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Brühl'schen Terrasse in DreSdenjeine die«* jährige Generalversammlung unter Borsitz des Kammerherrn Freiherrn von Friesen ab. Die Verhandlungen rrstreckteusich auf dir Besprrchung von Preßangelegenheiten und der bevorstehenden Landtagswahlen. ES fanden Erörterungen statt sowohl über die in den einzelnen Wahlkreisen des Landes in Aussicht genommenen Kandida turen, wie auch über die Stellung der Partei gegenüber den übrigen befreundeten oder geg nerischen Parteien. Der Landesverein zählt gegenwärtig 2000 Mitglieder, während die kon servativen OrtSvereine, deren es jetzt 41 giebt, circa 15,000 Mitglieder zählen. In Dresden hatten sich kürzlich vor dem dortigen Landgericht sieben ehemalige Hilfsweichen steller wegen schweren Diebstahls bezw. Hehlerei zu verantworten. Dieselben hatten in der Zeit von 1888 bis zum Frühjahr 1891 auf dem Dresdner Centralgüterbahnhof theilS aus offenen Packwagen, theilS ans plombirten Güterwagen eine große Anzahl von Kisten, Säcken und Fäs sern, gefüllt mit Chokolade, Kaffee, Liqueren, Ungarwein, Cacao, Butter, Zuckerwaaren, Kleider stoffen, Weizen, Reis rc. entwendet. Der An führer der Diebesbande wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurtheilt, während das Gericht gegen die anderen auf neun, bezw. zehn und sieben Monate, sowie auf sechs bezw. zwei Monate drei Wochen Gefängniß erkannt. Einer der Ange klagten wurde kostenlos sreigesprochen. Frankenberg i. S., 27. Juni. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde dem Beschlüsse des Stadtraths, vom I.Septbr. 1891 wie in sehr zahlreichen anderen Städten auch hier eine Biersteuer einzuführen, mit 26 gegen 2 Stimmen zugestimmt und der vorgelegte Regu lativentwurf gegen 1 Stimme on dloo ange nommen. Die Steuersätze sind auf 12 Pf. für 1 Hektoliter hier gebrautes bez. auf 24 Pf. für 1 Hektoliter auswärts gebrautes einfaches Bier (auf 1 Glas oder 1 Flasche L >/, Liter --- '/» bez. V» Pi), sowie aus 60 Pf. für 1 Hektoliter anderes Bier (ans 1 Glas L Liter --- Pf.) festgesetzt worden. Trotz dieser gerinfügigen Beträge ist nach dem Vergleiche mit anderen Städten der jährliche Ertrag der Steuer aus etwa 6- bis 7000 Mark veranschlagt worden. Uebrigens wurden in der Sitzung die amtlichen Auskünfte verschiedener Stadträthe verlesen, nach welchen in den meisten Fällen die Biersteuer von den Brauereien den Wirthen zurückvergütet bez. vom Preise des Bieres in Abrechnung gebracht wird. Die Mehrzahl der Redner stand auf demselben Standpunkte und betonte ausdrücklich, daß in allen anderen Städten, wo die Biersteuer eingeführt sei, das Bier nicht theurer sei als dort, wo sie nicht eingeführt sei. Ein Redner bemerkte, daß die Einführung von Vio-Litergläsern bei Beibehaltung des bisherigen Bierpreises eine Vertheuerung des Bieres für das Publikum um 20 Prozent bedeute. Pirna, 27. Juni. Bei der Güterexpeditions kasse aus hiesigem Bahnhofe ist vorgestern bei einer Zahlung von Frachtgeldern seitens eines Botenfuhr mannes aus Rosenthal ein falsches Silberfünfmark stück, Münzzcichen v 1876, angrhalten worden. DaS Falsifikat ist sehr gut nachgeahmt, nament lich find die Umschriften „Ludwig II. König von Baiern" und „Deutsches Reich. Fünf Mark" scharf und deutlich. Auch die Randprägung läßt wenig vermissen. DaS Falsifikat ist aus einer weichen Zinnmischung hergestellt, fühlt sich ziemlich fettig an und unterscheidet sich auch im Klang wesentlich von den echten Stücken. Zschopau, 27. Juni. Innerhalb weniger Tage haben sich hier zwei Unglückssälle zuge- tragen. Am Dienstag, bei Gelegenheit des Aus zuges der priv. Scheibenschützengesellschaft, zer sprang im Wäldchen neben dem Schützenplatze beim Abfeuern ein großer Böller. Einer der Feuerwerker erhielt hierbei nicht unbedeutende, glücklicherweise aber nicht lebensgefährliche Ver letzungen an den Oberschenkeln. Auch ein in der Nähe sich befindender Budenbesitzer wurde im Gesicht verletzt, während der andere Feuerwerker unversehrt blieb. Die Sprengstücke wurden weit fortgeschleudert. Döbeln, 26. Juni. In der letzten Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums wurde die Richtig- sprechung des Rechnungsabschlusses der Sparkasse für 1890, welcher sich sehr ungünstig gestaltet hat, da allein 55,000 Mark Kursverlust an Werthpapieren zu verzeichnen waren, vollzogen. Angenoiymen wurden die Vorschläge des Spar- kassrnausschusses, den bestehenden Spezialreserve fonds in Höhe von 6000 Mk. mit zu verwenden, sowie an die königl. KreiShauptmannschast das Gesuch zu richten, daß in diesem Jahre nur die Hälfte des obengenannten Kursverluste« eingestellt Marienbrücke in Dresden wurde ein weiblicher, bei Meißen ein männlicher Leichnam aus der Elbe gezogen. — Die 1^/,jährige Tochter d«S Tischlers Naacke in Meißen wurde durch den Hufschlag eines Pferdes so verletzt, daß sie bald darauf starb. — Ein 6jähriger Knabe in Dresden wurde überfahren und erlitt einen Arm bruch. — Der Fleischergeselle Petzold wurde bei Gößnitz vom Wagen geworfen und so beschädigt, daß er bald darauf in Meerane starb. — Auf dem Bahnhof zu Chemnitz wurde eine Strecken arbeiterin schwer verletzt. — In Gunner-dorf bei Frankenberg fiel der Arbeiter Felgnrr vom Heuwagen und fand seinen Tod. — In Chemnitz wurden einer Frau beide Beine abgefahren, bald war sie eine Leiche. — Desgleichen fand seinen Tod der 58jähr. Maurer Pfaff in Zschopau, der von der alten Schule stürzte. — Auf Pieschener Flur wurde die Leiche eines Frauen zimmers todt aus der Elbe gezogen. — Durch Feuer wurden vernichtet: das Wohnhaus des Mühlenbesitzers Unger in Zschocken; das Wohn haus des Gartenbesitzers Flehmig in St. Egidien; ein Fabrikgebäude in Weipert, wo an 8000 M. Schaden verursacht wurde; das HauS des Hut- macherS Wittig in Marienberg; das Wohnhaus der Wittwe Höhne in Lauter (Blitzschlag). — Das 50jährige Bürger- und Meisterjubiläum feierte Tapezirer Lehmann in Dresden. — Im Jahre 1890 wurden allein auf Java 900,000 Zentner Kaffee gewonnen. — Die Handelsflotte der Welt wird 1890—91 auf 43,514 Fahrzeuge, nämlich 33,876 Segler mit 10,540,051 Tonnen und 9638 Dampfer mit 12,825,709 Tonnen Brutto, angegeben. Deutschland nimmt in Europa (nach England mit 5312) mit 689 Dampfern und 930,754 Tonnengehalt die 2. Stelle ein. — Im Juni vor 80 Jahren wurde in Berlin von den Schülern Jahns die erste Schwimmanstalt angelegt. — Die ostpreußische Bernsteingewinnung lieferte 1890 4030, 1889 4330 Zentner. — Der Amerikaner Vanderbilt hat für die Dresdner Ferienkolonien 1000 M. gespendet. Eine gleiche Summe spendete auch ein anderer Herr in Dresden. Auch die Luther kirche erhielt zu wohlthätigen Zwecken von einem Herrn in Dresden 1500 Mk. — Der 1861 er richtete deutsche Sängerbund zählt 60,000 Mit glieder. — In Leipzig wird eine Fachschule für Tischler errichtet. Vermischtes. — Die beabsichtigte Koloniallotterie wird von der Mehrzahl der Berliner Blätter, ohne Unterschied der Partei, lebhaft angegriffen. — Aus Danzig, 27. Juni, wird dem „B. T." gemeldet: Die Panzerfregatte „Deutschland" kam gestern leicht auf den Grund, ward aber gleich wieder flott; dagegen hat sich die Panzer fregatte „Kaiser" an derselben Stelle festgefahren und konnte bis jetzt trotz aller Anstrengungen und Erleichterungen nicht wieder abgebracht werden. DaS Admiralschiff „Baden", beide Avisos, die Dampfer und Prähme der hiesigen Werft leisten Hilfe. Erhebliche Beschädigungen werden befürchtet. Neueren Nachrichten zufolge ist die Panzerfregatte „Kaiser" trotz der Ab- bringungSarbeiten noch fester aus den Grund gerathen. Der Unfall erscheint räthselhaft, da der Meeresgrund an der betreffenden Stelle wohlbekannt ist. Vermuthlich wird eine gänz liche Abrüstung des Schiffes, um eS zu erleichtern, nothwendig sem. — Danzig, 27. Juni. Die Panzerfregatte „Kaiser", erheblich entlastet und somit leichter gemacht, wurde heute Nachmittag 7 Uhr durch „Siegfried" und „Baden" abgeschleppt. Sie liegt jetzt vor Zoppot vor Anker. — Rosenberg, 24. Juni. Die „Danziger Ztg." schreibt: Bei dem heftigen Gewitter, welches sich gestern Nacht entlud, fuhr der Blitz in die Schäferei des Ritterguts Peterkau und zündete. Dem Vernehmen nach sind ein Schasstall und eine Scheune niedergebrannt, sowie 300 Mutter schafe und 600 Lämmer in den Flammen um gekommen. In Klingbeck bei Neustettin wurde bei demselben Gewitter ein Bewohner vom Blitz erschlagen. — Darmstadt, 25. Juni. DaS groß herzogliche Hofgut Kranichstein ist theilweise ab gebrannt. Etwa 100 Schafe und eine Kuh sind umgekommen. Vermuthlich entstand das Feuer infolge von Brandstiftung. — Holzminden, 27. Juni. Ein furchtbares Unwetter richtete gestern im Weserthale arge Verwüstungen an. Eine Frau und ein Kind, welche auf dem Felde durch die Wassermassen überrascht wurden, ertranken. Blitzschläge zer störten zwei Gebäude. Ler sächsische «rzühker. «lette L. zu werden braucht. Zugleich wurde ein Antrag s angenommen, den Stadtrath zu ersuchen, das Sparkassenregulativ einer Revision zu unterziehen. Durch letztere Maßnahme glaubt man koulantrre Grundsätze zu erzielen, nach welchen dar vor handene Kapital mehr auf Hypotheken ausgeliehen werden kann, als daß dasselbe in Werthpapieren, welche fortwährenden Kursschwankungen unter worfen sind, angelegt werde. Grimma. Wie verlautet, wird die Ein weihung der neuen, vom Baurath Nauck-Leipzig erbauten Fürsten- und Landesschule hier am 24. September erfolgen. Die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs Albert bei dieser Feierlich keit steht in sicherer Aussicht. Leipzig, 25. Juni. In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten hatte das Kolle gium zunächst über die Eingabe des Bureaus der Volksversammlung im „Pantheon" am 8. Juni d. I. wegen einer Petition an die königl. Staatsregierung um sofortige Suspension und spätere Aushebung der Getreidezölle zu berathen. Die Eingabe war von Herrn St.-V. Herzog zu der seinigen gemacht und infolgedessen dem Ver- fassungSauSschusse zur Vorberathung überwiesen worden. Herr Oberjustizrath Schmidt, als Referent, führte an der Hand der gesetzlichen Bestimmungen aus, daß den Stadtverordneten ein allgemeines Petitionsrecht nicht ausdrücklich eingeräumt, daß die Zuständigkeit der Stadt verordneten auf Gemeindeangelegrnheiten beschränkt und nur mit dieser Beschränkung das Kollegium berechtigt sei, sich unmittelbar an die höheren Behörden zu wenden. Zölle und Handelsver hältnisse seien aber so allgemeiner Natur, daß darunter nicht Gemeindeangelegenheiten in vor stehend erwähntem Sinne verstanden werden könnten. Wenn auch in Preußen einzelne Ge meinden im Sinne der Petenten vorgegangcn seien, so scheine dies nach preußischem Recht an gängig zu sein. Da aber das Kollegium mit sächsischem Rechte zu rechnen habe, so könne man dem Beispiel preußischer Gemeindeverwaltungen nicht folgen. Wolle man sich etwa an den hiesigen Rath wenden, damit dieser Schritte im Sinne der Petenten anbahne, so müsse man ein fach gewärtig sein, derselbe würde auf ein der artiges Vorgehen dem Kollegium erwidern: „WaS deines Amtes nicht ist, da laß deinen Fürwitz." Und so empfehle denn der Verfassungs ausschuß einstimmig, daS Kollegium wolle be schließen, sich zu einer Petition über Suspension oder Aushebung der Getreidezölle für unzuständig zu erklären und demnach über die Eingabe der Herren Laube und Gen. zur Tagesordnung über zugehen. Nachdem Herr Herzog erklärt hatte, das er durch die Ausschußverhandlungen über die Nichtzuständigkeit des Kollegiums in der fraglichen Angelegenheit belehrt worden sei, zog er mit Genehmigung des Kollegiums seine Er klärung, die Eingabe der Herren Laube und Gen. zur seinigen zu machen, zurück, nicht ohne vorher sich in längeren Ausführungen für Aushebung der Getreidezölle, welche nur eine Nothlage herbeizuführen geeignet seien, auszusprechen. s Der Gasthofsbesitzers Krauße in Langen hessen wurde so unglücklich überfahren, daß er bald darauf starb; gleiches gilt von einem 6jähr. Kinde in Glauchau. — Zu Los in Oldenburg schlug der Blitz in eine Scheune, wo 10 Arbeiter Schutz gesucht, 2 wurden getödtet, die übrigen verletzt. — Die in Kappel durch 2 Schüsse ver wundete Arbeiterin ist auf dem Wege der Besserung. — Bei Rotschau im Göltschthale wurde ein Unbekannter, mehrfach verletzt, todt aufgesunden- — In der Badeanstalt zu Wald heim wurde Frau Winkler durch Gase getödtet. — Durch scheugewordene Pferde wurde ein kleines Mädchen in Dresden umgerissen mehrfach verletzt. — Die 11jährige Tochter des Pappen meisters Berthold m Roßwein ist ertrunken. — Der Kutscher Tost zu Schrain bei Glogau, der seine Stelle verloren, erschoß seine Frau und 3 Kinder und entleibte sich dann selbst. — Ein von Krämpfen befallener Kutscher in Dresden kam mit einer Hand unter ein Rad und wurde diese zermalmt. — In Glauchau wurde ein 5jähr. Knabe überfahren und schwer verletzt. — Zicgelarbeiter Tausch in Kreischa fiel in die sog. Sumpfgrube und trug mehrfache Verletzungen davon. — Lebensgefährlich verletzt wurde durch das gehende Zeug der Mühlknappe Nötzold in WickerShain. — Ein 18jähriger Webergeselle au« Glauchau ertrank beim Baden in die Mulde. — Der 16jähr.Dienstknccht des GutSbes. Junghanns in Zschocken wurde vom Blitz erschlagen. — Der 20jährige Böttrich in Jöhstadt erlitt durch einen Huffchlag einen Rippenbruch. — Ertrunken ist ein Maurer aus Lindenau beim Baden in der Elbe in der Nähe von Uebigau. — Bei der