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Schutzzoll» für.geboten hplten. Wie weit dieser Pfad verfolgt WÄden ümn, fft zunächst eine offene Fra«: sicher ist, daß^sjch deutschen Gr^grundbesitzer mit der Wohl im WmzG schon zugestandenen Verdoppelung der Kornzölle nur m der Hoffnung echvemanden erklären, daß Wter noch wehr zu erlangen sein wird. Die Versicherung, daß man regierungsseitig mit der Verdoppelung des Kornzolls das äußerste Maß der möglichen Zugeständnisse an die Landwirth- schaft erschöpft habe, wird nicht allzu ernst ge nommen. Hat der Drei-Mark-Zoll sich nur als ein Finanzzoll und nicht als ein Schutzzoll be währt, so kann das auch mit dem Sechs-Mark- Zoll der Fall sein, wenn das Ausland seinen Ueberfluß an Getreide uns auch unter diesen erschwerten Verhältnissen über den Hals schickt und die deutschen Consumenten durch den niedrigen Stand der fremden Valuten im Stande bleiben, das ausländische Getreide immer noch verhält- nißmäßig billig zu erlangen. Sollte sich auch im nächsten deutschen Reichs tage eine Mehrheit für die Verdoppelung der Kornzölle und Erhöhung der Vieh- und Holz zölle finden, so würden damit sicher keine dauern den Zustände geschaffen werden und die Klagen in den Kreisen der Produzenten künftig höchstens etwas schwächer ertönen. An ein Einlenken in die Bahn der Tarifverträge ist nicht eher zu denken, als bis das jetzige Schutzzoll-System auf die äußerste Spitze getrieben worden und der unwiderlegliche Beweis geliefert worden ist, daß der Landwirthschaft dadurch nicht geholfen werden kann. Dieser Beweis fehlt jetzt noch; er kann nur durch die Erfahrung, nicht durch die Theorie erbracht werden. Wenn ein solcher praktischer Versuch unseren Nachbarn Unannehmlichkeiten verursacht, so ist das gewiß sehr bedauerlich, aber doch damit zu entschuldigen, daß dieselben uns auf der Bahn der Schutzzölle vorangegangcn sind, ohne sich sonderlich um die der deutschen Industrie damit zugefügten Nachtheile zu kümmern. Ein Eingehen auf den Vorschlag der Verhand lungen über einen neuen deutsch-österreichischen Tarifvertrag hätte die ehrliche Probe unterbrochen, die der jetzigen Wirtschaftspolitik gegönnt werden soll. Dieser Ansicht war auch der deutsche Landwirthschaftsrath, als er in den letzten Tagen die Frage des deutsch-österreichischen Handels vertrages streifte. Der Berichterstatter, Professor May-München, erläuterte, daß vom Standpunkte der landwirthschaftlichen Interessen Deutschlands zu einer wesentlichen Acnderung der seitherigen Vereinbarungen ein Bedürfniß nicht vorhanden ist und daß die Erneuerung des deutsch-öster reichischen Handelsvertrages, wie seither, auf der Grundlage der Meistbegünstigung und unter Aufrechterhaltung des autonomen deutschen Zoll- tarifes vorgenommen werden sollte. Jm Uebrigen sei es ein dringendes Erforderniß, von Deutscher Seite die Interessen der Landwirthschaft dahin geltend zu machen, daß keine auf Abschwächung der bestehenden, die Einschleppung von Viehseuchen verhindernden Bestimmungen abzielende Bedingung zugestanden wird. Nach längerer Berathung wurden mit großer Mehrheit die beiden Anträge des Professor May-München angenommen: „der deutsche Landwirthschaftsrath wolle erklären: 1) daß es beim Abschluß eines Handelsvertrages mit Oesterreich-Ungarn für Deutschland im Interesse der Landwirthschaft geboten sei, sich bezüglich der Zollsätze Oesterreich gegenüber nicht auf unbe stimmte Zeit zu binden, daß es sich vielmehr empfehle, im Allgemeinen die Autonomie auf dem Gebiete des Zolltarifs gewährt zu sehen, 2) daß es im Interesse der deutschen Landwirthschaft liege, die Uebelstände allzu billiger österreichisch- üttgarischer Frachten (geheimer Reaction) vertrags mäßig herabzumindern und daß es sich in dieser Hinsicht empfehle, die jetzige Fassung des Art. 15 des Vertrages nicht aufrecht zu erhalten, vielmehr auf die vor 1878 bestehenden bezüglichen Bestimmungen zurückzugehen." Daß die Vereitelung des Wunsches nach einem Tarifvertrag mit Deutschland in Oester reich-Ungarn Mißstimmung erzeugen würde, ließ sich erwarten. Es ist das Wasser auf die Mühle jener Czechen, welchen das politische Einverständ- niß zwischen Deutschland.undOesterreich verhaßt ist . Und die das Wiener Eabinet gern zu einer Verständigung mit ihren slavischen Stammes- genvWU'Rußland dtängen möchten. Die rasche Beschlagyabme der in Prag erschienenen antidLutschen-c-echischen Hetzbrochure zeigt aber, daß die österreichische Regierung nicht gesonnen ist, eine herartige Strömung aufkommen zu lassen. Bedenklicher ist die Aufnahme, welche der Plan der deutschen Kornzoll-Verdoppelung in Ungarn findet, wo sich selbst die Regierungsblätter, wie der „Pester Lloyd" darüber sehr bitter äußern. Dieses Blatt behauptet, daß Ocherrcich-yiMn seine Zölle erst erhöht habe, nächdtm Deutsch land. nach einander dem österreichischen Getreide, seinem Mehl und seinen Walvpxodpcten den Gin tritt über die deutsche Grenze nahezu unmöglich gemacht hatte. Der „Lloyd" fügt dann hinzu:, »Jede Zollerhöhung in Oesterreich-Ungarn wurde übrigens unter dem Vorbehalt vorgenommen, daß die Zölle wieder ermäßigt werden sollen, wenn die Nachbarstaaten, namentlich Deutschland, geneigt sein würden, ihrerseits Concessionen zu machen. Unser Tarif enthält eine stattliche Reihe von Sätzen, die mit dem eingestandenen Hinter gedanken geschaffen wurden, als Compensations- Zölle zu dienen, was abermals beweist, daß auf unserer Seite unausgesetzt an die Schaffung von Tarifverträgen gedacht wurde, und daß m Oester reich-Ungarn keinen Augenblick der Protectionis- mus unbedingte Herrschaft ausübte. Was insbesondere Deutschland betrifft, können wir behaupten, daß in Oesterreich-Ungarn nicht nur die Freihändler aus Prinzip, sondern auch die Hochschutzzöllner und Agrarier aus politischen und sachlichen Gründen für ein enges, wirthschaftliches Verhältniß mit diesem Staate eingetreten sind, und wir hegen die Ueber- zeugung, daß es nur des Eingehens in die Ver handlung bedurft hätte, um hundert und aber hundert Berührungspunkte hervortreten zu lassen." Demgegenüber ist zu constatiren, daß im deutschen Landwirthschaftsrath ernste Bedenken gegen ein etwaiges engeres wirthschaftliches Verhältniß zu Oesterreich-Ungarn erhoben worden sind und daß ein etwaiger deutsch-österreichischer Zollbund von den jetzt in Deutschland maßgebenden Kreisen ebenso wenig gewünscht wird wie der Abschluß eines Tarifvertrages mit Oesterreich. Uebrigens ist der Weg zum Hochschutzzoll stets und überall mit Compensations-Zöllen gepflastert. Auch in Deutschland hieß es bisher immer, man müsse hohe Zölle beschließen, um bei künftigen Vertrags verhandlungen Zollermäßigungen zugestehen zu können und für dieselben werthvolle Zugeständ nisse zu Gunsten der deutschen Ausfuhr zu er langen. In Wirklichkeit macht aber dieses all- seitige Höherschrauben der Zollsätze die Rückkehr zu Tarifsätzen, welche beiden Seiten billig er scheinen, immer schwieriger und läßt allen Theilen zuletzt die Kampfzollpolitik einem billigen Ver- tragsverhältniß vorziehen. Die Verlängerung des deutsch - österreichischen Meistbegünstigungs- Vertrages auf ein Jahr ist ein Nothbehelf, gegen den Niemand etwas einwenden wird, der die Lösung der Frage vertagt, aber im Grunde auch erschwert, zumal aus dem jetzigen Vertrage die Bestimmung entfernt werden wird, welche Aus fuhrprämien verbietet und Oesterreich-Ungarn seine Ausfuhr-Vergütungen für Zucker und Spiritus baldigst erhöhen will. Wie sich unter solchen Umständen das handelswirthschaftliche Verhältniß zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn nach Ablauf der Verlängerungsfrist ge stalten soll, entzieht sich jeder Berechnung und wird wohl von den übrigen politischen Verhält nissen abhängen, bei denen überraschende Wendungen ebenfalls nicht ausgeschlossen sind. Deutsches Reich. Zum Präsidenten der Ersten Kammer hat Se. Maj. der König wiederum den Kammerherrn und Kreisvorsitzenden im Meißner Kreise, wirkl. Geh. Rath v. Zehmen, ernannt. Die Nachricht, daß die Frau Erzherzogin Maria Josepha demnächst einen längeren Besuch dem elterlichen Hause und der Königl. Familie abstatten werde, wird jetzt vom amtlichen „Dr. Journ." dahin berichtigt, daß anfänglich der Besuch der wieder vollständig genesenen Frau Erzherzogin Maria Josepha, vor der Ueber- siedelung vom Schlosse Persenbeug nach Brünn, dem neuen Garnisonorte des Herrn Erzherzogs Otto, in Dresden erwartet worden war, daß aber, nach neueren Bestimmungen, VaS junge fürstliche Paar zunächst die Uebersiedelung nach Brünn und die Einlebung in die neuen Ver hältnisse daselbst und sodann erst den Besuch in Dresden im Laufe der nächsten Monate in Aus sicht genommen hat. Se. K. K. Hoheit der Erzherzog Otto, Ober lieutenant in dem in Brünn stationirten 6. Dragoner-Regiment, ist am Dienstag zu dauern dem Aufenthalte im neuen Garnisonsorte Brünn eingetraffen. Die Gemahlin des Erzherzogs, Frau Erzherzogin Maria Josepha, wird erst später dahin nachfolgen. Sächsischer Landtag. In der am 9. d. Nachmittags 6 Uhr abgehaltenen ersten Präliminar sitzung der 2. Kammer hielt zunächst Präsident Vr. Haherkorn eine herzliche Begrüßungsrede, in welcher er die Versammlung zu emsiger und ver- fassuiHSmcchj«r Arbeit zum WohlHMl-W«-- landes ttmaHüte, worauf die AMvysung. der- ANS zurück und wLhltcn, jede Abtheilpng für sich,, ihren «rstm uD zweiten Vorsitzenden/, sowie ihren ersten und zweiten Schriftführer. Di» Gesetz gebungs-Deputation wählte die Herren Günther^ Grahl, Niethammer und Richter, die Finanz deputation L als zweite Abthcilung die Herren May, v. Oehlschlägel, Müller und v. Carlowitz,. die Finanzdeputation die Herren Ackermann^ Schreck, Herrmann und Speck, die Petition»- und Beschwerdedeputation die Herren vr. Haber korn, Bönisch, Möbius und Weigang und die Regentschaftsdeputation die Herren Opitz, Bassenge,, vr. Mehnert und Frenzel. — In der am 10. d. Vormittags 10 Uhr stattgehabten Sitzung wurde das Direktorium gewählt und zwar ist das Resulat folgendes: Zum ersten Präsidenten ward' Abg. vr. Haberkorn, zum 1. Vicepräsidenten Abg. Streit, zum 2. Vicepräsidenten Abg. Georgi,, zum 1. Schriftführer Abg. Speck, zum 2. Schrift führer Abg. Ahnert, zum 1. stellvertretenden Schriftführer Abg. Möbius und zum 2. stell vertretende» Schriftführer Abg. Bartholomäus gewählt. Die neueingetretenen Mitglieder wurden Nachmittags 4 Uhr vereidet. Bischofswerda, 10. November. Bei der gestern stattgehabten Stadtverordneten - Ergän zungswahl wurden von 502 stimmberechtigten Bürgern 367 Stimmzettel abgegeben und wurden . gewählt: 1) als ansässige Stadtverordnete: Herr Kaufmann Emil Böhmer mit 254 Stimmen,. Herr Restaurateur Friedrich Sparschuh mit 232 Stimmen, Herr Rentier Robert Reichen bach mit 226 Stimmen. 2) Als unansässige Stadtverordnete: Herr Restaurateur Hugo Klemm mit 284 Stimmen, Herr Rentier Friedr.. Döring mit 249 Stimmen, Herr Kaufmann Richard Huste mit 185 Stimmen. Die nächst meisten Stimmen hatten von den Ansässigen er- halten, Herr Redakteur Emil May 125, Herr Kaufmann Heinrich Francke 111, Herr Conditor Paul Lange 90, Herr Tuchfabrikant Adolf Heinß 28, und von den Unansässigen erhielten die nächstmeisten Stimmen: Herr Rentier Adolph Täubrich 148, Herr Klempnermeister Carl Baumann 93, Herr Bahnmeister Hermann Preller 90. 1878 wurden von 489 stimmber. Bürgern 240 St.,. 1879 s 480 s s 177 1880 s s 483 s s 133 K. 1881 s s 475 s s 228 S 1882 s s 484 - s 202 s 1883 s s 515 s s 270 - 1884 s s 509 s s 311 s 1885 s s 503 - s 283 s 1886 s s 500 s s 326 s 1887 s s 502 s - 367 s abgegeben. — Ein vielseitig begabtes Mitglied der Hof theatercapelle in Dre sd en, Herr Gustav Heimann, welcher schon oft in Gesellschaften durch seine Virtuosität auf dem Holz-und Stroh-Instrument großes Aufsehen erregte, beabsichtigt in den Städten der Dresdner Umgegend bei Concerten mitzuwirken. Dieser Künstler sei solchen Vereinen,. die statt der Violinen- oder Claviervorträge einmal etwas Außergewöhnliches bieten wollen,, bestens empfohlen. Löbau, 9. November. Heute Morgen ist unsere Stadt der Schauplatz einer grausigen That geworden, wie sie leider in den Großstädten jetzt so oft vorkommen, von denen aber kleinere Orte, wenigstens verhältnißmäßig verschont bleiben. — Seit einiger Zeit wohnte hier im sogenanntem alten Bade, die von ihrem Manne,- einem Fabrik arbeiter in Görlitz, getrennt lebende Frau Haupt.. Im Laufe des gestrigen Nachmittags stellte sich Haupt bei seiner Frau in der Fabrik, wo diese arbeitete, ein und ersuchte diese ihm zu folgen, was sie nach erhaltenem Urlaub auch that. Beide machten nun hier Besuche und verkehrten auch anscheinend ganz friedlich , dann auch die Nacht brachte Haupt in der Wohnung der Frau zu. Heute Morgen gegen 7 Uhr als beide beim. Frühstück saßen, zog plötzlich H. einen sechs läufigen Revolver aus der Tasche und feuerte aus demselben einen Schuß gegen den Kopf der Frau ab. Diese war jedoch nicht tödtlich ge troffen, sondern floh, nach Hülfe schreiend, aus dem Zimmer. H. blieb in der Wohnung zurück c und al» ihm die herbeieilenden < Lvvtei«rg«isen wollten, fand man ihn todt auf;: !ev hatte sich durch den Mund eine Kugel «'4 Gehirn ugtta«. Die unglücklich« Frau wurde erst oÄichiestge Krankenhaus und heute Mittag in die Uugm»- Heilanstalt Zittau überführt, war wird, die Kuyel, d "