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lg Wendigkeit, etwaige Einsprüche argen den JnhW rechtzeitig anzubringen, öffentlich aufmerksam zu machen. Zur Stimmberechtigung ist bekanntlich der Besitz der sächsischen Staatsangehörigkeit und die Erfüllung des 25. Lebensjahre» erforder lich; weitere Boraussetzung ist, daß der Be treffende entweder a) Eigenthümer von einem mit Wohnsitz versehenen Grundstücke im Orte ist oder d) an Grundsteuern von ihm eigenthüm- lich gehörigen Grundstücken oder an direkten Personal-LandeSabgaben — Einkommensteuer — oder an beiden zusammen mindestens 3 Mark jährlich entrichtet. Die Steuer vom Gewerbe betrieb imUmherziehenbleibtaußerBerücksichtigung. Dem Ehemann und Vater ist der Grundbesitz seiner Ehefrau und der in seiner väterlichen Ge walt hefindlichen Kinder, sowie die für Ehefrau und Kinder zu entrichtende Steuer anzurechnen. — Bezüglich der Belegung von Plätzen in Eisenbahn-CoupeeS ist eine Entscheidung beachtens- werth, welche die Eisenbahn-Direction Bromberg vor einiger Zeit auf Grund des Eisenbahn- Reglements in einem besonderen Falle getroffen hat. Bei dem Antritt der Fahrt genügt das bloße Belegen mit Gepäckstücken nicht, um dem Reisenden den Platz zu sichern, sondern jeder später Erscheinende hat das Recht, die Gepäck stücke weiterzuschieben und den Platz einzunehmen. Wenn man aber während der Reise auf einer Zwischenstation für kurze Zeit seinen Platz ver läßt, so muß das Anrecht auf denselben — falls man ihn mit Sachen belegt hat — respectirt werden. Unterläßt man aber die Belegung in einem solchen Falle, so verliert man das Anrecht auf den Platz. — Fahrvergünstigung für die Mitglieder der Vereine der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung. Den Mitgliedern dieser Vereine, welche an der vom 1. bis 3. Just d. I. in Mittweida statt findenden Jahresversammlung des Leipziger Hauptvereins als Abgeordnete theilnehmen wollen, werden auf allen Stationen der sächsischen Staats bahn gegen Vorweis der ihnen von den Vereins vorständen ausgestellten Vollmachten am 30. Juni und 1. Juli in der Richtung nach» Mitt weida einfache Fahrkarten vscabfolgt, die zur freien Rückfahrt auf den betreffenden Strecken bi» mit 4. Juli gelten, aber nicht zur Gewährung von Freigepäck und Benützung der Eilzüge — selbst bei Zulösung von Zuschlagskarten — berechtigen. *.* Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 24. Juni. Durch Feuer wurden vernichtet: die Scheune des Gutsbesitzers Graf in Ober-Friedersdorf; das Wohnhaus der Handelsfrau Rößler in Zieben- dorf (Blitzschlag); di«. Scheune des NahrungS- bcsitzers Primm bei Forst; die Hauptwache zu Ober-Cunnersdorf und 20 Schock Bretter; Wohn haus und Stall des Häuslers Lachmann in Nieder-Zschirne; das Haus des Wirthschaftsbes. Steglich zu Brettnig (Blitzschlag); das Wohn haus des Häuslers Schmidt zu Weißig bei Ka menz (Blitzschlag). — Bei einer militärischen Uebung zu Guhlau bei Lüben rannte ein Dra goner in den Säbel eines anderen so, daß er sehr schwer verwundet wurde. — Ertrunken sind: die 4jährige Martha Klinger in Boblitz, der 2jährige Paul Liebusch in Weifa, die 14- und 16jährigen Söhne einer Familie in Radeberg. — Der am 12. Juni in Porschdorf verunglückte Radfahrer Herr vr.^pd. Magnus aus Königsberg ist ge storben. — Der Maurer Horn in Kerzdorf bei Lauban fiel von einem Gerüste und erhielt so schwere Verletzungen, daß er bald starb. — Dem Lohnfuhrwerksbesitzer Baumgart aus Zittau wurden in Dittersbach die Pferde durch's Schießen erschreckt, sie gingen durch und warfen ihn ab. Er wurde überfahren und sehr schwer verletzt. — Die Frau des Restaurateurs Böhm in Görlitz suchte ihren Mann zu verbrennen und später zu vergiften. Sie ist gefänglich eingezogen worden. — In Waltersdorf hat ein Gewitter einen Schaden von 4000 Mark verursacht. — Vom Blitz wurde erschlagen die Frau des Werk führers Krause in Neuland. — Ferner wurden erschlagen 3 Ochsen einer Wirthschaft zu LooS, 2 Kühe und 2 Ochsen des Gutsbesitzers Frobe in Klein-HennerSdorf. — Ein Zimmermann in Görlitz verlor durch die Hobelmaschine drei Finger. — Der S7jähr NahrungSbesitzer Dutschke in Neu-CunnerSdorf ist in einem nahen Teiche ertrunken. — In Dürrwalde bei Senftenberg ging ein Luftballon mit 1 Offizier und 2 Mann au» Berlin nieder und fiel mitten in «inen Bauern hof. — Da» 7. Sauturnfest de» Oberlausttzer Turn- gaue» soll den 7. Juli in Rothenburg abgehaltrn werden. — In Görlitz blühte den 21. und 22. Juni eine Königin der Nacht (Viotori» rügt») in schönster Pracht. — Der dortiae Gartenddu- verein gedenkt den L Juli «ine ckcurslon AUikonntag Bormittag 10 Uhr 38 Min. reiste Se. Maj. der König mit dem fahrplan mäßigen Expreßzug vom Böhmischen Bahnhofe in Dresden au» nach Berlin, um den Hoch- zeitSfeierlichkeiten de» Prinzen Leopold von Preußen mit der Prinzessin Luise von Schleswig- Holstein beizuwohnen. Bon Berlin aus begiebt sich Se. Majestät, wahrscheinlich zum Jubiläum nach Stuttgart. Ihre Majestät die Königin fuhr am selbigen Tage Nachmittag 4 Uhr 55 Mui. mit dem Grafen und der Gräfin von Flandern vom Böhm. Bahnhofe mit dem Expreßzug nach Sigmaringen zu einem Besuche der Fürstlich Hohenzollern'schen Familie. Dresden, 25. Juni. (Telegr. des sächs. Erz.) Ihre König!, und Kaisen. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha von Oester reich haben sich heute Nachmittags nach FranzenS- bad, sowie Ihre König!. Hoheiten Prinz,Georg und Prinzeß Mathilde gleichzeitig nach Sig maringen begeben. Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich August begab sich am 24. d. nach Sigmaringen, um der Vermählung des Erbprinzen daselbst beizu wohnen. Se. König!. Hoheit wird im Herbst Spanien besuchen. Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max sind wieder nach Freiburg im Breisgau abgereist. Se. Excellenz Herr Staatsminister v. Nostitz- Wallwitz hat sich mit kurzem Urlaube nach der Schweiz begeben. Bautzen, 24. Juni. Herr Kreishauptmann v. Salza und LichtencM hat heute einen mehr wöchigen Urlaub angetreten. Die Leitung der Geschäfte ist für die Dauer des letzteren von dem Herrn Geheimen Regierungsrath v. Criegern übernommen worden. Bischofswerda, 23. Juni. Gestern unter nahmen die hiesigen Selecteclassen einen Ausflug nach der „schönen Höhe" bei Dittersbach und nach der „Lochmühle" im Liebethaler Grunde. Die Lochmühle, welche einen reizenden Aufenthalt bietet, besitzt in der Eigenthümerin, Wwe. Schmidt, eine wackere und freundliche Wirthin. Das ge nannte Plätzchen wurde schon vom hochseligen König Johann und nicht minder noch gegenwärtig von den hohen und höchsten Herrschaften mit Vorliebe besucht. Gleich wie es im vorigen Jahre denselben Classen vergönnt war, die hohe prinzliche Familie daselbst begrüßen zu können, so wollte es der glückliche Zufall auch dieses Jahr wieder, die hohen und höchsten Herrschaften, als Ihre Majestäten den König und die Königin, Ihre Königl. Hoheiten Prinzen Georg, Friedrich August und Albert, Erzherzogin Josepha, Herzogin von Genua, Graf und Gräfin von Flandern, mit hohem Gefolge daselbst zu begrüßen. Die gesammte Kinderschaar stimmte freudigbewegt die Sachsenhymne an, worauf Ihre Majestäten sichtlich erfreut die Kinder grüßten und mehrere derselben mit freundlichen Worten anredeten. Abends 10 Uhr trafen die Classen wohlbehalten und hochbeglückt über das Gesehene und Erlebte von der fröhlichen Wanderung per Bahn allhier wieder ein. — 24. Juni. (Johanncsfest!) Die Er innerung kehrt wieder, doch die Zeit kehrt nie zurück. Mit besonderer Lebhaftigkeit übt man am Johannesfest die schöne Sitte, der Todten zu gedenken und ihre stillen Grabeshügel mit Blumen und frischem Grün zu schmücken. Die Wege nach den Friedhöfen waren heute wie all jährlich mit Zügen pietätvoller Wanderer bedeckt, und von Hunderten wurden Kränze niedergelegt auf die umtrauerten Grabeshügel. Auch schon gestern begann die Wallfahrt hinauspilgernder Schaaren nach den Friedhöfen.—Der Johannes- tag ist aber auch ein Freudenfest, und die Johannesfeuer, welche noch immer in vielen Gegenden am Abend vorher angezündet werden und früher allgemein üblich waren, verkünden heut weit in's Land hinaus: „Freut Euch des Lebens! Pflücket die Rose, ehe sie verblüht!" In vor christlicher Zeit wurde an diesem Tage, der Zeit der Sonnenwende, ein großes Volksfest begangen, welches dem Feuer und der Sonne galt, darum heißt das Johannesfest noch jetzt Sonnenwendfest. Man tanzte da um die Johannesfeuer herum, sprang durch's Feuer, um sich von allen bösen und kranken Stoffen zu reinigen. Ja, in früherer Zeit war es fast allgemein Sitte unter der christlichen Bevölkerung, am Johannesabende oder am JohanneStage Waschungen an Quellen und Flüssen vorzunehmen oder auch zu baden. Im 13. und 14. Jahrhundert gingen die Frauen und Mädchen, mit wohlriechenden Kräutern umgürtet und Sprüche wechselnd an den Fluß, um sich Hände und Arm« zu waschen. Ja, da» Bad am . Honlbend« wurde al» besonders wirksam erachtet. — Der Stadtrath veröffentlicht eint Be- kanntmachiM, da» Verbot des Badep» in der freien Wesenitz betreffend. Bischofswerda, 24. Juni. Vergangenen Sonnabend wurde 8 Arbeitern bez. Arbettermnen . der Tuchfabrik der Herren F. G. Herrmann L Sohn hier, eine freudige Ueberraschung zu Theil. ES pflegt der Centralverein deutscher Woll- waren-Jntereffenten ljedeS Jahr eine Anzahl lang jähriger treuer Arbeiter durch Diplome, Aner kennungsschreiben u. s. w. auSruzeichnen, und so waren dieses Jahr auch hier folgende 8 Personen, welche ununterbrochen 32 bis herab auf 22 Jahre in obengenannter Fabrik beschäftigt sind, mit Ehrendiplomen bedacht worden, nämlich: Weberin Lowke, Weber Scholze, Wolltrockner Kuetschke, Weberin Strunz, Spulerin Bergmann, Presser Preusche, Wollleserin Krause und Walker Uhle- mann. Um diesem schönen Ereigniß besondere Weihe zu verleihen, versammelte sich nach Schluß der Arbeit das gesammte Personal der Fabrik im Fabrikhofe um ihre Arbeitgeber und wurden von letzteren den Prämiirten unter Ansprache die Diplome nebst Geld- und sonstigen Geschenken von ihren Chefs ausgehändigt. Bischofswerda, 25. Juni. Die Fahnen weihe des Militärvereins zu Geißmannsdorf, welche am Sonntag Nachmittag gefeiert, verlief bei günstiger Witterung ganz programmgemäß. Gegen 24 Militärvereine von Nah und Fern waren mit ihren Fahnen und mit Musikchören herbeigeeilt, um die neue, reich mit Gold gestickte und geschmackvolle Fahne zu weihen. Nach ab- holung der Festjungfrauen mit der zu weihenden Fahne und nachdem der Festzug durch einen Theil des Ortes marschirt und am Festplatz angelangt, wurde der Weiheact vollzogen. Der Vorstand des Vereins hielt hierauf eine treff liche Begrüßungsrede und rief den erschienenen Kameraden ein „Herzliches Willkommen!" zu. Von einer Jestjungfrau wurde nun die neue Fahne unter entsprechender Ansprache zur Weihe übergeben und dieselbe entfaltet. Nach dem Ge sang des Liedes: „Brüder weihet Herz und Hand", vorgetragen vom Geißmannsdorfer Ge sangverein, hielt Herr Pastor vr. Wetzel die mit großem Beifall aufgenommene, tiefergreifende Weihrede. Hierauf wurden die der Fahne zuge dachten Geschenke übergeben. Ihre Majestäten der König und die Königin hatten gnädigst ge ruht, dieser Fahne 2 Geschenke, bestehend in Nagel und Schleife, huldvollst zu verleihen, welche durch den Herrn Oberst z. D. Dietrich- Bischofswerda überreicht wurden, wie er auch selbst der Fahne einen Nagel verehrte; auch hatte Herr Major z.D. Starost-Bischofswerda ein Geschenk in Form eines Nagels gespendet. Die Jungfrauen überreichten ein mit Eichenlaub ge sticktes grün und weißes Fahnen-Bandelier und die Frauen des Militärvereins widmeten zum Andenken ein grünseidenes Band, während der Jünglingsverein einen goldenen Fahnenschuh spendete. Der Gemeinderath, der Gesangverein, der landwirthschaftliche Verein, sowie die aus wärtigen Vereine und Deputationen hatten alle schöne kostbare Fahnennägel überreicht, sodaß circa 35 Nägel und 2 Bänder die Fahne schmückten. Allen den edlen Spendern und Denen, die das Fest fördern und unterstützen halfen, wurde in warmcmpfundenen Worten der Dank von Seiten des Vorstandes zu Theil. Ein Gesangsvortrag bildete den Schluß des feierlichen Actes. Nun bewegte sich der stattliche Festzug, welcher circa 700 Thcilnehmer zählte, mit 13 Fahnen und vielen Musikchören begleitet, und von einem Reiterzug eröffnet wurde, durch den auf das Herrlichste ausgeschmückten Ort und zurück nach dem Festplatz, woselbst die Auflösung des Zugs stattfand. Ueberall herrschte das fröhlichste kameradschaftlichste Leben; die Festfreude und schöne Harmonie der Festtheilnehmer wurde durch keinen Mißton gestört und gewiß wird dieser Tag in angenehmer Erinnerung bleiben. — Wie wir vernehmen, wird in nächster Zeit der Männergesangverein „Eintracht" aus Radeberg in RothnauSlitz bei Demitz ein GesangS-Concert abhalten, worauf wir alle Freunde des Gesanges schon im Voraus auf merksam machen. — Nachdem über den mangelhaften Zustand der oft sehr alten Landtags-Wahllisten ge klagt worden ist und da dieselben auch mit Rück sicht auf die veränderte Steuergesetzgebung in der formellen Einrichtung eine Aenderung zu erleiden haben, macht sich eine Erneuerung dieser Wahllisten nöthig, welche iit diesem Monat vor genommen wird. Bestehender Vorschrift gemäß ist von den Gemeindevorständen hierauf, sowie auf da» jedem vetbeiligten zustebend« Recht der Einsichtnahme von den Listen und auf die Roth-