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bahnhofe, wo eine Ehrenkompagnie des hanseatischen Regiment» aufgestellt war, von den Bürgermeistern der Stadt, den Senatoren, dem Grafen Walder- see und dem Gesandten Frhrn. v. Thielmann feierlich empfangen. Bei der Rundfahrt um die Außenalster und durch die Stadt saß Ihre Majestät die Kaiserin mit dem Büraermeister Petersen und der'Frau Bürgermeister VerSmann im ersten, Se. Majestät der Kaiser mit dem Bürgermeister Versmann im zweiten Wagen. Nach einer Fahrt durch Hamburg erfolgt am Nachmittage die Reise nach der Insel Helgoland, wo großer Empfang stattfindet. Von Helgoland begeben sich der Kaiser und seine Gemahlin nach Wilhelmshaven, um dort am Dienstage dem Stapellaufe eines neuen Panzerschiffes beizu wohnen, und treten hierauf die Reise nach Amsterdam zum Besuche der Königin-Regentin Emma von Holland an; Ende der Woche erfolgt dann die Ankunft in England. Vom letzten Sonnabend^ an war das 1. Garde-Ulanenregiment zu Potsdam versuchs weise in Kriegsbereitschaft gesetzt worden, um innerhalb drei Tagen mit dem ganzen Wagen park und allen zur Kriegsbereitschaft Nöthiaem auSzumarschiren. Die KomplettirungSmannschasten wurden aus den drei Potsdamer Kavallerie-Re gimentern genommen, ebenso lieferten diese die 160 nöthigen Pferde. Nicht richtig ist es, was ein fortschrittliches Blatt sagte, daß dieses der erste Versuch einer derartigen Ucbung sei — an den Grenzen der Monarchie haben deren schon öfters stattgcsunden. Das Kommando über die Truppen hatte der Kommandeur des Regiments, Oberstlieutenant v. Poppenheim, übernommen. Wie jetzt auch der „Reichsanzeiger" meldet, hat der Reichskanzler im Auftrage deS Kaisers dem BundeSrath unter dem 13. d. M. den Ent wurf eines Gesetzes, betreffend die Bestrafung des Sklavenhandels, nebst Begründung zur Be- schlußnahmc vorgelegt. (Die Getreidespekulation.) Der Ge währsmann der „Deutschen volkswirthschaftlichen Korrespondenz" äußert sich über die Getreide spekulation an der Berliner Börse in folgender Weise: „Wie ich höre, konzentrirt sich daS ganze Hausse-Interesse momentan in der Hand einer Firma mehr untergeordneter Bedeutung und muß inan sich fragen: Ist eS denn einer so starken Regierung wie der nnsrigen nicht möglich, diesem Schwindel Einhalt zu gebieten? ES ist doch geradezu unerhört, mit welcher Frechheit solch eine einzige Firma ihr Wesen treibt und jedes reelle Geschäft schon seit einer Reihe von Monaten geradezu unmöglich macht. Ein späterer Krach ist nach solchen schwindelhaften Operationen un vermeidlich, und wer leidet darunter? Die Land- wirthschaft, der ganze Getreidchandel, die Mühlen industrie und sonstige Kreise, die damit zusammen hängen. Vielleicht dienen diese Zeilen dazu, daß man von geeigneter Stelle aus sich dieieö zügel lose Treiben an der Berliner Börse einmal näher ansieht und Abhilfe schafft, ehe es zu spät ist." Für die deutsche Schule in Dar-es-Salaam ist der Lehrer Erich Kunze in Schönau (Kreis Glogau) berufen worden. Derselbe erhält ein Anfangsgehalt von 6000 Mark. Wien, 27. Juni. Das Abgeordnetenhaus nahm das Budget des Landesvertheidigungö- Ministeriums an und begann die Berathung des Unterrichtsetats. Der Minister von Welscrsheimb hob hervor, daß Oesterreich in seinem durch schnittlichen Präsenzstand hinter allen anderen Großmächten zurückstehe. Der Minister trat für den vollen, uneingeschränkten Gebrauch der deutschen Armeesprache ein; die deutsche Sprache sei für die heimathliche Armee, was für die Juristen und Mediziner die lateinische, für die Diplomaten die französische Sprache sei. Der Abg. Poponski erklärte, die Polen träten für ihre Nationalität mit aller Kraft und mit allem Vermögen, sowie mit ihrem Leben ein, aber der Slavismus sei ihnen keine Pfeife Tabak werth. London, 29. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Wales reist nächsten Sonnabend nach Port Viktoria, um Ihre Majestäten den deutschen Kaiser und die Kaiserin zu empfangen und bis Schloß Windsor zu begleiten. Die Ankunft in Windsor soll 4 Uhr Nachmittags erfolgen. Von der Themsemündung bis Port Viktoria geben vier Torpedoschiffe den kaiserlichen Majestäten das Ehrengeleite. Für den 10. Juli ist rin großer Hosball im Buckinghampalaste in Aussicht genommen. Marseille, 27. Juni. Ein großer Skandal droht hier infolge der Aufdeckung eines Schwindel bureaus, welches, geleitet von Oberbeamten des Militärdienstbureaus und der Bürgermeisterei, chen Zweck verfolgte, Dienstpflichtige gegen hohe Summen vom Militärdienst zu befreien. Konstantinopel, 27. Juni. Se. Majestät t der deutsche Kaiser hat an den Sultan em in sehr warmen Ausdrücken gehaltenes eigenhändiges Schreiben mit dem Ausdrucke deS Allerhöchsten Dankes für das Entgegenkommen zur schnellen Befreiung der Gefangenen von Tscherkeßköi ge richtet und zugleich den Sultan gebeten, »m Namen Sr. Majestät des Kaisers auch der Hohen Pforte, insbesondere dem Großvezier und dem Minister des Auswärtigen für ihre Haltung in dieser Angelegenheit zu danken. Der Sultan, hoch erfreut, hat den deutschen Botschafter Herrn v. Radowitz beauftragt, dem Kaiser den Ausdruck seiner herzlichen Dankbarkeit zu übermitteln. Konstantinopel, 29. Juni. In Kili bei Aleppo sind heute 5 Personen an der Cholera erkrankt, 2 gestorben. Sachsen. Dresden, 26. Juni. Se. Majestät der König haben dem Präsidenten des evangelisch lutherischen Landeskonsistoriums Geheimen Rath Dietrich Otto von Berlepsch in Dresden den Charakter und Rang als „Wirklicher Geheimer Rath" in der ersten Klasse der Hofrangordnung Allergnädigst zu verleihen geruht. In der Villa Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Georg zu Hostcrwitz wird in den ersten Tagen deS Juli Ihre K. K. Hoheit die Erzherzogin Maria Josepha von Oesterreich, Herzogin zu Sachsen, in Begleitung ihres Söhnchens, des kleinen Erzherzogs Karl, zu längerem Besuch eintreffcn. Bischofswerda. Wir machen auch an dieser Stelle noch besonders daraus aufmerksam, daß nächsten Freitag mit der Betstunde früh 9 Uhr eine Beichte- und Kommunionhand lung verbunden werden soll. Wird schon die Betstunde jetzt regelmäßig von einer größeren Anzahl von Gemeindegliedern besucht, die sich an diesen schönen, feierlichen Gottesdiensten er bauen, so sind dieke Wochenkommunioncn, die in dem benachbarten Neukirch nach Ausweis der jetzt auch in diesem Blatte erscheinenden kirchlichen Nachrichten von da fast jeden Freitag gehalten werden, besonders denjenigen Gemeindegliedern lieb und werth geworden, die aus Rücksicht auf Alter oder Gesundheit am Sonntag früh Uhr noch nicht in der Lage sind, andächtig am Tisch des Herrn zu erscheinen. Durch die bereits im Gange befindliche Ausmalung der Emporen nach Art des Altarplatzes wird weder dieser, noch der Hauptgottesdienst am Sonntag allzusehr beeinträchtigt werden. Um so größer wird die Freude der Gemeinde sein, wenn das ganze Gotteshaus in einheitlicher Weise erneuert ist. Es wäre sehr erwünscht, wenn auch die Gottes ackerkirche, in der außer dem Gottesdienst am Johannistage die AbendgotteSdicnste im Sommer und die BegräbnißgotteSdienste mit Rede im Winter gehalten werden, in ähnlicher Weise er neuert würde. Der Kirchenvorstand hat bereits auch diese Erneuerung in'S Auge gefaßt. f* BichosSwerda, 28. Juni. Nachdem seit mehr als 8 Tagen in Pohla, Schönbrunn und Stach« sehr, sehr viele Hände thätig ge wesen, um für den Festschmuck zum Empfang weither Gäste zu sorgen und die 3 Dörfer wirk lich im schönsten Flaggen- und Festschmuck prangten, erschien der herrliche, schöne Festtag der Fahnenweihe deS Militärvereins zu Pohla. 33 auswärtige Militärvereine mit 18 Fahnen und fast eben so viel Musikchören waren dort er schienen. Ein imposanter Festzug bewegte sich Nachmittags durch die 3 Dörfer auf den schönen Festplatz. Dort eröffnete der Gesangverein von Pohla die Feier durch einen Festgcsang, Herr Vereinsvorstand Katzer-Stacha begrüßte in kurzer, aber kerniger Ansprache die Kameraden, Ehren gäste rc. und schloß mit einem dreifachen Hoch für König Albert und den deutschen Kaiser. Eins Strophe der Nationalhymne wurde gemeinsam gesungen. Fräulein Schreiber - Stacha entfaltete die Fahne und übergab sie mit gediegener An sprache dem Vereine. Die längere sachentsprechende Weiherede hielt Herr Pfarrer Jentsch, auch vollzog er die Weihe der schönen, durch Festjungfrauen unter Ansprachen entfalteten Fahne. — Die Fahne wurde hierauf unter den üblichen Feierlichkeiten mit 48 Nägeln und 6 Fahnenbändern bedacht. Herr Bürgerschullehrer Kretschmar-Löbau über reichte im Namen der sächsischen Majestäten 1 Nagel und 1 Fahnenband. Auch wurden Nägel übergeben vom Herrn von Ponickau auf Pohla, im Auftrage des Kirchen- und Schulvorstandes dort durch Herrn Kirchschullehrer Noack, deSgl. von den Vertretern der drei genannten Gemein den rc. Auf dem Festplatz am Erbgerichte herrschte reges Leben, deSgl. beim Restaurateur Harnapp, in den Gasthöfen zu Stacha und Schönbrunn und im Restaurant Schuster-Schönbrunn. DaS Fest kann als ein durch und durch wohlgelun- gencS bezeichnet werden. Die drei Gemeinden hatten aber auch ihr Möglichstes gethan, um eS zu einem schönen Feste zu gestalten. In Pohla und Schönbrunn allein standen ca. 1V Ehrenpforten, auch in Stacha waren solche ange bracht. Alle Theilnehmer werden sich desselben mit Freuden erinnern. Noch sei bemerkt, daß die neue Fahne aus der einen Seite das Bildniß der Germania trägt, genau dem Niederwalddenkmal nachgebildet. Es ist dies eine Seltenheit, und keine Fahne der ganzen Militärvereine der Um gegend ist im Besitze derselben. — Auch eine Ehrenpforte in Schönbrunn zeigte das Bild der Germania. Alle Ehrenpforten waren mit an sprechenden Aufschriften, meist mit zweien, ver sehen^ — An verschiedenen Orten waren lebens große Bildnisse deutscher Krieger angebracht. — Die Jugend hatte zur Verherrlichung des Festes viel beigetragen und auch von allen Seiten Unterstützung gefunden. Die große Zahl der weißgekleideten, mit Schärpen geschmückten Jung frauen erhöhte die Schönheit des ausgedehnten Festzuges. Bischofswerda, 30. Juni. Sicherem Vernehmen nach eröffnet die Direktion Clar Anfang August die Theatersaison in den Räumen der Turnhalle. Das neu dazu gemalte Theater, vom Theatermaler Friedrich Thomas von Wien, wird gewiß den berechtigten Ansprüchen des ge ehrten Publikums entsprechen. Zur Aufführung kommen u. A. die Lustspiele: Goldfische, Herr, und Frau Hypokrates, Ein toller Einfall, ferner die Schauspiele: Die Ehre, Haubenlerche, Quitzows, Maria und Magdalena, Ausstattungsstück: Reise um die Erde in 80 Tagen und die Operetten: Fledermaus, Galathe, Mickado, Zigeunerbaron rc. Ferner hat Herr Direktor Clar noch einige Gast spiele mit dem Königl. Hosschauspieler Herrn Emil von der Osten vom Hostheater zu Dresden, wie auch mit der Soubrette Lina Bendel abge schlossen. Man steht, daß die Direktion eS sich angelegen sein läßt, uns wirkliche Kunstgenüsse zu bieten und hoffentlich werden die Bemühungen wie auch schon früher durch pekuniären Erfolg belohnt werden. Die Direktion geht von hier nach Neustadt und übernimmt vom 15. Oktober an das Stadttheater zu Meißen und Mittweida. — Mit dem Eintritt des langersehnten Sommerwetters ist die Heuernte kräftig in An griff genommen und binnen wenigen Tagen weit gefördert worden. Die Blüthe des Roggens, wochenlang durch die Kälte zurückgehalten, ist nun erst zur vollen Entfaltung gekommen, die übrigen Feldfrüchte sind kräftig gediehen. Im Ganzen ist die Entwickelung aber gegenüber an derer Jahre um Wochen zurück, so daß auch bei warmer Witterung eine spätere Ernte zu erwarten ist. Die Obstaussichten sind günstig. Trotz Maikäfersraß (in der Bischofswerdaer Gegend allerdings gar nicht bemerkt) versprechen Kirschen und Pflaumen eine Mittelernte; Birnen und Aepfel haben ungewöhnlich reich angesetzt. — (Siebenschläsertag.) In früheren Zeiten, als die „kritischen Tage" noch nicht er funden waren, wurde der Siebenschläsertag für einen Wettermacher erster Ordnung angesehen. Regnete eS an diesem Tage, dann sollte eS sieben Wochen lang hintereinander regnen, ganz bestimmt aber war dies zu erwarten, wenn es, wie man zu sagen pflegt, Blasen regnete. In den Städten hält man nicht mehr viel von diesen Bauern regeln, aus dem Lande aber ist der Glaube an die Wirksamkeit des Siebenschläfertages nicht er schüttert worden; er ist und bleibt aber ein „kritischer Tag". — Gegen Mücken- und Bienenstiche wird in einem Fachjournal ein neues Mittel empfohlen, welches vielen unserer Leser zur jetzigen Jahres zeit recht willkommen sein dürfte. Man reibe die von den Insekten gestochenen Stellen mit etwas im Wasser ausgelösten Seesalz ein. Die lästige Schwellung und der oft unerträgliche Schmerz schwinden sofort und treten überhaupt gar nicht auf, wenn die Einreibung unmittelbar nach dem Stich vorgenommen wird. — Die sächsische Staatsbahnverwaltung wird am 11. Juli einen Sonderzug von Dresden nach Berlin, Hamburg, Kiel, Helgoland und Norder ney in Verkehr setzen lassen. Der Sonder»ug wird über Elsterwerda geleitet und verläßt oen Böhmischen Bahnhof in Dresden Nachmittags 5 Uhr 10 Min., den Friedrichstädtcr 'Bahnhof Nachmittags 5 Uhr 19 Min. und kommt Abends 9 Uhr 19 Min. in Berlin, am anderen Morgen 4 Uhr in Hamburg an. Die Fahrkartenpreise nach Berlin, Hamburg u. s. w., die Giltigkeit der Fahrkarten und die sonstigen Beförderungs bestimmungen sind aus dem an allen Fahrkarten«