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Sultan absenden zu sollen. Betreffs Afghanistan» sagt die Thronrede, die Regierung sei bemüht, für die Pacification dieses Lande« und für Einrichtungen, welche geeignet seien, die Unabhängigkeit de» Afghanenvolkes zu sichern, wie auch freundschaft liche Beziehungen Afghanistans mit Indien herzustellen. Die Thronrede empfiehlt ferner die Konföderation der südafrikanischen Colonien und die Aufrechthaltung der Obergewalt in Transvaal- laud. Die Thronrede verkündet sodann, die Aus nahmegesetze für Irland würden nicht wieder er neuert, obschon die Regierung entschlossen sei, da» Leben und da« Eigenthum zu sichern, sowie die Ordnung zu erhalten. Unter den angekündigten Vorlagen befinden sich ein Jagdgesetz, sowie eine Vorlage über eine dem Wahlrechte englischer Wahl flecken entsprechende ähnliche Gestaltung de« Wahl rechts irischer Wahlflecken. — Beide Häuser Pflegen die Thronrede durch eine Adresse an die Königin zu beantworten. Im Unterhaus« erklärte bei der De batte hierüber der Premier Gladstone: Göschen solle in Constantinopel auf Erfüllung des Berliner Ver trage« bestehen und Mißverständnisse zwischen der Türkei und England beseiligen, wa» sowohl im Interesse Europa'« al» auch der Türkei selbst Wünschenswerth sei. Die Türkei glaube irrtümlicher Weise, daß England ein hohe» wesentliches Interesse an der Aufrechthaltung de« ottomanischen Reiches habe und daß die Türkei schließlich stet« auf England rechnen könne; diese Ansicht theile England nicht. Eben so irrthümlich sei der Glaube, daß England die Souveränität der Türkei in Asien verletzen wolle. England wünsche nur die Verpflichtungen der Türkei genau ausgeführt zu sehen. E« giebt ernste Angelegenheiten in Europa, aber er könne nicht zugeben, daß der Zustand Europa'« kritisch sei; allseitig habe die Regierung befriedigende Versicherungen erhalten. Es werde stet« da« Bestreben der englischen Regierung sein, da« gegenwärtige Gefühl der Ein tracht unter den Mächten im allgemeinen Interesse aufrecht zu erhalten. — Der Adreßentwurf wurde darauf angenommen. Auch da« Oberhaus nahm die Adresse an, nachdem Granville sich über die Türkei wesentlich in gleichem Sinne, wie Gladstone, ausgesprochen, auf di« noch unerledigten Punkte im Berliner Vertrag hingewiesen und ein energischer Zusammengehen der Mächte be hufs Ausführung derselben für nothwendig erklärt hatte. Die Regierung erließ ein Circular an die Mächte, worin der Erlaß einer identischen Note an die Pforte vorgeschlagen wird. Sobald die Note überreicht sein wird, kann die Vorlage der Schrift stücke erfolgen. Seitens sämmtlicher Mächte erhielt die Regierung ermuthigende Antworten. Der Wider stand der Pforte gegenüber einem gemeinsamen Drucke Europa'- werde voraussichtlich schwach sein. Der BundeSrath hat die Einverleibung Altona« in das Zollgebiet vorbehaltlich der näheren Modali täten der Ausführung am 22. einstimmig beschlossen. Nach dem jetzt festgestellten genauen Resultate der Reichstagswahl im 6. würtembergischen Wahl kreise (Reutlingen) erhielt Payer (Bolkspartei) 5860 und v. Geß (deutsche Reichspartei) 3620 Stimmen. In Italien haben am letzten Sonntag die zahlreichen Stichwahlen in denjenigen Bezirken statt gefunden, in welchen am vorigen Sonntag die Neu wahlen für das Parlament kein definitive« Crgebniß hatten. Das „B. T." scizzirt die Physiognomie de» neuen italienischen Parlaments folgendermaßen: „Da» Gesammtergebniß der Wahlen ist annähernd folgende«: Die Rechte hat 170, die ministerielle Linke 215; die Centren 50 und die dissidente (antiministerielle) Linke 75 Sitze inne." Das ist ein Stimmrnver- hältniß, welche- dem Cabinrt Cairolt-Depreti- keine besonder« günstigen Aussichten eröffnet. Die Stich wahlen besserten nicht die sehr schwankende Stellung de» Cabinet«. Versöhnungsversuche mit der dissi- denten Linken, welche die Entlassung de« Minister» Depreti« verlangten, scheiterten. Wahrscheinlich wird am Mittwoch schon die Krisis eintreten, fall- Farini die ministerielle Candidatur de» Kammervorsitze« ablehnt. Der Appellhof in Genua casstrte 600 ministerielle Stimmen der dortigen Polizeisoldaten. Sachsen. Bischofswerda, 25. Mai. Die allhier seit 1808 bestehende „Grabecaffengesellschast" hielt am vergangenen Sonntag, den 23. d. im Saale de» SchützenhauseS die gewöhnliche Jahresversammlung ab. Die vom Rechnungsführer Herr C. H Wähner vorgetragene JahreSrechnung wurde für justificirt erklärt und dann noch der Beschluß gefaßt, im laufenden Jahre eine Revision der Statuten vorzu nehmen. Die Einnahme betrug 1444 Mk. 69 Pf. und zwar 3S0 Mk. 14 Pf. Cassenbestand, 13 Mk. 50 Pf. Aufnahmegebühren, 855 MI. Beiträge von 570 Mitgliedern, 71 Mk. 30 Pf. Quartalgrlder Vit» tt^Borlage wegen Abänderung der "Maigesetzr betrifft, die am Donnerstage dem preußischen Landtage zuging, so läßt sich deren In halt in Kürze wie folgt zusammenfaffen: Da» Staats ministerium ist ermächtigt, mit der königlichen Ge nehmigung von gewissen, einzeln angeführten, Er fordernissen des Gesetze» über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen zu dispenfirrn, auch au»« ländischen Geistlichen die Vornahme von Amtshand« btvgen zu gestatten. Berufungen an die Staats behörden gegen die Entscheidungen der Kirchen behörden stehen nur den Oberpräfidenten zu. Gegen die Kirchendiener, welche die StaatSgesetze schwer verletzen, ist auf Amtsunfähigkeit zu erkennen, womit der Verlust de» AmtSeinkommen» verbunden ist. Einem durch gerichtliches Urtheil entlassenen Bischof bann vom Könige die staatliche Anerkennung al» Bischof seiner früheren Diöcese wieder ertheilt werden. In den erledigten katholischen BiSlhümern Lana die Ausübung bischöflicher Rechte Demjenigen, Melcher einen kirchlichen Auftrag hierzu darthut, auch ohne die vorgeschriebene Eidesverpflichtung durch da« Staatsministerium gestattet werden. Die Wiederaufnahme von eingestellten StaatSleistungen bann durch Ministerialbeschluß widerruflich angeordnet werden. Verfolgungen wegen Zuwiderhandlungen «gen die Maigesetze finden nur auf Antrag de» Oberpräfidenten statt. Die Minister de» Innern rmd de» CultuS sind ermächtigt, die Errichtung neuer Niederlassungen von in Preußen bereit» bestehenden Genossenschaften für die Krankenpflege zu genehmigen, auch widerruflich zu gestatten, daß bestehende weib liche Genossenschaften für Krankenpflege auch die Pflege und Ueberwachung nicht schulpflichtiger Kinder al» Nebenthätigkeit übernehmen. Ein ganz neue» Ereigniß steht un« bevor: Die Tortsetzung des Berliner CongresseS! Die Mächte sollen sich geeinigt haben, die in Berlin «creditirten Botschafter der Signaturmächte zu einer Eonferenz zusammen treten zu lassen, um zunächst die griechische Frage zu regeln. Gelingt dies, dann werden jedenfalls auch die übrigen bisher un erledigt gebliebenen Punkte des Berliner Vertrags »or da» Forum dieser Eonferenz kommen. Es ist »olle Wahrscheinlichkeit zur allseitigen Annahme de» ueuen Vorschläge» vorhanden. Vielleicht ist er schon lu diesem Augenblicke acceptirt. Diese Thatsache zeigt, daß keine Macht einseitig in die orientalische Frage rlugreifen will und daß nach einem Einverständniß gesucht wird. In Berlin werden ohne Zweifel die Stellungen der einzelnen Mächte sich genauer definiren und wird daher die Eonferenz voraussichtlich von größter Wichtigkeit werden. Auf diesen Eonferenz« Vorschlag sind die verschiedenen Angaben über die Thätigkeit der europäischen Diplomatie und über die Projekte zur Einsetzung der internationalen Commis- poneo, die in letzter Zeit auftauchten, zurückzuführen. Am Schlüsse voriger Woche begann da« öster reichische Herrenhaus die Budgetdebatte. Aus dem Bericht der Budget-Commission läßt sich die tiefe Verstimmung erkennen, welche sich der verfassungs treuen Mehrheit angesichts der inneren Zustände bemächtigt hat. Schon die äußere Geschichte der Verhandlungen im Schooße der Commission, die bloße Aufzählung der Fakten in dem Berichte ge palten sich zu einer herben Kritik der finanziellen und politischen Action der Regierung. So klar scheint die vorherrschende Stimmung selbst dem Mi nister-Präsidenten gewesen zu sein, daß, als Graf Leo Thun in der Commission die Bewilligung deS vom Abgeordnetenhaus« verweigerten Dispositionsfond beantragte, Graf Taaffe rasch auf die Einstellung dieser Summe verzichtete, um nur jeder Diskussion über die Erfolge der Coalitions-Destrebungen und einer zweifellosen neuen Niederlage auszuweichen. Freilich war da« Opfer vergeben«, denn die Debatte Aber die Frücht« jener Methode, welche da- jetzige Cabinet zur Herstellung de» inneren Frieden» in Oesterreich eingeschlagen hat, wird dennoch erfolgen, und sie wird von jenem Ernste getragen sein, welchen die Lage erheischt. Der Bericht der Budget-Com- wisfion weist deutlich genug aus die wichtigste innere Frage hin und fordert di« Ordnung der Finanzen, deren Lage al- eine unerfreuliche bezeichnet wird. In beiden Häusern de» englischen Parlament- Ak die Adreßdebatte schnell zu Ende geführt worden. Di« Thronrede, womit dir Session eröffnet wurde, bezeichnet die Beziehungen zu den fremden Mächten «l» herzliche und hoO, die Regierung werde im Einvernehmen mit den Mächten die baldige Aus- führung de» Berliner Vertrag» betreff» effektiver Einführung von Reformen und gleichmäßiger Gesetz« kn der Türkei erreichen können; auch territoriale Fragen seien noch nicht gemäß den Bestimmungen de» Berliner Vertrag- geregelt, solche Ausführung de» Vertrag» sei aber wesentllich geeignet, um neue Ver wickelungen zu verhüten und glaubte die Königin des halb einen außerordentlichen Botschafter an den und 114 Mk. 75 Pf. Zinsen. Die SnSZabe» erreichten eine Höhe von 1113 Mk. 1 Pf. und »war 765 Mk. an 15 verstorbene Mitglieder, 150 Mk. in die Sparkasse, 115 Mk. 25 Pf. Besoldungen und 82 Mk. 76 Pf. Insgemein. Der Ueberschust, beträgt demnach 331 Mk. 68 Pf. und da» Vermögen de« Vereins 2562 Mk. 58 Pf. Da» F r ü h l i n g « f e st des GeblrgS- verein« für die sächs-böhm. Schweiz fand am 23. Mai in Pirna, dem Begründungsorte deck Vereins, unter lebhaftester Betheiligung statt und wurde, ungeachtet aller bi» auf die letzten Stunden vorher gehegten Befürchtungen, noch vom erfreulichsten Wetter begünstigt. Die Festtheilnehmer trafen gegen 1 Uhr Nachmittag« theilS mit dem Festdampfschiff,, theils per Eisenbahn in der festlich geschmückten Stadt ein. Die Anwesenheit Sr. König!. Hoheit de» Prinzen Georg, de« erhabenen Protektor» de» Vereins, nebst hoher Gemahlin und Familie gab- dem in jeder Beziehung gelungenen Feste die schönste. Weihe. Da« von Herrn l)r. Th. Herrmann ver faßte Festspiel „Au« alter Zeit" gelangte in würdiger Weise zur Aufführung. Unter den anwesenden- distinguirtcn Persönlichkeiten bemerkten wir die Herren Hofmarschall v. Gutschmidt, Kreishauptmann v. Ein siedel, AmtShauptmann v. Ehrenstein rc. Die zum Theil vom Herrn Maler Diethe entworfenen und eigen« angefertigten, zum Theil aus der Garderobe des königl. Hoftheaters geneigtest gewährten farben reichen Costume des 16. Jahrhunderts boten in dem figurenreichen Brautzuge und dem Jagdzuge der in Person erscheinenden kurfürstlichen Hoheiten Vater August und Mutter Anna ein ungemein anmuthige» Bild, das in dem vom Ruthenschläger zur Stelle gezauberten, einen Blick in die Zukunft gewährenden, lebenden Bilde — der Genius de« Sachsenlandes segnet das lorbeergeschmückte königl. Bruderpaar,. König Albert und Prinz Georg, und die Gnomen- des vaterländischen Felsenwaldes bringen ihnen: huldigend da» lebendige Gebirgsvereinszeichen, da» Farnkraut, in Volksliebe und Verehrung — einen höchst gelungenen Abschluß fand. In ungetrübter- fröhlicher Stimmung verlief das Fest, unter Klängen allgemein angestimmter Gesänge au« dem neu er schienen Liederbuche des Vereins und der brav aUS- gesührten Concertmusik, bi« in später Abendstunde Dampfer die Festtheilnehmer wieder heimführten. (Dr. I.) q. Umschau in der Lausitz, 24. Mai. Am 17. wurde zu HerwigSdorf bei Löbau der 16jähr!ge Sohn eines Gutsbesitzers gefänglich ein--- gezogen, weil man ihn beschuldigt, die Magd vergiftet zu haben, die gefährlich erkrankt ist. — Mit der Post zu Olbersdorf bei Zittau soll vom 1. Juni an eine Fernsprech-BetriebSstelle mit beschränktem- Tagesdienst verbunden werden. — Der Zweigverein für Volksbildung zu Zittau hatte im letzten Vereins jahre 1012 Mk. Einnahme, welche vollständig Ver wendung fanden. Die Volksbibliothek hat 1380' Bände. Verliehen wurden 4353 Bücher. — Iw Zittau unternahm vor einigen Tagen unter Führung, des Herrn Bürgermeisters Haberkorn Herr Professor vr. Steche eine nochmalige Besichtigung und Prüfung der entdeckten und bloßgelegten Wandgemälde in der dortigen Klosterkirche und des historischen Museums.. Ueber Herrnhut und dessen nächstgelegenen Ortschaften entlud sich dieser Tage ein heftige» Schloßenwetter, welches auf Feldern, Wiesen und- Gärten einen sehr beträchtlichen Schaden an gerichtet hat. Zur provisorischen Verwaltung der ungetheilten Dresdner Amtshauptmannschaft bis zu Neujahr ist nunmehr, wie da« „Echo" bestimmt vernimmt, Herr AmtShauptmann von Metzsch designirt. Von Neu jahr an erhält derselbe die kleinere Neustädter AmtS- hauptmannschaft. Wer aber die auf dem linken Elbufer größere erhält, ist zur Zeit noch nicht feststehend.. * Der Centralvorstand der Gustav-Adolph-Stiftung zu Leipzig hat bis jetzt zum Jubiläumsfond 29,233- Mk. und 15,577 Gulden zusammengebracht. — Die Jahresversammlung de« GesammtvereinS wird im- Jubeljahre des Toleranzpatents — 1881 — jeden falls in Wien abgehalten werden. In Klein-Cotta fand am zweiten Pfingst- feiertage in der dortigen Kirche die Feier der Weihe der von Herrn Eule in Bautzen erbauten und meisterhaft gelungenen neuen Orgel statt. Da» hervorragendste Vergnügungs-Etablissement Leipzig«, da» alte Schützenhau», scheint unter der Ungunst verschiedener Umstände empfindlich gelitten zu haben, denn am Donnerstag hat gegen den der zeitigen Pächter desselben, Herrn Restaurateur Robert Kühnrich, der zugleich Besitzer de« Leipziger .Börsen keller«' ist, da- Concursverfahren eingekeilt werden müssen. Die Passiven sollen «ine ziemlich beträchtliche Summe repräsrntiren. Eine StönM- in der Bewirthschaftung dr» SchützeohauM. indeß nicht eintretrn, da eine zn dtv LWW