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516 i 1882 ab, sowohl während seines ComwäichoS in Tunis, wie während seiner dienstlichen Thätigkeit in Pari» und Clermont begangen haben soll. Insbesondere wird ihm die Aufwiegelung der Armee, sowie die Bestechung von Beamten zum Borwurf gemacht. Nach einer Meldung de» „XIX. SiScle" beschloß am Mittwoch da» in London versammelt gewesene Boulangisten-Comit^ daß Boulanger die Anklageakte mit einem neuen Manifest beantworten solle. Da» ist jedenfalls nicht so gefährlich als nach Frankreich zurückzu kehren und sich dort vor dem StaatSgerichtShofe persönlich zu verantworten. Die hundertjährige Jubelfeier der großen französischen Umwälzung hat auch zu ungewöhnlich umfangreichen Zu sammenkünften des internationalen Socialismus geführt. In der ersten Sitzung des „inter nationalen Arbeiter-CongresseS" zu Paris wurden Vaillant und Liebknecht zu Präsidenten gewählt. Die Wahl Liebknechts sollte eine Anerkennung für die zahlreiche Betheiligung der deutschen Socialisten sein. Trotz aller hochtönenden Reden der irischen Fanatiker ist der ParnelliSmus in England; vollständig in Mißkredit gerathen, weil sich an der Verbindung der irischen Führer mit den amerikanischen geheimen Verbindungen nicht länger zweifeln ließ. Die Mandats-Niederlegung der irischen Vertheidiger vor dem Parnell-AuSschusse machte in London ebenso geringen Eindruck wie die jüngst in Irland geschaffene neue Pachter schutz-Liga. Die englische Regierung sandte neuerdings ansehnliche Truppennachschübe nach Egypten, um dem zu dem Obersten Woodhouse gestoßenen General Grenfell zwischen Assuan und Korosko eine energische Action gegen die unter Führung Wad el Njumi in Egypten eingefallenen Derwische zu ermöglichen. Die Aufforderung, sich zu ergeben, beantwortete der Führer der Derwische mit einem höhnischen Hinweis auf frühere Niederlagen der Engländer. An einem Skandal, der sich in diesen Tagen in den spanischen Cortes ereignete, waren der Ministerpräsident Sagasta, der Senator Marquis de Sardoal, verschiedene Minister, Senatoren und Deputirte, sowie der Präsident des Con- gresses, umgeben von den Stabträgern und Huissiers des Hauses lebhaft hetheiligt. Beschimpf ende Anschuldigungen, welche Sagasta in der Kammer gegen den früheren Präsidenten Mar ios, sowie gegen Sardoal vorbrachte, erbitterten den Letzteren derart, daß er sich durchaus an Sagasta thätlich vergreifen wollte. Nach wilden Lärmscenen wurde Sardoal zum Saale hinaus gedrängt und der von den Freunden Sardoals hart bedrängte Ministerpräsident in Sicherheit gebracht. König Milan von Serbien wird am 22. d. M. in aller Stille von Konstantinopel nach Belgrad zurückkehren. Die Nachricht von der Ankunft russischer Offiziere in Serbien erwies sich als unbegründet. Aus Anlaß der Gerüchte von umfänglichen Rüstungen in Serbien ließ die serbische Regierung durch ihren Vertreter in Sofia, sowie durch den diplomatischen Agenten Bulgariens in Belgrad der bulgarischen Regierung durchaus friedliche Versicherungen übermitteln. Auf den Kaiser von Brasilien hat am vorigen Dienstag Abend am Ausgange des Theaters zu Rio de Janeiro ein unbekannter Frevler, angeblich ein Portugiese, einen Revolverschuß abgefeuert. Dem Kaiser, der völlig unverletzt blieb, sind aus diesem Anlaß von verschiedenen europäischen Höfen Glückwunsch-Telegramme gesandt worden. Der Cardinal-StaatSsecretär Rampolla stattete in Rom dem brasilianischen Gesandten beim päpstlichen Stuhle einen Besuch ab, um demselben' die Glückwünsche des Papstes zu überbringen. Ein Privat-Telegramm aus Eisenach bestätigt die Meldung, daß der Kaiser am 19. August bestimmt zum Besuch des Herzogs von Meiningen in Liebenstein eintreffen und in der Villa Feodora Wohnung nehmen werde. Der Aufenthalt ist auf zwei Tage vorgesehen, und eS sind Hirsch jagden am Meß und Kisstl in Aussicht genommen. Die von einem Berliner Blatte in Umlauf gesetzte Mittheilung, der Berliner Magistrat be absichtige, Vorbereitungen zum festlichen Empfange des Kaisers von Oesterreich treffen und nachträglich Indemnität bei der Stadtverordneten versammlung nachzusuchen, ist mindestens ver früht, denn nach einem Schreiben de» Hofinar» schallamteS an den Magistrat hat der Kaiser' von Oesterreich den Wunsch ausgesprochen, daß, der Trauer wegen, in welcher er sich blinde, jeder officielle festliche Empfang und auck» «ine Ausschmückung der Straßen dufrm Eü« feiten» der städtischen möge. PelMschr Wellschm. Die an herrlichen Eindrücken überreiche Nord- landsfahrt des deutschen Kaisers naht sich ihrem Ende, nachdem am Mittwoch Nachmittag die Kaiserliche Nacht den 70. Breitengrad passirte, Abends S Uhr in Hammerfest ankam und Don nerstag früh 3 Uhr das Nordcap erreichte. Von diesem Ziel der Fahrt trat der Kaiser die Rück reise an, um nach kurzem Aufenthalt in Wilhelms haven voraussichtlich am 2. August in Begleitung eines deutschen Geschwaders nach Portsmouth zu fahren und von dort aus der Königin von England einen Besuch auf der Insel Wight ab zustatten. Auf der Fahrt nach England wird der Staatssekretär Graf Herbert Bismarck, der jetzt wieder zur Uebernahme der Geschäfte in Berlin eingetroffen ist, den Kaiser begleiten. Den Blättern, welche es sonderbar fanden, daß nicht der Staatssekretär, sondern nur „ein unbekannter Rath des Auswärtigen Amtes" den deutschen Kaiser nach Norwegen begleitete, antwortete oer Berliner Correspondent des „Pester Lloyd" treffend: „Graf Herbert Bismarck hätte erstlich zur Be gleitung des Kaisers seine Kur abbrechen müssen, zweitens würde seine Begleitung, wie auf den vorjährigen Reisen, doch nur einen Zweck haben, wo es sich um Monarchen - Begegnungen von politischer Tragweite handelt, die bei der jetzigen Erholungsreise des Kaisers ausgeschlossen waren. LegationSrath von Kiderlen-Wächter, früher bei den Botschaften in Paris und Constantinopel, hat den Kaiser schon auf der vorjährigen Nord fahrt, damals als Vortragender Rath des Staats sekretärs begleitet, jedenfalls ist er in der Um gebung des Monarchen kein Neuling mehr." Kaiser Wilhelm hat auf der Reise nach Norwegen jeden officiellen Empfang dankend abgelehnt. Der Verkehr mit dem Landesherrn Norwegens be schränkte sich auf eine herzliche Erwiderung des empfangenen Begrüßungs-Telegramms, wobei der Kaiser dem König Oskar seine Bewunderung für die großen Naturschönheilen Norwegens in schwungvollen Worten kundgab. Für den Chef des Großen Generalstabes, den Grafen von Waldersee, der den Kaiser auf der Nordlandsfahrt begleitete, war das Vergnügen dieser Fahrt kein ungestörtes, denn die Art, wie ihn daheim ein großer Theil der deutschen Presse für die „Kriegstreibereien" der „Neuen Preußischen Ztg." und deren Kritik der auswärtigen Politik des Fürsten BfMarck verantwortlich machte, konnte ihm nichtMeichgiltig sein. Die Polemik nahm schließlichDinen so scharfen Charakter an, daß Graf W/dcrsee sich gezwungen fühlte, auf seine bisherige Zurückhaltung zu verzichten und in einem an die „Hamburger Nachrichten" gerichteten Telegramm ausdrücklich zu erklären, daß er nie mals in einer Denkschrift an den Kaiser unter Hinweis auf das Anwachsen der russischen Rüst ungen zum Kriege gegen Rußland gerathen habe. Der Chef des Großen Generalstabes muß sich diesen übelwollenden Erfindungen gegenüber da mit trösten, daß es in letzterer Zeit dem preußischen Eisenbahnminister von Maybach ebenso schlimm ergangen ist. Die Anfeindungen dieses Ministers in der „Köln. Ztg." und den „Hamb. Nachr." waren um so empfindlicher, als man bisher all gemein diesen Blättern Beziehungen zu den Re gierungskreisen zutraute. Nachdem aber die „Nordd. Allg. Ztg." die Gerüchte von dem be vorstehenden Rücktritte des Ministers v. May bach energisch widerlegt und letzterem das Zeug- niß großer Thatkraft, Tüchtigkeit und Sachkennt- niß ertheilt hatte, führte man schließlich die er wähnten Angriffe auf die Unzufriedenheit rheini scher Fabrikanten und Hamburger Kaufherren mit den gegenwärtigen Eisenbahntarifen zurück. Trotzdem der von dem deutschen Reichskanzler persönlich überwachte Notenwechsel mit der Schweiz beinahe einen unfreundlichen Charakter annahm, war man deutscherseits der Ansicht, daß drrschweizerischeBundesrathmit dem angeschlagenen schneidigen Ton sich nur die Sympathien der schweizer Radikalen sichern wolle, im Uebrigen aber doch die Absicht habe, den deutschen Rekla mationen nachzukommen. Diese Annahme wurde durch die scharfen Verhöre bestätigt, welche der Sccretär des Justiz-Departements der Eidge nossenschaft, vr. TrachSler, in Zürich vornahm, um die Organisation des Landesausschusses der deutschen Socialisten, dessen Stellung zum Lon doner „Socialdemokrat" und zur Agitation in Deutschland genau festzustellen. Während der jetzigen Ferien des deutschen BundeSratheS werden über den Entwurf eines Ersatzgesetzes für das Socialistengesetz vertrauliche Verhandlungen Zwischen den deutschen Regierungen gepflogen. Die Mehrheit der Letzteren ist bis jetzt den von der preußischen Regierung als Ersatz für das Socialistengesetz vorgeschlagenen Abänderungen der Straf- und Proceßnovelle sehr wenig geneigt. Bessere Aussichten hat eine für die nächste RelchStagS-Session angekündigte Novelle zum Krankenversicherungsgesetz. Diese Vorlage soll bezwecken, das Berhältniß zwischen der Kranken« und der Unfall-Versicherung möglichst organisch so zu gestalten, daß beide zum Wohle der Ar beiter mehr, als es bisher möglich gewesen ist, ineinander greifen. Auch die jetzt zu Stande gekommene Alters-Versicherung dürfte auf die Gestaltung der Novelle eine wesentliche Rück wirkung auSüben. Als Träger der Altersver sicherung werden bekanntlich territorial abgegrenzte Versicherungsanstalten dienen. In Preußen wird jede Provinz, in Baiern jeder Kreisbezirk eine solche Anstalt erhalten. Die übrigen größeren Bundesstaaten (Sachsen, Württemberg, Hessen, Baden, Oldenburg, Mecklenburg und Braunschweig) werden je eine Versicherungsanstalt einrichten, die kleineren sich zu gemeinsamen verbinden, so daß insgesammt 30 Versicherungs-Anstalten ge bildet werden dürften. Die Königl. Commission für Untersuchung der Arbeiterverhältnisse in den Gruben ves Saarbrücker Bezirks hat sich am 15. d. M. in Saarbrücken constituirt. Am Tage darauf begann auch die vom Kaiser für die Be zirke des Oberbergamtes Breslau befohlene Untersuchung der Beschwerden der Bergleute im oberschlesischen Grubendistrict. Mit der bereits erfolgten Einberufung des dalmatinischen Landtags ist die Reihe der öster reichischen Landtage wiederum eröffnet worden, nachdem die Delegationen ihre Aufgaben gelöst haben. Eine Aeußerung des Kaisers von Oester reich, welche derselbe am Schluffe der Delegations- Session zu dem mährischen Delegirten Fanderlik gethan haben soll, dürfte auf die eigenthümlichen Verhältnisse im böhmischen Landtage eine be deutende Rückwirkung üben. Angeblich sagte Kaiser Franz Joseph, es sei ein Armuthszeugniß für die Intelligenz der Landbevölkerung in Böhmen, daß sie sich von den jungczechischen Redensarten in solche Extreme habe treiben lassen. Die Jungczechen sandten eine Abordnung an den böhmischen Statthalter, um entweder eine amt liche Widerlegung der Behauptung Fanderliks oder eine richtige Schilderung der böhmischen Verhältnisse an maßgebender Stelle zu veran lassen. Der Statthalter antwortete, officiell habe er von jener kaiserlichen Kundgebung gar nichts erfahren, über die Wahlbewegung werde er jedenfalls einen objektiven .Bericht erstatten. Das weitere Vorgehen der Jungczechen bleibt abzuwarten. Inzwischen sind die Altczechen von ihrer im ersten Schrecken aufgetauchten Absicht, infolge der jungczechischen Wahlsiege ihre Man date niederzulegen, wieder abgekommen. Der sonst den Nationalen, besonders den Czechen sehr freundlich gesinnte österreichische Justizminister, Graf von Schönborn, hat es mit den Slowenen gründlich verdorben. Zwei Abgeordneten gegen über, welche über die zu geringe Zahl von Er nennungen slowenischer Richter bei ihm Beschwerde führten, erklärte er, es sei gleichgiltig, ob die Slowenen deutsche oder slowenische Bescheide er halten, denn die sogenannte slowenische Schrift sprache verstünden sie ohnehin nicht. Der öster reichische Justizminister berief sich dabei auf das Zeugniß des Fürstbischofs Missia, der behauptete, das Slowenische werde alle zwei Stunden weit anders gesprochen, und das Volk verstehe seinen Clerus nicht, wenn er slowenisch predige. Die Ausstandsbewegung der Kohlenarbeiter in mehreren Bezirken Steiermarks nahm einen so bedrohlichen Charakter an, daß von Graz aus Truppen nach Köflach, Leoben und Neuberg geschickt werden mußten, nm ernste Ausschreitungen zu verhindern. Nach einer ungewöhnlich stürmischen Senats sitzung sind beide französische Kammern am Abend des 15. d. M. geschlossen worden, bevor noch die Creditforderung für den Bau neuer Kriegsschiffe die Genehmigung des Senats finden konnte. Im Allgemeinen athmet man in Frank reich erleichtert auf, daß die vierte und wahr scheinlich letzte Session der jetzigen Deputaten- kammer zu Ende ist. Binnen vier Jahren bat diese Kammer sechs Ministerien gestürzt; freilich hat dieselbe aber auch manche ersprießliche Re form durchgeführt und bedeutende Ersparnisse im Staatshaushalte ermöglicht. Der Boulan- gistenproceß ist endlich bis zur Verweisung der Hauptbeschuldigten, Boulanger, Dillon und Rochefort vor den Staatsgerichtshof gediehen. Die von dem Generalstaatsanwalt OueSnoy de Beaurepaire abgefaßte Anflageschrift ist sehr weitschweifig, imponirt aber den Gegnern Bou langer» ebensowenig wie seinen Freunden. Die Schrift zählt alle einzelnen Boulanger zur Last gelegten Handlungen auf, die derselbe vom Jahre