden der Nantenkrone Allerguädigst zu verleihen geruht. In Anwesenheit Sr. Kgl. Hoheit deS Prinzen Georg hat am Montag Se. Kgl. Hoheit Prinz Max in Leipzig sein Doktor-Examen glänzend bestanden. Als Examinatoren iungirten die Pro fessoren Wiudschcid, Müller, Friedberg und Wach, als Beisitzer die Professoren Binding, Sohm, Kunze, Schmidt und Bülow. Anwesend waren Kultusminister von Gerber, Exzellenz, der Hos- marschall Frhr. von Gutschmid, Major von Reitzenstcin, der KrciShauptmann von Ehrenstein, Hosrath vr. Jacob »nd 15 besonders geladene Studenten. Der Prinz wurde zwei Stunden hindurch im Straf- und römischen Recht, sowie im sächsische» Privat-, Kirchen- und Handelsrecht geprüft. Die Verkündigung vollzog in einer feierlichen Rede Geheim. Rath Pros. vr. Wach. Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg kehrte Abends nach Dresden zurück, während Prinz Max den Tag im studentischen Kreise beschloß. ^V. Bischofswerda, 27. Okt. In der heu tigen 9. diesjährigen Kirchenvorstands-Sitzung wurde zuerst über den Antrag deS Herrn Leder händler Thiele ans Abtretung eines kleinen Stück-' vom Kirchhofe der Hauptkirchc Beschluß gefaßt, und mit Ausführung desselben Herr Stadtrath Kind beauftragt. Die Bitte des Ausschusses zur Erbauung einer Gcdächtnißkirche in Speicr um eine» Beitrag von 10 Mark zu den Baukosten dieser Kirche wurde bewilligt. Die Abgabe von 10 Psg. für jeden Stuhl bei Trauungen 1. Kl. an den Kirchendiener Zimmermann, der sür Herbei- und Fortschaffung derselben zu sorge» hat, wurde für berechtigt anerkannt und soll bis aus Weiteres bribehalteu werden. Der Antrag, die Hauptkirche mit Dachrinnen zu versehen, wurde angenommen und dem Bauausschuß zur Ausführung übertragen, ebenso die Herstellung des WegeS um die Hauptkirche. Eine Zuschrift deS Amtsgerichts Dresden, die Rückzahlung des Kubig'schcn Legates bctr. soll dem hohen LandcS- cousistorium zur Entscheidung vorgelegt werden. Am Schlüsse jeder Sitzung soll eine Besprechung über die socialen Verhältnisse der Gemeinde, Sonntagsheiligung, Armen- und Krankenpflege, so weit dies nach § 18 der K.-V.-Ordnung zu den Obliegenheiten deS Kirchenvorstands gehört, gehalten werden. Bischofswerda, 29. Okt. Nicht nächsten Sonntag, sondern erst Sonntag und Montag über 8 Tage, den 8. und S. November, wird in Großharthau daS KirmeSfest gefeiert werden. Durch eine gemeine Mystifikation ist daselbst zwei Gastwirthen ein böser Streich ge spielt worden, indem in voriger Nummer dieses Blattes schon sür nächsten Sonntag zurKirmes- feier eingeladen wurde. Der Eiuseuder dieser Inserate, auf dessen Ermittelung die Expedition dieses Blattes 20 Mark Belohnung gewährt,, dürste sich wohl kaum bewußt gewesen sein, einer Urkundenfälschung sich schuldig gemacht zu haben, welche bekanntlich mit Gcfängmß bestraft wird. Die betr. Manuskripte der Inserate liegen behufs Vergleichung der Handschriften im Gasthof des Herrn B. Nitzschmann in Großharthau zur Ein sichtnahme aus. — 29. October. Die erste»: Schneeflocken rieselten heute in dichten Mengen herunter und suchten Dächer und Straßen weih zu färben. Die langqnhältende prachtvolle Herbstwitterung scheint, nfft einem O " " " 'reicht zu M früh knd me.