Volltext Seite (XML)
WWWM Bischofswerda, den 31. Oktober 18V1 s feierlichen Schlüsselübergabe und Oeffnung der Vermischtes. — Breslau, 27. Oktober. ES werden zur Zeit falsche Zweimarckstücke in den Verkehr ge bracht. Diese gefälschten Münzen sind Haupt- sächlich aus Zink und Zinn hergestellt, tragen die Jahreszahl 1876 und das Bildlich des Kaisers Wilhelm I. Die Prägung ist ziemlich gut auSgeführt, doch ist die Umschrift sowohl um das Kaiferbild als auch um den Reichsadler in kleinerer Schrift als bei den echten Geldstücken gehalten. — Posen, 27. Okt. Eine große Feuers brunst äscherte in Breschine bei Jutroschin über 20 Gebäude ein, darunter mehrere Scheunen mit sämmtlichen Erntevorrätheu. — Kiel, 27. Oktober. Die deutsche Kufs „Anna Margarethe" ist in der letzten Nacht vor der Außcnförde gesunken. Der Kapitän und der Steuermann sind ertrunken. Der Schiffs junge, der den Mast erklommen hatte, wurde gerettet. ' — Zum Morde in der Holzmarktgasse in Berlin wird weiter gemeldet, daß gegen den verhafteten Schulze die Verdachtsgründe erheblich verstärkt sind. — (Die That eines Wahnsinnigen.)" Ans Oberhollabrunn wird vom 26. d. M. ge meldet: Der von einer Wiener Jagdgesellschaft im Markte WullcrSdorf angestellte Jäger Rosinger überfiel, anscheinend in SinneSverwirrung, heute Nachts um 2 Uhr mitten auf dem Markte drei junge Leute und spaltete mit seinem neuen Hirsch fänger einem 19jährigen Burschen den Schädel; einem anderen jungen Manne hieb der Wüthende die Finger durch und dem Dritten spaltete er den Arm. Die drei Opfer liegen lebensgefährlich verletzt darnieder. Rosinger wurde verhaftet. (Wieder ein Dorf abgebrannt.) Das Dörfchen Scalamisot bei MartinSbruck (Grau bünden, an der Tiroler Grenze) ist abgebrannt. Ursache ist der Föhn. — (Frevelthat.) Bisher noch unbekannte Thäter sprengten in der Nacht zum Montag mittelst Dynamit die Notre-Damekirche der bel gischen Stadt Query in die Luft. — Die Themse steigt noch fortwährend. Windsor steht vollständig unter Wasser, Maiden- head und Oxford sind überschwemmt. In der Grasschaft Dorsetshire sind 100,000 Morgen Land überfluthct. Das Wasser steht sieben Fuß hoch. * — (Patentschau, mitgetheilt durch das Patent-Bureau von Otto Wolf in Dresden.) Eine selbstthätig wechselnde Schreibtafel an Briefkästen und dergl. wurde I. Pape und M. Wchrmann in Dresden unter Nr. 58,507 patentirt. Diese Vorrichtung besteht aus einer in einem Gehäuse untcrgebrachte», um eine Achse drehbaren, vierkantigen Trommel, deren Flächen vorstehende Ränder besitzen. Ein Stapel von Kartenblättern oder Tafeln liegt auf der nach hinten gekehrten Fläche der Trommel und bewirkt durch seine Belastung, daß die Trommel auch bei mäßigem Druck auf die nach vorn gekehrte Fläche in ihrer Lage verbleibt. Die nach vorn gerichtete Fläche dient als Unterlage beim Be schreiben des auf ihr liegenden Blattes, das bei der Weiterdrehung der Trommel in einen Kasten gelangt, während an seine Stelle ein neues Blatt tritt. Die Drehung der Trommel kann beim Herabziehen eines Deckels selbstthätig erfolgen, welcher, halbkreisförmig gebogen, die Schreib fläche überdeckt. — Einen wesentlichen Fortschritt gegenüber den gebräuchlichen Zahnbürsten stellt die unter Nr. 58,958 N. Balogh de Galan- tha in Moskau patentirte Dreh-Zahnbürste dar. Bei derselben bilden die Borstenbüschel eine kleine Walze, die mittelst eines Handgriffes in Drehung versetzt werden kann. Hierbei vermögen sich besser als bei der Hin- und Herbewcgung der alten Bürsten die Borsten den Unregelmäßigkeiten und Zwischenräumen der Zähne anzupassen und führen deshalb eine gründliche Reinigung der selben herbei. — Gegenstand eines dem Jngeiüeur M. Schwarz in Dresden erthcilten Patentes (Nr. 58,882) ist eine Vorrichtung zur Selbstrettung ans FeuerSgefahr. Mittelst eines Hakens wird an dem brennenden Hause ein Seil befestigt. Auf demselben, das durch ein Gewicht gespannt erhalten wird, gleitet eine einen Gurt tragende Hülfe, mittelst welcher sich eine Person an dem Seile herablassen kann. Eine über dem Gewicht aus dem Seile angeordnete Spiralfeder schwächt den Stoß beim Anlangen auf dem Erdboden ab. — Als Lichtkalter und zugleich 'als selbstthätig wirkender AuSlöscher dient die Lichtmanschette von B. Heller'S Söhne in Teplitz, D. R.-P. 59,046. Die Licht manschette besteht aus elastischem Material und schließt sich mit ihrem unteren röhrenförmigen Theil an die Kerze dicht an, während ihr oberer Theil schalenförmig gestaltet ist und eine Flüssig keit aufnimmt, die die herabgebrannte Kerze auslöscht. Kirche im Namen des dreieinigen Gottes begann ein feierlicher Weihegottesdienst, welcher durch eine mächtig bewegende Weiherede des alsKanzel- rcdncrS so hoch geschätzten Herrn Oberkirchen raths Keller, durch eine begeisterte Zeuguißprcdigt des OberpsarrcrS Haberland, durch den weihe vollen Gesang des trefflich geschulten Kirchen chores deS Herrn Kantor Ritscher besonders fest lich gestaltet ward. Ein schönes Festmahl im Bürgcrsaale des Rathhauses schloß den festlichen Tag. Möge Gottes Segen walten über dem erneuten Gotteshaufe, möge es eine Freude der ganzen Gemeinde bleiben und eine Stätte deS Segens für Jeden, der seine Schritte lenkt zu diesem Hause des Herrn. So aber noch ein Gotteshaus harrt im veralteten Gewände, dort erwache der Geist christlichen Opfersinnes, damit auch dort daS königliche Gewand angethan werde, dem Hause des Herrn, daß man auch äußerlich angesehen von demselben rühmen könne: Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth. Der Raubmörder Wetzel, welcher am 23. August d. I. den Kaufmann Hirschfcld in Spandau ermordete und beraubte, ist am letzten Dienstag Nachmittag 4 Uhr in Leipzig im Gasthause zum Sächsischen Hose in der Ritterstraße fest genommen worden. DaS „L. Tgbl." theilt mit, daß der Verhaftete sich unter dem Namen Wester mann im Gasthanse zum „Sächsischen Hofe", Ritterstraße einlogirt hatte und bereits am Sonn tag, den 19. Oktober, eintraf. Er kam in Be gleitung eines Velozipedreisenden in Leipzig an und zwar aus Chemnitz, woselbst er seinen Be gleiter kennen gelernt hatte. Von Letzterem kaufte er ein Veloziped und vertrieb sich in.Leipzig die Zeit, wie Augenzeugen bekunden, damit, daß er das Radfahren erlernte und Ausflüge aus dem Vehikel machte. Auch am Dienstag Nachmittag kam er vom Radfahren, worauf er in der Gast, stube des gedachten Hotels von zwei dort auf hältlichen Kriminalbeamten verhaftet, gebunden und in diesem Zustande nach den, Gcfängniß transportirt wurde. Diejenigen, die während der Zeit seines Aufenthaltes in Leipzig mit dem Raub mörder in Berührung kamen, kennzeichnen ihn als einen gewandten Mann, der einen Schnurr und Backenbart, sowie einen Klemmer trug und auch sonst ein gewandtes Benehmen zeigte. Als der Verbrecher am Dienstag Nachmittag in die Gaststube trat, wurde er sofort von den Beamten in Empfang genommen und gefesselt. Widerstand setzte er bei seiner Verhaftung nicht entgegen, nur in seinem Gesichte, das aschfahl geworden war, kennzeichnete sich die gewaltige Erregung, die sich seiner bemächtigt hatte. Sein Chemnitzer Reisebegleiter wurde ebenfalls vernommen. Nebri- genS hatte der Verbrecher schon vor einigen Tagen abreisen wollen, dies jedoch immer wieder verschoben, bis ihn nun das Schicksal erreichte. — Diese Mittheilung wird durch folgende Meldung ergänzt: Der in Leipzig im „Sächsischen Hofe" festgenommcen Raubmörder Wetzel war zuletzt in Dresden und Chemnitz, wohnte dort in besseren Hotels. In Chemnitz wurde er beobachtet, und als er von dort abgereist war, folgte ihm der Kriminalbeamte Krasinski nach Leipzig und ver anlaßte dort die Verhaftung. Uhr und Kette des ermordeten Spandauer Kaufmanns fand man bei ihm vor, ferner 400 M. baareS Geld und Werthpapiere. Wetzel behauptet, bei seiner That einen Genossen gehabt zu haben. Durch die Festnahme Wetzel'S, auf dessen Verhaftung eine Belohnung von ca. 6000 Mk. gesetzt war, findet die fieberhafte Thätigkeit sämmtlicher deutscher und ausländischer Polizeiorgane ihre Erledigung. — Wetzel, bei dem man bei feiner Verhaftung einen geladenen Revolver vorsand, ist bereits heute Mittag nach Spandau überführt worden. Leipzig. Die Untersuchung gegen den Stu denten von Zedlitz-Neukirch, welcher die Prosti- tuirte Meißner in Leipzig ermordete, ist nunmehr abgeschlossen und eS wird die Strafsache noch in dieser Schwurgerichtsperiode zur Aburtheilung gelangen. Sachsen. -n. Königsbrück, 26. Oktober. Wir leben in Zeiten kirchlichen Aufgangs.' Mag auch die Stimme der Volksverführer manche Massen uc- thcilsloser Leute der Religionslosigkeit in die Arme führen, mag auch noch Mancher in seiner Gleichgültigkeit die Zeit, da man schaffen und wirken sollte und könnte, verschlafen, wir leben doch seit geraumer Zeit in einer Periode zu nehmender Kirchlichkeit, evangelischen Zeug nisses, wachsender Opfcrwilligkcit für kirchliche Zwecke. Von überall her bringen die Blätter Bericht über die Erneuerung altgewordener Gottes häuser. Wenn auch wahr bleibt: der schönste Schmuck deS GotteShanscS ist „die volle Kirche" und die evangelische Zeugnißpredigt, so darf doch auch nimmer vergessen werden: die Gemeinde schmückt sich selber, die für ihr Gotteshaus Opfer zu bringen im Stande ist und ihre Kirche schmückt ihrem Herrn. Solch einen Schmuck für die ganze Gemeinde hat Königsbrück durch die am gestrigen Tage geweihte Erneuerte Hauptkirche erhalten, die nach dem sehr glücklichen Entwürfe und durch die geschickte Bausührung deö Amts- maurcrmeisterS Reinhard jun. in einen herrlichen Predigttempel umgewandelt worden ist. — Wer die alte unter den Stürmen des 30 jährigen Krieges aus der Asche erbaute Königsbrücker Kirche niit ihren finstren und morsch gewordenen Emporen, mit den beengenden Betstübchen um den Altar, den kurzen Fenstern mit den matten Butzenscheiben, mit der weit in die Kirche vorspringenden standesherrschaftlichen Loge, über der das Holzdenkmal des Grafen Maximilian von Schcllcndors angebracht war, wer den alten unschönen Altar mit den verblichenen Bildern und der Kanzel über demselben gesehen hat, der erkennt diese Kirche nicht wieder in dem schmucken Gewände, daS sie jetzt angelegt hat. ES ist eine Helle freundliche Predigtkirche auS ihr geworden, mit einer einzigen schönen Empore, an die sich, nur durch besonderen Zugang ausgezeichnet, die standesherrschaftlichen Plätze unmerklich anschließen. Ueber diese Empore erhebt sich nur der Chor mit der neuen klangreicheu Eule'schen Orgel. Die alte Unsitte, die Kanzel in den Altaraussatz cinzusctzen, ist glücklich abgestellt, indem man den Altar zurückgerückt und dadurch Platz für eine seitlich aus dem Altarplatze freistehende künstlerisch auögcführtc Marmorkanzcl gewonnen hat. Von ihr herab grüßt der segnende Christus »ach Thor- waldsen die Gemeinde, während zwei edle Apostel gestalten ihr Antlitz dem weißen marmornen Altäre mit dem niedrigen Altaraussatze zuwenden, der umgeben von den Sprüchen: Kommet her zu mir rc. und Lasset uns ihn lieben rc. den Herrn darstellt, wie er das heilige Abendmahl stiftet. Der rechts vom Altäre errichteten Kanzel ent spricht zur Linken der Taufstein, der am Weihungs tage mit dem goldenen Taufbecken und der ver goldeten Tauskanne geschmückt war, während zwischen beiden ein einfach gehaltenes Lesepult dem Altarplatze seinen Abschluß giebt. Altar- und Kanzeldecken waren vom Frauenvereine ge schenkt und der Stadtgemrinderath zu Königs brück hat daS Gotteshaus durch ein die Auf erstehung des Herrn darstellendes buntes Glas fenster geziert, welches am Fuße daS Wappen der Stadt enthält. Die alte enge Sakristei ist zu einer kleinen Kapelle umgewandelt, in welcher der Konfirmandcnunterricht ertheilt wird. 1Jahr hat der Bau gedauert. Groß war daher die Freude, als unter Festgeläut die feiernde Ge meinde Königsbrück mit Laußnitz, Glauschnitz, Stenz und Gräfenhain Einzug hielt ins neue Gotteshaus. Ein stattlicher Festzng bewegte sich von der HoSpitalkirche durch die festlich ge schmückte Stadt. DaS hohe evangelisch-lutherische Landeskonsistorium hatte Herrn Oberkonststorial- rath Meusel, die König!. KreiShanptmannschaft daS geistliche Mitglied derselben Herrn Ober kirchenrath Keller entsandt, als Vertreter der Diöcrse war I^ast. prim. Leßmüller erschienen; auS den Nachbaraemeinden waren die Pastoren aus Krakau und Neukirch bei Königsbrück herbei gekommen, während als ehemalige Geistliche an der erneuerten Hauptkirche die Pastoren aus Tammenhain und Burkau an Festzug und Fest feier theilnahmen. Im Festzuge waren alle Be- amtenuniformen vertreten, alle städtischen, kaiser lichen, königlichen Beamten, die Offiziere und Soldaten der Garnison, fämmtliche Vereine, unter ihnen der neubegründete JttnglinaSverein, die Schulen mit ihren Lehrern, Gemeinveglieder aus «-allen Ortschaften des Kirchspiels. Nach der