Volltext Seite (XML)
- . " " Der söchflsche Erzähler. Teile ». ' Hum Kköantage. Wo deutsche Herze» mannhaft schlagen, Wird auch dem Tag der ScdanSfchlacht, Dem stolzesten von allen Tagen, Ein heiliger Tribut gebracht! Gefeiert wird er sreudig immer Als ein Gedenktag hohen Ruhms, Denn nie verblasst der Strahlenschimmer DcS edlen deutschen HeldenthumS! Seit auf dem blut'gen Feld der Ehre Die Eintracht uns den Sieg erschuf, Erharren alle deutschen Heere All'zeit bereit des Kaisers Nus! Das treue deutsche Volk in Waffen Will, was bei Sedan es errang, Was seine Führer groß erschaffen, Vertheidigen voll Thatcndrang! In langen, schönen Nuhejahrcn Blieb drum das deutsche Volk bewehrt, Um, wenn cS Noth, voll Muth zu- wahren, Was ihm der Sedan-Sieg bcschccrt. Der ScdanStag muh uns erinnern, Wie tückisch mancher Nachbar ist, Verhüten, daß in Deutschlands Innern § Erstehe je ein ernster Zwist! Der Tag muß uns vor Allem mahnen. Zur Eintracht, die so heilsam war. Damit wir, würdig unsrer Ahnen, Vereinigt trotzen der-Gefahr! WaS auf dem Schlachtfeld edle Helden Erkauft nut ihrem theurcn Blut — Die Sedanfeicr soll es melden — ! Ist unveränßcrliches Gut! Dem Freund zum Schutz, dem Feind zum Leide, ! Gefahrlos Dem, der nichts begehrt, So sitze locker in der Scheide - Zn jeder Zeit das deutsche Schwert! In tiefstem Ernste lasst uns treten Zum Kriegerdenkmal heute hin Und dort um längeren Frieden beten, Der Wohlstand fördert und Gewinn. Wenn aber wieder Feinde toben, Stch'n wir getreu mit Herz und Hand — i Lasst cs uns heute neu geloben — ' Zu Kaiser, König, Vaterland! i,. Drei Jahre nach der grasten Völkerschlacht bei Leipzig hatten sich die Verhältnisse in Deutschland so trübselig gestaltet, daß der schwäbische Dichter Ludwig Uhland im tiefsten Unmuth sang: „Vernehmt! an Diesem heut'gcn Tage hielt Gott der Herr ein gross Gericht. — Ihr aber hört nicht, was ich sage. Ihr glanbt au Geisterstimmen nicht!" Unendlich günstiger haben sich die Dinge in Deutschland nach der Entscheidungs-Schlacht bei Sedan gestaltet, denn seitdem hat das deutsche Volk mit rührender Pietät lind mit stets sich gleich bleibender Be geisterung alljährlich den Tag gefeiert, an dem Gott abermals ein grosses Gericht gehalten; seitdem hat die dcntsche Nation mit gläubigem Sinn den Geisterstimmen gelauscht, die es fort und fort mahnten, sich jenes Sieges würdig zu erweisen, daS ruhmvoll Errungene mannhaft zu wahren und in Hingebung für Kaiser und Reich, Fürst und Vaterland allezeit treu und fest zu- sammenzustchcn! Seit der Schlacht von Sedan sind nun 21 Jahre verflossen, aber der Geist der Eintracht, der damals die deutschen Heere zum Siege führte, und der feste Wille, das deutsche Reich bis zum letzten Blutstropfen gegen Angriffe tückischer Nachbarn zu vcrthridigen, sind unver ändert geblieben. In Millionen deutscher Staats angehöriger lebt und webt der Gedanke, die aus blutigen Schlachtfeldern schwer errungene Einheit und Grösse Deutschlands wirksam machen zu helfen zum Besten des Ganzen wie des Einzelnen, zum Heile der ganzen sriedenSbcdürftigcn Welt und zur Vermehrung und Verbreitung aller Segnungen der Kultur. Heute darf kein Ludwig Uhland sagen: „Zermalmt habt Ihr die fremden Horden, doch innen hat sich Nichts erhellt!" — nein! heute kann der Deutsche mit gerechtem Stolze auf zahlreiche Fortschritte auf geistigem Gebiete Hinweisen, die sich in den verflossenen 21 FriedenSjahrcn kundgabcn, auf die zunehmende Selbstzucht, die emsige gediegene Arbeit und die treue Pflichterfüllung, welche die Wurzeln unserer nationalen Kraft bilden! Dank der wohlwollenden Fürsorge der verbündeten Regierungen und der treuen Arbeit der Volksvertretungen befindet sich Deutschland auf dem Wege einer friedlichen Ent wickelung, die Glück und Wohlstand verbürgt, wenn kein frecher Angriff von Austen dieses Scgcnswcrk durchkreuzt. Das Reich ist aber nicht nur an seinen Grenzen wohlbcwchrt, auch im Innern ist durch die grossartigen, sozialen Reformen eine feste Burg errichtet worden, an der die Schwarmgeister vergebens ihre Wühl arbeit versuchen. DaS Volksleben selbst ist ein gesunderes geworden, denn schwere Zeiten lehrten beten und arbeiten; der erste greise Kaiser gab dem deutschen Volke ein herrliches Beispiel nimmer ¬ müder Pflichttreue; der zweite Kaiser lehrte cs leiden, ohne zu klagen; das jetzige jugendfrischc Oberhaupt des deutschen Reiches zeigte in knrzer Zeit, wie daS Gewonnene zu erhalten sei. Der Segen, der dem deutschen Volke seit dem 2. September 1870 zu Theil wurde, ist so grvst, dast Deutschland allen Grund hat, den Scdantag als den Eckstein der neuen besseren Zeit mit dankbarer Freude jubelnd zu begrüben. Fern von Eitelkeit und Ruhmsucht wird am 2. September seit 20 Jahren alljährlich in Dcutichland der Tag gefeiert, an dem die Macht Napoleons zusammcnbrach und sich das Wort bewährte: „Die Weltgeschichte ist daS Weltgericht." AuS langjähriger Zerrissenheit erhob sich da strahlend daS Bild der Einheit; nach vielfacher Mistachtung gewann da daS dentsche Volk die ihm gebührende Stellung in der erstell Reihe der Nationen und jenes ost schmerzlich vcrmisttc nationale Selbstgefühl, dem endlich Fürst Bis marck, der im Dreibund ein mächtiges FricdcuS- bvllmcrk schuf, mit den Worten Ausdruck gab: „Der Deutsche fürchtet Gott, sonst nichts auf dieser Welt!" Jedermann weist, dast dieses Selbst gefühl weit entfernt ist von Selbstüberhebung, dast der von den Kaisern Wilhelm I. und Fried rich aus den Kaffer Wilhelm II. vererbte Geist cchtcrDcmuth und Frömmigkeit auch dem ganzen Volke sich tief cinprägtc! Der 2. September ist unS anch ein Mcrkstcin geworden, ein Wegweiser zur Selbstcrkcuutnist und Sclbstvercdluug, denn er zeigt uns, dast Gott Grostes für Deutschland gethan, mit ihm gewesen bis ans den heutigen Tag, ihm fast unerwartet lauge Jahre des Friedens geschenkt, um das Gewonnene zu be festigen und selbst zu erstarken. Die Erinnerung an diese Segnungen mahnt uns aber auch zum steten Weiterarbeiten auf dem Wege der Ge sittung, der Zucht, der Treue und Hingebung an das groste Ganze. WaS auch schon nach dieser Richtung geleistet worden, sicher ist noch Vieles zu thun, um der Gaben würdig zu werden, welche die Vorsehung dein deutschen Reiche ver lieh. Der 2. September schaffte dem deutschen Volke mit einem Schlage die Achtung nnd Rechte einer grosteu Nation; dies zu bewahren und immer mehr zu verdienen, ist eine heilige Pflicht, die uns die Feier dcS ScdanscstcS immer wieder cinfchärsen soll. Ein wehrhaftes Volk freut sich nicht nur seiner Erfolge; cS gedenkt auch allezeit der Opfer, mit welchem dieselbe» thcucr erkauft wurden. AuS blutgcdüngten Feldern ist Deutschlands Gröstc cmporgcsprostt; zahlreiche Helden erlitten für daS Vaterland kämpfend den bitteren Tod und wie Viele opferten in dem fran zösischen Feldzüge ihre Gesundheit oder kehrten mit schwer verletzten Gliedern in die Heimath zurück! Allen, die vor 21 Jahren nütgestrittcn, besonders die bei Sedan den Feind niedcrgeworscn, der Deutschlands schöne Gauen mit Krieg über ziehen und verwüsten wollte, haben ein dauern des Anrecht aus die Dankbarkeit dcS ganzen Volkes, das solche Thatcn nicht vergessen darf und nie vergessen wird. Wenn sich auch Manches davon zeitweise im Gedächtnis; verwischt, die Feier des SedantagcS frischt eS immer wieder aus, denn der Scdautag ist auch ciu heiliger Denkstein für das deutsche Volk, das a» diesem Tage mit duftigen Blumen jene zahlreichen. Kriegerdenkmale schmückt, die zu Ehren der im deutsch-französischen Kriege Gefallenen errichtet wurden. Nicht aber jene Steine allein sollen den Ruhm der Helden künden, in jedem deutschen Herzen sollen sic sortleben als Vorbilder edler Vaterlandsliebe. Von ihnen sollen die Worte Körners gelten: „Wer mnthig für fein Vater land gefallen, der baut sich selbst ein ewig Monument im trcnen Herzen seiner Landesbrüder nnd dies Gebäude reifst kein Sturmwind nieder!" Das Angedenken der dahingcschicdcncn Helden wird besser noch als durch Schmuck und Preisende Worte durch das am Scdantagc alljährlich er neuerte Gelübde geehrt, mit Gut und Blut, Leib nnd Leben DaS vcrthcidigcn zu wolle», was sic erkämpften. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo es die rastlos sich zum Rachckricgc rüstenden Franzosen versuchen werden, nnS den SiegcSpreis von Sedan, die ruhmvoll erkämpften Neichölande Elsast-Lothringcn, wieder abzujagen. Die auch in diesem Jahre in ganz Deutschland mit glühender vaterländischer Begeisterung be gangene Scdanscicr möge die Franzosen über zeugen, dast das von Kaiser Wilhelm II. bei der Enthüllung des Denkmals des Prinzen Friedrich Karl von Preusten gesprochene Wort „Nicht einen Stein!" dem deutschen Volke aus der Seele gesprochen war. Hoffen wir, dast cS der entschlossenen Haltung der Rcichsregicrung und der klugen Politik des Reichskanzlers gelingen möge, die Schrecken eines Krieges abermals ab- zuwcndcn nnd dem Vaterlandc den Frieden zu erhalten! Ob Krieg oder Frieden über Deutsch land in Zukunft verhängt sei: immer finde uns der Sedantag innig vereint in treuer opfer freudiger Gesinnung, begeistert für Kaiser und Reich, für König und Vaterland, stets erneuere sich daS Gelöbnist: Wir wolle» sei» ein einig Bolt von Brüdern In keiner Aoil; uns trennen und Gefahr, Wir wollen tränen ans den höchsten Golt Und und nicht furchten vor der Macht der Menschen! Politische Weltschau. Üeber die Neiseverfügungen dcS Kaisers wird gemeldet, dast Kaiser Wilhelm am 7. Sept, von Len österreichischen Manövern um 9 Uhr Abends in München ciutrcffen wird. Die Ab reise von München erfolgt am 11. Sept, nach Kassel, wo der Kaiser am Abend eiutrifft. Die groste Parade findet in München an» 9. Sept., die grosteu Manöver am 10. und 11. Sept, statt. Der deutsche Kaiser wird bei seinem Ein treffen in München auf dem Bahnhofe von dem Prinzrcgentcn und den Prinzen des Königlichen Hauses empfangen und durch den Fürstensalou nach der Baicrstraste geleitet werden, wo die Ehreneskorte und Hofcquipagen ausgestellt sind. Der Kaiser fährt zunächst bis zum Bahnhosö- platz, wo Bürgermeister vr. v. Widenmayer den selben Namens der Haupt- und Residenzstadt München mit einer Ansprache begrüßt. Die Straßen, dnrch welche der Zug geht, werden festlich beflaggt und mit elektrischem Licht be leuchtet. Am 8. Sept. Abends findet eine Hof tafel mit 200 Gedecken statt, an welcher die Prinzessinnen des Königlichen Hauses nicht, wohl aber alle au den Manöver» und der Parade bctheiligten Generale re. theilnchmcn. Ain 9> September Abends ist Galatasel. Die beiden Hechte, schreibt die „Tägl. Rund schau", die, um in einem Bismarck'schcn Bilde zu sprechen, der Himmel uns rechts nnd links zur Seite in den europäischen Teich gesetzt hat, damit sie uns Deutsche verhindern, unserer Neigung entsprechend wieder Karpfen zu werden, thun ihr Möglichstes, diesen ihren Berus getreu lich zu erfüllen. Dank ihre» FriedcnSbetheucrungen herrscht zur Zeit wieder eine tiefgehende Beun ruhigung der öffentlichen Meinung, die sich in starker politischer Schwarzseherei äußert. Ist schon aus der Merseburger Rede des Kaisers herausgclcscn worden, dast sic nicht die alte FriedcnSzuvcrsicht athme, so wird die Nuchricht, das; man in Wien au eine Verstärkung der Wehr macht denkt, noch eine üblere Auslegung erfahren. ES ist nun freilich kaum zu leugnen, das; die Lage seit den Tagen von Kronstadt ernster er scheint, denn in Wirklichkeit hat der französische Besuch nichts Anderes gethan, als dast er daS bis dahin im Halbdunkel liegende Bild der Lage plötzlich grell beleuchtete. Das Bild selbst ist das alte geblieben: Frankreich von unberechen baren krankhaften Anfällen geplagt und fest entschlossen, Rußland Vasallendienste zu leiste», der Czar Herr über Krieg und Frieden in Europa. Je nachdem inan ihm mehr oder weniger Kraft und guten Willen zuerkennt, wird man demgemäß die Lage hoffnnngSvollcr oder düsterer auffassen. Ein Grund zu besonderer unmittelbarer Besorgniß ist nirgends zu erblicken. — Der Zwist in den Reihen der Sozial-