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Mästung zu veranlassen. Der hierauf in seine MIÄichnuug gebrachte Gemißhandelte hatte nun förm- U Üch phästasirt und die Worte fallen lassen, er möge U au«. Scham über den Borfall gar nicht länger leben. ? Zur großen Bestürzung seiner Familie hat er diese > Worte auch zur That gemacht und sich gegen 10 Uhr Vormittags in seiner Wohnung erhängt. Der Kaiser hat, wie die „Prov.-Corr." in Be stätigung früherer Nachrichten mittheilt, auf den Rath der Leibärzte nunmehr bestimmt beschlossen, im November noch nach Wiesbaden zu gehen, um unter der Gunst des dortigen milden Klimas die glücklich fortschreitende Genesung mit hoffentlich gleich günstigem Erfolge fortzusetzen. Zunächst ge denkt der Kaiser gegen Ende diese« Monat« mit der Kaiserin nach Coblcnz und von da etwa am 9. November nach Wiesbaden zu gehen, in der ersten Decemberwoche aber mit der Kaiserin nach Berlin zurückkehren. Der Reichskanzler Fürst Bismarck gedenkt bis Anfang November in Friedrichsruhe zu bleiben. Die „Prov.-Corr." bestätigt, daß der preußische Landtag im Laufe der mit dem 18. November be ginnenden Woche einberufen werden wird. Gutem Vernehmen nach sind in Ausführung deS SocialistengesctzeS als Mitglieder Her Beschwerde commission nach 8 26 in Aussicht genommen: Der Minister des Innern Graf zu Eulenburg als Vor sitzender, der UnterstaatSsecrelär Bitter als stellver tretender Vorsitzender, außerdem aus dem Bundes- rathe die Vertreter Sachsens, WürtcmbergS und Mecklenburgs; aus den obersten Gerichtshöfen 3 preußische Obertribunalsräthe (darunter Hahn und DeliuS); ferner wahrscheinlich ein baiersches und ein hessisches oder badisches Obergerichtsmitglied. Die officiöse „Prov.-Coir." schließt einen Artikel über die Annahme des Socialistengesetzes mit folgenden Worten: „Ueber das Gesetz und den Inhalt desselben wird kein Patriot, welcher Partei er auch angehöre, Freude oder Genugthuung empfinden, — und eben sowenig kann die Ausführung und Anwendung desselben den Regierungen und Behörden eine er wünschte Aufgabe sein. Für Alle, die an dem Werke der Gesetzgebung betheiligt waren, für die Regierungen nicht minder, als für die Parteien im Reichstage, handelte es sich um die Erfüllung einer schweren und peinlichen Pflicht für die Gegenwart und die Zukunft des Vaterlandes; nur das Bewußt sein der gemeinsamen ernsten Verantwortung konnte die mannigfachen und widerstreitenden Bedenken überwinden lassen, welche zuerst der Verständigung entgegenzustehen schienen. Diese gemeinsame Be- thätigung des Patriotismus wird, so Gott will, ein neues und festes Band für alle staatserhaltenden Parteien auch zu weiterer fruchtbringender Thätigkeit für das Vaterland werden. Auf allen Seiten ist klar erkannt und offen ausgesprochen worden, daß das neue Gesetz vor Allem den Boden wieder frei machen solle für eine segenbringende positive Thätigkeit auf dem.Gebiete der Volkswirthschaft und der ernsten Fürsorge des Staates für alle berechtigten und be sonnenen socialen Bestrebungen. Möge die Wirkung de« Gesetzes sich bald so erfolgreich bewähren, daß diese ernsten und wahrhaft ersprießlichen Bestrebungen wieder einen allseitig günstigen Boden in unserem Volke finden." Berlin, 23. Oct. Durch Verfügung de« Polizeipräsidiums vom 23. Oct. auf Grund des 8 11 des Socialistengesetzes ist die heutige Nummer der „Berliner Freien Presse" verboten, gleichzeitig wurde auch das fernere Erscheinen des Blatte« verboten und 34 namentlich aufgeführte nicht pe riodische, seit 1872 erschienene Druckschriften ver boten, von denen 16 in Berlin, 9 in Zürich, 3 iu Brüssel, 2 in Chicago, je 1 in Bern, Paris und Pest und 1 ohne Ortsangabe erschienen sind. — Das königl. Polizeipräsidium hat heute auf Grund des Socialistengesetzes vier hiesige Vereine aufgelöst. Aus guter Quelle erfährt man, daß die deutsche ReichSregieruog bereits vor einigen Wochen dem Wiener Cabinet den Vorschlag unterbreitet hat, den mit dem 31. December d. I. ablaufenden deutsch österreichischen Handelsvertrag auf ein Jahr, also bis zum 31. December 1879 zu verlängern. Der General-Postmeister vr. Stephan wird, wie man hört, beim Wiederzusammentritt des Bundes raths behufs Vorbereitung der Vorlage für die Frühjahrssession der Parlaments demselben eine Vorlage wegen Errichtung von Postsparcassen unter breiten. Rußland. Die Zahl der in Odessa unter Anklage ge stellten Nihilisten beträgt im Ganzen 340. Die Reorganisation und Verstärkung der Polizeimann schaften ist vollendet. Seitens der Regierung wird viel Gewicht darauf gelegt, daß für die Gerichts verhandlungen gegen die Nihilisten die Oeffentlichkeit gewahrt werde. Maßregeln, um Ruhestörungen so fort zu unterdrücken, sind getroffen. Italien. Die Ministerkrisis wird sich wahrscheinlich dahin lösen, daß Ministerpräsident Cairoli das Ministerium des Auswärtigen und Admiral Acton das Marine ministerium übernehmen wird. Für das Ministerium des Ackerbaues soll der Depulirte Speziale.in Aus sicht genommen worden sein. — Das Journal „Dirilto" meldet, General Bonelli habe das Porte feuille des Kriegsministeriums angenommen. Der selbe habe sich heute, den 24. d., Abends nach Monza begeben und werde morgen dem Könige den Eid leisten. Vermis chteS. — In Berliner Kreisen wird die Veranstaltung einer Weltausstellung in Berlin im Jahre 1882 lebhaft erörtert. — Der Schluß der Pariser Weltausstellung er folgt am 10. November. — Wie der „Commerico" in Genua aus höchst verläßlicher Quelle melden zu können angiebt, wird der St. Gotthardtunnel im Laufe des kommenden Jahres fertig gestellt und Anfangs 1880 dem Ver kehr übergeben werden. — Bei der Theilnahme, welche neuerding« — besonders aber seit dem Untergang de« „Großer