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Stadtbadbesitzer Robert Plasnick und Kaufmann Clemens Löhnert als Mitbegründer der freiw. Feuerwehr daS von Sr. Majestät gestiftete Ehrenzeichen überreicht, gerade dieser Augenblick gab dem Feste die rechte Weihe. Herr Guido Reiche aus Bautzen brachte alsdann der hiesigen freiw. Feuerwehr die Glück- und Segenswünsche des Landesausschusses sächs. Feuerwehren für das fernere Gedeihen der Jubilarin dar, gab seiner Freude Ausdruck für die feiten der städt. Be hörden und der Bürgerschaft dem Institut ent- Hurch die günstigen Stellungen der Rohrführer wird der Angriff auf den Brand viel wirksamer und gelingt cS in kurzer Zeit, denselben voll ständig zu löschen, und da weiter keine Gefahr mehr vorhanden, kann die Feuerwehr den Ort ihrer Thätigkeit verlassen." Bezüglich der Uebung geht uns von sehr ge schätzter und sachverständiger Seite folgender Be richt zu: „Die Fußexercitien wurden in Bezug auf Haltung der Mannschaften exact auSgesührt, die Marschübuugen, bei beschränktem Raum fielen gut aus. Die Schulübung mit Gerüchen galt in erster Linie der vor Kurzem von der Firma Lieb in Biberach angckaustcn Balance-Schicbc- leitcr — Construklion und Material derselben entsprechen vollkommen den gestellten Anforde rungen. Während beim Marsche zum Fortbe wegen der Leiter 6 Mann erforderlich sind, ge nügen für gewöhnlich zum Ausrichten derselben 4, im Nothfall auch nur 2 Mann, es wurde dies Excrcitinm mit dcrLciter bei 4 bez. 2 Mann Bedienung in 2 rcsp. 2>/z Min. leicht und ge fahrlos ausgeführt. Das rasche Aufstellen der 28 Centncr schweren und 14 Meter hohen Leiter ermöglicht die sogenannte Balance-Construktion, welche namenlich von obengenannter Firma und Weinhart-Münchc» seit einigen Jahren zur An wendung gelangt. Bei längerer Uebung mit diesem sehr schätzenswcrthen Geräth wird die Be dienungsmannschaft bald ohne jede Anstrengung arbeiten; auch die Spezialübung mit der neuen Abprotzspritzc, welche ein Werk der altrenommir- ten Fabrik von Händel in Dresden ist, ließ nichts zu wünschen übrig. Beim Hauptangriff gab die neue Spritze bei allerdings wesentlich längerer Schlauchleitung in 3 Minuten, die ältere Spritze, welche in der Nähe des Brandobjektes Aufstellung genommen, in 2'/z Minuten Wasser, vom ersten Alarmsignal an gerechnet. Die Ausstellung der Schiebcleiter beanspruchte wegen vorhandener Terrainschwierigkciten etwas längere Zeit, immer hin konnte schon in 4 Minuten die erste Person aus dem Zwischengeschoß über der 2. Etage ge rettet werden. Die Belastung der Leiter mit 4 Mann Steiger ließ weder Schwankungen noch sonstige Unsicherheiten erkennen. In 13>/z Min. ertönte daS Signal: „DaS ganze Halt!" die Steiger gingen zurück und in kurzer Zeit rückte die Wehr nach einem wohlgelungenen Sturm angriff vom Platze." Hieraus ertönte gegen Uhr daS Signal zum Ausstcllcn des FestzugcS, der am Lutherpark Aufstellung nahm. An demselben betheiligtcn sich auch mehrere hiesige Vereine. Punkt 3 Uhr rückte der stattliche Zug, der circa 650 Theil- nehmer zählte und mit 8 Musikchörcn begleitet war, von hieraus ab, durch die Töpsergasse nach dem RathhauS, von wo aus die Festgäste durch unserm verehrte» Herrn Bürgermeister Ritter re. Sinz aus das Herzlichste bewillkommnet wurden. Nachdem die städtischen Behörden, der Vertreter dcö LandcSauSschusseS sächs. Feuerwehren, Herr Guido Nciche-Bautzrn und die übrigen Ehrengäste in den Zug mit eingetreten waren bewegte sich derselbe unter den fröhlichen Klängen der ver schiedenen Musikchöre durch die herrlich ge schmückten Straßen der Stadt; überall wurden die Festtheilnehmer von schöner Hand mit Blumen und Bvuquetts beehrt. Aus dem Schützcnhause, woselbst sich der Zug auflöste, begrüßte der Kommandant Herr Stölzcl die Theilnehmcr im Namen der hiesigen Feuerwehr. Abends kurz nach 8 Uhr begann im festlich geschmückten Saale des SchützenhanseS der Fest- aktuö, bei welchem die frohe Stimmung der Feier des Jubeltagcs erst recht zur Geltung kam. Durch einen Choral, vorgetragcn von dem Männergesangverein „Liedertafel", cingelcitet, wurde der FestaktuS mit nochmaliger Begrüßung der zahlreich erschienenen Festversammlnng feiten des Commandanten der hiesigen freiw. Feuerwehr, Herr» Stölzcl, eröffnet. Hieraus nahm Herr Bürgermeister Ritter re. Sinz daS Wort und brachte in beredter Weise das erste Hoch auS auf den hohen Protector sächs. Feuerwehren Se. Majestät den König Albert, in welches begeistert cingestimmt und alsdann die Sachscnhymne ge sungen wurde. Daran anschließend, wurden durch gegcngebrachten Sympathien, munterte zum Bei tritt aus und gipfelte in einem Hoch auf Herrn Bürgermeister Ritter rc. Sinz. Die Deputationen der auswärtigen Feuerwehren, sowie die Vor steher nachgenannter hiesiger Vereine schlossen sich nun jenen Glückwünschen an und sprachen in herzlicher Weise nicht nur ihre Freude über das segensreiche Gedeihen der freiw. Feuerwehr aus, sondern schilderten dieselbe als mustergiltig und verbanden damit in ächt kameradschaftlicher Weise Glück- und Segenswünsche für die Zukunft. Außerdem hatten aber auch mehrere Feuerwehren, sowie hiesige Vereine der Jubilarin Geschenke zu überreichen, die unter entsprechenden Worten dem Commandanten übergeben wurden. Die Feuer wehren von Rammenau, Schmölln, Obcrneukirch, Brettnig, Großröhrsdorf und Radeberg über reichten kunstvoll angefcrtigte Diplome unter Glas und Rahmen, Neustadt übergab ein Bild- niß ihrer z. Z. fungirenden Commandanten. Herr Wagner, Sohn des auch am heutigen Abend ge feierten ersten Commandanten und Mitbegründers der Feuerwehr, des verstorbenen Baumeisters Paul Wagner, überreichte im Auftrage seiner Mutter einen silbernen Pokal, die Schützengcsell- schaft und der Militärverein spendeten je einen Armleuchter, der Turnverein eine silberne Vase, der Gcwcrbcvcrcin ein silb. Schreibzeug, die Junggesellcnsrateruität eine silb. Präsidentenglocke, die Feuerwehr zu Burkau ein silb. Schreibzeug nebst Glocke, die Feuerwehr Stolpen ein großes BierglaS mit silb. Beschläge und cingeschlisfener Widmung. Außerdem wurden noch mehrere ein gegangene Telegramms rind Glückwunschschreiben von den Feuerwehren Meißen und Bernstadt, so wie vom Vorsitzenden des Landesausschusses Herrn Weigand-Chemnitz, AuSichußmitglied des laus. Verbands Herrn Brühl-Lug« u. s. w. verlesen. Nachdem Herr Stölzcl Worte des innigen Dankes für die Glückwünsche und Liebes gaben dargebracht, überreichte derselbe Herrn Partikulier Emil Böhmer in Dresden für Stif tung einer Untcrstützungskasse für verunglückte Feuerwehrmänner, ein Diplom, wonach derselbe zum Ehrenmitglied ernannt wird. Herr Böhmer dankte für die Auszeichnung, welche ihm hier durch zu Theil geworden und sprach in kurzen Worten seine Glück- und Segenswünsche für das fernere Gedeihen der freiw. Feuerwehr aus. Hieraus ergriff der Schriftführer des Insti tuts, Herr Carl Grabig, das Wort, er gedachte rühmend des entschlafenen Stifters der freiw. Feuerwehr, Herrn Baumeister Paul Wagner und schilderte in einem ausgezeichneten Vortrage die Geschichte des Instituts in den verflossenen 25 Jahren. Aus dem sehr eingehenden Berichte entnehmen wir nur Folgendes: DaS Institut zählt heute 104 Mitglieder, 625 Mitglieder haben während des Bestehens demselben angehört. Hebungen und Versammlungen wurden 975 ab gehalten. Bei circa 40 Schadenfeuern hat man hilfreiche Hand geleistet, so daß dieselben meistens im Keime erstickt oder aus ihren Hcerd beschränkt wurden; die Thätigkeit der Feuerwehr erstreckt sich nur auf Bischofswerda und seiner Antheile, das Ausrucken derselben nach Auswärts erfolgt daher nur auf Wunsch des Herrn Feuerpolizei kommissars Bürgermeister Ritter rc. Sinz, in diesem Falle hatte die Fcnerwehr 2 Mal die Prämie erhalten, trotzdem daß das Fortkommen für dieselbe sehr schwierig ist, indem die Spritze mit Mcnschcnkrast an die Brandstätte gebracht werden muß. Am 18. Juni 1877 trennte sich daS Institut vom Turnverein und gründete sich damals neu mit 49 Mitgliedern linier dem Namen „Freiwillige Feuerwehr Bischofswerda." Am 14. September 1879 wurde der Feuerwehr das an der Turnhalle errichtete neue Stciger- hauS durch den Stadtrath übergeben, welches heute noch zu Ucbungen benutzt wird; mit dieser Uebergabe wurde zugleich das frühere Arbeits feld, das auf dem sogen. Turnplatz am Schützen- hauS aufgeschlagen, aufgcgcben. Am 18. Juni 1882 wurde der 9. Verbandstag laus. Feuerwehren hier abgchalten, zu welchem gegen 600 fremde Fcucrwehrgäste erschienen waren. Dieser Tag war der erste Festtag für unsere Wehrmänner, an welchem die Bürgerschaft ihre Sympathie und Wohlwollen für daS Löschwescn in reichem Maße bezeugte. Der Aufwand in der Instandhaltung des Vereins hat innerhalb des Zeitraums eine Ausgabe von 6192 Mark erfordert, demselben wird jährlich eine Unterstützung von 150 Mark (früher 120 Mark) aus der städt. Verwaltung zu Theil, worüber am Jahresschluß ein Rechnungs bericht dem Stadtrath unterbreitet wird. Ferner besitzt die Feuerwehr zwei Stiftungen und zwar die „Großmann-Herrmann-Stiftung" (100 Mk.), gegründet am 17. August 1881 und die „Emil Böhmer-Stiftung" (bis jetzt 200 Mk., und wird Der . Gelte ck. 1 Porr 4 Frei! Geb ne P' M P cii Ei eil Ges F — ——:—'' von dem Stifter durch weiteren Zuschlag der- ' stärkt), gegründet am 24. October 1886. Die erstere Stiftung ist bestimmt, die Zinsen zuDienst- äuSzeichnnngen für 5 und lOJahr gediente Mit glieder zu verwenden, mit diesen Auszeichnungen > sind bis heute 56 Mitglieder bedacht worden. Die zweite Stillung dient zur Unterstützung solcher Mitglieder, die ini Dienste oder bei FeuerSgefahr verunglücken oder erkranken. Heute wurde die Stiftung das erste Mal in Anspruch genommen. Seit dem Bestehen des Instituts sind trotz des ge fahrvollen und schweren Berufes nur 4 Mann zu ver zeichnen, die kurze Zeit arbeitsunfähig geworden sind, nämlich 2 Mann durch Verunglückung und 2 Mann durch Erkältung; 3 Mitglieder werden heute betrauert, die mit Tode aus dem Institute geschieden sind. Die Geräthe, Requisiten und Montirungsstucke, die der Feuerwehr zu Gebote sichen, sind folgende: 1 StcigerhanS, 2 zwei rädrige Abprotzspritzen, 1 mech. Schieberleiter, 1 Gerächwagen, 1 Schlauchhqspelwagen, 6 Steigcrleitcrn, 4 Dachleitern, 1 Simsbock, 2 Rettungskörbe, 78 Helme, 78 Blousen aus Lein wand, 53 Mannschastsgurtc, 16 Steigergurte, 14 Steigerleinen, 14 Laternen, 20 Flächen und Beile, 3 Signalhörner, 7 Signalhupen, 6 Signal pfeifen und 1 Verbandskasten; außerdem besitzt die Feuerwehr als Eigcnthum 52 Tuchuniformcn 8 Mützen 1 Trommel und noch verschiedene andere Gegenstände. Der Vortragende schloß seinen Bericht, und in erhebender Weise gab er Gott die Ehre, der seine schützende Hand über den Verein und seine Mitglieder in der gefahrvollen Arbeit gehalten habe; feierte auch die Verdienste des Herrn Bürgermeisters Ritter rc. Sinz, der beiden städt. Collegien, die König!., Kirchen- und Schulbehörden, den Vertreter der Presse, sowie Alle, die dem Institut ihr Wohlwollen entgegcngebracht haben. Dieser mit vielem Fleiß verfaßte höchst an sprechende Bericht fand allseitigen Beifall und die Festversammlnng erkannte abennals, daß die Feuerwehr fort und fort treu ihre Pflicht gethan. Der Festactus fand hiermit seinen Abschluß, hin gegen dauerte der CommcrS, den in hervorragender und dankenSwerther Weise der Männergcsangverein „Liedertafel" verherrlichte, bis in späte Stunde, und noch manch schönes Wort wurde gesprochen. Wir aber schließen unser Referat mit dem Wunsche, daß die Bürgerschaft unserer braven freiwilligen Feuerwehr auch ferner ihre Shmpa- thien zuwenden möge, damit das Institut immer mehr zum Heile und Segen unserer Vaterstadt cmporblühc. Vermischtes. — (Einsturz eines Tunnels.) Wie auS Triest, 17. September, gemeldet wird, stürzte aus der im Ban begriffenen Privatcisenbahnlinie der Firma Olivieri ein Tunnel ein und begrub 52 Arbeiter. Bisher wurden 20 Todte hervor gezogen. Man befürchtender „Voss.Ztg." zufolge, daß Alle umgekommen sind. — Ucber die verheerenden Ueberschwemmungen, von denen Spanien hcimgesucht worden ist, liegen weitere ansführlichere Berichte vor. In Confucgra sind von den 7621 Einwohnern un gefähr zwei Drittel um's Leben gekommen. Der Generalpostmeister Los Arcos wurde alsbald an den Schauplatz des Unglücks abgesandt. Nur unter großen Schwierigkeiten gelang cs ihm vor zudringen, schon in MadrilejoS und Cormunas trieben ihm .ans den Wegen die Leichen der Ver unglückten entgegen. Er hat berichtet, daß in Consuegra mehr als 500 Häuser vollständig zer stört sind und kaum eines unbeschädigt geblieben ist. In einem einzigen Hause wurden 28 Todte unter den Trümmern gefunden, in einem anderen ertrank eine Familie von 11 Personen, die sich krampfhaft aneinander gekrallt, hatten, mehr als 200 Leichen wurden sortgcfpült. Die Ernte ist: vollständig vernichtet. AirchlicheNachrichten. 17. Sonntag nach Trinitatis. V,8 Uhr: Beichte und Kommunion Herr Ps. Nr. Wetzel. '/,v Uhr: Hauptgottesdienst. Herr Ps. l>r. Wetzel. 1 Uhr: Gottesdienst. Herr Archiv. Gerisch. 2 Uhr: Letzte KatechiSmuSunterredung mit den Jünglingen. Herr Archid. Gerisch. 8 Uhr: JiinglingSverein im Saale der Herb, zur Heimath. Mittwoch Avend 8 Uhr: JiinglingSverein, itli. Abth. Freitag » Uhr: Betstunde. Herr Pfarrer Or. Wetzel. DaS Wochcnaml hat Herr Pfarrer vr. Wetzel. Getraut: den I!>. Septbr. der hies. Musiker Schmidt mit E. A. Werner von hier. Geboren: den 8. Septbr. dem hies. Fabrikarbeiter Kies ling ein Sohn; den 11. Septbr. dem hies. Kutscher Glöckner ein Sohn; den l». Septbr. dem hies. Schuh machermeister Augustin eine Tochter; den 1k>. Septbr. dem hies. Schlosser Schulze eine Tochter. Gestorben: den 12. Septbr. Frau venv. Leinweber Hille, 7!> Jahr 8 Mon. alt; den 1«. Septbr. der 4 Mon. alte Zwillingssohn des Schuhmacher- Prruschr- zu GeihmannSdorf.