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Deutsches Reich. Bischofswerda, 16. Mai. Vor dem Eintritt in die Tagesordnung der auf gestern Abend 6 Uhr an beraumten öffentlichen gemeinschaftlichen Sitzung des Stadtraths und der Stadtverordneten allhier verlieh der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Sinz, in herzlichen Worten den Gefühlen des Dankes gegen Gott Aus druck, welcher das greise Haupt des geliebten Kaisers vor ihm durch verruchte Mörderhand bereitete Ge fahr gnädig beschützt und bewahrt hat, sprach den Wunsch aus, daß es dem deutschen Volke noch recht «e Petetsburger Geschworenen und die Lobpreisung beider durch die sozialdemokratischen Blätter; der Tod des sozialdemokratischen Redakteur'» Denkler in der Untersuchungshaft und die Forderung nach Rache dafür — das sind etwa die neuerlichen Geschehnisse, welche in einem sittlich verkommenen Menschen, wie dem Attentäter, den Entschluß zur Reise bringen könnten, durch die Ermordung des Kaisers Rache zu üben für die „Unterdrückung der Armen durch die Reichen" und sich einen „berühmten Namen" zu machen bei seinen Gesinnungsgenossen. Wüste Agi tationen, welche sich in immer heftigeren Angriffen gegen die staatlichen Einrichtungen wenden und diese aber als „nur Werth, daß sie zu Grunde gehen, darstellen", werden jederzeit bei sittlich rohen Men schen, die sich von ihnen erst einmal haben ergreifen kaffen, einen wilden Haß gegen die persönlichen Träger des Staatsgedankens zur Gährung bringen. Das deutsche Volk, indem es seiner tiefinnigsten Freude über die Beschirmung des theuren Lebens seines Kaisers vor Mörderhand Ausdruck giebt, mag die ernste Mahnung, die es am 11. Mai er halten hat, dahin beherzigen, daß es sich, Hoch und Niedrig, mit dem Bewußtsein der ernsten Pflicht erfüllt, der Verbreitung so verderblicher Anschauungen unter -den Volksmassen mit allen gesetzlichen Mitteln nicht bloS, sondern durch die hingehendste persönliche Thätigkeit des Einzelnen entgegenzuwirken, es steht mit seiner Zukunft dafür ein. Schneeberg in Böhmen, bas MMHi - Teplitz, die Pirnaer und Frauenstejner Gegend, den Windberg bei Dresden und den Blick in die hier angehende unabsehbare Ebene gerichtet, bietet sich ein wonnevolles Bild der üppigsten Fruchtbarkeit. Am Horizont tauchen auf: Hoyerswerda, Wittichenau und andere Flecken, unzählige größere und kleinere Städte und Ortschaften, als Kamenz, Stolpen, Bautzen, Elstra, Weißenberg, Kloster Marienstern re. schmücken die bunte Flur. Auf dem Berge ist für alle mögliche Bequemlichkeit der Besuchenden durch den sehr thätigen Restaurateur Herrn Sänger Sorge getragen und sind die Preise billig zu nennen. Na mentlich in der jetzigen Jahreszeit ist ein Ausflug nach dem Butterberg überaus zu empfehlen. 8 Bautzen. (Schwurgerichtsverhand lungen). In der zweiten diesjährigen Schwur gerichtsperiode, welche vom 13. bis 16. Mai dauerte, wurden folgende Hauptvcrhandlungen unter dem Vorsitze des Herrn BezirksgerichtSdirector von Mücke abgehalten. 1) Die Tagearbeiterin Johanne Doro thee verw. Belger aus Ebersdorf, welche in einer bei dem königl. Gerichtsamte Löbau auf Antrag des Thicrarztes Johann Christlieb Jähne in Löbau gegen dessen Sohn Carl Julius Jähne daselbst wegen Be leidigung und Bedrohung anhängig gewesenen Unter suchung als Zeuge eidlich abgehört worden war, war angeklagt, ihre erstatteten Aussagen wider die Wahrheit mit einem Eide bekräftigt zu haben, wurde jedoch infolge des die Schuldfrage verneinenden Wahrspruchs der Geschwornen von der Anklage frei gesprochen. 2) Der Maurer Wilhelm Golbs aus Beiersdorf stand unter der Anklage der Nothzucht und Körperverletzung und wurde auf Grund des be säenden Wahrspruchs der Geschwornen zu 5 Jahren Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 8 Jahren derurtheilt. 3) Der Wirthschaftsgehilfe Johann Traugott Martschink aus Plötzen, sowie die Dienstknechte Johann Trau gott Matthes aus Lehn und Johann Traugott Pech aus Meschwitz hatten am 19. August 1877 dem Dienstknechte Johann Christoph Renlsch in Mesch ¬ lange vergönnt sein möge, sich des theuren Lebens seines Kaisers erfreuen zu können, und erhob sich am Schluffe seiner Rede einmüthig die ganze Ver sammlung zum Zeichen ihrer ungetheilten Zustim mung. — 15. Mai. Der in unserer Nähe befindliche Duttcrberg mit seinem Thurme erfreut sich fort während eines recht zahlreichen Besuches. Am ver gangenen Sonntag war derselbe von ca. 200 Per sonen bestiegen worden. Nur allein am hiesigen Bahnhofe stiegen deren ca. 100 von Dresden, Puls nitz, Bautzen, Löbau kommend, aus und wanderten dann trotz aller Sommerhitze nach seinem Gipfel, von dort sich der herrlichsten, man kann sagen entzückenden Fernsicht zu erfreuen. Es ist dieser Punkt aber auch in der That jedem Naturfreunde zu empfehlen, denn es wird in Betracht der außerordentlich leichten Besteigurig, kaum einen zweiten in Sachsen geben, welcher eine noch größere und umfassendere Rundsicht gewährte. Den Blick nach dem Gebirge gewendet, so bemerkt man die LandSkrone b. Görlitz, da» Isar-Gebirge, die Lausche bei Zittau, den Czerneboh, Battenberg, den Witz gemeinschaftlich und unter Anwendung von Ge walt seine Taschenuhr aus der Tasche in der Ab sicht weggenommen, sich dieselbe rechtswidrig zuzu eignen, hatten auch denselben bei diesen Gewalt handlungen am Halse und an der Hand verletzt. Die Geschwornen sprachen das Schuldig über die Angeklagten aus, nahmen aber das Vorhandensein wildernder Umstände an und der Gerichtshof ver- urtheilte dieselben wegen Raubes beziehendlich Bei hilfe zu diesem Verbrechen zu Gcfängnißstrafe und zwar Martschink in der Dauer von 8 Monaten, Matthes und Pech in der Dauer von je 5 Monaten. 4) Der wegen Brandstiftung und anderen Vergehen bereits wiederholt bestrafte Tagearbeiter Carl Gott fried Ay aus Niedersohland am Rothstein war an geklagt, das von ihm und seiner Familie bewohnte, zum Besitzthume seines Bruders, des Brenners Carl Gotthelf Ay daselbst gehörige, am Abende des 4. April d. I. vollständig niedergebrannte AuszugS- wohngebäude vorsätzlich in Brand gesetzt zu haben. Der Wahrspruch der Geschwornen lautete auf Schuldig und das Urtheil des Gerichtshofes aus 2