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kuvdgegevm und Ahm sehr wohl gethan habe. Man dürfe solche Dinge in keiner Beziehung zu leicht nehmen: Er habe in der Zeit, als er Mitglied des Staatsmi nisterium» gewesen, stets auf die Gefahren hinge- ipiksen, welche sich aus der Geltendmachung der da maligen staatsfeindlichen Richtungen ergeben müßten, — und Seine Befürchtungen seien durch das Jahr 1848 leider bestätigt worden. Jetzt wiederum und in erhöhtem Maße sei es Aufgabe der Regierung, dahin zu wirken, daß die revolutionären Elemente nicht die Oberhand gewinnen. Jeder Minister müsse dazu das Seinige thun. Insbesondere komme es darauf an, daß dem Bolle nicht die Religion ver loren gehe. Dies zu verhüten sei jetzt die haupt sächlichste Aufgabe.' Eine weitere Ausführung finden diese Worte in der „Provinzial-Correspondenz." „Die Dermuthung lag nabe, heißt eS dort, und sie hat sich bereits bestätigt, daß die That nicht der Person, son dern dem Träger der fürstlichen Macht als solcher galt; in der Person des Kaisers wollte das Ver brechen den Staat und die Gesellschaft treffen, deren erhabenster Vertreter und Schutzherr er ist." Weiter hin heißt es: „Des Kaisers Sinn äußert sich mit tiefster Besorgniß auf die theilweise schwere und ge fahrdrohende Verwirrung des öffentlichen Geistes, welche in dem Mordversuch eine neue Betätigung erhalten hat. Je weniger bisher Anzeichen für eine eigentliche Verschwörung oder Anstiftung vorliegen, desto mehr fällt die moralische Wirkung ins Gewicht, welche die Lehren und Aufreizungen einer auf staatliche und ge sellschaftliche Umwälzung hinarbeitenden Partei augen scheinlich auf das Gemüth des Verbrechers geübt haben. Die Hand Gottes, welche den Erfolg des Attentats vereitelt bat, wollte dasselbe nur zu einer neuen ernsten Mahnung werden lassen für alle die jenigen, welche über dem Wohl des Gemeindewesens zu wachen haben. Möge die tiefe Wirkung, welche die verbrecherische That hervorgebracht hat, sich vor Allem in dem ernsten und festen Willen bethätigen, gemeinsam nach den.Mitteln und Wegen zu forschen, um den Gefahren, welche der Gesellschaft von wei terer Verbreitung der zerrütteten Lehren drohen, recht zeitig vorzubeugen." Wie wir hören, hat sich das Staatsministerium in seiner MontagS-Sitzung auf direktes Ansuchen des in Friedrichsruh weilenden ReichScanzlers mit der Erwägung von Maßregeln beschäftigt, welche aus Anlaß des Attentats zu treffen sein könnten. Zu den Orientangelegenheiten bemerkt die „Prov.- Corr.", die friedlichen Hoffnungen, welche an die Reise des Grafen Schuwaloff geknüpft werden, hätten sich erhalten, und in den letzten Tagen sei namentlich aus England mehrfach über Anzeichen friedlicher Stimmung berichtet worden. Der Kronprinz des Deutschen Reiches hat sich mit seinen jüngeren Kindern über Ostende nach England begeben, wo . die Frau Kronprinzessin be reit» seit einiger Zeit zum Besuche ihrer königlichen Mutter weilt. mittag» zu neuen RuhestölÄngea der strkkndWWW beiter gekommen. An zahlreichen Häusern -wMM die Fenster eingeworfen. Die Truppen zerstreuten die Tumultuanten. Der russische Militärgouverneur von Bessara bien verbot auf vertraulichem Wege den Deputirttn und Senatoren Bessarabiens, die rumänische Kammer ferner zu besuchen. >' ° Dem „N. Wiener T." wird aus Pera gemeldck, daß die im Trajansthor verschanzten Insurgenten am Montag von aus Jchtiman und Mohowo auS- marschirten Russen angegriffen wurden. Sie warfen jedoch die Russen zurück und besetzten Mohowo. Die Russen mußten auch Jchtiman räumen. Der „Times" wird aus Philadelphia vom 15. Mai gemeldet, Rußland hätte von der Providence arms Kompanh 200,000 Gewehre, die ursprünglich für die Türkei bestimmt gewesen, gekauft und eine weitere halbe Million bestellt. Constantinopel. Der neu ernannte russ. Bot schafter, Fürst Labanoff, ist hierangekommen. — DaS Uebereinkommen der Pforte mit hiesigen Banken be treffend den Vorschuß von 700,000 Pfund ist am 15. unterzeichnet worden. Die Regierung zahlt 12AZinsen und 2 Proc. Commission. Als Garantie dienen die Zoll-Einnahmen von 15 Monaten. Vermischtes. — In Erlangen hat der Student Brand, Sohn des Bezirksamtmannes in Weißenburg, den Lieute nant von Hirsch, bei den Jägern in Garnison, im Duell erschossen. Brand war Freiwilliger und wäh rend seiner Dienstzeit hatte sein Lieutenant von Hirsch ihm mehrmals vor der ganzen Compagnie Ehrlosig keit und Charakterlosigkeit vorgeworfen. Als Brand feine Mililärzeit abgedient hatte, bat er den Be leidiger auf dessen Zimmer um Aufklärung; als diese jener verweigerte, forderte ihn Brand auf Schläger, von Hirsch antwortete, Schläger seien ihm zu lumpig, er wolle den Handel mit Pistolen ausmachen. Zu gleich äußerte er mehrmals in Gesellschaft, er habe den festen Willen, den Brand niederzuschießen. Frei tag Morgens 6 Uhr fand das Duell statt. Brand, der als Geforderter den ersten Schuß hatte, schoß in die Luft; Hirsch aber legte fest auf Brand an und feuerte, aber die Pistole versagte. Brand, der nun sah, daß es sein Leben gelte, schoß auf den zweiten Gang den Lieutenant mitten in die Brust, so daß derselbe nach einer halben Minute todt war. Er ging sofort zum Staatsanwalt, um sich zu stellen, und wurde ins Bezirksgerichtsgefängniß nach Fürth abgeführt. Es ist dies in Erlangen seit 2 Jahren der zweite Fall, daß ein junger Mann im Pistolen duell gefallen ist. — (Guano-Lager in Polen.) Einige Lieb haber der Naturkunde stießen kürzlich unvermuthet, als sie Untersuchungen in der Wershchowskij-Grotte bei Oizowo im Gouvernement Kjelze anstellten, auf ein mächtiges Guano-Lager. Die cbemifche Analyse ergab, daß der Guano, was die Qualität betrifft, dem Peruanischen Guano nicht nur nicht nachsteht, sondern ihn fast noch übertrifft. Preußische Grund-